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Am 2.8.2011 hatte unsere Webseite 260.207 Besucher. Vielen Dank für das Interesse!
München 2022-Profiteure
Anfang August äußerte der Chef des Münchner Olympiaparks, Ralph Huber: „Der Olympiapark wäre der größte Profiteur gewesen. Deshalb wollen wir uns auch unbedingt noch mal bewerben.“ Er fügte hinzu: „Doch das entscheiden nicht wir“ (Olympiapark-Chef will zweite Bewerbung, in SZ 3.8.2011).
Glücklicherweise. Die städtische Olympiapark Gmbh hat übrigebs „noch nie schwarze Zahlen geschrieben“ (Lode, Silke, Konzerte im Untergrund, in SZ 27.8.2011).
Einen Tag später folgte der Vorsitzende der Messe München, Klaus Dittrich: „Wir sagen ja zu einem neuen Anlauf, die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2022 nach München zu holen“ (Messe für neue Olympia-Bewerbung, in SZ 4.8.2011).
Die Olympiapark München GmbH und die Messe München waren Sponsoren von München 2018. Nun fehlt noch das Bekenntnis für München 2022 von OB Udes anderen olympischen Zwangsverpflichteten: Flughafen München und Münchner Stadtwerke.
Ach ja, und natürlich setzte sich auch Maria Höfl-Riesch für eine weitere Bewerbung ein: „Olympia im eigenen Land ist das größte, auch wenn ich nicht mehr aktiv bin“ (Riesch setzt sich für neue Olympia-Bewerbung ein, in merkur-online.de 12.8.2011).
Bogner auch im Sommer
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Nachdem die Modefirma Bogner die deutsche Mannschaft Olympischer Winterspiele seit 1936 einkleidet, darf sie dies nun ab 2012 auch bei Olympischen Sommerspielen tun. DOSB-Generaldirektor Vesper begrüßte ausdrücklich die Ausweitung der Partnerschaft. „Damit auch Fans sich wie Olympioniken fühlen können, wird eine Lizenzkollektion für den öffentlichen Verkauf produziert, die 2012 im Handel erhältlich sein wird“ (Olympioniken marschieren in London in Bogner-Mode ein, PM DOSB 27.7.2011).
Hat sich also der von Willy Bogner im Jahr 2009 angekündigte Ein-Euro-Job als Bewerbungsleiter bei München 2018 doch gelohnt!
Die Öffentlich-Rechtlichen Sportsender
Am Mittwoch, 27.7.2011 wollte ich das Heute-Journal im ZDF sehen. Fehlanzeige: Es wurde der AUDI-Cup von 20..15 bis 22.45 übertragen.
Auch am Donnerstag, 28.7.2011 fiel das Heute-Journal im ZDF sehen. Als Programmänderung übertrug das ZDF das wichtige Spiel FSV Mainz 05 gegen Gaz Metan Medias von 20.15 bis 22.30. Und am 1.8.2011 wurde das Fußball-Spiel Eintracht Braunschweig gegen FC Bayern in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals in der ARD von 20.15 bis 22.30 übertragen.
Freitag, 5.8.2011: Bundesligaspiel Borussia Dortmund gegen Hamburger SV, 20.15 – 22.45. Danach: Waldis Club 22-45 bis 23.15 zum Bundesliga-Start.
Das sind nur einzelne Beispiele, wie der Sport zur besten Sendezeit ARD und ZDF übernimmt.
Vergleiche hierzu „Die Sportsender“.
Die Sportpalast-Architekten
Unter „Aktuelles“ steht seit Anfang August 2011 mein Beitrag „Die Sportpalast-Architekten“, der sich mit dem Beginn des Großstadienbaus auseinandersetzt, aber auch die heutigen Sport-Bauten von weithin berühmten Architekturbüros wie Gerkan, Marg & Partner, Albert Speer & Partner und Herzog & de Meuron vorstellt. Dazu wird die politische Verortung dieser Sportpaläste in autoritären Regimen wie China oder Russland problematisiert.
Olympisches Atomkraftwerk
„Zuerst kommt das Fressen, dann die Moral.“ Bertolt Brecht
50 Meter vom Atlantik entfernt stehen die brasilianischen Atomkraftwerke Angra 1 und 2. Nun kommen die Fifa-Fußball-WM 2014 in Brasilien und die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro nach Brasilien. Für deren Stromversorgung soll neben einem Wasserkraftwerk mitten im Amazonasgebiet das AKW Angra 3 bis 2016 in Betrieb gehen. Hierfür bringt Deutschland eine Hermes-Bürgschaft über 1,3 Milliarden Euro auf – „zur Sicherung des deutschen Knowhow in der Nukleartechnik“.
