Zum Inhalt springen

2008

Juli 2008

Die „Bewerbungsgesellschaft München GmbH“ für die Winterspiele 2018 wurde am 15.7.2008 gegründet. Sie wollte im Herbst 2008 erste Sponsoren präsentieren, da das Bewerberbudget mit rund 30 Millionen Euro angegeben wurde und angeblich komplett aus der Wirtschaft getragen werden sollte. (Weinreich, Jens, Londoner Lüge, in SZ 7.10.2008) Interessanterweise wurden inzwischen als Sponsoren genannt: die Münchner Stadtwerke, die Flughafen München AG und die Münchner Stadtsparkasse, also Unternehmen in öffentlichem Besitz.

Der damalige Geschäftsführer der Bewerbungsgesellschaft, Wilfried Spronk, der DOSB und die Umweltverbände trafen sich am 23.7.2008, um die Bewerbung zu diskutieren. Bei diesem Treffen konnten die Zweifel der Verbände nicht ausgeräumt werden.

August 2008

Die Münchner Stadtratsfraktion von Grünen/Bündnis 90 erläuterte ihre Leitlinien für nachhaltige Spiele: Gefordert wurde ein Umwelt- und Nachhaltigkeitskonzept. (Die Stadtratsfraktion Die Grünen/Bündnis 90, Pressemitteilung 14.8.2008)

Geplante Verkehrsbauten

(Siehe auch Verkehr)

Geplant waren zu diesem Zeitpunkt folgende Projekte: in München die Tieferlegung der Landshuter Allee, der vierspurige Ausbau des Föhringer Rings, der immer wieder ins Gespräch gebrachte Autobahn-Südring, dazu der sechsspurige Ausbau der Autobahn Rosenheim-Salzburg, viele temporäre Bauten und Sportanlagen und tausende temporäre neue Parkplätze in Garmisch-Partenkirchen und Berchtesgaden etc. Und nicht zuletzt drohte die Dritte Startbahn am Münchner Flughafen.

OB Ude rechnete außerdem aufgrund des Olympischen „Erwartungsdrucks“ mit einem neuen Hauptbahnhof. Der wurde dann ein Jahr später relativ rasch wieder abgesagt, weil weder Bund noch Freistaat oder Stadt investieren wollten. (SZ 11.10.2008: Ude rechnet mit neuem Hauptbahnhof;  Hauptbahnhof: Aus der Traum – ein Neubau rechnet sich nicht, Münchner Forum 2/2010)

Die Olympischen Winterspiele 2018 sind eine Wundertüte für Straßenbauer und Investoren: Der zu erwartende Bauboom würde mit Sicherheit die Bauwirtschaft erfreuen. Die Zusammenschreibung diverser, bewusst naiver und irreführende Forderungen im Umweltkonzept würde mit Sicherheit nicht vom IOC erfüllt werden, das andere Standards präferiert. Und der verengte Blickwinkel der Grünen Stadtratsfraktion in München richtet sich lediglich auf die Landeshauptstadt und den Gewinn durch die damaligen SOMMERspiele 1972 und beinhaltet keine Thematisierung von Olympischen WINTERspielen mit den Skiwettbewerben auf 700 Meter ü.NN bis 1600 Meter ü.NN, wie in GaP geplant.

Die Münchner Grüne Stadtratsfraktion spielt bis heute den Türöffner für mit Sicherheit unökologische und finanziell ruinöse Olympische Winterspiele. Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld … das man natürlich viel sinnvoller einsetzen könnte!

November 2008

Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer sah die Olympischen Winterspiele als „großartiges Zukunftsprojekt“. Man könne „gerade auch bei den Themen Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit international voll punkten“. (Hübner, Bernhard, Mir san olympisch, in taz.de 20.11.2008)

Dezember 2008

Die Grüne Jugend München distanzierte sich von der Bewerbung: „Wir lehnen diese Spiele ab. Wenn Bündnis 90/Die Grünen sich nicht vollständig von den Spielen distanziert, verlieren wir unsere Glaubwürdigkeit.“ Die Vorsitzende Eva Bacon äußerte: „Der Deutsche Olympische Sportbund besitzt 51 Prozent der Bewerbungsgesellschaft, damit besteht kein Zwang zur Offenlegung. Wir werden vor vollendete Tatsachen gestellt. Warum wir das dann noch ‚grün’ absegnen sollten, leuchtet mir überhaupt nicht ein… Unser Fazit: Ökologische olympische Winterspiele gibt es nicht… Das muss für uns Grüne bedeuten, uns von diesem Projekt zu distanzieren.“ (Grüne Jugend München, Keine Olympischen Winterspiele 2018 in München, Garmisch-Partenkirchen und Schönau a. Königssee!, 11.12.2008)

