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Hein Verbruggen, Pat McQuaid und die UCI

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28.10.2012, aktualisiert 15.12.2017
Wolfgang Zängl

Kommentar von Hajo Seppelt vom WDR anlässlich des Dopingskandals Lance Armstrong in den Tagesthemen vom 22.10.2012
“Die Tour de France ist eines der größten Sportereignisse der Welt. Viele Jahre haben wir vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen etliche Millionen Ihrer Gebührengelder in dieses dreiwöchige Spektakel investiert, die schier übermenschlichen Leistungen bewundert, die Fahrer oft mit naiver Freude verehrt. Viele andere Medien machten das kaum anders.
Aber was haben wir Ihnen da eigentlich geboten? Den größten Sportbetrug aller Zeiten, stundenlang und live. Das gibt jetzt der Weltradsportverband offen zu. Ihre Gebührengelder, auch wenn es natürlich keiner so beabsichtigt hatte, sind letztlich indirekt in ein kriminelles System von Doping und Korruption geflossen, denn die immensen TV-Gelder und die lange Sponsorenpräsenz auf dem Bildschirm sicherten der verlogenen Branche hohen Profit.
Jetzt aber wird mal wieder suggieriert, es sei nur der ruchlose Einzeltäter gewesen, also der Bösewicht Armstrong. Alles Quatsch. Doping ist ein Systemproblem des Spitzensports, beileibe nicht nur des Radsports…
Es ist die Lebenslüge des kommerzialisierten Sports, Ethos und Moral zu predigen und von einer Vorbildfunktion zu sprechen…”
Vergleiche: Die öffentlich-rechtlichen Sport-Sender

Verbruggen und der Usada-Bericht
Verbruggen erklärte noch nach Veröffentlichung des Usada-Berichts am 18. Oktober 2012 in der Zeitung „De Telegraaf”: „Alles, was ich sagen kann, ist, dass es viele Geschichten und Verdächtigungen gibt, aber keine Spur von Beweisen. Es gibt keine. Lance Armstrong ist niemals positiv getestet worden, auch nicht durch die Usada” (Paul 22.10.2012; Hervorhebung WZ).
McQuaid schrieb noch am 13.7.2012 an die Usada, das Dopingverfahren an die UCI abzugeben. Der Usada-Jurist William Bock kommentierte, wenn die UCI den Fall Armstrong übernähme, wäre das so, “als bewacht der Fuchs den Hühnerstall” (Burkert 6.8.2012).

Union Cycliste Internationale (UCI)
Die UCI ist der Dachverband des Internationalen Radsports. Der Vorläufer der UCI wurde 1900 in Paris gegründet, dann der Sitz wurde dann nach Lausanne verlegt. Seit 2002 residiert die UCI im schweizerischen Aigle am Genfer See. Zum Sitz der UCI in Aigle siehe auch: Die Sportpaläste
Die Internationale Amateurradsport-Föderation (FIAC) und die internationale  Profiradsport-Föderation (FICP) wurden 1965 gegründet. Da die Trennung von Profis und Amateuren bei Olympischen Spielen 1981 aufgehoben wurde, entstand Anfang der 1990er Jahre die UCI.
Die UCI vereint 179 nationale Verbände mit rund 600.000 lizenzierten Radsportlern. Die UCI, ihr früherer Präsident Hein Verbruggen und auch der jetzige Pat McQuaid, sind wegen Verwicklungen in Dopingaffären stark umstritten. Die Dopingfälle Lance Armstrong und Alberto Contador wurden von der UCI bewusst heruntergespielt. Verbruggen gab nach dem TV-Interview von Armstrong im Januar 2013 zu, bei verdächtigen
Blutwerten Armstrong und andere Radrennfahrer gewarnt zu haben
(spiegelonline 23.1.2013).

UCI-Präsident Hein Verbruggen
Verbruggen begann 1970 als Verkaufsmanager beim Lebensmittelkonzern Mars Incorporated. Er überzeugte den Konzern, einen Radrennstall zu sponsern. 1975 wurde er Mitglied des Profiradsport-Komitees der Niederlande und 1979 Vorstandsmitglied bei der Profirad-Föderation FICP, wo er von 1984 bis 1991 Präsident war.
Ab 1991 bis 2005 war Verbruggen Präsident der UCI. Er setzte durch, dass seit 1996 auch Radprofis bei den Olympischen Sommerspielen starten dürfen. Verbruggen ist auch Vorstandsvorsitzender der olympischen Fernsehgesellschaft Olympic Broadcasting Services (OBS).
Verbruggen war von 1996 bis 2005 IOC-Mitglied und ist seit 2008 IOC-Ehrenmitglied. Außerdem ist er Intimus von IOCChef Rogge und UCI-Ehrenpräsident (Paul 22.10.2012).
Im Juli 2008 fand die britische BBC Dokumente, dass über drei Millionen Dollar von japanischen Rennveranstaltern als „Aufwandsentschädigungen“ für die UCI während der Amtszeit von Verbruggen bezahlt wurden. Verbruggen bestritt jede Verfehlung, und die UCI ignorierte die Bitten der BBC um eine Klarstellung (Wikipedia.org).
Im Mai 2010 beschuldigte der frühere Radrennfahrer Floyd Landis Verbruggen, 100.000 Dollar Schmiergeld von Lance Armstrong erhalten zu haben, damit eine positive Dopingkontrolle aus dem Jahr 2001 verschleiert würde. Verbruggen bestritt dies, gab aber zu, dass Bevollmächtigte von Armstrong dem UCI eine Spende zukommen ließen (Wikipedia.org).
2005 lancierte Verbruggen seinen Nachfolger Pat McQuaid, „den er ins Amt boxte” (Kistner 15.9.2012).

Verbruggen und Peking 2008
Verbruggen war Vorsitzender der IOC-Koordinierungskommission für die Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking (focus.de 27.4.2007). Er spielte hier die übliche „Der-Sport-ist-unpolitisch“-Rolle. (Vergleiche unter „Aktuelles“: Der Sport ist politisch).
Ein Beispiel: Hu Jia, ein chinesischer Bürgerrechtler, wurde 2007 für den EU-Menschenrechtspreis nominiert. Im April 2008 wurde er vom chinesischen Regime wegen fünf Internet-Beiträgen und zwei Interviews zu drei Jahren und sechs Monate Gefängnisstrafe verurteilt: Er durfte sich nicht selbst verteidigen, die Beweismittel waren dürftig, Justizkritiker sprachen von Rechtsbeugung. Der Beauftragte des IOC für Peking, Hein Verbruggen, sagte zum Fall Hu Jia: „Es ist nicht Sache des IOC, diesen Fall zu kommentieren. Wir sind keine politische Organisation“ (Erling 3.4.2008)

Verbruggen und SportAccord
SportAccord (vorher GAIFS, General Association of international Sports Federation) ist eine Vereinigung von 106 Organisationen und 91 Fachverbände mit Sitz in Lausanne (Wikipedia). Der frühere Präsident der GAIFS, Kim Un Yong, wurde 2004 wegen der Annahme von umgerechnet 660.000 Euro Bestechungsgeld und der Veruntreuung von über zwei Millionen Euro zu zwei Jahren Haft verurteilt. Er kam durch seinen Rücktritt vom Amt des IOC-Vizepräsidenten einem Ausschluss zuvor und trat auch 2004 als Präsident von GAIFS zurück.
Kims Nachfolger wurde 2004 Hein Verbruggen und blieb dies bis heute.

Verbruggen und Doping
Die Dopingproblematik wurde unter dem früheren IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch so richtig virulent. Er und sein Intimus, das deutsche IOC-Exekutivmitglied Thomas Bach, hatten nie eine harte Linie im Kampf gegen Doping vertreten. Auch Fifa und UCI reagierten uninteressiert.