Die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff „bat Bundespräsident Christian Wulff um Unterstützung und machte ihn auf Möglichkeiten für deutsche Firmen vor WM und Olympia aufmerksam“ (Burghardt, Peter, Kritik an deutscher Bürgschaft für Atommeiler, in SZ 11.7.2011).
So profitiert die Atomindustrie nach Fukushima und nach dem geplanten deutschen Ausstieg bis 2022 von den Olympischen Spielen!
Dazu wird für die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro das Wasserkraftwerk Belo Monte im Amazonasgebiet geplant, das den Rio Xingu aufstaut und 500 Quadratkilometer überfluten soll (fast die Größe des Bodensees), fünf indigenen Indianerstämmen die Ernährungsgrundlage zerstören und das Wasser abgraben wird und die Umsiedlung von 20.000 Menschen bedeuten würde (Burghardt, Peter, Brasilien baut Mega-Damm, in SZ 3.6.2011; Weggespült, in SZ 8.8.2011).
Der Plan für Belo Monte stammt noch aus der Zeit der brasilianischen Militärdiktatur; der frühere Präsident Luiz Inacio Lula da Silva aktivierte ihn wieder. Der brasilianische Bischof Erwin Kräutler fürchtet wegen des rücksichtslosen Kraftwerksbau um die Zukunft Amazoniens: „Belo Monte ist der letzte Dolchstoß… Wenn das kommt, können wir Amazonien das letzte Requiem singen“ (Burghardt, Weggespült, in SZ 8.8.2011).
Und dabei behauptet das IOC, dass Olympische Spiele nachhaltig und klimaneutral seien!
Letztlich sind die Fußball-WM 2014 und die Olympischen Spiele 2016 in Brasilien mit geschätzten Kosten von 40 Milliarden Euro ein Riesengeschäft für die deutsche Wirtschaft. Die deutsche EADS Defence & Security liefert Sicherheit, der Hochgeschwindigkeitszug von Rio nach Sao Paolo für 19 Milliarden Dollar wird Siemens Umsatz bringen. Oder wie es der damalige Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Bernd Pfaffenbach, ausdrückte: „Wir bauen klimaneutrale Stadien, wir bringen die Fans dorthin. Wir überwachen den Verkehr, helfen beim Flughafenbau und können für die Sicherheit sorgen“ (Schoepp, Sebastian, „Die Trägheit wird überwunden“, in SZ 2.6.2010).
Und die Turbinen für Belo Monte kommen von dem deutschen Konzern Voith Hydro: „Der Verbund von Siemens und Hydro bekam einen Auftrag über 443 Millionen Euro für Turbinen, Generatoren, Transformatoren und Automatisierung“ (Burghardt 8.8.2011).
Vergleiche auch unter Aktuelles hier.
Münchner Stammstrecken-Desaster
Die 35 japanischen Schnurbäume wurden auf Anweisung von OB Ude ohne Not drei Wochen vor dem Ende der Bewerbung München 2018 im juni 2011 vom Marienhof abgeräumt (vergleiche hier). Der ehemals schöne baumbestandene Marienhof hinter dem Rathaus präsentiert sich den vielen Geschäftskunden und Touristen als häßliche Baustelle.
Der Geschäftsführer der Kreisgruppe München des Bund Naturschutz, Rudolf Nützel, äußerte: „Hier wurde in vorauseilendem Gehorsam Naturzerstörung betrieben.“ Architekt Stefan Braunfels ist empört: „Die Bäume sind hin. 20 Jahre haben sie gebraucht, um so groß zu werden“ (Sinnloser Kahlschlag am Marienplatz, in Abendzeitung 12.8.2011).
Vermutlich sind die Bäume tatsächlich in einem erbärmlichen Zustand: Der Abendzeitung wurde „aus Sicherheitsgründen“ verboten, die Bäume zu besuchen.
Nun stellte sich heraus, dass – absolut vorhersehbar – kein Geld für die verkehrstechnisch unsinnige Stammstrecke vorhanden ist, die mindestens zwei Milliarden Euro kosten soll. Eine Milliarde Euro sollte vom Bundesverkehrsministerium kommen: aber nur 330 Millionen Euro stehen hier jährlich im Fördertopf für solche Verkehrsprojekte zur Verfügung – für alle 16 Bundesländer (Patzig, Johannes, S-Bahn-Stammstrecke: Tunnelplaner in akuter Finanznot, in merkur-online.de 9.8.2011; Böhm, Christian, Tunnelausbau der s-Bahn in Gefahr, in welt.de 9.8.2011).
