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Der Sport ist politisch

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Wolfgang Zängl 30.8.2012; aktualisiert 15.4.2017

„Die Todsünde – im Fußball und im Sport allgemein – heißt: politische Einmischung. Das ist zwar Unsinn, alles ist Politik im Sport“ (Kistner, Thomas, Fifa-Mafia, Die schmutzigen Geschäfte mit dem Weltfußball, München 2012, S. 298).

1 Wie sich der Sport Politik vorstellt
In Deutschland betreibt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) eine starke politische Lobbypolitik, unter anderem beim Bundesministerium des Innern, dem Hauptsponsor des Leistungssports sowie im Sportausschuss des Deutschen Bundestages. Außerdem spurt die deutsche Politik, wenn der DOSB mit seinen 27,5 Millionen Mitgliedern winkt: Dann wird der Bundesinnenminister zum Bundessportminister.

Das Modell, dass sich Sportfunktionäre und Sportverbände zurechtgelegt haben, sieht so aus: Der Sport ist absolut autonom und angeblich unpolitisch und will vom Staat unabhängig sein. Der Staat darf weder mitbestimmen noch eingreifen – nur zahlen soll er und zwar kräftig. Der Sport darf – immer häufiger – seine Groß-Events ohne Einsprüche selbstbestimmt überall durchführen, auch in Diktaturen und totalitären Systemen. Menschenrechte interessieren hier offenbar nicht.

Diese Entwicklung wird weltweit gesteuert von den internationalen Sportverbänden, die aus steuerlichen und korruptionstechnischen Gründen größtenteils in der Schweiz sitzen. Aber auch die nationalen Sportverbände wirken in diese Richtung. Internationale Sport-Großevents finden mit steigender Frequenz in totalitären Ländern statt. Diese Nähe zu Diktaturen und autoritären Regimen ist auffällig. Angeblich, so die Behauptung der Sportfunktionäre, würden Sportereignisse in diesen totalitären Ländern demokratiefördernd wirken: Diese Behauptung ist absoluter Unsinn. Das Gegenteil ist der Fall: Die autoritären Strukturen gestalten den Sport, nutzen die Sportevents und profitieren von der weltweiten Aufmerksamkeit.

Der Russe Alexei Sorokin war langjähriger Spieler und dann Präsident von Dynamo Moskau, Geschäftsführer des russischen Fußballverbandes, ist nun Diplomat im Außenministerium und Generaldirektor des Fußball-WM-Organisationskomitees 2018. Sein Credo: „Fußball ist Außenpolitik!“ (Sundermayer 25.10.2012; Hervorhebung WZ).

Fifa-Präsident Sepp Blatter hatte enge Beziehungen zu den Diktatoren Gaddafi aus Libyen und Ben Ali aus Tunesien. Diesen im Frühjahr 2001 davongejagten Milliardär würdigte Blatter noch im Sommer 2010 bei der WM in Südafrika für dessen „verschiedenen Initiativen, die der Präsident für den Frieden in aller Welt und die konstante Unterstützung der Jugend“ geleistet habe (Kistner 2012, S. 232f). Der neue Sportminister Tarak Dhiab äußerte zu Amtsantritt: „Ben Ali und seine korrupte Familie haben den Sport und den Fußball benutzt, um das Volk von den wahren Problemen abzulenken“ (Ebenda). Blatter hat auch kein Problem mit einer Reihe wenig demokratischer Staaten Osteuropas. „Auch mit dem Minsker Potentaten Alexander Lukaschenko steht Blatter gut“ (Kistner 2012, S. 350).

2 Kleiner unvollständiger Terminkalender von Sportevents in Diktaturen und totalitären Regimen:
Zum Totalitären Sport-Terminkalender hier
Bei Kritik wiederholt sich das Statement von Sportfunktionären, dass der Sport angeblich unpolitisch sei.

3 „Wir sind unpolitisch“: Statements von Sportfunktionären und Sportverbänden
– Joao Havelange, ehemaliger Fifa-Präsident und IOC-Mitglied von 1963 bis 2011: „Havelange behauptete, er sei apolitisch und kümmere sich ausschließlich um Fußball… Tatsächlich benutzte er diese vermeintlich unpolitische Haltung, um 24 Stunden am Tag Politik zu betreiben. Er suchte die Nähe zu Diktatoren, in Brasilien, den südamerikanischen Nachbarländern, in Afrika“ (Kfouri 26.7.2012).
1995 besuchte Havelange den nigerianischen Diktator Sani Abacha, dem er die U-17-Weltmeisterschaft mitbringt. „Während der Fifa-Pate den Blutherrscher als ‚Seine Exzellenz‘  umgarnt (…), wird einige Kilometer  weiter der Galgen für den Schriftsteller und Bürgerrechtler Ken Saro-Wiwa und acht weitere Männer vom Stamme der Ogoni gerichtet… Havelange hält den Kritikern weltweit unbeirrt das Bekenntnis aller Sportdiktatoren entgegen, die Humanität und Menschenrechte ignorieren: ‚Sport und Politik dürfen nicht vermischt werden'“ (Kistner 2012, S. 91).

Olympische Sommerspiele Peking 2008:
– Auf die Frage, ob die Sommerspiele 2008 nicht besser an ein anderes Land als China vergeben worden wären, antwortete der Präsident des Weltruderverbandes FISA und IOC-Mitglied (seit 1991) Denis Oswald: „Nein, sicher nicht, Ich bin noch immer davon überzeugt, dass die Sommerspiele viel Gutes für China bringen können… Die Menschenrechtssituation in China ist nicht neu. Das war schon 2001 ein Thema… Aber wir sind keine politische Organisation…“ (nzz.ch 13.4.2008).
– Oswald äußerte sich zur vom IOC propagierten Trennung zwischen Sport und Politik: „Wir sind keine politische Organisation. Wir möchten, dass Regierungen unsere Autonomie akzeptieren, und umgekehrt mischen wir uns auch nicht ein… Wenn wir die Spiele nach China vergeben, heißt das ja nicht, dass wir mit allem einverstanden sind, was China macht“ (faz.net 25.5.2012)
Ein Beispiel von vielen: Der chinesische Bürgerrechtler Hu Jia wurde 2007 für den EU-Menschenrechtspreis nominiert. Im April 2008 wurde er vom chinesischen Regime wegen fünf Internet-Beiträgen und zwei Interviews zu drei Jahren und sechs Monate Gefängnisstrafe verurteilt: Er durfte sich nicht selbst verteidigen, die Beweismittel waren dürftig, Justizkritiker sprachen von Rechtsbeugung. IOC-Beauftragter Hein Verbruggen sagte zum Fall Hu Jia: „Es ist nicht Sache  des IOC, diesen Fall zu kommentieren. Wir sind keine politische Organisation“ (Erling 3.4.2008)
Der Deutsche Olympische Sportbund: äußerte zur politischen Lage in Peking 2008: „Freilich hat der Sport weder Regierungsfunktion, noch verfügt er über entsprechende Instrumente, und er ist auch keine politische Organisation; er kann und wird seine Aufgaben und Möglichkeiten daher nicht überschätzen“ (DOSB 22.5.2007)“

Formel-1-Rennen in Bahrain, April 2012:
– Automobil-Weltverband FIA
, März 2012: „Die FIA glaubt, dass die Austragung eines Grand Prix für die Überbrückung der Schwierigkeiten in Bahrain förderlich sein könnte“ (Obermaier 2.3.2012; vergleiche zu Bahrain hier)
– FIA-Präsident Jean Todt: „“Die FIA ist eine Sportorganisation. Wir interessieren uns für den Sport“ (SZ 16.4.2012). – „Wir sind nur am Sport interessiert, nicht an der Politik“ (news.de 18.4.2012).
– Formel 1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone: „Wir mischen uns nicht in Politik oder Religion ein. Wir gehen dorthin“ (Brümmer 13.4.2012).
– Der Chef des Rennstalls McLaren, Martin Witmarsh: „Letztlich sind wir ein Renn-Team. Wir sind hier, um ein Autorennen zu fahren, das ist unsere höchste Priorität” (spiegelonline 21.4.2012).
– Red-Bull-Teamchef Christian Horner: «Die Formel 1 ist ein Sport. Es ist falsch, sie politisch zu benutzen“ (spiegelonline 21.4.2012; was macht das Königshaus von Bahrain anderes, als die Formel 1 politisch zu benutzen?).