So erklärte Bach bei der Weltkonferenz gegen Doping Anfang Februar 1999 in Lausanne, es sei eine „juristische Realität“, dass eine zweijährige Mindeststrafe für Doping-Erstsünder nicht durchsetzbar sei. Dagegen urteilte der renommierte Sportrechtler Björn Ziegler: „Für Bachs Ansicht fehlen die Beweise… Warum muss eigentlich für die ganze Welt gelten, was der deutsche Jurist Bach rechtlich empfindet und empfiehlt?“ (Kistner, Weinreich 2000, S. 257). Bei dieser Weltkonferenz hatten die beiden damaligen Sportorganisationen Deutscher Sportbund (DSB) und Nationales Olympisches Komitee (NOK) die Zweijahresfrist bei Doping gemeinsam befürwortet. Bach äußerte dagegen verfassungsrechtliche Bedenken: „Hier sind sich doch alle einig, dass Sportler auch Menschenrechte haben. Eine strikte Strafregelung entspricht nicht den rechtlichen Gegebenheiten“ (Kreuzer 4.2.1999)
Die damals geplante automatische Zwei-Jahres-Sperre wurde schließlich durch das IOC, durch Sepp Blatter von der FIFA und Hein Verbruggen vom Welt-Radsportverband UCI erfolgreich verhindert.

Verbruggen und Armstrong
Die Dopping-Ära Lance Armstrong (mit seinen Tourgewinnen 1999 – 2005) fiel komplett in die Zeit von Verbruggen. „Der UCI stand damals der zwielichtige Sportfunktionär Hein Verbruggen vor, ein Niederländer, der viele Jahre IOC-Mitglied gewesen ist und als UCI-Ehrenpräsident weiterhin als Strippenzieher auch des Radsports gilt” (Burkert 21.5.2012)
Armstrong hatte eine enge Verbindung zu Verbruggen, der ihn bis zuletzt deckte und einen Epo-Nachweis von 2001 gegen Zahlung einer „Spende” entschärfte. Wie schon oben erwähnt: Eine positive Probe aus dem Jahr 2001 wurde gegen Zahlung von 25.000 und 100.000 Dollar von der UCI vertuscht. Die UCI gab für die erste Zahlung das Jahr 2002 an, für die zweite Zahlung machte sie widersprüchliche Angaben (Burkert, Kistner 7.8.2010).
Im Mai 2011 erklärte Verbruggen: „“There is nothing. I repeat again: Lance Armstrong has never used doping. Never, never, never. I say this not because I am a friend of his, because that is not true. I say it because I’m sure” („Da gibt es nichts. Ich wiederhole noch einmal: Lance Arnstrong hat nie gedopt. Nie, nie, nie. Ich sage das nicht, weil ich ein Freund von ihm bin, sondern weil das nicht wahr ist. Ich sage dies, weil ich sicher bin.“Wikipedia.org, zitiert aus Usada Report).
In „Cycling News“ stand am 17. Oktober 2012 die Meldung: Kathy LeMond bezeugte 2006 unter Eid, ein Mechaniker aus Armstrongs Team habe berichtet, dass Nike 500.000 Dollar auf ein Konto von Hein Verbruggen auf einer Schweizer Bank überwiesen hätte (cyclingnews.com 17.10.2012).

Tour de Dopage: Kleine Aufstellung der gedopten Gewinner der Tour de France 1999 bis 2005:
(Quelle: DAPD, Doper auf dem Podium, in SZ 23.10.2012)
1999: 1. Lance Armstrong (lebenslange Dopingsperre), 2. Alex Zülle (Dopingsperre Festina-Skandal), 3. Fernando Escartin (Kunde des Doping-Arztes Michele Ferrari)
2000: 1. Lance Armstrong (siehe oben), 2.  Jan Ullrich (6 Monate Dopingsperre wegen Amphetamin-Missbrauch, 2 Jahre Dopingsperre als Kunde von Dopingarzt Eufemiano Fuentes), 3. Joseba Beloki (Kunde von Fuentes)
2001: 1. Lance Armstrong (siehe oben), 2. Jan Ullrich (siehe oben) 3. Joseba Beloki (siehe oben)
2002: 1. Lance Armstrong (siehe oben), 2. Joseba Beloki (siehe oben), 3. Raimondas Rumsas (einjährige Sperre wegen Epo-Doping)
2003: 1. Lance Armstrong (siehe oben), 2. Jan Ullrich (siehe oben), 3. Alexander Winokurow (2 Jahre Dopingsperre wegen Fremdblutdoping; olympische Goldmedaille in London 2012!)
2004: 1. Lance Armstrong (siehe oben), 2. Andreas Klöden (Verwicklung in Telekom-Skandal), 3. Ivan Basso (2 Jahre Dopingsperre im Fuentes-Skandal)
2005: 1. Lance Armstrong (siehe oben), 2. Ivan Basso (siehe oben), 3. Jan Ullrich (siehe oben)
Auch aus diese Grund hat die UCI Armstrongs Tourtitel nicht neu vergeben: “Die Zweitplatzierten zwischen 1999 und 2005 sind entweder wegen Dopings schuldig gesprochen (Jan Ullrich), des Dopings verdächtig (Ivan Basso, Andreas Klöde, Joseba Beloki) oder geständig (Axel Zülle)” (spiegelonline 26.10.2012).
Nach einer Aufstellung in der SZ vom 27.10.2012 gibt es für den Zeitraum 1999 bis 2005 unter den ersten zehn genau einen Fahrer ohne Dopingverdacht (F. Simon 2001). Für die Jahre nach 2005 sieht es nicht viel besser aus: Im Jahr 2009 gibt es ebenfalls nur einen ohne Dopingverdacht (C. Le Mevel).
Und für die 100. Tour de France im Jahr 2013 ebenso wenig. Am 24.10.2013 versammelte sich die Crème de la Crème des Radsports, um deren Verlauf kennenzulernen. „Die Größen der Zunft, die nicht, noch nicht oder nicht mehr gesperrt sind wegen Dopings, haben ihr Kommen zugesagt” (Burkert 24.10.2012).
Der französische Staatsapräsident Nicolas Sarkozy empfing 2009 Armstrong persönlich – mit Folgen: „Plötzlich wurden dem aggressiven Dopinglabor in Paris straffe Zügel angelegt – und die Kontrollhoheit für die Tour abgenommen. Die Fahnder hatten 2008 triumphal ein neues Epo-Produkt aufgespürt. 2010 trat ihr Laborchef ab“ (Kistner 27.10.2012).
Zwei Tage nach der Trennung von Lance Armstrong lieferte Tourchef Christian Proudhomme einen eifrigen Anti-Doping-Appell ab. „Anschließend enthüllte er eine Jubiläumsstrecke, die spektakulärer und körperlich noch anstrengender ist als alle Rennen zuvor… So trägt das neue Programm Züge einer Realsatire: Gleich zweimal müssen die Radprofis auf der 18. Etappe der Tour 2013 hinauf nach L’Alpe d’Huez. Am französischen Nationalfeiertag wartet der Mont Ventoux… Dies phänomenale Programm soll offenbar auf der neuen Energiebasis von Wasser, Wurst und Weißbrot erreicht werden” (Kistner 25.10.2012).
Wie das ohne Doping zu schaffen sein soll, interessiert die alten Männer des Profiradrennsports nicht: Sie verheizen skrupellos die jungen Fahrer.