Die Münchner FDP und selbst die Grüne Stadtratsfraktion treten inzwischen für das möglicht umgehende Verfüllen des Lochs am Marienhof ein. Wolfgang Leitner, der Rechtsanwalt der Anlieger, der in ihrem Namen mehrere Klagen gegen Lärm- und Schmutzbelästigung eingereicht hat, sieht die Befürchtungen der Kläger voll bestätigt. Das bayerische Verkehrsministerium geht dagegen vom Fortgang der Bauarbeiten und einer Fertigstellung der zweiten Stammstrecke im Jahr 2019 aus (Kristlbauer, Matthias, Marienhof: Ärger über Großbaustelle, in merkur-online.de 24.8.2011).
Ende August 2011 stellte Florian Rath von Bündnis 90/Die Grünen eine Anfrage an OB Ude, wann die Grabungen abgeschlossen seien, was weiter ohne Finanztierungszusagen geschehen wird und wie eventuelle provisorische Maßnahmen aussehen würden (Anfrage 25.8.2011: Wie lange bleibt der Marienhof Baustelle).
Ganz schön schnell reagiert vom grünen Stadtrat! Die grünen Stadträte haben kommentarlos zugelassen, dass im Juni 2011 die 35 Bäume ausgegraben wurden!
Vergleiche auch „Vom Marienhof zum Christian-Ude-Hof“.
Vom OB zum Ministerpräsidenten?
Da OB Ude aus Altersgründen 2014 nicht mehr für das Amt Oberbürgermeisters antreten kann, machte die bayerische SPD-Spitze den Vorschlag, er solle 2013 als bayerischer Ministerpräsident kandidieren. Olympiafreund Ude nannte umgehend seine Bedingungen: Bau der Dritten Startbahn am Münchner Flughafen und der zweiten Stammstrecke bei der Münchner S-Bahn. Im Spiegel-Interview nannte er auch noch eine neuerliche Bewerbung für Olympische Spiele München 2022.
Die SPD hat einen gültigen Parteitagsbeschluss gegen die 3. Startbahn gefasst – was Ude nicht zu interessieren scheint (Müller, Frank, Die Sri-Lanka-Koalition, in SZ 12.8.2011). Er bestand auch im Spiegel-Interview vom Juli 2011 auf der Dritten Startbahn: „… wir müssen alles tun, den Wirtschaftsstandort Bayern zu stärken. Das wird nicht auf dem Altar von Einzelinteressen geopfert, und wären sie noch so berechtigt“ („Ich bin keine Gallionsfigur“, in Der Spiegel 33/15.7.2011). Und für die Ministerpräsidenten-Kandidatur von Ude wird die SPD wohl ihren Parteitagsbeschluss gegen die Dritte Startbahn opfern: „Angestrent wird nun eine möglichst elegante Wende der SPD… Keiner will die Kandidatur Udes an der Startbahnfrage scheitern lassen“ (Müller, Frank, Die Phantasien der SPD, in SZ 13.9.2011).
Klimaerwärmung und zu Ende gehende Erdölvorräte, die berechtigten Einwände der Anwohner bezüglich Fluglärm, Luftverschmutzung und sonstigen Belästigungen, die weitere Landschaftszerstörung: Für Ude spielt nur der „Wirtschaftsstandort Bayern“ eine Rolle. Warum ist Ude eigentlich noch in der SPD – und nicht in der CSU oder FDP?
Garmisch-Partenkirchner Vergleich
Ein 56jähriger Garmisch-Partenkirchner hatte folgendes auf seiner Facebook-Seite stehen: „Mit welchen Mitteln Hartmann (Landtagsabgeordneter der Grünen, Anmerkung der Redaktion), Doering und Konsorten agieren, hat mit schützender Meinungsfreiheit nichts mehr zu tun, das sind suggestive Demagogie-Instrumente, denen große Nähe zur Unwahrheit zuzuschreiben ist, gepaart mit juristischen Winkel-Klimmzügen von Fragestellungen des Bürgerbegehrens und Anfechtungsklagen bereits vor dem Entscheid! Goebbels war auch nicht anders.“
Axel Doering zeigte den Verfasser an. Gegen den ersten Strafbefehl von 2100 Euro legte der Beschuldigte Einspruch ein. Der Richter entschied im zweiten Verfahren auf 1500 Euro zugunsten einer gemeinnützigen Vereinigung und sagte, es sei in der Rechtsssprechung völlig unstrittig, dass solche Vergleiche wie diese nicht angehen, die durch die Meinungsfreiheit nicht gedeckt seien. „Im Zuge einer öffentlichen Auseinandersetzung muss man viel hinnehmen, aber nicht alles“ (Kaiser, Wolfgang, Nazi-Vergleich im Olympia-Streit: Verfahren gegen Auflage eingestellt, in merkur-online.de 15.8.2011).
