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Die Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2018 spaltet eine Talschaft

  • von

Gedanken zum Jahreswechsel nach einem Jahr NOlympia
von Dr. Andreas Keller
Grainau, den 31.12.2010

Das immer wieder aufregende Abenteuer der Bewerbung um Olympische Spiele wird auch diesmal von Politikern und Sportfunktionären angegangen und betrieben, ohne aus früheren Desastern gelernt zu haben.

Erinnern wir uns:

Schon 1979 hat der Markt Garmisch-Partenkirchen beschlossen, sich um die Austragung der Olympischen Winterspiele 1988 oder 1992 zu bewerben. 1982 trat dann der damalige Bürgermeister von Garmisch-Partenkirchen, Toni Neidlinger, mit der Ankündigung an die Öffentlichkeit, dass sich der Ort um die Spiele 1992 offiziell bewirbt. Man erwartete einen Werbeeffekt und positive Impulse für den Tourismus. Es wurde behauptet, die gesamte Bürgerschaft stünde hinter dieser Bewerbung. Damals sollte Garmisch-Partenkirchen die Spiele noch alleine ausrichten, mit dem Argument, dass eine Aufteilung der Spiele bei der Bewerbung keine Chance hätte. Auch wurde behauptet, die erforderlichen Sportstätten seien im Prinzip schon alle vorhanden, obwohl dies ebenso falsch war wie heute.

Für eines seiner Hauptargumente verknüpfte Neidlinger mit der Bewerbung den vorgezogenen Bau von Umgehungsstraßen, die ohne die Spiele auf Jahrzehnte hinaus nicht verwirklicht würden. Damit wurde jeder, der gegen die Bewerbung um die Spiele war, automatisch zum Gegner der Umgehungsstraßen , also ein böser Mensch. Diese perfide Verknüpfung von ohnehin geplanten und notwendigen Aufgaben der Daseinsvorsorge mit einer risikobehafteten Mammutveranstaltung wurde auch für die folgenden Bewerbungen für Winter-Großveranstaltungen zum System.

NOK-Präsident Willi Daume sah „überhaupt keine finanziellen Probleme“ und behauptete wider besseres Wissen, „mit 50 Millionen Dollar lassen sich Olympische Winterspiele durchführen“. Zwei Jahre vor der Aussage von Herrn Daume fanden die Winterspiele in Lake Placid (1980) statt. Diese kosteten etwa das Fünffache der von Daume genannten Summe (242 Mio. $). Nach den Spielen war Lake Placid pleite, das Organisationskomitee musste seine Zahlungsunfähigkeit bekennen. Statt des erhofften Aufschwungs folgte Depression.

Die Kosten der nächsten Spiele in Sarajevo 1984 sind nicht bekannt; die der darauf folgenden Spiele in Calgary 1988 sollten ca. 400 Mio. $ betragen, beliefen sich am Ende aber auf ca. 1.000 Mio. $. Die Stadt Calgary war schon vor Beginn der Spiele pleite.

Selbstverständlich wurden auch 1982 die Bevölkerung und die betroffenen Grundbesitzer nicht gefragt ob sie die Spiele haben wollten und man verwies auf die „schweigende Mehrheit“. Die Landwirte kündigten jedoch entschiedenen Widerstand an, da sie erhebliche Erschwernisse und Gefahren für ihre Landwirtschaft befürchteten. Die Bürger forderten ausführlich und ehrlich informiert und gefragt zu werden, ob sie die Party überhaupt bezahlen wollen. Eine Bürgerbefragung wurde mit den gleichen abgedroschenen Behauptungen abgelehnt wie heute: „Die Straße sollte nicht das Sagen haben.“

So gründete sich eine Bürgerinitiative, die sich „Bürger fragen Bürger zu Olympia“ nannte. Diese informierte die Öffentlichkeit eingehend, regte eine intensive Diskussion an und ließ im Juli 1983 eine Umfrage von Infratest Sozialforschung durchführen, da ein Bürgerbegehren zu dieser Zeit noch nicht möglich war. Das Ergebnis der Bürgerbefragung: 64 % waren gegen die alleinige Bewerbung von Garmisch-Partenkirchen, 35 % dafür.

Damit war die Bewerbung von Garmisch-Partenkirchen gestorben. Das deutsche NOK entschied im November 1983, Berchtesgaden in das Rennen für die Spiele 1992 zu schicken. Auf seiner Sitzung im Frühjahr 1986 entschied sich das IOC für Albertville in Frankreich – Berchtesgaden schied bereits im ersten Wahlgang mit 6 % der Stimmen blamabel aus. Die Spiele in Albertville stehen noch heute für ein „ökologisches Negativbeispiel“ und sie produzierten ein finanzielles Desaster.