Kritik an Verbruggen
Andreas Burkert schrieb der SZ: „McQuaid und sein Vorgänger Verbruggen, der weiterhin als Strippenzieher der UCI gilt, wird vorgeworfen, Armstrong gedeckt zu haben. Die Aussagen von Belastungszeugen wurden jahrelang ignoriert, angeblich sogar auffällige Testergebnisse“ (SZ 26.10.2012).
Gegen Korruptionsvorwürfe klagten Verbruggen und McQuaid häufig gemeinsam. Klagen wurden erhoben 2002 gegen den Betreuer des Festina-Rennstalls, Willy Voet wegen dessen Buch Breaking the Chain (Gedopt – Der Ex-Festina-Masseur packt aus, Berlin 1999), gegen Wada-Präsident Dick Pound (Prozess beigelegt 2009), 2010 gegen den früheren Rennfahrer und Doping-Kronzeugen Floyd Landis.
Zuletzt verklagten sie den Journalisten und früheren Profi Paul Klimmage. Ein UCI-Sprecher sagte dazu: „Mr. McQuaid can not allow for him or the UCI to be called corrupt“ („Mr. McQuaid kann es nicht erlauben, dass er oder die UCI als corrupt bezeichnet wird”; cyclingnews.com 2.10.2012). Der Prozess wird am 12.12.2012 in Vevey stattfinden. Das Spendenkonto von Klimmage für die Verteidigungskosten beläuft sich inzwischen auf über 75.000 Dollar (Burkert 26.10.2012).
Der Rücktritt von Verbruggen als UCI-Ehrenpräsident wurde von Radprofi David Millar gefordert: “Er war der Kopf der Organisation mit dem größten Doping-Problem in der Geschichte des Sports” (Burkert 15.10.2012).
Der früheren Präsidentin (2001 – 2004) vom Bund Deutscher Radfahrer, Sylvia Schenk zufolge muss sich „Verbruggen fragen lassen, ob er angesichts der bereits vorliegenden Fakten als Präsident der Vereinigung der Internationalen Sportverbände, SportAccord, weiterhin in der Lage ist, sich für Good Governance im Sport  einzusetzen“ (Schenk 25.10.2012).

Verbruggen-Nachfolger Pat McQuaid
Verbruggen lancierte 2005 seinen Nachfolger, Pat McQuaid. Dieser ist ein ehemaliger irischer Radrennfahrer und seit 2010 IOC-Mitglied. Verbruggen hatte „blutige Kriege“ angedroht, falls sein Zögling McQuaid nicht Nachfolger werden würde (Kistner 27.11.2012).
McQuaid wollte noch im September 2012 eine Generalamnestie für geständige Doper, die Ausblendung der Armstrong-Zeit und diese zur „schwarzen Ära” erklären (Kistner 15.9.2012).
Von Aufarbeitung war keine Rede.

Am 22.10.2012 kam der Weltradverband UCI dann nicht mehr darum herum, Armstrong die sieben Tourtitel abzuerkennen. McQuaid lehnte einen Rücktritt ab und sagte: “Der Radsport hat eine Zukunft… Natürlich kann man in der Rückschau immer sagen, man hätte mehr tun können. Aber man kann nur so viel tun, wie das System, das in Kraft ist, zulässt” (spiegelonline 22.10.2012; Hervorhebung WZ).
Bei der Pressekonferenz am 22.10.2012 erklärte McQuaid zu den Kronzeugen Floyd Landis und Tyler Hamilton: „Beide sind weit davon entfernt, Helden zu sein. Sie sind Drecksäcke” (Burkert 24.20.2012; Hervorhebung WZ; Hamilton veröffentlichte im September 2012 sein Buch The secret Race – Inside the Hidden World of the Tour de France: Doping, Cover-ups and Winning at All Costs, New York 2012).
Die UCI unter der Führung von McQuaid hatte sich im übrigen nie für Zeugen des Dopingsystems interessiert, die sich zur Verfügung stellten. McQuaid leugnete auch im Fall von Alberto Contador: „McQuaids Haltung änderte sich auch nicht, als bereits klar war, dass der Spanier 2011 gedopt hatte. Er behauptete nur wenige Stunden vor Verkündung des Untersuchungsbefundes, es gebe ‚keinen Fall Contador'“ (Peschke, Ahrens 24.9.2013).
Als McQuaid die Nichtvergabe von Armstrongs Tourtiteln 1999 bis 2005 verkündete, setzte er das Gesundbeten des Radrennsports fort: „Heute ist der Radsport ein völlig anderer Sport als noch in der Zeit von 1998 bis 2005. Die Fahrer unterliegen nun den innovativsten und effektivsten Anti-Doping-Maßnahmen und -Regularien des Sports” (spiegelonline 26.10.2012).
Der Radsport ist so völlig anders, dass Alberto Contador bei der Tour de France 2010 als Doper (Clenbuterol) erwischt wurde: Contador wurde am 30.9.2010 gesperrt und vom Internationalen Sportgerichtshof CAS mit einer zweijährigen Doping-Sperre bis zum 5.8.2012 belegt: Der Tour-Titel 2010 wurde ihm aberkannt.
Am Abend dieser Pressekonferenz sagte McQuaid dann: „Die UCI hat sich sowieso für nichts zu entschuldigen” (Burkert 24.20.2012) Sylvia Schenk stellte fest, dass Armstrong über Jahre einer der best-getesteten Athleten war und kritisierte: „Doping ist, wenn eine positive Probe vorliegt“ (Schenk  25.10.2012)

Kritik an McQuaid
McQuaid soll versucht haben, den Dopingfall von Alberto Contador bei der Tour de France 2010 vertuscht zu haben (Wikipedia).
Der frühere Radrennfahrer, Teamkollege und Kronzeuge gegen Lance Armstrong, Tyler Hamilton, forderte den Rücktritt von McQuaid: „McQuaids Kommentare belegen seine heuchlerische Führung und unterstreichen, dass er zu einem bedeutsamen Neuanfang nicht in der Lage ist” (spiegelonline 23.10.2012). Hamilton hat im September 2012 das Buch veröffentlicht: The Secret Race: Inside the Hidden World of the Tour de France: Doping, Cover-ups, and Winning at All Costs.
Greg LeMond, dreifacher Toursieger (1986, 1989, 1990) griff McQuaid in einem offenen Brief frontal an: „Ich habe in der Geschichte des Radsports noch nie einen solchen Missbrauch von Macht gesehen… Meiner Meinung nach sind Sie und Hein Verbruggen der korrupte Teil des Sports… Das Problem des Sports ist nicht Doping, sondern es ist Korruption. Sie sind der Inbegriff des Wortes Korruption” (SZ 26.10.2012). In Englisch: „The problem for sport is not drugs but corruption. You are the epitome of the word corruption” (cyclingnews.com 25.10.2012).
„Die US-Anti-Doping-Ahggentur Usada kommt in ihrem Bericht zu dem Schluss, McQuaid sei ein Verbündeter von Armstrong gewesen. So soll die UCI Armstrong stets über anstehende Dopingkontrollen informiert haben, damit der Ex-Radprofi immer ausreichend Zeit hatte, um Vorkehrungen zu treffen und nicht erwischt zu werden“ (Hamann 15.1.2013).
Der luxemburgische Radsportpräsident Jean Regenwetter sagte: „Ohne die Usada würde die UCI Armstrong heiligsprechen” (Giannakoulis 23.10.2012). – „Der Initiator des ganzen Systems ist Verbruggen. Er ist  schon lange nicht mehr tragbar“ (Seele 28.10.2012).Regenwetter berichtete, dass der niederländische Radsportpräsident Marcel Wintels ähnliche Vorwürfe erhebt; auch die Österreicher und Schweizer würden einen Neuanfang verlangen, während der deutsche Vertreter Fritz Ramseier Verbruggen und McQuaid „aus den Händen gegessen“ hätte (Ebenda).
Usada-Chef Travis Tygart stellte fest: „Die UCI und die Beteiligten der Verschwörung, die den Sport mit gefährlichen, leistungsfördernden Drogen betrogen haben, um zu gewinnen, haben ein großes Interesse daran, das zu verschleiern” (Ebenda).