Swiss Olympic bewirbt sich 2022: I
Am 11.8.2011 entschied der Exekutivrat von Swiss Olympic mit acht zu vier Stimmen (für Genf), Davos und St. Moritz als mögliche Austragungsorte für die Olympischen Winterspiele 2022 zu prüfen: Eine endgültige Entscheidung soll im April 2012 erfolgen. Es soll eine „Rückbesinnung auf das natürliche Habitat des Wintersports“ erfolgen. Eine Volksabstimmung soll in Graubünden in der zweiten Hälfte 2012 stattfinden; Stefan Grass vom Komitee Olympia-kritisches Graubünden rechnet mit 60 Prozent Gegenstimmen (MacNamee, Terence, Winter Olympics a mixed blessing, critics say, www.swissinfo.ch 18.8.2011).
Die Kandidatur muss bis Mai 2013 beim IOC eingereicht werden; dieses bestimmt die offiziellen Kandidaten im Mai 2014. Das IOC fällt die Entscheidung dann im Juni 2015.
Dagegen bestätigte IOC-Präsident Jacques Rogge die Befürchtungen der Bündner Olympiakritiker bereits Ende Januar 2011, „wonach Winterspiele in einer Bergregion allein nicht machbar seien. Es brauche total vier Orte“ (Berger, Olivier, Umweltschützer wollen keinen Olympia-„Etikettenschwindel“, in Die Südostschweiz, 30.1.2011).
St. Moritz war in der Reihenfolge der zweite Austragungsort Olympischer Winterspiele im Jahr 1928 (nach Chamonix 1924) und richtete auch die Winterspiele 1948 aus. Weniger bekannt ist, dass St. Moritz vorher für 1940 vorgesehen war, wo ein Streit über den Amateurstatus der Schweizer Skilehrer zur Absage führte und Garmisch-Partenkirchen daraufhin nach 1936 auch die Ausrichtung 1940 übernehmen sollte: Der deutsche Angriffskrieg beendete diese Pläne.
Die Schweizer Umweltverbände „beziehen die Schützengräben“. Stefan Grass sagte: „Die ‚weissen‘ Spiele ohne Olympia-Gigantismus, wovon in der Schweiz für 2022 geträumt wird, bleiben ein ‚Träumli'“ (Stefan Grass, „Feuer in den Alpen“, Email vom 12.8.2011). Grass weiter: „Wir werden uns nicht in die Pläne einbinden lassen.“ Die Geschäftsführerin des Graubündner WWF geht davon aus, „dass sich der WWF nicht am Mitwirkungsverfahren beteiligen und Widerstand leisten wird“. Verda – Grünes Graubünden hält es für ein „reines Lippenbekenntnis“, dass einfache Winterspiele in den Bergen zu organisieren seien und empfahl, „die Olympia-Pläne aufzugeben“ (Morandi, Dario, Umweltverbände beziehen die Schützengräben, in Die Südostschweiz 13.8.2011).
Auch die Unterstützung durch den örtlichen Tourismus ist fraglich: „So dürften sich viele Hoteliers fragen, ob sie genau in den Zeiten, wenn sonst in Davos mit dem WEV (World Economic Forum; W.Z.) oder in St. Moritz mit den Saison-Höhepunkten die Häuser ohnehin voll sind, Platz für den Olympiatross machen wollen“ (Wer soll Schweizer Olympia-Kandidat werden, in nzz.ch 11.8.2011).
Eine Abstimmung soll von der Bündner Bevölkerung und vom Parlament in Bern erfolgen. Als Hauptverfechter fungiert der Bündner FDP-Nationalrat und Präsident des Bündner Kandidaturkomitees, Tarzisius Caviezel, Präsident des Eishockey-Vereins EHC Davos (Swiss Olympic will Bündner Winterspiele, in nzz.ch 12.8.2011; MacNamee, Terence, Winter Olympics a mixed blessing, critics say, www.swissinfo.ch 18.8.2011). Die Kandidatur wird mit 36 Millionen Franken angesetzt – als Beispiel gilt hier die Kandidatur München 2018. Je 33 Prozent sollen vom Bund und von Sponsoren aufgebracht werden, das restliche Drittel vom Kanton Graubünden und den beiden Regionen (Berger, Hansruedi, Bis zur Vergabe braucht es rund 36 Millionen Franken, in Die Südostschweiz 13.8.2011).
Wie sich die – falschen – Behauptungen gleichen: 80 Prozent der benötigten Anlagen seien bereits vorhanden; die Region profitiere durch bessere Verkehrserschließung und der Tourismus durch die große Werbeplattform, versprach Regierungsrat Hansjörg Trachsel (Ebenda).