Garmisch-Partenkirchen blieb von der Blamage und den Desastern verschont. Nach dem Streit um die Bewerbung kehrte wieder Friede im Ort ein. Die Umfahrung von Farchant ist mittlerweile gebaut, die Umfahrung von Garmisch mit Kramertunnel ist im Bau, für die Umfahrung von Oberau laufen die Rodungsarbeiten – alles ganz ohne Wintersport-Megaereignisse!

Jedoch, die Geschichte wiederholt sich und die Rituale sind die gleichen:

Wieder bewirbt sich der Bürgermeister von Garmisch-Partenkirchen mit dem Gemeinderat, diesmal zusammen mit München und Schönau um die Olympischen Winterspiele 2018. Und wieder wurden die Betroffen weder gefragt noch in die Diskussion einbezogen. Anstatt vorher zu informieren, wurde in einem kleinen Kreis die Bewerbung aufbereitet und der Öffentlichkeit als bereits weitgehend entschiedenes Projekt präsentiert.

Man hat zwar geringfügig dazugelernt und verlangt nicht mehr die mittlerweile von 57 auf 86 gestiegenen Disziplinen an einem Ort durchzuführen. Der offizielle Bewerber München bewirbt sich mit einem sog. „2-Cluster-plus“-Konzept. Im Olympiapark in München soll für die Austragungen sämtlicher Eissportarten das „Ice-Cluster München“ (Eis-Park) gebildet werden. Für die Austragungen der Ski-Disziplinen bildet Garmisch-Partenkirchen das sogenannte „Snow-Cluster“ (Schnee-Park). Zusätzlich zu den 2 Sportstätten-Clustern München und Garmisch-Partenkirchen ist in Schönau am Königssee ein sogenannte „Stand Alone Venue“ für die Wettkämpfe im Bobfahren, Rennrodeln und Skeleton vorgesehen.

Doch wieder verkaufen die Organisatoren der Bewerbung nur Illusionen und keine Tatsachen:

Illusion: Wie immer, werden mit der Großveranstaltung ein „unbezahlbarer“ Werbeeffekt und positive Impulse für den Tourismus suggeriert. Für den Wohnungsmarkt wird ein entlastender Effekt durch die Olympischen Dörfer versprochen. Die Winterspiele sollen „Schubwirkung“ für die Wirtschaftskraft in Bayern entwickeln.

Tatsache: Eine Analyse früherer Austragungsorte zeigt, dass die Besucherzahlen zurückgehen und den Kommunen meist ein kräftiges Defizit bleibt, während das IOC und Großkonzerne mit Milliarden-Gewinnen nach Hause gehen.

Besonders degoutant ist hierbei, dass in den letzten Jahren von der Gemeinde Garmisch-Partenkirchen ca. 200 Sozialwohnungen für ein Butterbrot und ein Ei verkauft wurden, um die Schulden wegen der übermäßigen Investitionen in den Wintersport nicht ins Uferlose steigen zu lassen. Jetzt sollen die Winterspiele wieder Wohnungen, wahrscheinlich der Luxusklasse, produzieren.

Illusion: Wie vor fast 30 Jahren wird behauptet, für die Austragung der Spiele wäre fast alles vorhanden und die Einbeziehung existierender (und teurer) Sportstätten wie Inzell (neue Eisschnelllaufhalle für WM 2011, 36 Mio. €), Oberstdorf (ausgebaut für Nordische Ski-WM 2005) und Ruhpolding (Chiemgau-Arena wurde gerade für 16 Mio. € für die Biathlon-WM 2013 ausgebaut) würde die Chancen einer Bewerbung zunichte machen.

Tatsache: Die gleichen Anlagen sollen nur für die olympische Nutzung nochmals in München und Schwaiganger neu gebaut und nach den Spielen 2018 wieder abgerissen werden – ein volkswirtschaftlicher Irrsinn!

Was für die Spiele alles gebaut werden soll, permanent oder temporär,  kann unter www.nolympia.de nachgelesen werden.

Illusion: Wieder wird die Bewerbung um ein Megaevent mit dem Bau von Straßen verknüpft und somit suggeriert, dass Infrastrukturmaßnahmen nur noch mit olympischen Geldverschwendungen erreicht werden können. So soll für die Spiele die B 2 im Loisachtal durchgängig 4-spurig autobahngleich ausgebaut werden. Neben der bereits im Bau befindlichen Umfahrung von Garmisch mit Kramertunnel wird der Bau von drei weiteren Tunneln  ausgemalt (Auerbergtunnel im Anschluss an das Ende der A 95, Umfahrungstunnel um Oberau, Wanktunnel zur Umfahrung von Partenkirchen).