Nachtrag 1:
– Die UCI hat die Verleumdungsanzeige gegen den irischen Journnalisten Paul Kimmage zurückgezogen. Im Gegenzug hat Kimmage gegen UCI-Präsident Pat McQuaid und Hein Verbruggen Anzeige wegen Verleumdung, Diffamierung und schweren Betrugsverdacht gestellt. Der Anwalt von Kimmage schrieb in einer Pressemitteilung, dass Kimmage in den Schmutz gezogen und öffentlich als Lügner dargestellt wurde. Kimmage wird auch die Schweizer Kriminalbehörden über die schweren Verdachtsmomente inforrmieren, die gegen Hein Verbruggen bezüglich des Dopingskandals um Lance Armstrong bestehen. Das Spendenkonto für Kimmage wies im November 85.000 Dollar auf – und wird jetzt für die Klage gegen McQuaid und Verbruggen eingesetzt (cyclingnews.com 2.2.1012; Kistner 5.11.2012).
In diesem Zusammenhang gerät auch IOC-Präsident Rogge ins Blickfeld: „Verbruggen bestritt stets jede Unterstützung von Dopingpraktiken. Der Niederländer, der bis vor kurzem noch keine ‚Spur des Beweises‘ gegen Armstrong sah, führt den Dachverband SportAccord und steht bemerkenswert gut mit IOC-Präsident Jacques Rogge“ (Kistner 5.11.2012).
– Der australische Sportartikelhersteller Skins will die UCI auf zwei Millionen Dollar verklagen. Skins Chairman Jamie Fuller sagte: „Die Armstrong-Affäre hat die Reputation des Radsports möglicherweise irreparabel beschädigt. Als kommerzieller Partner müssen wir daraus schließen, dass auch unsere Glaubwürdigkeit erheblich gelitten hat“ (spiegelonline 5.11.2012). Fuller sagte in diesem Zusammenhang zur UCI: „Wie die UCI alles blockt, ist völlig unentschuldbar“ (Kistner 22.12.2012).
Im SZ-Interview sagte Fuller, Pat McQuaid habe reagiert “wie ein PR-Arm des ‘Teams Lance’”… Die UCI hat auch die Herausgabe von Informationen und Dokumenten verweigert, etwa zu Testresultaten von Fahrern” (Kistner 27.11.2012). Fuller will die UCI, Verbruggen und McQuaid verklagen, da sie für die schlechte Geschäftsführung verantwortlich sind und seiner Firma Skins Schaden zugefügt haben. Fuller möchte, “dass McQuaid und Verbruggen zurücktreten, die zwei, die seit 22 Jahren an der Spitze der UCI  stehen”  (Ebenda). Er nannte die UCI-Funktionäre „eine krebsartige Kultur der Korruption. Im Radsport sehen wir eine Gruppe von Männern – der Managementvorstand der UCI hat 19 Männer und keine Frau -, die um die Welt jetten, in in Fünf-Sterne-Hotels logieren, einander auf den Rücken klopfen und vorschwärmen, wie wundervoll sie sind… Die an der Spitze füttern die an der Basis, und die Basis füttert die an der Spitze“ (Ebenda). Fuller wies auch auf das Netz der Abhängigkeit hin, die es anderen Sportartikelherstellern schwer macht, zu protestieren: „Diese Firmen haben eine furchtbare Angst, dass die UCI etwas gegen sie tun könnte. Sie brauchen Zulassungen und Freigaben der UCI für ihre Produkte, Räder, Helme“ (Ebenda).

Nachtrag 2: Armstrong und Sarkozy
Thomas Kistner beschrieb in der SZ die möglichen Kooperationen zwischen Lance Armstrong und dem damaligen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy (Kistner 20.11.2012).
Das Pariser Dopinglabor AFLD mit seinem Leiter Pierre Bordry hatte 2008 die Dopingtests bei der Tour de France gemacht und hart durchgegriffen, ebenso wie der damalige Tour-Leiter Patrice Clerc.
Armstrong plante sein Tour-Comeback und konnte rigide Dopingtests nicht brauchen. Deshalb frühstückte er mit Johan Bruyneel im Frühjahr 2010 mit Sarkozy im Elysée. Bordry berichtete nun, Armstrong habe ihm stolz erzählt, “er habe beim Präsidenten meinen Kopf gefordert” (Ebenda). Bruyneel mailte danach an UCI-Präsident Pat McQuaid, dass man sich bald nicht mehr über Bordry ärgern müsse.
Das Budget von AFLD wurde im Juli 2010 halbiert, Bordry trat frustriert zurück. Patrice Clerc wurde von Aso rausgeworfen. Armstrong twitterte im Oktober 2010 zu Bordrys Rücktritt: “Au revoir, Pierre” (Ebenda). “Offenbar machte Bordry eine Allianz aus Regierung, UCI und Tour-Veranstalter Aso den Garaus. Nach dem Comeback des schmutzigen Superstars wurde das Labor entmachtet und die Test-Regie in die bewährten Hände der UCI gelegt” (Ebenda).
2010 wurde Armstrong dann wie gehabt vor Tests gewarnt und vor Kontrollen unbeaufsichtigt gelassen.Kistner, Thomas, Frühstück mit Asterix, in SZ 20.11.2012

Nachtrag 3: Greg LeMond gegen McQuaid und Verbruggen
Change Cycling Now heißt eine Initative von 14 bekannten Radsportvertretern und Kriikern des Weltradsportverbandes UCI, die sich Anfang Dezember 2012 in London trafen. Sie erhoben drei Kernforderungen: Dopingtests unabhängig vom UCI, eine Wahrheits- und Versöhnungskommission für geständige Doper und den Abgang von UCI-Präsident Pat McQuaid und Vorgänger Hein Verbruggen. Mitwirkende sind u. a. Jaimie Fuller vom Radsponsor Skins, viele Ex-Radsportprofis und Anti-Doping-Wissenschaftler (Kistner 4.12.2012). Der dreimalige Tour-de-France-Sieger Greg LeMond wäre bereit, UCI-Präsident zu werden.
“Derweil wurde in Spanien Jose Luis Lopez Cérron zum neuen Radverbandschef gekürt. Der Geschäftsmann lieferte bei der Tour 2010 angeblich verseuchtes Rindfleisch an Alberto Contadors Team Astana” (Ebenda; Contador wurde 2010 wegen Dopings überführt und gesperrt; WZ).
Auf die Frage, ob McQuaid im September 2013 als Präsident der UCI abgewählt würde, sagte der anwesende Ex-Radsportprofi Jörg Jaschke: “Eine Hauptarbeit von Pat McQuaid ist es ja, in der Gegend herumzufliegen und Verbandspräsidenten die Hände zu schütteln und auf gut Wetter zu machen. Die Profiteams müssen zudem zehn Räder pro Jahr abgeben, die für sogenannte Aufbauzwecke benutzt werden. Da freut sich natürlich der Verbandspräsident aus Mozambique, wenn McQuaid zehn Räder übergibt. Wir müssen all diese Verbandspräsidenten überzeugen, dass es dem Radsport besser gehen wird, wenn es eine Zäsur an der Spitze gibt… Es ist unhaltbar, dass sich eine Untersuchungskommission mit Pat McQuaid beschäftigt und er trotzdem im nächsten halben Jahr weiterhin den Radsport regieren darf. Zum Vergleich: Jeder Fahrer, der verdächtigt wird, gedopt zu haben, darf nicht mehr an den Rennen teilnehmen und wird zum Teil sogar nicht mehr bezahlt. Weswegen darf McQuaid einfach so weitermachen, als wenn nichts gewesen wäre?” (Sachse 5.12.2012).
Es steht mit Sicherheit zu befürchten, dass UCI und IOC alles tun werden, um LeMond zu verhindern und die alte Garde im Amt zu belassen.