Trachsel war Vizeweltmeister im Bobfahren 1977, Mitglied der Bob-Nationalmannschaft 1974-1980.
Im Schweizer Tagesanzeiger wurde bezweifelt, dass der Weg aus dem Gigantismus, raus aus den Städten, zurück in die Wintersportorte vom IOC überhaupt gewollt würde. „In Bern dürfte der Enthusiasmus auch nicht gross sein. Dort sagte man 2002 Nein zum letzten Anlauf für die Spiele, die damals im eigenen Kanton hätten stattfinden sollen, und lehnte einen Kredit über 22,5 Millionen ab… Und selbst in Graubünden gibt es Opposition nicht nur aus ökologischen Kreisen, sondern sogar von Tourismusvertretern, weil die Spiele in die Hochsaison fallen und traditionelle Gäste vertreiben würden“ (Muschg, Benjamin, Der Irrweg zurück in die olympische Zukunft, in TagesAnzeiger 10.8.2011). So blieben schon während der Ski-WM 2003 in St. Moritz die Gäste aus, genau wie bei der Ski-WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen.
Gleichzeitig sah der Autor die Tendenz, dass dem IOC die Kandidaten für die Olympischen Winterspiele ausgehen könnten. Für 2002 gab es neun, für 2006 sechs Kandidaten. Pyeongchang hatte für 2018 mit München und Annecy gerade noch zwei Konkurrenten (ebenda).
Anscheinend gibt es in Zeiten von Klimaerwärmung und Finanzkrisen kaum mehr Bedarf für die winterlichen olympischen Gladiatorenkämpfe.
Dazu kommt, dass die Graubündner es nicht unbedingt gern sehen, wenn in die zwei Luxus-Destinationen „so viel Aufmerksamkeit und finanzielle Mittel“ fließen (Olympisches Feuer brennt noch schwach in Schweizer Herzen, in nzz-online 12.8.2011).
Aber auch der Swiss Olympic-Chef Jörg Schild wusste, dass „die Begeisterung im Lande derzeit noch eher flau ist“ und man das Olympische Feuer erst noch anfachen müsse. Er hoffe, „dass so aus der Glut ein Feuer wird, im besten Fall ein olympisches“ (Schmid, Andreas, Mit Graubünden ins olympische Rennen, in nzz-online 12.8.2011).
Auch bei München 2018 hatte das Feuer nicht gebrannt- weder das der Begeisterung noch die olympische Flamme: trotz des Einsatzes von Bundes- und Landesregierung und Stadtrat, Medien und viel Geld.
Auch hier weiß man: „Damit hätte München einen ersten starken Konkurrenten, falls sich die Stadt nach der gescheiterten Bewerbung für Olympia 2018 zu einem zweiten Anlauf entschließen sollte“ (Davos mit St. Moritz, in SZ 13.8.2011). Jens Weinreich schrieb deshalb auch: „So, wie es sich jetzt darstellt, wird München in vier Jahren möglicherweise nicht noch einmal antreten“ (Weinreich, Jens, Keine erneute Münchner Bewerbung? in dradio.de 14.8.2011).
Eine Online-Umfrage der Neuen Züricher Zeitung erbrachte 40 Prozent Befürworter und 48 Prozent Gegner; zwölf Prozent waren der Ansicht: „Es wäre schön, wird aber nicht klappen“ (Ebenda).
Weitere Bewerbungen
Denver/Colorado will sich um die Olympischen Winterspiele 2022 bewerben. Bürgermeister Michael Hancock und Gouverneur John Hickenlooper treiben den Plan auch im Auftrag des US Olympic Committee voran. Pikante Voorgeschichte: Denver hatte schon 1969 vom IOC die Olympischen Winterspiele 1976 zugesprochen bekommen und lehnte danach 1972 über eine Volksabstimmung die Spiele ab, die dann ersatzweise nach Innsbruck gingen. Fast 60 Prozent der Wähler waren gegen die Spiele: Sie befürchteten unkalkulierbare ökonomische Kosten und ökologische Schäden.
Was in Denver für 2022 erhofft wird: eine Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Denver International Airport und dem Skigebiet Eagle County für 12 Milliarden Dollar! Allerdings werden auch die immensen Kosten diskutiert: Die Spiele in Salt Lake City kosteten (offiziell) zwei Milliarden US-Dollar, Vancouver 2010 rechnet mit sechs Milliarden Dollar Gesamtkosten, Sotschi 2014 soll schon bei (offiziellen) 33 Milliarden US-Dollar liegen; Pyeongchang ist derzeit noch unbekannt (Williams, David O., 2022 Colorado Olympic bid comes with slew of environmental, economic concerns, in coloradoindependent.com 29.8.2011).