Tatsache: Für diese gigantische Straßenbaumaßnahme in so kurzer Zeit ist keine Finanzierbarkeit vorstellbar. Bei dem überhasteten Bau so vieler Straßenprojekte in so kurzer Zeit zwischen einem eventuellen Zuschlag bis zu den Spielen, besteht auch die Gefahr der Realisierung nicht optimal geplanter Straßenführungen. Negativbeispiel: Kramertunnel – die verheerende Trassenführung ist der Ski-WM 2011 zuzuschreiben.

Illusion: Wieder wird das finanzielle Risiko der Spiele heruntergespielt. Im Gegenteil, es wird behauptet, dass diese ein massiver Reichtumsgenerator für die Austragungsorte, die Region und das Land wären; die Staatsregierung malt ein „Wertschöpfungspotential“ für den Kreis von weit über 500 Mio. € an die Wand.

Tatsache: Wie die Zahlen vergangener Spiele zeigen, ist die Vorstellung von Olympischen Spielen als Gelddruckmaschine überaus reizend … aber immer ein Mythos. Die Schätzung der wahren Kosten für die Spiele erinnert an ein Hütchenspiel. Für den Bürger ist es schwer, zwischen operativen und organisatorischen Kosten (OCOG-Budget), sowie investiven Kosten (NON OCOG-Budget) zu unterscheiden. Was nicht in den OCOG-Etat passt, wird in den NON-OCOG-Etat ausgelagert. Die Folgekosten – Abriss oder die nicht unerheblichen Unterhaltskosten der meist völlig unternutzten olympischen Bauten – gehen meist in keine Kostenkalkulation ein. Wohin die Kosten der Sicherheit gebucht werden, ohne die moderne Spiele nicht mehr durchführbar sind, ist vollkommen schleierhaft.

Illusion: Als „Herzstück“ der Bewerbung wird ein Umwelt- und Nachhaltigkeitskonzept vorgestellt und mit ihm ein „Olympisches Naturerbe“ versprochen. Die „grünsten Spiele aller Zeiten“ sollen es werden.

Tatsache: Das auf ca. 190 Seiten ausgewalzte Umweltkonzept ist lang an Plattitüden, jedoch bemerkenswert kurz an brauchbaren Ideen. Außer breiigen Wiederholungen ohnehin gesetzlicher Verpflichtungen ist in diesem Konzept kein olympisches Feuer für den Umweltschutz zu finden.

Ein Dank an die verantwortungsbewussten Grundstückseigentümer

Sämtliche Nutzungen der Wettkampfstätten und Olympischen Dörfer zusammengefasst ergibt sich eine genutzte Gesamtfläche (permanent und temporär) von rund 211 ha, das sind 2,11 km2, Davon werden für „temporäre Flächennutzung und Infrastruktur“ 140 ha eingeplant, das entspricht 66 %, und diese Flächen sind überwiegend landwirtschaftlich genutzte Flächen.

Um sich die Größenordnung der für die Spiele 2018 insgesamt beanspruchten Flächen vorstellen zu können, muss man sich vor Augen halten, dass die gesamte Fläche des Talbodens des Loisachtales von Grainau bis Eschenlohe nur etwa 24 km2 beträgt. Davon bleibt nach Abzug der Moorflächen von 5,25 km2 noch eine für den Menschen nutzbare Fläche von ca. 18,75 km2. Fast exakt die Hälfte dieser Fläche ist schon besiedelt (9,5 km2). Zieht man noch die Flächen für die Loisach, Straßen, Bahn (zusammen grob geschätzt 0,5 km2) und Golfplätze (0,6 km2) ab, so bleiben der Landwirtschaft gerade noch ca. 8 km2 für ihre lebenswichtige Aufgabe der Lebensmittelproduktion und dem Erhalt der Kulturlandschaft.

Über 2 km2, also ein Areal so groß wie etwa 1/4 der den Bauern im Loisachtal zur Verfügung stehenden Flächen, würde für die Durchführung der Spiele 2018 insgesamt permanent oder temporär beansprucht. Oder anders ausgedrückt, ein Teil der von den Flächenbeanspruchungen betroffenen Bauern müssten mit der Landwirtschaft aufhören. Von verantwortlicher Seite wird wider besseres Wissen versprochen, dass nach den Spielen „alles wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt“ würde.

