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Medienpartner Süddeutsche Zeitung
Am 2. Juli 2011 wurde die SZ ihrer Rolle als Medienpartner von München 2018 wieder einmal gerecht: Sie lieferte eine zwölfseitige Jubelarie auf München 2018 ab. Kritische Töne waren kaum vernehmbar: Vermutlich wird bis Mittwoch, 6.7. um 17 Uhr durchgejubelt.
Zehn Ex-Olympioniken durften von „Mein Olympia“ berichten. Von den „Kindern der Eventkultur“ wurde berichtet und tiefgründig sinniert, „dass der Mensch an und für sich dafür geschaffen ist, sich zu versammeln“ (Gertz, Holger, Gefühl und Kalkül, in SZ 2.7.2011). „Es geht schlicht und einfach um ein Sportereignis, das mal wieder in der Bundesrepublik stattfinden sollte“ (S. 1). Der Garmisch-Partenkirchner Kompromiss wurde als „tragfähig“ (S. 2) beurteilt, obwohl dort nichts geklärt ist. Die Münchner Bewerbung „könnte tatsächlich grüner werden als die der Konkurrenz“ (S. 9)!
Dieses Argument wird durch ständiges Wiederholen nicht wahrer: Das Umwelt- und Nachhaltigkeitskonzept von „München 2018“ ist das Papier nicht wert, auf dem es steht: Weder stimmt die CO2-Bilanz noch sind die temporären Bauten – wie in Schwaiganger – und weitere Natur- und Landschaftsszerstörungen erwähnt. Auch die mindestens 1.200 zu fällenden Bäume im geplanten Olympischen Dorf in München fehlen etc etc.
Siehe hierzu unsere zahllosen kritischen Beiträge zur Schädigung der Natur durch die Bewerbung München 2018.
OB Ude wies darauf hin, was eh jeder schon mitbekommen hat: „Ich leite bei sämtlichen für Olympia wichtigen städtischen Gesellschaften den Aufsichtsrat“ („Das Projekt Olympia bringt die Stadt voran“, Interview mit Ude in SZ 2.7.2011).
Diese Gesellschaften, Udes „Zwangsverpflichtete“ beim Aufbringen der Bewerbungs-Millionen, bluten denn auch entsprechend für Olympia: Stadtwerke München, Münchner Messegesellschaft, Olympiapark München, Flughafen München…
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Auszug aus dem Kritischen Olympischen Lexikon, Stichwort Ude, Christian:
„Laut www.christian-ude.de ist Ude u. a. Aufsichtsratsmitglied bei der Flughafen München GmbH (Nationaler Förderer von München 2018, Größenordnung drei Millionen Euro). Vorsitzender des Verwaltungsrates ist Ude bei Stadtsparkasse München (die Sparkassen Finanzgruppe ist Nationaler Förderer von München 2018, Größenordnung drei Millionen Euro). Aufsichtsratsvorsitzender ist Ude bei: Stadtwerke München (Nationaler Ausstatter, Größenordnung 300.000 Euro), Olympiapark GmbH (Nationaler Ausstatter, Größenordnung 300.000 Euro), Messe München (Nationaler Ausstatter, Größenordnung 300.000 Euro) und bei den Wohnungsbaugesellschaften Gewofag und GWG (Unterstützung der Bewerbung, für Realisierung der Olympischen Bauten eingeplant). Dazu ist Ude Aufsichtsratsmitglied der Bewerbungsgesellschaft München 2018.
Ein Zitat von Ude vom August 2010: “Als Aufsichtsratsvorsitzender aller beteiligten Gesellschaften – SWM und OMG, GEWOFAG und GWG – werde ich eine reibungslose Kooperation gewährleisten” (PM LH München, München 2018: Stadt klärt organisatorische Fragen, 17.8.2010).
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Zum Olympischen Dorf stand Neues in der SZ: Es „entsteht für 228 Millionen Euro auf dem Gelände des Bundeswehrverwaltungszentrums an der Dachauer Straße (173 Millionen sollen möglichst als Privatinvestition zusammenkommen“ (S. 6).
Das ist neu: Die Immobilienwirtschaft wird sicher gern privates Kapital beisteuern, wird sie doch die derzeit als Mietwohnungen geplanten Immobilien dereinst als Eigentumswohnungen losschlagen dürfen, da die Stadt durch 2018 noch mehr pleite sein wird, als sie es mit derzeit über drei Milliarden Schulden ohnehin schon ist.