Auch 2013 protestieren Bahrainer: “Zuletzt zogen Hunderte Menschen durch die Straßen und skandierten Parolen wie ‘Nein zur Diktatur’  und ‘Nein zur Formel 1′… Doch die Verantwortlichen tun so, alls ginge siie der Konflikt nichts an. ‘Wir sollten nicht in politische Belange hineingezogen werden. Wir sollten dorthin fahren, das Rennen absolvieren und konzentriert sein’, sagte etwa Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost. Die Formel 1 sei Unterhaltung… Allein in diesem Monat sollen rund 100 Aktivisten eingesperrt und 30 verletzt worden sein” (Ausschreitungen vor Formel-1-Rennen, in SZ 17.4.2013). – “Die Demokratiebewegung in Bahrain ist nicht wirklich vorangekommen. Die Berichte über Menschenrechtsverletzungen halten an. Das Rennen ist weiter in den Händen des Herrscher-Clans, der sich entschlossen an die Macht klammert und das einzige Sportereignis von internationalem Rang des Landes nutzt, um der Welt seine anhaltende Potenz zu demonstrieren” (Hofmann, René, Das Schweigen der Lärmer, in SZ 18.4.2013).
Vergleiche auch im Kritischen Olympischen Lexikon: Motorsport;Motorsport in der Bahrain-Diktatur

Fußball-WM 2012 in der Ukraine:
– Fifa-Präsident Blatter
: „Die Politiker sollten sich jetzt beziehen auf die Werte des Sports… Die EM muss durchgeführt werden, wo sie ist“ (Der Standard 3.5.2012).
– DFB-Präsident Wolfgang Niersbach: „Das Problem muss die Politik lösen“ (Ebenda).
– Martin Kallen, Chef des Organisationskomitees der EM 2012: „Die Vorbereitungen laufen gut. Wir sind keine politische Organisation“ (Ebenda).
– Uefa-Präsident Michel Platini: „“Jeder hat sein Aufgabengebiet auszufüllen. Ich mache keine Politik, ich mache Fußball. Wenn ich Politik machen wollte, würde ich in die Politik gehen“ (faznet 23.5.2012).“
Thomas Kistner schrieb zur Entwicklung der Uefa: „Unter Michel Platini, Typ gelernter Fußballer, ist die Uefa ab 2007 sportpolitisch stark in Richtung seines Stimmvolks abgedriftet, sprich: in den wilden Osten… Maulkörbe werden im Reich Platinis so ungeniert verteilt, dass sie sich schon als Wappensymbol aufdrängen“ (Kistner 14.6.2012).
– DOSB-Präsident Bach besuchte das Finale in Kiew am 1.7.2012: „Ich habe eine Einladung von meinem Freund Sergej Bubka, der ich gern folgen möchte.“ Zu einem Boykott sagte Bach: „Ich sehe mich als Sportler. Die Politiker müssen für sich selbst entscheiden, wie sie sich in dieser Frage verhalten“ (handelsblatt.com 12.6.2012).
Als „Sportler“ (das war Bach vor Jahrzehnten einmal, heute ist er der höchste deutsche Sportfunktionär) geht ihn anscheinend Julia Timoschenko und die Verletzung von Menschenrechten nichts an. Und außerdem fuhr er in die Ukraine, damit ihn IOC-Kollege Bubka im Herbst 2013 als IOC-Präsident wählt.
– Bachs IOC-Kollege und Freund Sergej Bubka erwähnte das selbe Programm: „Meine Generation wurde oft Opfer von politisch motivierten Boykotten. Ich bin davon überzeugt, dass jedes Sportereignis eine große Feier von Athleten und Fans sein sollte und nicht die Bühne von politischem Zank. Den Sport zu boykottieren bringt nie positive Effekte. Der Sport muss komplett unabhängig von der Politik sein“ (Meinhardt 8.6.2012).

Eishockey-Weltmeisterschaft 2014 in Weißrussland:
Der Präsident des deutschen Eishockey-Bundes, Uwe Harnos: „Es kann nicht sein, dass zum Beispiel in der Ukraine eine Fußball-WM stattfindet, aber in Weißrussland keine Eishockey-WM“ (Brössler, Neudecker 3.5.2012). Harnos räumte immerhin ein, der Sport könne „sich nicht darauf zurückziehen, dass er unpolitisch ist“ (Ebenda).
Dagegen lehnte IOC-Mitglied (seit 1995) und Präsident der Internationalen Eishockey-Föderation, René Fasel, eine Verlegung mit Hinweis auf die „Neutralität des Sports“ ab (Ebenda). Später legte Fasel nach: „Es ist nicht Aufgabe von Sportorganisationen und Athleten, den Job von Politikern zu machen“ (Aumüller, Neudecker 19.5.2012). Fasel weiter: “Wir sollten uns nicht als Marionetten der Politiker oder Aktivisten benutzen lassen. Sport kann und sollte auch kein Instrument der Politik sein” (SZ 21.5.2012).
Viele Staaten wie die Schweiz und Deutschland stecken jährlich dreistellige Millionenbeträge in den Profisport – und dieser will keine Marionette demokratischer Politik sein, sondern kooperiert problemlos mit Diktaturen wie dem weißrussischen Alexander Lukaschenko, der früher „der letzte Diktator Europas“ genannt wird: Mit dem Russen Wladimir Putin und dem (inzwischen gestürzten) Ukrainer Viktor Janukowytsch sind es inzwischen drei.

Bahnrad-WM 2013 in Minsk/Weißrussland:
Der Weltradsport-Verband UCI beschloss – unmittelbar nach zwei Hinrichtungen in Weißrussland -, die Bahnrad-WM an Weißrussland zu vergeben. Verbandssprecher Enrico Carvani: „Weißrussland hat schon die Junioren-WM 2009 überzeugend ausgerichtet“. Zum Druck der EU auf Lukaschenko sagte Carvani: „Für uns spielen politische Gründe nie eine Rolle.“ Es gebe „keinen Grund, Weißrussland diese WM zu verweigern“ (Aumüller, Neudecker 19.5.2012).
Eine Sprecherin des weißrussischen Eishockeyverbandes: „Wir konzentrieren uns auf den Sport, nicht auf die Politik“ (Ebenda).

„Unpolitisch“ wird nicht nur der Sport, wenn es um profitable Annäherung an totalitäre Regime geht:

– Sportpalast-Architekt Albert Speer von AS&P: Wir tun etwas für die Menschen, wenn wir in Alexandria einen Masterplan für vier bis sechs Millionen Bewohner entwerfen. Das hat sehr wenig mit Politik zu tun“ (Smoltczyk 26.5.2012).

– IOC-, Fifa- und Uefa-Topsponsor Coca-Cola zur EM 2012 in der Ukraine: „Wir sind einer der Sponsoren der Fußball-Europameisterschaft 2012, aber wir sind keine politische Organisation. Wir entscheiden auch nicht, wo Turniere stattfinden“ (medianet.at 10.5.2012).