Doch die Besitzer von für die Winterspiele 2018 notwendigen Grundstücken und auch weitere Grundstückseigentümer im Loisachtal haben in einem Schreiben an die Bayerische Staatskanzlei die Nutzung ihrer Grundstücke für die Olympischen Winterspiele 2018 „klipp und klar und ohne jedes Wenn und Aber“ kategorisch abgelehnt. Damit zeigen sie ein weit höheres Verantwortungsbewusstsein für die Daseinsvorsorge als Politiker und Sportfunktionäre, die den Lustgewinn einer zweiwöchigen Wintersportgaudi höher werten, als die Erhaltung der Grundlagen für Heimat und Lebensqualität.

Wenn Ministerpräsident Horst Seehofer auch nach diesem überdeutlichen Signal aus Garmisch-Partenkirchen noch immer tönt „Die Olympiabewerbung ist nicht gefährdet“, will er damit nur sagen, dass ihm die Meinung der betroffenen Bürger egal ist und darauf keine Rücksicht genommen wird. In dieses Bild passt auch, dass trotz der Beteuerung, eine Enteignung zu Gunsten „eines höchst temporären Ereignisses“ wie Olympische Winterspiele oder eine Ski-WM definitiv ausscheide, gleichzeitig die Enteignung auf die Dauer von 30 Jahren! und damit auch für die Winterolympiade 2018, gegen einen Grundstückseigentümer vorangetrieben wird.

Nolympia dankt Pepsch Gottscheber

Die Bürgermeister und die Gemeindegremien machen sich durch Selbstentmündigung zum Affen für das IOC

München, Garmisch-Partenkirchen und der Landkreis Berchtesgadener Land entmündigten sich in zwei Stufen:

Schon bei der Erklärung der deutschen Bewerbung mussten die Ausrichterorte einen Beschluss fassen, in dem sie sich verpflichteten, eine Garantie zu unterschreiben „… die noch nicht vorliegt. Die Beschlussfassung über diese Garantie muss daher ohne Kenntnis des späteren Vertragsinhalts und damit das Eingehen der entsprechenden Verpflichtungen erfolgen“.

Am 6. Oktober 2010 ermächtigten dann München und Garmisch-Partenkirchen den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), im Falle eines Zuschlags für die Winterspiele 2018 einen sogenannten Host City Contract (HHC) mit dem IOC abzuschließen.

In diesem HHC verlangt das IOC von den Gastgeberorten und -ländern eine vollkommene Unterwerfung. In Salzburg bezeichneten Experten den ähnlichen Vertrag für die Bewerbung um die Spiele 2014 als sittenwidrigen Knebelvertrag. Peter Heermann, Professor für Sportrecht, kommt zu dem Schluss, dass sich das IOC „dem Vorwurf des Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung“ aussetze.

Der HHC ist 75 Seiten lang, umfasst 58 Paragraphen, schließt etwa 30 Handbücher ein und zeichnet sich zusammengefasst dadurch aus, dass er

  • ein maximales Ausmaß an Verpflichtungen und Verbindlichkeiten vor allem für die Austragungsorte, sowie
  • ein minimales Ausmaß an Verpflichtungen und Verbindlichkeiten für das IOC

beinhaltet.

Hier eine Auflistung nur einiger hervorstechender Bestimmungen:

  • Der HHC kann jederzeit einseitig vom IOC abgeändert werden
  • Die rechtlichen Vorgaben des IOC sind nicht verhandelbar, da die Auslegung des Vertrags nach Schweizer Recht erfolgte.
  • Die Zuständigkeit für alle Streitigkeiten liegt unter Ausschluss nationaler Gerichtsbarkeit beim internationalen Sportgerichtshof in Lausanne, dem Sitz des IOC.
  • Das IOC behält sich einseitige Änderungen von Sportarten und Disziplinen vor, die hohe Kosten verursachen können.
  • Die Austragungsorte oder das OCOG müssen alle eventuell zu tragenden Steuern zahlen. Wenn eine Steuer an das Gastgeberland, die Schweiz oder eine andere Jurisdiktion zu zahlen ist, muss die Zahlung so erhöht werden, dass das IOC nach der anwendbaren Steuer denselben Betrag erhält.
  • Der vom IOC zu zahlende Beitrag an das OCOG liegt in dessen alleinigem Ermessen.

usw.