Nicht überraschend ist deshalb eine Anzeige des „Nationalen Ausstatters“ Immo 2018: „Wir sagen danke! Die Münchner Immobilienwirtschaft hat mit ihrer Initiative IMMO 2018 die Bewerbung unterstützt“ (S. 9) Die 29 Partner sind: Accumulata, Aurelis, Bayerische Hausbau, Baywobau, Bundesverband freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen e.V., Büschl Unternehmensgruppe, Business Campus, Colliers, Drees & Sommer, GBW Gruppe, GrundIdee, Hammer AG, Hubert Haupt, Hines, Hochtief, Immostar, Investa, Jost Hurler, Münchner Grund, Nymphenburg Immobilien AG, Ochs Schmidhuber Architekten, Südhausbau, Steinlein, Strabag, Terrafinanz, Weichinger Projektentwicklung, Dr. Weissmann und Partner, Wöhr + Bauer, WSP/CSP.
Zwei Fragen: Warum wohl unterstützen diese Immobilienfirmen München 2018? Und: Sind die Immobilien- und Mietpreise in München immer noch nicht hoch genug?
Weitere olympische Wettbewerbe für Sotchi 2014
Im April 2011 kündigte IOC-Präsident Jacques Rogge Ski neue Ski-Disziplinen für Sotschi 2014 an: half pipe (men and women), women’s jumping, biathlon mixed relay, figure skating team event und luge team relay. In Durban im Juli 2011 verkündete Rogge, dass Sotschi 2014 noch weitere neue Wettbewerbe ausrichten darf: ski slopestyle (m+w), snowboard slopestyle (m+w), snowboard parallel special slalom (m+w) (Slopestyle Approved Für Sochi 2014, gamesbids 4.7.2011).
Immer mehr Sportarten, von denen bei der Bewerbung noch keine Rede war: Das hätte auch Garmisch-Partenkirchen 2018 gut zustoßen können!
„Die Stadt informiert“ – bis zum Schluss falsch
Am 5.7.2011 veröffentlichte die Landeshauptstadt München folgendes: „Die Winterspiele würden München erneut ein nachhaltiges Erbe bescheren. Der Olympiapark wird größer und grüner“ (Olympisches Erbe prägt seit Jahrzehnten, in SZ 5.7.2011).
Wieso teilt das Presse- und Öffentlichkeitsamt der Stadt München nicht ehrlicherweise den Bürgern mit, dass für den geplanten Bau des Olympisches Dorfes mindestens 1275 vom Planungsreferat der Stadt selbst als „erhaltenswert“ eingestufte Bäume gefällt werden müssten – plus hunderte weiterer? Wieso faselt man vom „grüner“ werdendem Olympiapark, wenn das Gegenteil der Fall ist? Kann man sich in der Beamten- und Politikerwelt der Landeshauptstadt überhaupt die sozialen Unruhen vorstellen, welche dieses Kettensägenmassaker verursachen würde?
Wir hofften inständig, dass der Kelch am 6.7.2011 an München vorbeiginge – schon wegen der Bäume!
ARD und ZDF zahlen an das IOC
ARD und ZDF haben zu einem bislang unbekannten Preis Anfang Juli 2011 die Übertragungsrechte für die Olympischen Spiele 2014 und 2016 erworben. Spekuliert wurde über 135 Millionen Euro – dann hätte die vom IOC beauftragte Großagentur SportA 50 Millionen Euro mehr erlöst, als die Verträge mit der European Broadcasting Union für die Spiele 2010 und 2012 gekostet hatten. ZDF-Intendant Markus Schächter schwärmte, dass die Olympischen Spiele wie kein anderes Ereignis „den Breiten- und Spitzensport in seinem ganzen Umfang und in seiner Internationalität“ abbilden würden (Olympisch, in SZ 5.7.2011).
Warum bitte den Breitensport?
Für den IOC-Verhandlungsführer Thomas Bach „wäre ein dreistelliger Millionen-Abschluss jedenfalls ein hübscher Erfolg. Der umtriebige Wirtschaftsanwalt …. gilt auch als Kandidat für die IOC-Präsidentschaft. Vielleicht hat der Zuschlag von ARD und ZDF ihm dabei geholfen“ (Haben ARD und ZDF wirklich 59 Prozent mehr für die Olympischen Spiele geboten? in www.mediencity.de 5.7.2011).