Mitbewerber

Als weitere Bewerber für 2018 wurden genannt: Die 5-Millionen-Stadt Harbin (China; der Ort zog die Bewerbung im Oktober 2009 zurück); dazu Annecy (Frankreich) und (zum dritten Mal) Pyeongchang (Südkorea). Die Bewerbungsfrist läuft bis Oktober 2009, die Vergabe erfolgt auf der IOC-Session Juli 2011 in Durban. (Neuer Gegner für München, in SZ 27.12.2008)

Finanzen von Garmisch-Partenkirchen

(Siehe auch Finanzrisiko)

Der Ort investierte von 1997 bis 2009 die Summe von 82,7 Millionen Euro in die Wintersport-Infrastruktur wie Bergbahnen, Schlepplifte, Pistenneu – und ausbauten, Beschneiungsanlagen und den Neubau der Sprungschanze (die künstlich gekühlt wird). Allein dieser Neubau war mit knapp 10 Millionen Euro geplant, kostete schließlich 18 Millionen Euro (bei 4,9 Millionen Zuschüsse). Sie wird für das Neujahrsspringen an einem Tag pro Jahr genutzt.

Dazu wurden 20 Millionen Euro in den Neubau der Kreuzeck- und Hausbergbahn, 16 Millionen für Umbau Abfahrten Gudiberg und Kandahar, 17 Millionen für Erweiterung der Beschneiung verschiedener Abfahrten investiert. Allein für die Kandahar-Strecke wurden viele Hektar wertvoller Berg- und Schutzwald gefällt. (Siehe die Vergleichsfotos unter http://www.goef.de/OlympischeWinterspiele 2018) Für den Pistenausbau zur Ski-WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen wurde mehr Bergwald gerodet als in ganz Bayern seit dem sogenannten Bergwald-Beschluss des Landtags im Jahr 1984. (Effern, Heiner, Garmisch wird geliftet, in SZ 27.12.2008)

Die örtliche SPD konstatierte, dass die Gemeinde GaP seit 2002 Gemeinde-Eigentum für mehr als 16 Millionen Euro verkauft hatte; für 2008 waren im Haushalt Verkäufe für nochmals 7,8 Millionen Euro vorgesehen. Elisabeth Koch, die Fraktionschefin der CSU, befürchtete, dass trotz dieser Summe künftig für Schulen, Kinderbetreuung oder Straßenreinigung keinerlei Spielraum mehr bleibe. Außerdem drückten die Folgekosten der neuen Wintersport-Anlagen mit Unkosten für Strom und Wasser, Unterhalt und Personal. 60 Prozent der Urlauber in GaP sind ohnehin Sommertouristen. Axel Doering von der Kreisgruppe GaP des BN stellte einen Boom an Zweitwohnungsbau nach der WM 1978 fest. (Effern, Heiner, Garmisch wird geliftet, in SZ 27.12.2008)

„Kandahar-Express“

Der 6,4 Millionen Euro teuere „Kandahar-Express“ wurde am 18.12.2008 in Betrieb genommen, der laut Regierungspräsident „ein entscheidendes Rückgrat für die Ski-WM 2011 und die Olympia-Bewerbung 2018“ sei. Am 31.12.2008 wurde die Kandahar-WM-Strecke für Skifahrer und Snowboarder freigegeben. Sie kostete zwölf Millionen Euro. Es gab massive Kritik der Naturschützer, weil mehr Bergwald als zugesagt abgeholzt wurde. (Neue Kandahar-Abfahrt in Garmisch eröffnet, in SZ 31.12.2008) Das Einweihungsrennen Anfang 2009 musste wegen Nebel abgesagt werden.

Bewerbung

Auf 30 Millionen Euro belaufen sich allein die Bewerbungskosten für München 2018. Zugesagte Förderungen von Konzernen wurden zurückgezogen. Zum Jahresende 2008 hatten die Münchner Olympiabewerber erst zehn Millionen gesichert und weitere zehn Millionen mündlich zugesagt. (Olympiade 2018: Wieder auf Null, in SZ 30.12.2008)