– Der European Song Contest fand 2012 in Aserbaidschan statt. Die Crystal Hall in Baku für den Eurovision Song Contest (ESC) 2012 soll einen dreistelligen Betrag gekostet haben (Nienhuysen 23.5.2012). Der dortige Diktator Ilham Alijew herrscht mit seiner „Präsidialdemokratie” als Nachfolger seines Vaters seit 2003 über Aserbaidschan: Seit Jahren werden die Menschenrechte der Bürger verletzt. Die Organisation Human Rights Watch forderte die Europäische Rundfunkunion (EBU) auf, gegen die Inhaftierung und Schikanierung von Journalisten zu protestieren. „Weil dies aber die Regierung Aserbaidschans bloßstellen würde, bleibt die EBU untätig und behauptet, der Song Contest sei unpolitisch“ (Williamson 26.5.2012. Traurig, dass diese Diktatur von Politikern wie Hans-Dietrich Genscher auch noch hoffähig gemacht werden, vergleiche SZ 10.5.2013 und Nachtrag 7).
Vergleiche: Nachtrag 7
– BP-Manager David Woodward äußerte zum Engagement von BP beim Pipeline-Bau in Aserbaidschan: „Wir sind keine politische Organisation. Wir arbeiten mit jedem Präsidenten zusammen“ (Dometeit 27.10.2003)
Der Satz von Woodward könnte auch von Fifa, Uefa, IOC und den internationalen Sportverbänden stammen: „Wir arbeiten mit jedem Präsidenten zusammen“ – egal wie legal oder illegal er an die Macht gekommen ist, ob er die Opposition unterdrückt, oder ob er Untertanen ermorden und hinrichten lässt. Hauptsache, er zahlt.
Vorschlagsliste für künftige Austragungsländer von Olympischen Spielen, Fußball-WM und -EM, Welt- und Europameisterschaften, etc. (in alphabetischer Reihenfolge): Abu Dhabi, Bahrain, Aserbaidschan, China, Georgien, Iran, Kasachstan, Katar, Nordkorea, Russland, Syrien, Turkmenistan, Usbekistan, Weißrussland… oder vielleicht auch: Nordkorea?

Fazit
Zur EM und den Vorgängen in der Ukraine schrieb Claudio Catuogno in der SZ: „Schweigen, Wegschauen, das gehört im Sport zum Geschäft. Vielleicht kommt der Reisende ja auch mit dieser Erkenntnis aus der Ukraine zurück: dass der Fußball dem umstrittenen Ausrichter seiner Europa-Festspiele gar nicht so unähnlich ist“ (Catuogno SZ 6.7.2012).
So ist es. Der Sport wurde politisch instrumentalisiert: Und die Sportfunktionäre bevorzugen augenscheinlich autoritäre und totalitäre Länder und Strukturen. Dazu kommt noch ein weiterer Fakt: “Jedenfalls ist eine Fußball-WM aus politischer Sicht eine Propaganda-Veranstaltung. Brot und Spiele, nichts anderes, und wehe dem Politiker, der sich öffentlich gegen eine solche Veranstaltung stellen würde. Der kann seinen Wahlkreis gleich abgeben” (Kistner 26.4.2012).

Nachtrag 1: René Fasel weiß von nichts:
Der Eishockey-Weltverband IIHF hält im September 2012 trotz der internationalen Kritik nach wie vor an Weißrussland als Austragungsort der Weltmeisterschaft 2014 fest.
Der weißrussische Diktator Alexander Lukaschenko ist auch Chef des Nationalen Olympischen Komitees (Aumüller 16.82012). Lukaschenko ließ im Dezember 2010 nach seiner Präsidenten-”Wahl” 700 Demonstranten und fast alle oppositionellen Präsdentschaftskandidaten verhaften; sie sitzen zum Teil immer noch im Gefängnis. “Lukaschenko, 58, ist seit 1994 an der Macht. Seit 1995 haben westliche Beobachter kein Votum in Weißrussland mehr als frei und fair eingestuft” (Bidder, Benjamin 24.9.2012).
Nur 0,09 Prozent aller Mitglieder in den Wahlkommissionen wurden von der Opposition gestellt. Die beiden größten Oppositionsparteien sagten die Teilnahme an diesen „Wahlen“ ab (Nienhuysen 22.9.2012).
Von 110 “gewählten” Abgeordneten konnte sich dann bei der “Wahl” am 23.9.2012 erwartungsgemäß kein einziger Kandidat der Opposition durchsetzen. Laut Lukaschenko habe die “feige Opposition” nichts anzubieten. “So sprach der Mann, der seit Jahren das Feld seiner politischen Konkurreten  durch Polizei und Männer des Geheimdienstes lichten lässt. Manche Anführer der Opposition sitzen wie der Politiker Nikolai Statkewitsch seit den Präsidentschaftswahlen vor zwei Jahren im Gefängnis” (Bidder 24.9.2012). Ales Beliatski war Leiter der Menschenrechtsorganisation Viasna (“Frühling”) und ist Vizepräsident der Internationalen Föderation für Menschenrechte FIDH: Er wurde am 4.2.2011 festgenommen und ist seither im Gefängnis (Neshitov 28.8.2012).
IIHF-Präsident und IOC-Mitglied René Fasel sagte am 23.9.2012 im Deutschlandfunk, die Entscheidung der Eishockey-WM 2014 in Weißrussland stehe fest und werde nicht revidiert. Als er zu Menschenrechtsverletzungen in Weißrussland gefragt wurde, entgegnete Fasel: “Ich habe das nicht mitgekriegt, also diese News habe ich nicht verfolgt” (tagesspiegel.de 24.9.2012).
Das ist nun wirklich frech. Fasel gibt sich nicht einmal die Mühe, eine Stellungnahme abzugeben, sondern ignoriert die weltweiten Proteste gegen die Diktatur Lukaschenkos und den gerade abgelaufenen “Wahlen” bzw. besser Schiebungen in Weißrussland. Sport ist politsch – und zwar totalitär!

Nachtrag 2: Europa-Spiele
Am 8. Dezember 2012 wurde in Rom die Einführung von Europa-Spielen beschlossen. Bedient werden sollen kleinere Länder, die keine großen Olympischen Spiele durchführen können. Interesse bekundet haben schon die üblichen totalitären Regimes: Diktator Alexander Lukaschenko aus Weißrussland (dortiger Präsident des Olympischen Komitees) und Diktator Ilham Aliyev aus Aserbaidschan (Aumüller 7.12.2012).
Diktatoren aller Länder, vereinigt euch beim Sport!
Exkurs: „Arzu Aliyeva hat ihr Unternehmen Arbor Investment genannt, ihre ältere Schwester Leyla Aliyeva ist die Besitzerin von LaBelleza Holdings Limited und der Harvard Management Limited. Namen, die man rasch wieder vergisst, erdacht für ein Geschäft, das wohl für immer im Dunkeln bleiben sollte. Arzu und Leyla Aliyeva sind die Töchter des aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev. Die Macht und das Geld sind in dem ölreichen Land auf wenige Familien verteilt. Wer in Aserbaidschan etwas erreichen möchte, muss sich mit der Familie Aliyev gutstellen. Die Aliyevs stehen schon länger im Verdacht, Geld auf die Seite zu schaffen und in Steueroasen zu bunkern. Es gibt Verbindungen nach Panama und auf die Britischen Jungferninseln“ (Giesen, C., Obermaier, F., Kriminelle willkommen, in SZ 4.4.2013).
Präsident der EOC ist der frühere irische Judoka und vielfache olympische Sportfunktionär Patrick Hickley, der seit 1995 IOC-Mitglied ist. “Es besteht großes Interesse in Europa. Also lasst es uns tun, lasst es uns angehen”, sagte Hickley nun in Rom (otz.de 7.12.2012). Gleichzeitig kündigte Hickley “eine exzellente Präsentation” des möglichen ersten Gastgebers an: Die Premiere der ersten Europa-Spiele wird 2015 in Aserbaidschans Hauptstadt Baku stattfinden. Diktator Aliyev hat gewonnen.
Man erinnert sich an die gewaltsame Durchsetzung der Bauten für den Eurovision Song Contest im Mai  2012 in Baku!
Anfang 2013 hat sich in Aserbaidschan eine neue Oppositionsbewegung vor allem von Jugendlichen gebildet. Skandale wie der Verkauf von Parlamentssitzen durch hohe Politiker werden auf Youtube gezeigt. „Die Frustration im ölreichsten Land am Kaspischen Meer wächst. Und die Regierung Alijew reagiert, wie sie es immer tut, wenn sie nervös ist: mit Verhaftungen von Zivilgesellschaftlern und Oppositionellen“ (Petz 18.2.2013).
Weißrusslands Diktator Lukaschenko wird sich mit Sicherheit um die nächsten Europa-Spiele bewerben – und vermutlich auch gewinnen.
Vergleiche Nachtrag 7