Nachtrag 4: Die Armstrong-Show
Da alle Medien voll mit dem Strategie-Auftritt von Lance Armstrong bei Oprah Winfrey waren, hier nur kurz einige Ungereimtheiten.
Vorgeplänkel
– Der Weltradsportverband UCI ist „noch nicht einmal den 2005 veröffentlichten, wissenschaftlich belastbaren Positivtests von Armstrong auf Epo aus Nachkontrollen der Tour 1999 nachgegangen“ (Burkert 10.1.2013).
– „2004, das berichtet nun Tygart (Usada-Chef) im Sender CBS, habe ein Vertreter Armstrongs der Usada eine Spende über 250.000 Dollar angeboten“ (Ebenda).
– „Eine Hand wäscht die andere. Armstrong braucht eine Bühne, Winfrey braucht Quoten. Gemeinsam verklären sie Dopingbetrug zum Hollywood-Drehbuch – Happy End inklusive“ (Oprahs Beicht-Imperium, in spiegelonline 16.1.2013).
– „An ihrer (Winfreys) TV-Produktion ist Discovery Channel beteiligt. Der Privatsender war von 2005 bis 2007 Armstrongs Team- und Namenssponsor“ (Ebenda).
Tygart beschuldigte in CBS den Leiter des Doping-Labors in Lausanne, Martinal Saugy, der Beihilfe für Armstrong: Saugy sei von der UCI angewiesen worden, „Armstrong und dessen US-Postal-Manager Bruyneel das Nachweisverfahren für Epo zu offenbaren“ (Kistner, Thomas, 11.1.2013). Johan Bruyneel war der engste Begleiter Armstrongs und  war Manager des US Postal Team. „Erst nachdem der Texaner von seinen früheren Teamkollegen Tyler Hamilton und Floyd Landis schwer belastet und daraufhin im Oktober 2012 überführt wurde, trennte sich auch der Rennstall RadioShak-Nissan von Bruyneel“ (Ahrens 18.1.2013; Wikipedia).
– Armstrong arbeitete finanziell mit Thomas Weisel aus San Francisco zusammen, „Zentralfigur der nach dem Pharmakonzern Amgen benannten Kalifornien-Rundfahrt“ (Kistner 16.1.2013). Das passt: Amgen ist „Großproduzent des Blutverdickungs- und Blutdopingmittels Epo“ (Kistner 18.1.2013; Hervorhebung WZ).
– Weisel war auch Geldgeber von Armstrongs früherem Team US Postal. „Laut dem ‚Wall Street Journal’ soll Weisel Gelddepots Verbruggens in seiner Investmentbank verwaltet haben“ (Armstrong 17.1.2013; Verbruggen war bis 2005 UCI-Präsident und ist seit 1996 IOC-Mitglied).
– UCI-Ehrenvorsitzender Verbruggen war als IOC-Mitglied „ein glühender Gefolgsmann des korruptionsumtosten IOC-Chefs Juan A. Samaranch. Gut steht er auch mit dessen Nachfolger Jacques Rogge“ (Kistner 18.1.2013).
Kathy LeMond, Frau des Ex-Radrennfahrers Greg LeMond, „bezeugte 2006 unter Eid, ein Postal-Mechaniker habe ihr berichtet, Weisel und andere hätten eine halbe Million Dollar auf ein Konto Verbruggens in die Schweiz überwiesen. Das Geld soll zur Vertuschung eines Cortison-Befundes geflossen sein, den Armstrong beim ersten Tour-Sieg 1999 hatte – und der dann aufgrund eines nachgereichten Attests getilgt worden war“ (Kistner 18.1.2013).
– Dopingexperte Prof. Werner Franke: „Ich vermute, dass Armstrongs Anwälte mit den Parteien, die er beschissen hat, vor seiner vermeintlichen TV-Beichte umfassende Verhandlungen geführt haben. Nach dem Motto: Ihr kriegt euer Geld zurück, aber lasst mich in Ruhe… Für ihn ist es doch das Wichtigste, dass er nicht vor einer Grand Jury aussagen muss. Dort könnte er Dinge gefragt werden, die bis jetzt noch gar nicht bekannt sind. Wenn Armstrong also vor einer Grand Jury aussagen müsste und lügen würde, würde er in den Knast wandern… Im Radsport ist die nächste Spirale des Dopings schon im vollen Gang“ (Bierschwale 15.1.2013).
Die Vorbereitung
– Eventuelle Zahlungen u. a.: Die Versicherungsgesellschaft SCA Promotions verlangt rund 9,2 Millionen Euro; UCI verlangt mehr als drei Millionen Euro Preisgelder; die britische Zeitung Sunday Times will rund 1,2 Millionen Euro. Armstrongs Vermögen wird auf 125 Millionen Dollar geschätzt (Peschke, Hamann 14.1.2013; spiegelonline 8.2.2013). Dazu kommt der Sportbekleidungskonzern Skins, US Postal etc.
– „Armstrong sei mit einer Entourage von zwölf Anwälten und Beratern zu dem Interview erschienen. Er sei ‚gut vorbereitet’ gewesen, ließ Oprah Winfrey verlauten“ (Richter 17.1.2013).
– „Wie der TV-Sender CBS berichtete, habe er (Armstrong; WZ) den US-Behörden die Rückzahlung von mehr als fünf Millionen Dollar und seine Kooperation als Zeuge angeboten. Das Justizministerium habe die Offerten als ‚unangemessen’ ausgeschlagen“ (SZ 17.1.2013).
IOC blitzschnell: Am 17.1.2013 verfügte das IOC, dass Armstrong seine Bronzemedaille von Sydney 2000 zurückgeben muss (spiegelonline 17.1.2013).
Die Show
Armstrong behauptete er habe zuletzt 2005 gedopt, „in seinen Comeback-Jahren 2009 und 2010 habe er nicht zu verbotenen Mitteln gegriffen.“ Er habe nie jemand unter Druck gesetzt. Armstrong zum Dopingarzt Michele Ferrari: „Ferrari war ein „guter Mann, ein schlauer Mann“. Ferrari sei kein Hintermann des Doping-Programms gewesen. „Doping sei ein normaler Bestandteil des Rennen gewesen., ‚es war einfach, es floss’ sagte Armstrong. ‚Wir pumpten unsere Reifen auf, füllten Wasser in die Flaschen, und das passierte dann auch“ (spiegelonline 18.1.2013).
Die Feststellung der Usada, dass es sich um das „ausgeklügeltste, professionellste und erfolgreichste Dopingprogramm“ gehandelt habe, das der Sport je gesehen hat, konterte Armstrong zum Auftakt des Gesprächs: „Das DDR-Staatsdoping habe wesentlich größere Dimensionen gehabt“ (Hofmann 19.1.2013).
Armstrong teilte weiter mit, er habe keine Teamkollegen zum Dopen gezwungen. „Was er dabei verschwieg: Er brauchte das auch nicht zu tun. Denn wer nicht mitzog, musste damit rechnen, bald keinen Vertrag mehr in Armstrongs Rennstall zu bekommen“ (Hacke 21.1.2013).
Zur 125.000-Dollar-Zahlung an die UCI lautete die einfache Erklärung: „Die brauchten Geld und wussten, dass ich welches habe. Sie haben mich gefragt, und ich habe was gegeben“ (Kistner 19.1.2013).
Die Rückdatierung eines Kortisonrezeptes bei der Tour-de-France 1999 könnte für Armstrong gefährlich werden, „weil seit 2006 eine eidliche Aussage vorliegt, nach der Armstrongs Lager eine halbe Million Dollar Schweigegeld in die  Schweiz transferiert haben soll: an den Weisel-Kunden Verbruggen“ (Ebenda).
„Als es jedoch um konkrete Details, um Hintermänner und Mittäter ging, wurde der US-Star schweigsam, Namen wurden zumindest im ersten am Donnerstag ausgestrahlten Teil des Interviews nicht genannt. Und was sagt der Präsident des Radweltverbands UCI und IOC-Mitglied, Pat McQuaid? ‚Wir begrüßen, dass Armstrong an einem Prozess der Wahrheitsfindung teilnehmen will’“ (Ahrens 18.1.2013).
McQuaid hat im Anschluss an die TV-Beichte Armstrongs noch einmal eine Art Befreiungsschlag versucht. Er hat das Geständnis als ‚wichtigen Schritt auf einem langen Weg’ bezeichnet, ‚ein Weg, den Schaden zu reparieren, den der Radsport erlitten hat’. Wobei er allein durch seine Wortwahl den Schwerpunkt setzt: der Radsport ist demnach Opfer, nicht Täter“ (Ebenda). McQuaid „hat im Anschluss an die TV-Beichte Armstrongs noch einmal eine Art Befreiungsschlag versucht. Er hat das Geständnis als ‚wichtigen Schritt auf einem langen Weg“ bezeichnet, „ein Weg, den Schaden zu reparieren, den der Radsport erlitten hat’. Wobei er allein durch seine Wortwahl den Schwerpunkt setzt: Der Radsport ist demnach Opfer, nicht Täter“ (Ebenda).
Radsport-Pate Hein Verbruggen sah sich sogar entlastet: Ich bin froh, dass sich die Verschwörungstheorien nach den jahrelangen Vorwürfen gegen mich als haltlos erwiesen“  (Kistner 21.1.2013).
DOSB-Präsident Bach stellte umgehend fest, dass es nach Armstrongs TV-Beichte „keine Ansätze für neue Maßnahmen gegen den Radsport generell gibt“ (Ebenda).
Da sind die US-Amerikaner kritischer: „64 Prozent der US-Bürger wollen jetzt, dass Armstrong für seine lügen strafrechtlich verfolgt wird“ (Kistner 28.1.2013).
Fazit
Kein Eingeständnis außer einigen Details, die von der Usada schon beinhart bewiesen wurden. Kein Eingehen auf die lückenlose Beweiskette der Usada. Neue Lügen wie „kein Doping 2009 und 2010“. Kein Hinweis auf die Hintermänner. Keine Aufdeckung der Rolle von Hein Verbruggen, Pat McQuaid, UCI.
Vergleiche auch unter Aktuelles: Lance Armstrong – Ende einer Dopingkarriere
Kritisches Olympisches Lexikon: Armstrong, Lance; Doping