Der frühere Gouverneur Dick Lamm hatte damals den Widerstand an vorderster Front organisiert. Er ist nun Vizedirektor am Institute of Public Policy Studies der Universität Denver und nach wie vor gegen die Spiele. Er riet den politisch Verantwortlichen, die Lehren früherer Olympischer Spiele zu studieren. „Die Geschichte der Olympischen Winterspiele wird mit tiefroten Zahlen geschrieben. Aber ich weiß, dass diese fünf … Ringe so glitzernd sind, dass sie das Urteilsvermögen der Leute stören können“ (Meyer, Jeremy P., Push for 2022 Olympics in Denver may face uphill sledding, in denverpost.com 30.8.2011).
Die drei Punkte stehen für ein Schimpfwort wie damned, fucking o.ä.
Berlin träumt von einer Bewerbung um Olympische Sommerspiele 2020 oder auch 2024. Ein möglicher IOC-Präsident Thomas Bach soll/wird es schon richten. Der Marketing-Chef der Bewerbung von Berlin 2000, Nikolaus Fuchs lobte die damaligen neun (NEUN!) Stimmen „von nichtkorrupten IOC-Mitgliedern“ und erzählte das IOC-Märchen, das weltweit erzählt wird: „Berlin kann die Spiele aus dem Stand ausrichten. Alles ist schon da: Hotels, Infrastrutur, Sportstätten“ (Was kosten die Spiele? in Der tagesspiegel 26.8.2011).
Hoffentlich wird auch die Berliner Bewerbung nicht Realität!
Feuer gegen Olympia
Am 13.8.2011 wurden in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien 30 Höhenfeuer auf den Bergen entzündet als Mahnung für den Erhalt des natürlichen und kulturellen Lebensraumes Alpen und als Protest gegen seine Zerstörung.
Die VeranstalterInnen wandten sich damit auch u. a. gegen eine Bewerbung der Schweiz um Olympische Winterspiele 2022. „Mit der aktuellen Vertragsgestaltung des IOC ist es nicht mehr verantwortlich, Olympische Winterspiele in den Alpen durchzuführen“ (Medienmitteilung „Feuer in den Alpen 13. August 2011: „Kein Olympia-Gigantismus mehr!“ CIPRA Schweiz 12.8.2011; Feuer gegen Olympiagigantismus, in www.cipra.org 27.7.2011; Höhenfeuer gegen Olympische Spiele im Alpenraum, in südostschweiz.ch 15.8.2011).
Teure Londoner Sicherheit 2012
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2005 geschah das furchtbare Londoner Attentat mit 52 Toten. 770 Millionen Dollar sollen nun für die Sicherheit der Olympischen Sommerspiele 2012 investiert werden; 12.000 Polizisten sollen zum Einsatz kommen. Die Eröffnungsfeier am 27.7.2012 soll „die größte Party in der Geschichte des Königsreiches“ werden (Olympia-Sicherheit kostet 770 Millionen Dollar, in rp-online 27.7.2011).
Wie ist es wohl ärmeren Bevölkerungsschichten zu vermitteln, dass über 20 Milliarden Dollar für drei Wochen Olympische Party ausgegeben werden?
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Nun ereigneten sich die August-Unruhen 2011 in Londoner Stadtvierteln. Beim Testturnier der Beach-Volleyballer am St. James Park sah man die brennenden Häuser im Hintergrund. Ein Sprecher des Londoner Organisationskomitees für die Spiele versicherte, dass die Sicherheitsvorkehrungen permanent aktualisiert würden. Der Sprecher des britischen Olympiaverbandes BOA, Darryll Seibel, war der Meinung, dass gerade wegen solcher Krawalle die Olympischen Spiele wichtig seien: „Wir brauchen solche Gründe, um zusammenzukommen und zu feiern und friedlich nebeneinander zu leben. Die Spiele sind Katalysator, um London und das Vereinigte Königreich zu vereinen“ (Hahn, Thomas, Feuer in der Nähe des Olympiaparks, in SZ 10.8.2011).
Das wäre allerdings ein unbezahlbarer Katalysator! Und es wären sündteure olympische Gründe, um als Ersatz für sozialen Zusammenhalt zu dienen! Dabei spaltet der olympische Elitesport das gesellschaftliche Leben und verschärft die sozialen Spannungen!
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Thomas Hahn schrieb deshalb auch in der SZ: „Wenn Seibel sich da mal nicht täuscht. Die Geldmaschine Olympia kann nämlich gerade sozial schlechter gestellte Leute ziemlich wütend machen“ (Ebenda). Für die Olympischen Spiele wurde bezahlbarer Wohnraum abgerissen; die Mieten haben sich gleichzeitig extrem erhöht.