Nachtrag 3: Zu den Diktaturen in Russland, China, etc. vergleiche William J. Dobson, Diktatur 2.0, München 2012

Nachtrag 4: Kein Wunder
Neonazis in Sportvereinen:Der Verfassungsschutz Brandenburg stellte eine zunehmende Unterwanderung von Sportvereinen durch Neonazis fest. Seine Chefin, Winfriede Schreiber, stellte fest: “Der Sport hat sich lange Zeit sehr schwergetan, weil man sich für unpolitisch gehalten hat” (spiegelonline 2.1.2013).

Nachtrag 5: Die Abwahl von Graubünden 2022 und Wien 2028. Dazu schrieb Oliver Fritsch in der Zeit: „Vor allem die demokratischen Länder des Westens geben den Spielverderber. Laut einer Analyse des Dänischen Instituts für Sportstudien aus dem Jahr 2011 gibt es eine Migration der Sport-Events: weg aus Europa und Nordamerika, hin in autoritäre Staaten. Noch vor gut zehn Jahren fanden die meisten Olympische Spiele und Weltmeisterschaften in Demokratien statt. Heute sind London und Rio die Ausnahme. Die Partys finden nun in China, Russland und Katar statt, deren Regierungen eher geneigt sind, sich über den Bürgerwillen hinwegzusetzen und den Prestigegedanken zu pflegen. Der Fußballweltverband (Fifa) steht dem IOC hinsichtlich des Umgangs mit Steuergeld in nichts nach.
Das IOC hat sich nach dem Bestechungsskandal von Salt Lake City im Jahr 1999 zwar gemäßigt, es hat Katar zwei Mal eine Olympia-Absage erteilt und wird nicht mehr von zwielichtigen Figuren wie dem ehemaligen Franco-Faschisten Juan Antonio Samaranch geführt. Doch hatten die „Herren der Ringe“ keine Hemmungen, China mit ihren Spielen für sein autokratisches System werben zu lassen. Von den Zugeständnissen in Fragen der Menschenrechte und Meinungsfreiheit wollte Peking später nichts mehr wissen, das IOC fragte nicht mehr nach. Auch Wladimir Putin wird Sotschi nutzen, Olympia eignet sich hervorragend zur Machtdemonstration, nach außen und nach innen“ (Fritsch 13.3.2013).
Putin äußerte tatsächlich im Jahr 2012: „I believe by no means shoud politics, business and other such issues be mixed up with sports“ (Ellingworth 23.7.2013. „Ich glaube, dass unter keinen Umständen Politik, Geschäft und andere solche Themen mit Sport vermischt werden sollten“).

Nachtrag 6: Sport, Pressefreiheit, Menschenrechte. Imke Dierßen von Amnesty International nahm Mitte Mai zu Menschenrechten und Sport Stellung und widersprach dem IOC: „Allein durch die Spiele, das hat Peking gezeigt, verbessert sich die Lage der Menschenrechte nicht. Ganz im Gegenteil muss man feststellen, dass sich die Gangart Chinas gegen Menschenrechtler verschärft hat… Wir hätten uns deutlichere Äußerungen des IOC gewüscht und auch des Deutschen Olympischen Sportbundes“ (Reinsch, Michael, „Politik und Sportverbände müssen Pressefreiheit einfordern“, in faz.net 14.5.2013). Auf die Frage der Erwartungen bezüglich eines IOC-Präsidenten Bach und dessen Stellung zu China: „Wir hatten uns mehr erhofft. Herr Bach kennt die Lage“ (Ebenda).

Nachtrag 7: Aserbaidschan. „Vor wenigen Tagen trafen sich der deutsche Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher und EU-Energiekommissar Günther Oettinger auf einem Symposium in Berlin. Man feierte den verstorbenen aserbaidschanischen Präsidenten Gejdar Alijew, den Vater des jetzigen Staatschefs Ilcham Alijew. Am Beispiel der beiden Männer bestätige sich, ‚das Geschichte von Persönlichkeiten geformt wird‘, lobte Genscher in einem Grußwort. Eine freundliche Umschreibung für Despotismus, Nepotismus und Personenkult, die unter den Alijews Einzug gehalten haben“ (Langer, Annette, Der Terror nach dem Pop-Zirkus, in spiegelonline 17.5.2013). – „In einem Text zum 90. Geburtstag des vor zehn Jahren verstorbenen Geidar Alijew schreibt Genscher trotz der Probleme von einer großen Entschlossenheit des Landes, ‚den Weg zu Demokratie und Offenheit zu gehen'“ (Braun, Stefan, Leises Unverständnis und viele Fragezeichen, in SZ 22.5.2013). Der Deutschland-Direktor von Human Rights Watch, Wendel Michalski, sprach daraufhin von „fürchterlichen Lobesreden“ (Ebenda).
Ist Genscher schon so senil, dass er Diktaturen nicht mehr wahrnehmen kann, oder benötigt er Geld?
Hintergrund: „Genscher ist Ehrenvorsitzender des Beirats der Consulting Communications in Berlin. Die PR-Agentur berät deutsche Unternehmen auf ausländischen Märkten und ausländische Firmen in Deutschland… einer ihrer Kunden: Aserbaidschan“ (Langer 17.5.2013).
Vermutlich war es auch die zynische Idee von „Consulting Communications“, im Oktober 2012 das „Zweite Bakuer Internationale Forum“ mit Expräsidenten und Nobelpreisträgern auszurichten (vgl. Baumgaert 22.10.2012).
Der European Song Contest 2012 fand in der Diktatur Aserbaidschan statt, ebenso die Box-WM 2011. Die „Europa-Spiele“ 2015 werden dort stattfinden und die Schacholympiade 2016. Die Sport- und Kulturfunktionäre hofieren und gouttieren die Diktatur.
Nach einem Report der britischen Tax Justice Network vom August 2012 wurden zwischen 1994 und 2010 rund 48 Milliarden Dollar ins Ausland gebracht. „Ein Großteil der Schlüsselindustrien befindet sich im Besitz der Präsidentenfamilie und von Ministern, die zugleich Oligarchen sind – und umgekehrt“ (Baumgart, Sarah, Die Kaviar-Diplomatie, in tagesspiegel.de 22.10.2012).
Diktator Ilcham Alijew will mit Sport-Großereignissen von den realen Verhältnissen ablenken. Und er lockt mit den Erdöl- und Erdgasvorräten Aserbaidschans – und mit großen Mengen wertvollen Kaviars. Im Oktober wird sich Alijew wieder einmal zum Präsidenten wählen lassen. „Nichtregierungsorganisationen, Parteien oder Zeitungen werden kaltgestellt, indem man sie mit bürokratischem Druck vom Arbeiten abhält, ihnen unerfüllbare Aufgaben macht oder sie mit Klagen in den finanziellen Ruin treibt. Oppositionellen wird (…) schon mal ein Päckchen Heroin in die Tasche gesteckt“ (Ebenda). Die Repressionen nehmen zu, Journalisten und Menschenrechtler werden festgenommen, Oppositionelle verklagt, Demonstrationen iedergeschlagen.
Der SPD-Abgeordnete im Europarat, Christoph Strässer, brachte im Januar 2013 einen kritischen Bericht über politische Gefangene ein, den der Europarat ablehnte. Der Vorsitzende der oppositionellen Volksfront-Partei, Ali Karimli, schrieb dazu: „In einem halben Jahr finden in Aserbaidschan die Präsidentschaftswahlen statt, die Fronten verschärfen sich. Der Europarat hat im Januar den kritischen Bericht des SPD-Abgeordneten Christoph Strässer über politische Gefangene abgelehnt. Damit ist klar: Präsident Alijews Kaviar-Diplomatie war erfolgreich. Die Regierung hat vom Europarat einen Freibrief erhalten und fühlt sich nun bestärkt in ihrem Vorgehen gegen die Opposition. Bisher ist es keiner internationalen Organisation gelungen, Aserbaidschan zu politischen Reformen zu bewegen“ (Langer 17.5.2013).