Nachtrag 5: Verbruggen warnte Doper
Der damalige UCI-Präsident warnte bis zum Ende seiner Präsidentschaft 2005 Lance Armstrong und andere Radprofis bei verdächtigen Werten. Dies ging aus Protokollen einer Anhörung von 2005 hervor, welche Reporter der niederländischen Zeitung Vrij Nederland fanden (www.vn.nl 22.1.2013). UCI-Chefmediziner Mario Zorzoli erklärte, die UCI habe Dutzende Fahrer gewarnt und „Informationen zu gefundenen verdächtigen Werten“ gegeben. „Der Niederländer Verbruggen saß lange im Vorstand der  Welt-Anti-Doping-Agentur Wada, wo er als notorischer Bremser galt. Im Sommer 2002 trat er ab, nachdem seine UCI einen Kortison-Befund bei einem Tour-Spitzenmann hatte fallen lassen“ (Kistner 24.1.2013). Der australische Anti-Dopingexperte Michael Ashenden äußerte, den Fahrern wurde „durch die UCI-Warnungen die Möglichkeit gegeben, ihren Dopinggebrauch anzupassen“ (spiegelonline 23.1.2013).
„Frankreichs Sportministerin Buffet, die per Razzia den Tour-Skandal 1998 initiiert hatte, sah sich 2001 im Zuge der Pariser Olympiabewerbung vom damaligen IOC-Prüfkomissar Verbruggen so unter Druck gesetzt, dass sie öffentlich über Rücktritt nachdachte. Wada-Experten wie der Schwede Bengt Saltin fühlten sich von Verbruggen gemobbt“ (Kistner 24.1.2013).
Nicht ohne Grund äußerte der Doping-Experte Perikles Simon im Januar 2013 zum Dopingfall Armstrong: „Ich glaube, dass diese Ausweitung der Kampfzone, die alle Beteiligten betreiben – also Armstrong sagt ja von sich jetzt auch, er hätte dieses System nicht erfunden -, dass die ein ganzes Stück weit stimmt. Also es sitzen jetzt alle mit drin in diesem System. Und das System ist von oben, ganz, ganz weit oben geschützt“ (Wuttke 28.1.2013; Hervorhebung WZ).

Nachtrag 6: UCI löst Armstrong-Kommission auf
Nur drei Monate nach deren Gründung löste die UCI die Armstrong-Kommission auf. Nachfolger wird eine „Wahrheits- und Versöhnungskommission“, berichtete Pat McQuaid Ende Januar 2013 (spiegelonline 29.1.2013).
Das klingt aber schon arg nach George Orwells Double Speak in „1984“.
Besonders vor diesem Hintergrund: Wada-Chef John Fahey äußerte Mißtrauen gegenüber der UCI-Kommission. Deren Mitglieder boten daraufhin an, die Statuten zu ändern, um der Wada eine Mitarbeit zu ermöglichen. „Doch ausgerechnet die UCI selbst lehnte das ab“ (Ebenda).
Gleiczeitig stellte sich heraus, dass die UCI einige Fahrer, darunter Lance Armstrong, in den Jahren 2009 und 2010 weitaus seltener kontrolliert wurden ans andere. Diese Vorwürfe der reduzierten Kontrollen hatte der Radfabrikant Gerard Vromeen 2011 erhoben: Dies wurde von der UCI als „irreführend, bösartig“ bestritten. Der Blutdopingexperte Michael Ashenden bezeichnete das Verhalten der UCI als „verläumderischen Akt“, der „weitere Zweifel an der Amtsführung von Pat McQuad schürt“ (Kistner 31.1.2913).

Nachtrag 7: Machtkampf im Weltradsportverband UCI
Brian Cookson ist Präsident des britischen Radsportverbandes und bewirbt sich um das  Amt des UCI-Präsidenten. “Er tritt gegen den amtierenden UCI-Präsidenten Pat McQuaid an. Allerdings ist noch immer unklar, ob die Nominierung des UCI-Chefs überhaupt gültig ist. McQuaid hatte sich vom Schweizer Radsportverband aufstellen lassen, weil sich sein irischer Heimatverband gegen ihn gewandt hatte. Drei Mitglieder von Swiss Cycling klagten anschließend gegen die Nominierung des Iren. Eine Entscheidung des Schweizer Verbandsschiedsgerichts steht noch aus. Wann das dreiköpfige Gremium den Einspruch gegen die Nominierung McQuaids verhandelt, ist noch unklar. McQuaid steht seit Monaten in der Kritik wegen seines Umgangs mit dem Dopingskandal um Lance Armstrong” (McQuaid kandidiert, in SZ 2.7.2013).

Nachtrag 8: UCI wie gehabt
Die Untersuchung des französischen Senats über die Tour de France 1998 ergab 18 positiv getestete Fahrer und 12 des Dopings verdächtige Fahrer (Burkert, Andreas, Entlarvte Lebenslügen, in SZ 25.7.2013). Dazu äußerte Pat McQuaid’s Weltradsportvereinigung UCI: „Die Analysen des französischen Labors im Jahr 2004 entsprechen nicht den technischen Standards für Anti-Doping-Tests und können daher nicht als Beweis im Rahmen von Anti-Doping-Untersuchungen angenommen werden. Sie würden nicht die Eröffnung eines Disziplinarverfahrens ermöglichen“ (Ullrich und Zabel stehen auf Epo-Liste, in spiegelonline 24.7.2013; Peschke, Sara, Nichts außer Genugtuung, in spiegelonline 24.7.2013).