Siehe auch hier.
Durban-Anreise
DOSB-Präsident Bach und Bundespräsident Christian Wulff nutzten die Hochzeit des IOC-Mitglieds Fürst Albert von Monaco am 2. Juli 2011, um bei den eingeladenen geschätzten 50 IOC-Mitgliedern für München 2018 zu werben (Hutter, Dominik, Aufbruch ins Abenteuer Durban, in SZ 2.7.2011).
Wulff darf dann auch in Durban repräsentieren, beim IOC werben und sich zum Erfüllungsgehilfen von DOSB und IOC machen. Dort äußerte der Münchner OB Ude in seinem besten Englisch: „We know how to throw a party“ (Kistner, Thomas, „Wir wissen, wie man eine Party schmeisst“, in SZ 4.7.2011).
Es muss eine wunderbare Erfahrung sein, eine Milliarden teuere Party von drei Wochen für Elitesportler und Sportsoldaten zu schmeissen – mit fremdem Geld, mit 2000 abgeholzten Bäumen auf dem Bundeswehrgelände, mit zerstörter Landschaft in Schwaiganger, mit völlig ungelösten Grundstücksproblemen im heillos zerstrittenen Garmisch-Partenkirchen.
Schau mer mal…
DOSB-Generaldirektor Vesper schwärmte von der angeblichen Aufholjagd von München 2018: „Momentum ist etwas, was man sehr schwer in Worte fassen kann, aber was man irgendwo spürt.“ Der teuere Berater John Tibbs wusste: Das ist, wenn die Medien beginnen, die Schwhen zu ignorieren und nur noch über seine Stärken zu berichten“ (Weinreich, Jens, Propaganda am Indischen Ozean, in Frankfurter Rundschau 4.7.2011).
In diesem Fall handelte es sich für München 2018 um ein negatives Momentum.
In n-tv sport stand folgender Kommentar: „Die ’nationale Aufgabe‘, zu der Kanzlerin Angela Merkel die im Erfolgsfall milliardenteure Bewerbung pathetisch verklärt und mit Bundesbürgschaften auch gemacht hat, hat das selbst erklärte Wintersportland Nr. 1 nicht angenommen. Zu groß war der Gegenwind der Olympia-Gegner und lange unwilligen Garmischer Landbesitzer. Die waren mit ihrer ebenso fundierten wie berechtigten Kritik an den exorbitanten Kosten, dem intransparenten Bewerbungshaushalt, der zwangsläufigen Umweltzerstörung, den juristischen Knebelverträgen des IOC – kurz: dem Kommerz, Gigantismus und Korruptionsruch heutiger Olympischer Spiele – auf viele offene Ohren gestoßen“ (Wolf, Christoph, München, Momentum, Sensation, in n-tv.de 5.7.2011).
Bürgermeister Thomas Schmid gibt ein Interview – vor der Niederlage
„Das Angebot, das wir dem IOC machen, ist ein sehr attraktives … Wir wollen, dass Olympia Spuren hinterlässt – positive Spuren. Die Umweltzerstörung, die uns immer vorgeworfen wurde, wird es nicht geben … Die Auslagerung von Biathlon und Langlauf nach Schwaiganger entlastet enorm … Gegnerschaften kommen lauter rüber als die sogenannte schweigende Mehrheit. Der Bürgerentscheid wurde stark von außen hereingetragen … 58 Prozent Zustimmung sind eine satte Mehrheit … Was wir an Verträgen brauchen, hat die Rathausverwaltung abgeschlossen. Nach dem Bürgerentscheid haben wir sogar noch ein bisschen mehr gekriegt … Wenn wir den Zuschlag bekommen, müssen wir nicht mehr hausieren gehen … Wir fahren nicht nach Durban, um zu verlieren, sondern wir gehen ganz opimistisch an die Sache ran … Vor allem kostet eine zweite Bewerbung nicht mehr dieses Geld, weil vieles schon geschaffen wurde. Vor diesem Hintergrund hätte ich kein Problem vorzuschlagen, in eine Bewerbung für 2022 zu starten“ (Gut angelegtes Geld, in Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 6.7.2011).
Die Entscheidung
1000 Sportfunktionäre und 1500 Medienleute verfolgten die Wahl in Durban. Gerade einmal drei Kandidaten für die Olympischen Winterspiele 2018 gab es: Annecy/Frankreich, Pyeongchang/Südkorea und München. Die Entscheidung fällt heute in Durban/Südafrika am 6.7.2011.