Nachtrag 8: Die Zukunft von Aserbaidschan.
“Der Zukunft entgegen: Baku 2015″. So lautete der Titel einer Anzeige in der SZ vom 30.11.2013: Aserbaidschan wirbt für die European Games 2015 in seiner Hauptstadt, die erstmals vom Europäischen Olympischen Komitee nach Baku vergeben wurden. “Aserbaidschan hat ein  ganzes Bündel an Erfolgsstories aus der Wirtschaft, dem Tourismus und dem Sport vorzuweisen. Dazu gehören der European Song Contest 2012 sowie 15 Sportevents, die das Land seit 2010 veranstaltet hat” (Ebenda).
Weniger erfolgreich ist die Demokratie in Aserbaidschan. Der vor zehn Jahren selbst inthronisierte Präsident (vorher regierte sein Vater Gejdar zehn Jahre das öl- und gasreiche Land) ließ sich Anfang Oktober 2013 bestätigen: “Ilcham Alijew hat die von Manipulationsvorwüfen überschattete Präsidentenwahl in Aserbaidschan gewonnen. Der autoritäre Amtsinhaber soll erneut mehr als 80 Prozent der Stimmen bekommen haben und startet in seine dritte Amtszeit… Die Wahl war von Fälschungsvorwürfen überschattet worden” (Präsident Alijew mit großem  Vorsprung wiedergewählt, in spiegelonline 9.10.2013). – “Kritiker des Präsidenten werden weggesperrt, Journalisten dürfen nicht frei berichten, und am Wahltag bekommt ein Alijew grundsätzlich mehr als zwei Drittel der Stimmen. So sorgt nun für Spott, dass eine aserbeidschanische App bereits einen Tag vor der jüngsten Präsidentschaftswhl am 9. Oktober die Ergebnisse veröffentlichte. Die sahen Alijew vorne mit knapp 73 Prozent… Die Organisation Transarency International zählt Aserbaidschan zu den korruptesten Nationen der Welt” (Die Wahl-App, die zu viel wusste, in spiegelonline 10.10.2013; Hans, Julian, Pappkameraden für die Demokratie, in SZ 9.10.2013). Human Rights Watch veröffentlichte kürzlich einen Bericht über Kritiker, die im Gefängnis landeten. Alijew bezeichnete seine Wiederwahl als “Triumph der Demokratie”, er sitzt fest im undemokratischen Sattel: “Die EU hat eher die Energie aus Aserbaidschan fest im Blick als die Menschenrechte dort”  (Ebenda). Und mit den Sport-Großereignissen erkauft sich Alijew Medienberichterstattung und Öffentlichkeit.
So ist das totalitäre Aserbaidschan ein ideales Land für Europäische Olympische Spiele und für andere internationale Groß-Sportereignisse – wie Weißrussland, China, Russland etc.

Nachtrag 9: Lukaschenko und Sotschi 2014
Am vorletzten Tag der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi haben weißrussische Sportler und Sportlerinnen fünf Goldmedaillen gewonnen. Die Biathletin Darja Domratschewa feierte ihren dritten Olympiasieg und wurde in den staatlichen Medien mit den Worten „Beste Athletin des Planeten“  und „Heldin der Republik Weißrussland“ gefeiert (Weißrussland nutzt Sotschi zur Propaganda, in welt.de 19.2.2014). Diktator Lukaschenko feierte Anton Kuschnir, den Olympiasieger im Ski-Freestyle, mit den Worten: „Du hast uns  einen Festtag geschenkt“ und der Olympiasiegerin im Freestyle, Alla Zuper, schrieb er: „Stolz erfüllt unsere Herzen“ (Ebenda). „Jeder Goldmedaillengewinner kassiert 150.000 US-Dollar Siegprämie“ (Ebenda). Für Weißrussland dient der sportliche Erfolg ähnlich der Propaganda wie für Hitler-Deutschland die Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin. Die weißrussische Politologin Maryna Rakhlei: „Sport ist eines der raren Felder, bei dem das Regime sich beweisen kann: Wir gehen unseren Weg und sind erfolgreich“ (Ebenda).

Nachtrag 10: Sport auch in der Ukraine „unpolitisch“
Der Sturz des Präsidenten Wiktor Janukowitsch im Februar 2014 in der Ukraine hat auch sportpolitische Folgen. Dieser war eng mit dem ukrainischen Sport liiert. Sein ältester Sohn Alexander Janukowitsch, gelernter Zahnarzt und dank Staatsaufträgen zigfacher Millionär, war eng verbunden mit dem „jüngsten Milliardär“ der Ukraine, dem 28jährigem Sergej Kurtschenko. Dieser war (ist?) Präsident des Fußball-Klubs Metallist Charkow und soll sich derzeit auf der Flucht befinden. Die Basketball-Europameisterschaft 2015 „war ein Prestigeprojekt von Janukowitsch persönlich, der Basketball-Verbandspräsident Alexander Wolkow sitzt für dessen ‚Partei der Regionen‘ im Parlament“ (Aumüller, Johannes, Klubbesitzer auf der Flucht, in SZ 28.2.2014). Für die Basketball-EM sind vier Hallen eingeplant, davon drei Neubauten (Ebenda). Fraglich ist auch die Bewerbung um Olympische Winterspiele 2022 in Lwiw (Lemberg). Der ukrainische NOK-Chef Sergej Bubka war eng mit Janukowitsch liiert und früherer Parlamentarier von dessen „Partei der Regionen“, ebenso wie die andere NOK-Vertreter wie der frühere Sportminister Ravil Safiullin und der frühere Ringer Elbrus Tedejew (Ebenda). Ein Comeback des früheren mit Skandalen belasteten Fußball-Funktionärs und Oligarchen Grigorij Surkis könnte bevorstehen: Dieser wird eher dem Lager von Julia Timoschenko zugeordnet (Ebenda).

Nachtrag 11: Atlético Madrid – Millionen vom Diktator.
15 bis 20 Millionen Euro pro Jahr bezahlt Diktator Ilham Alijew aus Aserbaidschan den spanischen Fußballclub Atlético Madrid, damit – seit Dezember 2012 – auf den Vereins-Trikots „Aserbaidschan – Land des Feuers“ zu lesen ist. „Es geht um Werbung für das Öl- und Gas-reiche Land Aserbaidschan… einmal hat Mittelfeldmann Turan dem umstrittenen Staatspräsidenten Alijew höchstpersönlich ein Trikot mit der Nummer 10 überreicht. (…) Die aserbaidschanischen Menschenrechtler sind verstört über die Kooperation“ (Aumüller, Johannes, Matratzenlager mit Autokraten, in SZ 23.5.,2014). Der Diktator benutzt Großereignisse für die Zurschaustellung seiner Macht: In Baku gastierte 2012 der unsägliche Eurovision Song Contest; Baku kandidierte für die Olympischen Sommerspiele 2020 und hofft darauf, ein Austragungsort für die Fußball-EM 2020 zu werden (Ebenda).