Nachtrag 9: Wiederwahl McQuaids?
Am 27.9.2013 wählten 42 Delegierte den neuen UCI-Präsidenten wählen. Pat McQuaid ließ sich zunächst vom Schweizer Verband nominieren. Der Schweizer Kurt Bürgi hatte für den Schweizer Radsportverband gearbeitet und von Dopingvorgängen erfahren. Er klagte gegen den Beschluss, McQuaid zu nominieren: Daraufhin annullierte der Schweizer Verband dies im August 2013; Präsident Richard Chassot musste abtreten (Sachse, Jonathan, Wahlkampf im Radsport, in dradio.de 24.8.2013). Bürgi: „Natürlich ist es Verbruggen wichtig, wer es wird und wer nicht, weil er ja auch einige Spuren in dieser UCI hinterlassen hat. Ich habe gelernt, dass diese Sportcliquen immer gleich funktioniere. wenn einer aus dem Amt geworfen wird, kommt mindestens einer aus seiner Seilschaft, der dann die Spuren verwischen muss“ (Ebenda). Daraufhin stellte der Radsportverband Malaysias den Antrag auf Satzungsänderung: Ein Kandidat solle auch von zwei Verbänden in Kooperation vorgeschlagen werden können. Thailand und Marokko würden McQuaid nominieren.
McQuaid lernte von Blatter das Sport-Geschäft: Afrika und Asien sind noch willige Länder und Wahlmänner, deshalb verschenkte McQuaid im Frühjahr 2013 dort Fahrräder. „McQuaid sagt, er wolle weitermachen, um in vier Jahren sagen zu können: Ich habe die Kultur im Radsport verändert'“ (Peschke, Ahrens 24.9.2013).
Das hat er in der Tat schon jetzt!

Nachtrag 10: Trickser Pat McQuaid vor dem Aus
Der „Wahlkampf“ im Internationalen Radsportverband UCI fand am 27.9.2013 statt: Der langjährige Präsident Pat McQuaid (Nachfolger von Hein Verbruggen, seit 2005) gegen den britischen Herausforderer Brian Cookson. „Wobei das Wort Wahlkampf die Auseinandersetzung nur formal beschreibt. Tatsächlich ist es – wie so oft, wenn Sportfunktionäre um einen Posten balgen – eher eine Schlammschlacht mit vielen Tricks, vielen Vorwürfen und auch mit viel Geld im Hintergrund“ (Aumüller, Johannes, Viel Geld und viele Hintertürchen, in SZ 27.2013). Trickser McQuaid konnte nun doch keine Nominierung vorweisen: Eine entsprechende Satzungsänderung, dass zwei Verbände eine Nominierung erreichen könnten, wurde mit knapper Mehrheit vertagt. Die zweite Finte von McQuaid war, dass der Amtsinhaber automatisch zugelassen werden solle (Vertreter der Radfahrnationen Türkei und Barbados schlugen dies vor). Die dritte Finte McQuaids: „Als vor 90 Tagen die offizielle Frist für die Kandidatenaufstellung auslief, habe doch eine ordnungsgemäße Nominierung von McQuaid durch den Schweizer Verband vorgelegen… Schließlich ließ Cookson selbst McQuaid als Gegenkandidat zu – und gewann mit 24 zu 18 Stimmen (Aumüller, Johannes, Vergeblich getrickst, in SZ 28.9.2013).

Nachtrag 11: Cookson und Makarow
War nun die Wahl von Brian Cookson am 27.9.2013 zum Präsidenten des Weltradsport-Verbandes UCI als Nachfolger des skandalumtosten Part McQuaid ein wirklicher Neubeginn beim Internationalen Radsportverband? Cookson wird eine Nähe zum russischen Verbandspräsident und Oligarchen Igor Makarow nachgesagt, der auch Besitzer des übel beleumundeten Rennstalls Katjuscha ist. Cooksen sagte vor der Wahl: „In jedem olympischen Sport gibt es inzwischen einen Makarow. Oligarchen nehmen sich des Sports an, mit einem wie ihn muss man klarkommen“ (Putin – der einflussreichste Spieler im Weltsport, in welt.de 18.7.2013).
„Cooksons größtes Problem ist ein Verbündeter: Igor Makarow. Der 51-jährige Milliardär ist Eigentümer des ProTour-Teams Katjuscha, Chef des russischen Verbandes, Mitglied des UCI-Management-Komitees und – ganz nebenbei – mit seinem Konzern Itera offizieller Sponsor des Kontinentalverbands UEC. Als Wahlkampfhelfer ist der im Gasgeschäft reich gewordene Oligarch mit guten Beziehungen zum Kreml nicht zimperlich“ (Hettfleisch, Wolfgang, Machavellis Erben, in berliner-zeitung.de 25.9.2013).
Der Internationale Sportgerichtshof CAS hob die dopingbedingte Sperre des Katjuscha-Rennstalls vom Dezember 2012 am 15.2.2013 auf (Lizenz mit Verspätung, in SZ 16.2.2013; Radsport-Team Katjuscha darf bei der Tour de France starten, in spiegelonline 15.2.2013). Ein möglicher Grund für die Lizenzerteilung: “Manche vermuten daher auch sportpolitische Motive, beispielsweise werden dem russischen Oligarchen Igor Makarow, der mit seinem Geld hinter Katjuscha steht, Ambitionen auf internationale Posten nachgesagt” (Lizenz mit Verspätung, in SZ 16.2.2013).

Nachtrag 11: UCI beruft Anwalt eines Dopers
Der frühere Anwalt Antonio Rigozzi des spanischen Radsportlers und Dopers Alberto Contador wurde von UCI-Präsident Brian Cookson in das UCI-Gremium externer Rechtsberater berufen. Er ersetzt den Belgier Philippe Verbiest. „Dieser hatte in dem wegen Clenbuterol-Dopings mit einer Sperre belegten Fall Contador die UCI vor dem Internationalen Gerichtshof CAS gegen den ehemaligen Tour-Gewinner und Rigozzi vertreten“ (UCI beruft Contadors Anwalt, in SZ 12.10.2013).

Nachtrag 12: Neue Vorwürfe gegen Verbruggen
Armstrongs frühere Helfer Floyd Landis und Tyler Hamilton berichteten, „während der Schweiz-Rundfahrt 2001 habe Armstrong ihnen erzählt, dass er positiv auf Epo getestet worden sei und deshalb mit Verbruggen verhandele. 125.000 Dollar, die Armstrong der UCI spendete, sollen damit im Zusammenhang stehen. Die BBC hatte Verbruggen 2008 vorgeworfen, er habe für einige Millionen Dollar von japanischen Veranstaltern die Bahnrad-Disziplin Keirin in die Olympischen Spiele aufgenommen. Das IOC betraute ihn mit der Vorbereitung der Sommerspiele desselben Jahres in Peking“ (Reinsch, Michael, Unter den Bus geschubst, in faz.net 19.11.2013).

Nachtrag 13: Armstrong redet
Erstmals beschuldigt der lebenslang gesperrte Pharma-Sünder öffentlich und ganz konkret den langjährigen Präsidenten das Rad-Weltverbandes UCI, Hein Verbruggen, der Beteiligung an der Vertuschung einer positiven Dopingprobe. (…) Armstrong sagte dem englischen Blatt Daily Mail vor laufender Kamera, er habe auf Verbruggens Rat bei der Tour 1999 ein Rezept rückdatieren lassen, um ein bei ihm ermitteltes Kortison-Doping zu ver- tuschen. ‚Hein sagte, das ist ein echtes Problem für mich, das ist der K.o.-Schlag für unseren Sport ein Jahr nach Festina, also müssen wir uns etwas einfallen lassen“ (Kistner, Thomas, Armstrong geht zum Angriff über, in SZ 19.11.2013). Verbruggen lieferte eine neue Verteidigungslinie: „Die UCI habe ‚Fahrer gewarnt, dass sie unter Beobachtung stehen‘, sagte Verbruggen, das sei Teil einer ‚Zwei-Säulen-Strategie‘ gewesen, um Betrüger zu schnappen und andere vom Doping abzubringen. Nicht nur die Wada zweifelt diese Absicht an. ‚Jeder Verband, der so etwas tun würde, würde sich angreifbar machen und seine Unparteilichkeit und Glaubwürdigkeit gefährden‘, hieß es dazu in einem Statement“ (Ebenda).