Am 6. Juli 2011 gab es von früh bis spät Public Viewing: ab 8.30 in München auf dem Marienplatz, in Garmisch-Partenkirchen auf dem Mohrenplatz und am Königssee an der Seelände. Gezeigt wurde die Präsentation der drei Bewerberstädte, dazu ein Bühnenprogramm mit viel Tamtam wie Showacts, Sportlertalks, dem Kabarettist Willy Astor und dem Bayern-3-Team plus Bayern-3-Band. Allein rund um den Marienplatz werden 25.000 Menschen erwartet – die nicht kamen.
Das war natürlich die Erwartung der Bewerbungsgesellschaft.
In Durban/Südafrika ließ es sich Bundespräsident Wulff nicht nehmen, persönlich zusammen mit dem anderen Präsidenten, DOSB-Präsident Bach und der gesamten olympischen Entourage das IOC-Spektakel zu verfolgen und einen Kotau vor dem anrüchigen Gremium zu machen (München 2018, PM: München 2018 – Die Entscheidung, 26.5.2011; Feiern auf Knopfdruck, in SZ 27.5.2011; Rieber, Sven, „Die Entscheidung“: Große Olympia-Party in 40 Tagen, in merkur-online.de 27.5.2011). Wulff warb noch einmal für München 2018: „Alle Gesetze sind auf den Weg gebracht, wir sind ein verlässlicher Partner. Wir achten die Autonomie des Sports.“ Dazu Jens Weinreich: „Alle korrupten Funktionäre im Saal wie etliche Vertreter des Fußball-Weltverbandes Fifa um Joseph Blatter werden derlei Aussagen erfreut zur Kenntnis genommen haben“ (Weinreich, Jens, Keine Chance gegen Pyeongchang, in stern.de 6.7.2011).
Thomas Bach lockte seine IOC-Kollegen mit dem nervus rerum: „München 2018 wird die Plattform zu noch größeren Einnahmen bieten, für die ganze olympische Bewegung“ (Kistner, Thomas, München gibt alles – und scheitert, in sueddeutsche.de 6.7.2011). Er sagte um 8.21: Es herrsche „der Wunsch nach Olympischen Spielen“. Maria Höfl-Riesch sagte um 9.21 über ihren Heimatort: „Alle in Garmisch wollen die Spiele, wir freuen uns auf die Kronjuwelen“ (Ticker zur Olympia-Vergabe, Applaus für München, in spiegelonline 6.7.2011)
Der Zeitplan: 8.45 – 9.55: Präsentation von München, 10.10: Pressekonferenz München, 10.25 – 11.35: Präsentation von Annecy, 12.05 – 1.15: Präsentation von Pyeongchang; 5-5.30: Bekanntgabe des Austragungsortes 2018, 6-6.45: Unterzeichnung des Host City Contract und weiterer IOC-Verträge (www.olympic.org host-city-election).
Gegen 17.20 fiel die Entscheidung des IOC über den Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2018: Pyeongchang holte den – teueren – „Sieg“ mit 65 Stimmen im 1. Wahlgang. Um 18.30 hätte Oberbürgermeister Ude den Host City Vertrag unterschreiben wollen – sofern München gewonnen hätte. Er hätte eine rechtsunwirksame Unterschrift geleistet, siehe das von uns in Auftrag gegebene Gutachten.
Am 6.7.2011 war also der ganze Spuk und die Ablenkung von den tatsächlichen Problemen vorbei. Nun sollten der Stadtrat von München und der Gemeinderat von Garmisch-Partenkirchen endlich wieder beginnen, sich der Realität zu stellen.
Ein Traum wäre natürlich gewesen, wenn keiner der drei Kandidaten vom olympischen Albtraum ereilt würde und 2018 keine Olympischen Winterspiele stattfinden würden! Denn nun ist Pyeongchang in der Hand des IOC – und die schon jetzt bestehenden dortigen Retortenbauten lassen auch für den kleinen südkoreanischen Ort Schlimmes befürchten.