Nachtrag 12: EU überlegt Boykott der WM 2018
Im Rahmen der Sanktionsmaßnahmen gegen Russland wegen Putins Invasion in der Ostukraine erwägt die EU einen Boykott der Fußball-WM in Russland. Schon Anfang August 2014 hatte dies der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer gefordert: “Bleibt Putin bei seiner Linie, kann ich mir eine Fußball-WM in Russland nicht vorstellen” (EU erwägt Boykott der Fußball-WM, in spiegelonline 3.9.2014). “Angesichts des völkerrechtswidrigen Verhaltens hatten verschiedene deutsche Politiker einen Boykott oder Entzug der Weltmeisterschaft gefordert, zuletzt Rebecca Harms, die Vorsitzende der Grünen-Fraktion im EU-Parlament” (EU erwägt Boykott-Empfehlung, in faz.net 3.9.2014).
Die im Camp Beckenbauer (Going bei Kufstein) versammelten Granden des Internationalen Sports lehnten sogleich einen Boykott ab. Fifa-Präsident Sepp Blatter: “Wir stellen die WM in Russland nicht infrage” (Ebenda). “Das hat noch nie etwas gebracht” (spiegelonline 3.9.2014). – DFB-Präsident Wolfgang Niersbach: “Der Versuch, über den Sport auf politische Dinge Einfluss zu nehmen, ist gescheitert. Niemand von uns nimmt das Wort Boykott in den Mund, und das wird auch nicht von der Politik erwartet” (Ebenda). – “IOC-Präsident Bach warnte vor diesem Schritt. Der Sport dürfe sich nicht verleiten lassen, den Boden der politischen Neutralität zu verlassen, sagte der Vorsitzende des Internationalen Olympischen Komitees(Ebenda).
Neutralität heißt hier: Schamlos mit jeder Diktatur und jedem Diktator zu paktieren – und seine Sportfeste ungeachtet aller humanitären und ethischen Proteste abzufeiern.
In Weißrussland, Russland, China, Aserbaidschan, Kasachstan etc.

Nachtrag 13: – Boykott oder Nicht-Boykott?
Im Zusammenhang mit dem von Russland initiierten Krieg in der Ostukraine und einem möglichen Boykott der Fußball-WM 2018 oder des Formel-1-Rennens in Sotschi 2014 schreibt Johannes Aumüller in der SZ: „Doch ausgerechnet die mächtigsten Repräsentanten des Weltsports verschließen sich ihr komplett. Sepp Blatter, der Präsident des Fußball-Weltverbandes. Thomas Bach, der Chef des Internationalen Olympischen Komitees. Und Bernie Ecclestone, der Herr über die Formel 1. Jene Sportlenker also, die sich immer wieder gerne in herzlicher Atmosphäre mit Russlands Staatschef Wladimir Putin ablichten lassen und diesen mit Lobreden überschütten. Der Sport ist doch politisch neutral. Ein Boykott bringt doch eh nichts. Mit diesen ewig gleichen Ansätzen wehren sie jede Diskussion ab, doch beide Argumente treffen nicht zu.
Tausendfach ist belegt, wie eng Politik und Sport miteinander verwoben sind – und bizarrerweise hat das in den zurückliegenden Jahren ja ausgerechnet Wladimir Putin intensiver vorexerziert als jeder andere Staatsmann. Er war es, der Russlands vielfältige Tätigkeiten in der Welt des Sports, von der immensen Zahl an Veranstaltungen bis zum Ausbau des Sponsorings durch Staatsfirmen wie Gazprom oder Rosneft, maßgeblich vorantrieb. (…) Und wenn ausgerechnet derart begnadete Machttaktiker wie Blatter oder Bach solche Sanktionen rigoros ablehnen, vergeben sie nicht nur Verhandlungsspielraum – sondern positionieren sich auch in diesem Konflikt eindeutig. Gegen den Westen, an der Seite Putins“ (Aumüller, Johannes, Boykott als Chance, in SZ 6.9.2014).

Nachtrag 14: Bach: Sport doch politisch?
Bei den Asienspielen in Südkorea enthüllte Thomas Bach, dass Sport doch etwas mit Politik zu tun hätte. Und: „In der Vergangenheit hätten einige gesagt, dass Sport nichts mit Politik und Geschäft zu tun habe“ (Kistner, Thomas, Plötzliche Erkenntnis, in SZ 22.9.2014). Bach sprach stattdessen  vom „politisch neutralem Sport“. Dazu schrieb Thomas Kistner: „Tatsächlich entsorgt Bach jetzt nur die größte Begriffsruine der Sportpolitik: Wer weiter den Unfug vom Sport verbreitet, der nichts mit Politik zu tun habe, macht sich in globalen Krisenzeiten einfach lächerlich“ (Ebenda). – Bach im November 2014: „Es gibt im Sport zwei Lebenslügen: Die erste ist, Sport hat nichts mit Geld zu tun, die zweite ist, Sport hat nichts mit Politik zu tun. Sport hatte immer mit Geld zu tun, und Sport hat auch immer mit Politik zu tun“ (Germann, Daniel, „Es gibt im Sport zwei Lebenslügen“, in nzz.vch 27.11.2014).

Nachtrag 15: Olympische Friedensbewegung?
„Die Winterspiele (Sotschi 20124; WZ) enden am 23. Februar. Fünf Tage nach der Schlussfeier meldet die ukrainische Übergangsregierung, dass 2000 russische Soldaten auf der Halbinsel Krim gelandet sind, einen Tag später erteilt der Föderationsrat Wladimir Putin die Vollmacht für einen Militäreinsatz in der Ukraine“ (Großekathöfer, Maik, Die Flocke, die sich weigerte, in Der Spiegel, Chronik 4.12.2014).

Nachtrag 16: Diktatur Kasachstan euphorisch
Der stellvertretende Minister für Sport und Kultur, Tastanbek Yessentayev, lobte in einem Beitrag die helfende Rolle des Sports für die Diktatur Kasachstans: „Wir sollten mit Nachdruck ein positives Image unseres Landes als Welt-Sportmacht erreichen, das Resultat der Austragung großer internationaler Wettbewerbe und der Fernsehübertragungen in andere Länder. (…) Präsident Nursultan Nasarbajew hat persönlich die Bewerbung von Almaty für Olympische Winterspiele veranlasst, und heute ist Kasachstan näher als je zuvor, sie auszutragen. (…) Dank der Olympischen Spiele schafft eine Regierung ein vorteilhaftes Sportimage des Landes und gewinnt internationale Achtung und Anerkennung “ (Yessentayev, Tastanbek, Creating an Image of the Country through Sports, in astanatimes.com 22.12.2014).