Nachtrag 14: Hein Verbruggen und die UCI unterstützten Doper
1) Nach Lance Armstrong belastete der Chef des italienischen Baukonzerns Mapei, Giorgio Squinzi, im November 2013 im Radsportmagazin Tuttobici Verbruggen: Squinzi hatte sich unter der Ägide Verbruggens beschwert, dass ohne Doping bei den großen Radrundfahrten keine Platzierung unter den ersten fünf möglich sei. „Danach drohte Verbruggen, mein Team für immer zu disqualifizieren“ (Kistner, Thomas, Raus aus der Deckung, in SZ 23.11.2013). – 2) Peter Stevenhaagen vom Rennstall PDM zitierte Verbruggen in der Zeitung AD: „Ich bestimme, wer positiv ist. Ich weiß verdammt gut,. was bei PDM los ist“ (Ebenda). – 3) Mehrere Rennstallchefs sollen Verbruggen vergeblich auf den Epo-Einsatz bei den Rennen hingewiesen haben. – 4) Der ehemalige belgische Radsportler Edwig van Hooydonck war 1996 vom Radsport zurückgetreten, weil er Doping ablehnte und gegen gedopte Kollegen keine Chance hatte. Er hatte Verbruggen ebenfalls den Einsatz von Epo gemeldet: „Er sagte, dass ich übertreibe“ (Ebenda). – 5) Verbruggen saß gleichzitig im Vorstand der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada): „Der Boss der verdächtigsten Sportart an der Spitze der Fahnder“ (Ebenda). – 6) Die UCI unterrichtete vier Tage vor dem Start der Tour de France 2002 die Fahrer über den Stand der Forschung: Das für Blutdoping eingesetzte RSR13 könne nun nachgewiesen werden, während der Epo-Nachfolger Dynepo frühestens 2003 nachgewiesen werden könne. „Also aufgepasst, liebe Betrüger: Das Zeug ‚wirkt stärker als Epo und versorgt die Muskeln mit mehr Sauerstoff'“ (Ebenda). – 7) “ In einem Hearing 2005 am Sportgerichtshof Cas zum Dopingfall des Rad-Olympiasiegers Tyler Hamilton hatte UCI-Chefmediziner Mario Zorzoli dargelegt, wie Dutzende Fahrer und Funktionäre gewarnt wurden.  Verdächtige wurden gern in die UCI-Zentrale nach Aigle geladen und über die hauseigene Antidoping-Politik aufgeklärt; dabei hätten sie ‚Informationen zu gefundenen verdächtigen Werten‘ erhalten. Auch erläuterte der UCI-Arzt beim Hearing, wie der frühere Rennstall Phonak eingeladen wurde, weil er ein Topteam gewesen sei“ (Ebenda). – 8) . Der Kronzeuge Jörg Jaksche berichtete, dass Spitzenfahrer bei der Tour de France ohne Sanktionen verspätet zu den Dopingtests erschienen: „Es gab einen Promi-Bonus bei der UCI, die gewisse Leute schützte“(Ebenda). – 9) Verbruggen: „Seit wann glaubt man Armstrong?“ (Verbruggens Konter, in SZ 20.112.2013). – 10) Für Thomas Kistner ist das Mantra des internationalen Funktionärstums: “Ein geständiger Doper ist ein Lügner, sobald er das System belastet” (Kistner, Thomas, Das letzte Teil im Betrugspuzzle, in SZ 20.11.2013). – 11) “Für den Pharma-Sport ist der Fall Verbruggen bedeutender als der Fall Armstrong. (…) Einer wie Verbruggen, der in Armstrongs Ära den Radsport-Weltverband UCI lenkte, der im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) Vertrauter des langjährigen Chefs und Dopingverharmlosers Juan Antonio Samaranch war und der – kabarettistischer Gipfel – auch im Vorstand der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada saß, hatte eine carte blanche . Narrenfreiheit. Hein Verbruggen ist heute Ehrenmitglied im IOC und Chef der olympischen TV-Gesellschaft OBS. Nach Armstrongs klarem Vorwurf, Verbruggen habe einen Dopingfall vertuscht (und die schmutzigste Sieges-Ära des Radsport eingeleitet), müsste das Ethikkomitee des IOC sofort alles stehen und liegen lassen” (Ebenda).
Die Ethik-Kommissionen im Sport gibt es nur, damit es sie gibt – zum Einlullen der Öffentlichkeit, siehe IOC, siehe Fifa. Mit wirklichen Ermittlungen hat dies nichts zu tun.

Nachtrag 15: Verbruggen und Armstrong: auf ein Neues!
UCI-Präsident Brian Cookson hat drei Monate nach seiner Wahl an die Spitze des Radsport-Weltverbandes eine Kommission einberufen, die eine mögliche Verwicklung der UCI in den Dopingfall Lance Armstrong klären soll. (…) Zuletzt waren erneut Vorwürfe von Armstrong gegen den früheren Präsidenten Hein Verbruggen bekannt geworden. Der überführte Dopingsünder war nach eigenen Angaben 1999 positiv auf Steroide getestet worden. Auf Anraten Verbruggens habe Armstrong aber ein Rezept zurückdatieren lassen, um den Fund zu begründen” (SID, UCI prüft Verbruggen, in SZ 9.1.2014).

Nachtrag 16: Kasachstan-Doping-Sport
Für Kasachstan fahren zwei Radteams – Astana Pro Team (mit Tour-de-France-Sieger Vincenzo Nibali) und das Nachwuchsteam Astana Continental Team (inzwischen aufgelöst). „Am 11. September wird bekannt, dass Walentin Iglinsky am 11. August positiv auf EPO war. Am 2. Oktober wird bekannt, dass Iglinskys älterer, ungleich erfolgreicherer Bruder Maxim am 1. August positiv auf EPO war – wenige Tage nach dem Ende der Tour de France, die er an der Seite des Siegers Vincenzo Nibali absolviert hatte. Am 16. Oktober wird bekannt, dass Ilja Dawidenok am 27. August positiv auf ein anaboles Steroid war. Am 19. November wird bekannt, dass Wiktor Okischew am 29. Mai positiv auf ein anaboles Steroid war. Am 27. November wird bekannt, dass Artur Fedossejew am 16. August positiv auf ein anaboles Steroid war. (…). Alle fünf sind bei Astana angestellt. Zwei von ihnen als Leistungsträger im World-Tour-Team, drei von ihnen als Hoffnungsträger im Pro-Continental-Team, einer Art Nachwuchsschmiede, wie sie sich ambitionierte Teams zunehmend leisten“ (Gertsch, Christoph, Hört doch auf! in nzz.ch 2.12.2014).
Der Manager beider Astana Teams ist der kasachische Ex-Radrennfahrer Akexander Winokurow. Er wurde 2007 des Blutdopings überführt und gewann 2012 bei London 2012 Olympiagold. Winokurow behauptete, es seien alles Einzeltäter und war sich sicher, dass das Astana-Team für die World Tour der UCI zugelassen werden (Vinokourov suspends Astana Continental Team, in cyclingnews.com 27.11.2014; SID, Nibali bleibt Astana treu, in SZ 29.11.2014; SID, Wieder Doping bei Astana, in SZ 20.11.2014). „Astana ist quasi ein kasachisches Staatsprojekt, der Chef unterhält beste Beziehungen zum Präsidenten Nursultan Nasarbajew. Das Geld ist kein Problem“ (Gertsch 2.12.2014). – „Die Tageszeitung Gazzetta dello Sport veröffentlichte am Mittwoch eine Liste von 38 Radprofis, die in den Jahren 2010 und 2011angeblich engen KLontakt zum italienischen Dopingarzt Michele Ferrari hatten. Darunter befinden sich 17 Astana-Profis, allen voran der heutige Teammanager Alexander Winokurow“ (SID, Freie Fahrt, in SZ 11.12.2014). Die Staatsanwaltschaft Padua präsentierte 550 Seiten Ermittlungsergebnisse, nach Angaben der Gazzetta dello Sport auch mit Fotos von Winokurow und Ferrari im Astana-Trainingslager (Umstrittenes Astana-Team bekommt Lizenz, in SZ 10