Ein Angriff auf die Olympischen Wettkampfstätten konnte die Londoner Polizei durch Überwachung von Twitter und Blackberrys gerade noch verhindern (Bentham, Martin, Twitter helped Met to save Olympic venues, in London Evening Standard 16.8.2011). Die konservative Regierung will 20 Prozent des Polizei-Haushaltes kürzen und Tausende Stellen einsparen. Der Londoner Bürgermeister Boris Johnson warnte schon: „Ein Jahr vor den Olympischen Spielen in London sind die Kürzungen nicht zu verantworten“ (Oldag, Andreas, Britische Regierung kündigt harten Kurs gegen Randalierer an, in SZ 12.8.2011).
Fußball-Pleiten
Internationale Konzerne haben längst die europäischen Fußball-Ligen entdeckt – mit entsprechenden Konsequenzen. Zunehmend kaufen sich auch arabische Scheichs und asiatische Milliardäre in die europäischen Vereine ein.
Die britische Premier League setzte in der Saison 2009/10 zwar 2,3 Milliarden Euro um: 16 der 20 Clubs machten jedoch 550 Millionen Euro Verlust. Die Preise der Eintrittskarten steigen jährlich um rund sechs Prozent – die Fans bezahlen.
Der Fußballverein Manchester United wurde von der amerikanischen Glazer-Familie gekauft, die den Kaufpreis auf den Fußballverein umlegten, der nun 585 Millionen Euro Schulden hat und 2010 fast 90 Millionen Euro Verlust machte (Honigstein, Raphael, Nach Asien verdrippelt, in SZ 18.8.2011). Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende des FC-Bayern, spricht von jährlichen Verlusten einiger Topclubs der britischen und italienischen Liga von 125 bis 150 Millionen Euro („Wir sitzen im Tunnel und müssen das Licht einschalten“, in SZ 20.8.2011).
Junge Fußball-Talente bekommen schon höchste Gehälter wie der 19jährige brasilianische Stürmer Neymar, der 700.000 Euro erhält: netto. Das Gehalt kommt von Sponsoren, die Rechte an dem Spieler gehören wie inzwischen üblich Investoren („700.000 Euro im Monat, netto“, in Der Spiegel 31/1.8.2011).
Spaniens Erst- und Zweitligisten sind derzeit mit rund vier Milliarden Euro verschuldet: Vierzehn Erst- und Zweitligisten sind im Konkursverfahren und schulden allein dem Fiskus 650 Millionen Euro.
Sie haben bei 200 Fußballspielern 50 Millionen Schulden. Der erste Spieltag in der Primera Division fiel aus, weil sich die Profi-Spielergewerkschaft nicht mit dem Ligaverband einigen konnte (Cáceres, Javier, 200 Spieler warten auf Geld, in SZ 13.8.2011; Fußball-Streik in Spanien, in SZ 18.8.2011; Streik in Spanien, in SZ 20.8.2011).
Insgesamt erzielten die europäischen Vereine Einnahmen von 11,7 Milliarden Euro: Bei Ausgaben von 22,9 Milliarden Euro ergab sich ein Defizit von 1,2 Milliarden Euro. Ein von der UEFA entwickelter Plan Financial Fair Play (FFP) soll versuchen, die Überschuldung bis 2018 abzubauen (SZ 20.8.2011).
Siehe auch im Kritischen Olympischen Lexikon unter Fußball.
Viel Geld für Trainingsanzüge
Im August 2011 bezahlte der Frachtkonzern DHL 46 Millionen Euro, um als Sponsor für vier Jahre auf den TRAININGSANZÜGEN von Manchester United zu stehen. Auf den Spieler-Trikots steht der Versicherungskonzern Aon, der für vier Jahre 90 Millionen Euro überwies (Lange, Jennifer, Dezentes Sponsoring, in SZ 24.8.2011).
Was das mit NOlympia zu tun hat? DHL ist eine Tochter der Deutschen Post, die immer noch zu 30 Prozent dem Staat gehört. Bei der DHL sitzt der Post das Steuer-Geld leichtfertig locker. Aber die Deutsche Post war ja auch ein Hauptsponsor von München 2018… Und diente dazu, auf Wunsch von München 2018 und vermutlich nach Aufforderung von der deutschen Staatsspitze, das marode Bewerbungsbudget im letzten Moment noch mit einem siebenstelligen Betrag aufzufüllen.
Vergleiche auch im Kritischen Olypischen Lexikon: Sponsoren, Sponsoring.