Nachtrag 17: FC Bayern spielt in Saudi-Arabien Fußball
Marketingprofessor André Bühler im Interview: „Volkswagen bezahlte den Bayern angeblich eine siebenstellige Summe für ein Gastspiel in einem Land, in dem Frauen der Eintritt ins Fußballstadion verwehrt wird, in das Juden nicht einreisen dürfen und in dem der Blogger Raig Badawi wenige Tage vor dem Testspiel öffentlich ausgepeitscht wurde. Die Entscheidung, dort ein Testspiel auszutragen, ist schon fragwürdig. Völlig inakzeptabel ist meiner Meinung nach aber der völlig unkritische Umgang der Verantwortlichen mit den dort herrschenden Verhältnissen. (…) Wenn aber der FC Bayern bei einem Testspiel in Saudi-Arabien antritt, hat das auch eine politische Dimension. Nur verantworten wollte sich beim FC Bayern keiner. Die Menschenrechtsverletzungen seien Sache der Politik, hieß es. Es ist ein häufig verwendetes Argument, das aber nicht stimmt. Politik und Sport sind schon lange untrennbar verbunden. Das war bei den Putin’schen Propagandaspielen in Sotschi so, und das wird auch bei den Fußball-Weltmeisterschaften 2018 in Russland und 2022 in Katar so sein“ (Keine Werbung für den Sport, in stuttgarter-zeitung.de 4.2.2015; Hervorhebung WZ).

– Nachtrag 18: Afrika-Cup in der Diktatur Äquatorialguinea
„’Wir kümmern uns um sportliche Dinge, nicht um politische oder um Menschenrechte‚, hat der Caf-Generalsekretär Hicham El Amrani dem WDR vor ein paar Tagen erklärt, er war kurz angebunden. Sport soll dem despotischen Regime von Äquatorialguinea zur Imagepolitur dienen, dem Präsidenten Teodore Obiang, der mit Öl reich geworden ist, während ein großer Teil der Bevölkerung in Armut lebt. Darüber hinaus ist der Afrika-Cup dringend notwendige Werbung für den afrikanischen Fußballverband, der Fifa-Boss Joseph Blatter bedingungslos unterstützt und regelmäßig mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert wird“ (Fischer, Sebastian, „Ein schwerer Schlag“, in SZ 7.2.2015; Hervorhebung WZ).
Vergleiche auch: Afrika-Cup 2015

Nachtrag 19: Russisches System-Doping
Im November 2015 wurde von der Pound-Kommission das russische System-Dopimng aufgedeckt. „Der Sportminister Witali Mutko soll selbst die Vertuschung von Dpopingfällen angeordnet haben, die vom Staat finanzierte Antidoping-Behörde Rusada half kräftig mit. (…) Dass dem russischen Regime zur Erreichung seiner Ziele alle Mittel recht sind, gilt nicht nur für den Sport. Aber auch für den Sport. Denn der Sport ist als propagandistisches Mittel Teil einer Kriegsführung. Jeder Spitzensportler ist zurzeit ein Putin-Soldat. Er verteidigt Russlands Interessen gegen einen eingebildeten Feind an einer imaginierten Front. Der russische Sportjournalist Wladimir Rausch sagt: «Der Staat gibt Medaillen in Auftrag, wie er auch Maschinen, Rüstungsgüter oder Pipelines bestellt. Die Arbeit für die sportlichen Erfolge wird bezahlt wie jede andere Arbeit auch. (…) 2013 wurde Alexander Schukow ins IOK gewählt, ein Mann, der Putin schon in vielen Rollen gedient hat: als stellvertretender Vorsitzender der Staatsduma, als Vizepremierminister oder als Präsident des Russischen Olympischen Komitees. Dass sich hohe Ämter in Politik und Sport nicht ausschliessen, beweist auch ein anderer langjähriger Weggefährte Putins. Sportminister Witali Mutko, der im Zusammenhang mit der Untersuchung zum Doping in der Leichtathletik beschuldigt wird, selbst die Vertuschung von Fällen angeordnet zu haben, sitzt in den Exekutiven der beiden Fussballverbände Fifa und Uefa, er war OK-Präsident der Leichtathletik-WM 2013 in Moskau, und er leitet nun die Organisation der Fussball-WM 2018. Von Interessenkonflikten redet niemand mehr, seit Putin wieder alle Macht in seinen Händen hat. (…) Sport ist Politik, immer noch und immer mehr“ (Geisser, Remo, Gertsch, Christof, Donath, Klaus-Helge, Steffen, Benjamin, Kopp, Andreas, Putins schmutzige Sportarmee, in nzz.ch 16.11.2015).
Vergleiche auch: Doping Russland (2): Die Wada-Untersuchung

Nachtrag 20: Kasper, die Juden und die russischen Sportler
Der Präsident des Internationalen Skiverbandes FIS, Gian Franco Kasper, hat eine – sagen wir mal – sehr eigenwillige Interpretation des russischen Staats-Dopings: „So groß ist mittlerweile die Kritik daran, dass manche IOC-Honoratioren sich mächtig in ihrer Nervosität verheddern. ‚Ich bin gegen die Bestrafung von unschuldigen Menschen‘, sagte Gian Franco Kasper, Chef des Ski-Weltverbands, jetzt zur Forderung, Russland kollektiv zu sperren: ‚So, wie es Herr Hitler getan hat – alle Juden wurden getötet, unabhängig von dem, was sie taten oder nicht.‘ Dass der Vergleich völlig unverhältnismäßig ist, merkte Kasper kurz darauf: ‚Es war eine unangemessene und unsensible Bemerkung.‘ Er entschuldige sich ‚uneingeschränkt für jede Beleidigung’“ (Knuth, Johannes, Geschützte Verschwörer, in SZ 17.3.2017).

Nachtrag 21: Grindel, der DFB und die Menschenrechte
Am 26.3.2017 spielt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Baku ein WM-Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan. „Abseits des bloßen Sports jedoch ist dieses Spiel durchaus ungewöhnlich. Denn es führt die DFB-Elf in ein Land mit einer katastrophalen Menschenrechtslage. (…) Die Zahl der inhaftierten Menschenrechtler und Journalisten ist immens, unabhängige Medien existieren quasi nicht mehr beziehungsweise agieren nur noch aus dem Exil heraus. Und wer die Entwicklung verfolgt, der kann nur zu dem Schluss kommen, dass sich die Zustände in den vergangenen Jahren noch weiter verschlimmert haben. Der DFB ignoriert das aber weitgehend. Erst kürzlich hatte dessen Präsident Reinhard Grindel mit Blick auf die WM 2018 in Russland angemerkt, dass dort auch Themen wie Menschen- und Freiheitsrechte vorzubringen seien. Das klang gut, doch das WM-Turnier ist erst in eineinhalb Jahren, das Spiel in Aserbaidschan ist konkret jetzt – und da kommt vom Verband und seinem Präsidenten nahezu nichts“ (Aumüller, Johannes, Kicken und schweigen, in SZ 25.3.2017).
Der Alijew-Clan hat für die gleichzeitig in Baku ausgetragenen „Islam-Spiele“ ein Stadion mit 70.000 Plätzen für geschätzt eine halbe Milliarde Euro hingestellt. „Mehr als 3000 Athleten aus knapp 50 Ländern kommen Mitte Mai, auf 100 Millionen Dollar wird das Budget beziffert. Der offenkundige Plan: Wegen der Entwicklung des Ölpreises ist das rohstoffreiche Land in eine schwierige wirtschaftliche Lage geraten und will das nun etwa durch mehr arabische Touristen auffangen. Die Kritiker hingegen weisen ob der ökonomischen Situation darauf hin, dass es doch sinnvollere Ausgaben gebe als die vielen Millionen für den Sport, für Islamische Spiele, Stadien und das Privileg, Spiele der EM 2020 auszutragen“ (Ebenda).
Grindels schöne Begründung, warum er nicht zur Diktatur Aserbaidschan Stellung bezog: „DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte während der Baku-Reise nach eigener Aussage keine Zeit, zum Beispiel Vertreter der dortigen Zivilgesellschaft zu treffen“ (Catuogno, Claudio, Ein bisschen Haltung, in SZ 28.3.2017).