Der ÖDP-Landesvorsitzende Klaus Mrasek begrüßte die Niederlage und fragte: „Grünen-Politiker wie die Bundesvorsitzende Claudia Roth müssen sich fragen lassen, warum sie dieses in jeder Hinsicht – für die Natur wie für die Bevölkerung – schädliche Projekt unterstützt haben und dabei sogar ihren eigenen Parteifreunden wie dem engagierten Landtagsabgeordneten Ludwig Hartmann in den Rücken gefallen sind“ (PM ÖDP 13.7.2011).
Zu den Pressemitteilungen von Bund Naturschutz, Kreisgruppe Garmisch-Partenkirchen und München sowie MdL Ludwig Hartmann siehe hier.
München 2018: Der Abgang
Was von der Bewerbung übrig bleibt
Nur 25 von insgesamt 95 IOC-Stimmen bekam die Bewerbung von München 2018: eine echte Watschn, eine „krachende Niederlage“ (Jörg Hahn in faznet 13.7.2011). Pyeongchang bekam 63, Annecy 7 Stimmen.
Damit kostete jede Stimme für München mehr als 1,3 Millionen Euro. Sofern es überhaupt bei 33 Millionen Euro Bewerbungsetat bleibt, was Eingeweihte wie Willi Rehberg bezweifeln.
Wobei derzeit der Bewerbungsetat erst zu 26 Millionen gedeckt ist – davon 4,2 Millionen Euro durch Darlehen von Land Bayern, Stadt München, Gemeinde Garmisch-Partenkirchen und Landkreis Berchtesgaden-Land. Und die Hälfte der Sponsorengelder kam von öffentlichen Unternehmen.
NOlympia feiert
NOlympia feierte im Tierheim – mit vier Fernsehanstalten, spiegelonline, BR, WDR, Hessischer Rundfunk, dapd, SZ, Garmisch-Partenkirchner Tagblatt etc. Zwei Freudenfeuer der Bauern an der Kramerspitze und ein Smiley am Tröglhang auf der Kandahar beschlossen ab 22 Uhr eindrucksvoll den Abend (Kemnitzer, Sebastian, Der Berg ruht, in taz.de 7.7.2011).
Axel Doering, der Initiator des Garmisch-Partenkirchner Bürgerentscheids, sagte zur Nichtwahl München 2018: „Es ist ein schöner Tag – Garmisch hat gewonnen, weil München verloren hat… Uns bleiben sieben Jahre politische Fremdbestimmung erspart“ (Effern, Heiner, Tränen am Mohrenplatz, in SZ 7.7.2011).
Wer wusste was?
Nur der bayerische Ministerpräsident und der Münchner OB waren offenkundig überrascht. Vermutlich wussten die DOSB-Oberen längst, wie es ausgeht. Und die Bundeskanzlerin tat sich die Reise erst gar nicht an. Vorgewarnt?
Unter den IOC-Mitgliedern herrschte Verwunderung „nur darüber, dass die Münchner so verwundert waren. ‚Pyeongchang war klar, mich hat nur das klare Votum überrascht‘, sagte Gunilla Lindberg… Auch für Gian-Franco Kasper war die Sache ‚völlig klar'“ (Kistner, Thomas, „München soll 2022 wiederkommen“, in SZ 8.7.2011). Dagegen sagte DOSB-Präsident Thomas Bach: „Keinem von uns ist hinterher
gesagt worden: Mit dieser Niederlage hättet ihr eigentlich rechnen können“ (!!! Teuffel, Friedhard, Bach kontert Wowereit, in Der Tagesspiegel 13.7.2011).
Wo bleiben die Journalisten?
Wie viele Journalisten durften in letzter Zeit nicht mehr schreiben, was sie eigentlich zur Bewerbung München 2018 schreiben wollten. Wie viele Fernsehreporter durften nicht mehr senden, was sie eigentlich senden wollten. Hoffentlich gibt es ein journalistisches Nachspiel darüber.
Während der kritische Christoph Süß nach Durban im Bayerischen Rundfunk äußerte: „Wissen Sie, ich hab jetzt fast ein bissl Schuldgefühl. Und der Grund ist besonders merkwürdig. Der Grund ist nämlich, dass ich eigentlich nix fühle beziehungsweise gefühlt habe. Am Mittwoch. da waren ja viele andere regelrecht gebeutelt… Die unverwüstliche Rosi Mittermaier will einfach wieder zurück an die Bewerbungsfront. weil sie halt was empfunden hat im Gegensatz zu mir… Und wer für die Millionen Bewerbungskosten, die noch offen sind, aufkommt, das weiß ja auch noch keiner. Gut, wahrscheinlich die, die immer für Kosten aufkommen, die anfallen. Wir halt…
Ah, es ist furchtbar. Es ist mir immer noch komplett wurscht“ (Süß, Christoph, War wohl doch nichts mit den Olympischen Spielen, in br-online 9.7.2011).