Als Gipfel der Unterwerfung wird in einem sog. Multi Party Agreement ohne Notwendigkeit in vorauseilendem Gehorsam gegenüber dem IOC von der Bundesrepublik Deutschland, dem Freistaat Bayern, der Landeshauptstadt München, der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen, dem Landkreis Berchtesgadener Land, dem DOSB und der Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH in einem Zusatzvertrag in über 40 Garantien noch einmal ausdrücklich erklärt, dass sie alle vom IOC diktierten Bedingungen erfüllen und sich dabei gegenseitig kontrollieren werden. Einziges Ziel dieser gegenseitigen Vereinbarung kann nur der endgültige Ausschluss der Bürger und Steuerzahler von jeglicher Mitwirkung und Mitbestimmung bei der Bewerbung und eventuellen Durchführung der Spiele, z.B. durch ein Bürgerbegehren, sein.

Die Konsequenz: Die offenbar unaufhaltsam voranschreitende Olympische Maschine muss gestoppt werden!

Das Zauberwort „Olympische Spiele“ verleitet offenbar Länder, Politiker und die Gremien möglicher Austragungsorte dazu, bereits im Vorfeld einer Bewerbung auf alle Bedingungen einzugehen, die von einem Verein diktiert werden, der von der Organisation „One World Trust“ den ehrenvollen Titel „intransparentestes Gremium der Welt“ verliehen bekam.

Wenn es so weit gekommen ist, dass das Bewerberland und die Bewerberstadt im sklavischen Kotau gegenüber dem IOC sogar nationale Gesetze und Bürgerrechte auszuhebeln beginnen, dann ist es höchste Zeit einzuschreiten und eine grundlegende Reform der Wintespiele zu fordern. Jedoch, angesichts der riesigen Mittel für Öffentlichkeitsarbeit, die den Olympiaanheizern zu Verfügung stehen, ist die Herausforderung für Olympiagegner außerordentlich groß.

Nach dem klaren Votum der Grundbesitzer, der mehrheitlichen Ablehnung der Spiele durch die befragten Mitglieder der Sektion Garmisch-Partenkirchen im Deutschen Alpenverein, der ständig sinkenden Werte für die Zustimmung zu den Spielen in öffentlichen Umfragen, der Ablehnung der Spiele in der Vorbereitung zu einer Bürgerbefragung in Oberammergau, dem Nein der Jungen Union in Garmisch-Partenkirchen, usw., ist es eine Frage der politischen Kultur, jetzt endlich den Bürger zu fragen, ob er das Wintersportspektakel wirklich will. Nach zwei abgelehnten Anträgen zu einem Ratsbegehren in Garmisch-Partenkirchen, wäre es für die verantwortlichen Politiker spätestens jetzt an der Zeit, sich von den Wählern für die in jeder Hinsicht weitreichende Entscheidung für oder gegen die Bewerbung um die Winterspiele 2018 eine Legitimation geben zu lassen.

Doch in einer Komplizenschaft zwischen Bürgermeistern und deren Gremien, Politikern und Sportfunktionären wird nach Gutsherrenart sowohl über die Bürger als notwendige Teilnehmer, als auch über deren Finanzen entschieden. Denn „die freundlichen Spiele“ (The friendly Games) können der betroffenen eigenen Bevölkerung nicht „unfreundlich“ übergestülpt werden. Die von Anfang an ohne die Einbeziehung der Bevölkerung mit ständigen Fehlplanungen, falschen Versprechungen und Fehlinformationen etc.  unsensibel vorangetriebene Bewerbung stößt auf immer mehr Widerstand und spaltet die Gesellschaft. Nicht die Gegner der Bewerbung sind schuld an der Spaltung der Gesellschaft, sondern die Arroganz und Ignoranz der Bewerber sowie der verantwortlichen Politiker.

Es wäre fatal zu glauben, man könnte mit dem von den politischen Verantwortungsträgern wie  Horst Seehofer, Siegfried Schneider und dem Münchner OB Ude verkündeten „Weiter so“ die ganze Sache aussitzen. Auch der Versuch die Bauern als „knorrig“ und „renitente Hinterwäldler“ zu bezeichnen und in die Ecke habgieriger Grundstücksbesitzer, die für sich nur möglichst viel rausholen wollen, zu stellen (SZ 14.12.2010), muss scheitern.

Sollte die Regierung nicht aus jüngsten Ereignissen gelernt haben und immer noch glauben, mit Brachialgewalt eine Entscheidung für ein Mega-Sportereignis zugunsten eines korrupten Vereins (IOC), mit aller Macht durchsetzen zu müssen, so kann das zu unvorhersehbaren Reaktionen in der Bevölkerung führen. Die Spaltung in der Bevölkerung ist schon zu weit getrieben worden. Nur eine Aufgabe der Bewerbung um die Spiele 2018 kann den Frieden vor allen in dem Ort, der schon im Vorfeld der Bewerbung am meisten gelitten hat, wieder herstellen.