Nachtrag 22: Transparency International kritisiert DFB und DOSB
„Auch der DFB wird von Transparency kritisiert: Konkret geht es um die Zusammensetzung der neuen Ethikkommission. Zwar sei das Gremium mit Personen ‚von außen‘ besetzt worden, allerdings seien diese vom DFB-Präsidenten ‚höchstpersönlich‘ ausgewählt worden und den Delegierten erst ‚unmittelbar vor der Wahl‘ vorgeschlagen worden. ‚Das entspricht nicht den Erwartungen an eine wirklich unabhängige Besetzung‘, urteilt Transparency. (…) Des Weiteren bemängelte die Organisation fehlende politische Initiativen im deutschen Sport, die über Einzelreaktionen hinausgehen. Als Beispiel wurde der Umgang des DOSB mit den Europaspielen in Baku genannt. Zwar habe der Verband mit Menschenrechtsorganisationen gesprochen, in seinem Jahresbericht 2015 aber ’nur über die sportlichen Aspekte der Veranstaltung‘ geschrieben. ‚In vielen Köpfen scheint die Mär vom ‚unpolitischen Sport‘ weiter eine Rolle zu spielen‘, schreibt Transparency“ (Transparency International kritisiert DFB und DOSB, in spiegelonline 29.3.2017).

Nachtrag 23: Fußball-WM 2026 mit 48 Mannschaften
Am 10.4.2017 verkündete dann Sunil Gilati, der Präsident des US-Fußballverbandes USSF, die gemeinsame Kandidatur von USA, Kanada und Mexiko – und berichtete von Zustimmung aus dem Weißen Haus. 60 Spiele sollen in den USA ausgetragen werden, in Kanada und Mexiko je zehn. Gulati bezeichnete Infantinos aufgeblähte WM 2026 als die bei weitem lukrativste der Geschichte (Fischer, Sebastian, Freilos für das Weiße Haus, in SZ 12.4.2017).
Dazu aus einem Kommentar von Johannes Aumüller in der SZ: „Donald Trump und der Sport, das ist ein weites Feld. Aber nun geht es auf eine neue Ebene. In seine Präsidentschaft fallen die nächsten wichtigen Event-Vergaben: die der Olympischen Sommerspiele 2024 und der Fußball-WM 2026, für welche die USA nun mit den Nachbarn Kanada und Mexiko im Beiboot offiziell kandidieren. Trump unterstützt beide Bewerbungen, klar ist: Der mächtigste Mann der Welt verliert nicht gerne. Und in der Tat deutet vieles darauf hin, dass sich die Vereinigten Staaten auf das große Sport-Doppel einstimmen können. Es fällt auf, wie geballt sich die Weltmächte die Sportereignisse greifen. Russland bekam die Winterspiele 2014 und die Fußball-WM 2018. China richtet die Winterspiele 2022 aus und hat die WM 2030 im Visier. Dazwischen schieben sich die USA. (…) Einerseits bringen die USA mit ihren Sponsoren und ihrem Kundenmarkt immer noch viel Geld – andererseits ist da auch die Justiz, die sich mit zunehmender Gründlichkeit um die Abgründe des Weltsports kümmert. Und Trumps Mauerbau-Pläne in Mexiko oder sein Einreisebann gegen Menschen mancher muslimischer Länder verstören in den multikulturell geprägten Institutionen von IOC und Fifa viele Mitglieder“ (Aumüller, Johannes, Im Griff der Großmächte, in SZ 12.4.2017; Hervorhebung WZ).

Vergleiche auch im Kritischen Olympischen Lexikon: Der Sport-Pate Scheich Al-Sabah; Gazprom; Oligarchen-Sport; Almaty 2022

Quellen:
Aumüller, Johannes
– Das Beispiel Weißrussland, in SZ 16.8.2012
– Überflüssiges Klein-Olympia, in SZ 7.12.2012
Aumüller, Johannes, Neudecker, Michael, Schweigen statt diskutieren, in SZ 19.5.2012
Bahrain-Kontroverse: „Nur Sport, keine Politik“, in news.de 18.4.2012
Bidder, Benjamin, Der gestärkte Despot, in spiegelonline 24.9.2012
Blatter kritisiert Boykottaufrufe, in Der Standard 3.5.2012
Brössler, Daniel, Mein Freund, der Diktator, in SZ 10.5.2013
Brössler, Daniel, Neudecker, Michael, Weißrussland “kein würdiger Gastgeber“, in SZ 3.5.2012
Brümmer, Elmar, “Wir gehen dorthin”, in SZ 13.4.2012
Catuogno, Claudio, Höchste Zeit, in SZ 6.7.2012
Coca-Cola lanciert Mega-Sponsoringpaket, in medianet.at 10.5.2012
Dobson, William J., Diktatur 2.0, München 2012
Dometeit, Gudrun, Money, Money, Money…, in focus.de 27.10.2012
DOSB, Olympische Spiele in Peking und Menschenrechte in China, Frankfurt 22.5.2007
DOSB-Präsident Bach besucht EM-Finale, in handelsblatt.com 12.6.2012
Ellingworth, James, Russia and the politics of sport, in themoscownews.com 23.7.2013
EOC-Präsident spricht sich für Europaspiele aus, in otz.de 7.12.2012
Erling, Johnny, Wie Peking vor Olympia Dissidenten aburteilt, in welt.,de 3.4.2008
Erster Toter bei Protesten in Bahrain, in spiegelonline 21.4.2012
Fritsch, Oliver, Olympische Spiele, bloß nicht! in zeit.de 13.3.2013
Kfouri, Juca, Das Erbe der Diktatur, in SZ 26.7.2012
Kistner, Thomas
– Maulkorb im Logo, in SZ 14.6.2012
– Thomas Kistner im Interview, www.droemer-knaur 26.4.2012
– Fifa Mafia. Die schmutzigen Geschäfte im Weltfußball, München 2012
Kritik verworfen, in SZ 21.5.2012
„Lahm kann sagen, was er will, er ist nicht mein Chef“, Interview mit Michel
Neonazis unterwandern Sportvereine,
in spiegelonline 2.1.2013

Platini in faznet 23.5.2012
Meinhardt, Gunnar, „Die EM kann den politischen Wandel beschleunigen“, in welt.de 8.6.2012
Mekhennet, Souad, „Geht auf die Straße!“, in spiegelonline 20.4.2012
Neshitov, Tim, Kampf dem Borstenschnauzer, in SZ 28.8.2012
Nichts mitgekriegt, in tagesspiegel.de 24.9.2012
Nienhuysen, Fran, Alles unter Kontrolle, in SZ 22.9.2012
Obermaier, Frederik, Rasen statt wählen, in SZ 2.3.2012
„Nicht nur China hat Probleme“, Interview mit Denis Oswald in nzz.ch 13.4.2008
OK-Chef Kallen: Brauchen EM nicht zu verlegen, in focus.de 3.5.2012
Olympia – EOC: Erblicken Europa-Spiele das Licht der Welt? in sueddeutsche.de 6.12.2012
Petz, Ingo, Es kocht, in SZ 18.2.2013
Sender meiden Bahrain, in SZ 16.4.2012
Smoltczyk, Alexander, Vater Morgana, in Der Spiegel 22/26.5.2012
Spiller, Christian, „Wer sich nur mit Politik beschäftigt, wird nicht Europameister“, in zeitonline 23.5.2012
Sundermayer, Olaf, Russland gibt Gas, in faz.net 25.10.2012
Teuffel, Friedhard, Wo Olympia sich wohl fühlt, in tagesspiegel.de 25.5.2012
„Wir sind keine politische Organisation“, in faz.net 25.5.2012
Williamson, Hugh, Null Punkte für die Meinungsfreiheit, in SZ 26.5.2012
Zwei Etagen, in SZ 23.1.2013
(Alle Hervorhebungen: W.Z.)