Es lebe der Sport…
… und der kostet viel
Vom 27.8. bis 4.9.2011 fand im südkoreanischen Daegu die Weltmeisterschaft der Leichtathleten statt, organisiert von der International Associaton of Athletics Federation (IAAF). Ein Südkoreaner war nach Aussage von IAAF-Vizepräsident Sebastian Coe noch nie in einem Olympia- oder WM-Finale. Auch in Daegu 2011 gab es wieder keine Medaillen (Bund und grau, in SZ 5.9.2011). Macht aber nichts: „Wenn es um Sport geht, sind wir eine aufstrebende Macht“, sagte der Vizevorsitzende des WM-Organisationskomitees (Südkorea hofft auf „olympische“ Atmosphäre, in Augsburger Allgemeine 22.8.2011).
Nichtsdestotrotz investierten Südkorea und die südkoreanischen Konzerne unter Leitung von IOC-Hauptsponsor Samsung 100 Millionen Dollar in den Bau von Athleten- und Mediendorf und 100 Millionen Dollar in das Budget der WM: für ganze Tage Sportprogramm! Das deutsche IAAF-Council-Mitglied Helmut Digel äußerte stolz: „Diese WM ist mit einem Budget versehen, wie wir es noch nie hatten“ (Hahn, Thomas, Es ist nicht Bogenschießen, in SZ 24.8.2011).
Die Sport-Maden im finanziellen Sponsoren-Speck…
Vorbelastete, ehemals gesperrte Sportler bei der Leichtathletik-WM in Daegu, Südkorea, August 2011:
Marvin Anderson, Sprinter, Jamaika (Methylhexanamin), Yohan Blake, Sprinter, Jamaika (Methylhexanamin), Waleri Bortschin, Geher, Russland (Ephedrin), LaShawn, Merritt, Läufer, USA (Dehydroepiandrosteron), Wladimir Kanaikin, Geher, Russland (Epo), Sergej Morosow, Geher, Russland (Epo), Andrej Michnewitsch, Kugelstoßer, Russland, Tatjana Lyssenko, Hammerwerferin, Russland (Aromatase-Hemmer 6-Alpha-Methyl-Androstendion), Christine Ohuruogu, Läuferin, Großbrtannien, Dwain Chambers, Sprinter, Großbritannien (Designer-Stereoid THG), Justin Gatlin, Sprinter, USA (Testosteron), Shelly-Ann Fraser-Pryce, Sprinterin, Jamaika (Oxycodon) (Quelle: Hahn, Thomas, Ohne Gewähr, in SZ 26.8.2011).
Exquisit auch die vielfältigen Ausreden und „Erklärungen“: Der US-Sprinter Mike Rodgers kam zu Methylhexanamin über einen Energiedrink; LaShawn Merrit nahm angeblich ein Mittel zur Penisvergrößerung, in dem ein Stereoidhormon enthalten war (Wieder vorn dabei, in SZ 31.8.2011; Hahn 26.8.2011).
Vergleiche auch Kritisches Olympisches Lexikon: Doping
Sport-Wahlen
Daneben gab es viele Ungereimtheiten bei der Wahl bzw. Wiederwahl der IAAF-Sportfunktionäre. So erhielt bei der Wahl der Vizepräsidenten ein Kandidat vom Stimmcomputer mehr Stimmen, als anwesende Wahlberechtigte im Saal waren. Der 78-jährige IAAF-Präsident Lamine Diack kommentierte den Vorgang so: „Mir ist das überhaupt nicht peinlich“ (Hahn, Thomas, Alle im Griff, in SZ 25.98.2011).
Diack ist seit 1982 IOC-Mitglied und seit 1999 IAAF-Präsident. Er ist seit langem genauso verrufen wie sein italienischer Vorgänger Primo Nebiolo. Diack erhielt Geld von der 2001 in Konkurs gegangenen Skandalagentur ISL. Durch seine verschwenderische Verbandsführung musste der IAAF 2010 einen rigiden Sparkurs einschlagen.
Die Ost-Geschäfte lässt die IAAF die Agentur Pamodzi Sports organisieren, die Filialen in Russland und China unterhält: Sie gehört Diacks Sohn Papa Diack (Hahn 25.8.2011).
Auch die IAAF lebt wie IOC und Fifa vom bequemen und pseudodemokratischen Prinzip: ein Land, eine Stimme. Eine kleine Insel in der Karibik hat genauso viel Gewicht wie eine Sport-Großmacht. Lamine Diack wurde in Daegu Ende August 2011 für vier Jahre als Präsident des IAAF wiedergewählt – mit 198 Ja- und 29 Nein-Stimmen, also 227 Stimmen. (Selbst die Fifa, die selbsternannte „Weltregierung des Fußballs“, kommt „nur“ auf 208 Stimmen.
Wie zählt der IAAF-Wahl-Computer, bzw. wer lässt ihn wie zählen?
(Vergleiche zu den IAAF-Sportpalästen auch hier).