Nächste Bewerbung?
Schon am 7.7.2011 faselte der Garmisch-Partenkirchner Bürgermeister Thomas Schmid von München 2022 – und dass sein Ort bereitstehe. Allerdings solle vorher ein Ratsbegehren die Bewerbung ermöglichen.
Damit würden die ungelösten Konflikte mit den dortigen Grundeigentümern noch weiter bestehen und den Ort zerreißen.
Die Fraktionsvorsitzende der CSU in Garmisch-Partenkirchen, Elisabeth Koch, schrieb Schmid deshalb am 16.7.2011 einen Offenen Brief und verwies ihn auf seine im Jahr 2009 vehement ablehnende Haltung zu einem Ratsbegehren, welches die CSU beantragt hatte. Sie klassifizierte Schmids Äußerung „Wir stehen bereit“ als „Schnellschuss und „wieder einmal unüberlegt“ (Holzapfel, Matthias, Olympia-Bewerbung: Es geht munter hin und her, in merkur-online.de 21.7.2011).
Auch die lokalen Sportler forderten umgehend München 2022, siehe unten. Die lokale FDP zog sofort mit. Der FDP-Kreisvorsitzende Germut Bielitz: „Wir wollen, dass diese Erfolgsgeschichte weitergeschrieben wird“ (FDP legt sich fest: Erneute Bewerbung, in Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 10.7.2011).
Welche Erfolgsgeschichte?
Die Münchner FDP stellte am 20.7.2011 einen Antrag im Rathaus, ein Ratsbegehren für die Bevölkerung um die Olympischen Winterspiele 2022 zu beschließen, weil „die Zustimmung und der Rückhalt in der Bevölkerung“ wichtig sei.
Die Münchner CSU stellte am 7.7.2011 den Antrag: „Nach den Spielen ist vor den Spielen – München bewirbt sich um die Olympischen Winterspiele 2022.“ Kultusminister Ludwig Spaenle tönte: „Wir sind, die einzigen, die wissen, wie es geht“ (Eine teuere Niederlage, in nuernberger-nachrichten.de 10.7.2011).
Das Gegenteil hat man gesehen: dass München 20118 nicht wusste, wie es geht. Wieso wird die beschmende Abstimmungsniederllage bewusst so falsch gedeutet?
Immerhin sagte die Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen und dezidierte München-2018-Befürworterin Theresa Schopper, ihre Partei werde sich kein zweites Mal hinter die Bewerbung stellen (Ebenda).
Bündnis 90/Die Grünen hatten sich sowohl im Bund, in Bayern, als auch in München gegen die Spiele ausgeprochen: Dafür waren nur die grünen Münchner Stadträte – und Schopper als einzige Landtagsabgeordnete. So schrieb die Vorsitzende der Münchner Grünen, Katharina Schulze: „Wir Münchner Grünen bleiben bei einem ‚Nein‘ zu einer weiterten Olympiabewerbung, denn die Stadt braucht ihre Ressourcen dringend für andere Zwecke“ (PM 20.7.2011: Ratsbegehren zu Olympia kommt zu früh).
Jörg Hahn schrieb dazu in der FAZ: „München hat zu wenige Stimmen erhalten, um mit einem Jetzt-erst-recht-Gefühl gleich wieder loszulegen. Zudem war die Freude der Olympiagegner in München und Garmisch-Partenkirchen über die Niederlage ein Hinweis, dass ein neuer Versuch mit alten Schwierigkeiten verbunden sein dürfte“ (Hahn, Jörg, Gebremster Schwung, in faz.net 13.7.2011).
In der Schweiz werden sich wohl Graubünden (mit Davos und St. Moritz) und Wallis/Waadt um Olympische Winterspiele 2022 bewerben. Swiss Olympic hat das Bewerbungsprojekt an den Nachfolger der Skandal-Agentur ISL, der Sportmarketing-Firma Infront vergeben, die von Fifa-Chef Blatter gegründet wurde und von seinem Neffen Philippe Blatter geleitet wird, vergleiche hier.
In Graubünden ist FDP-Nationalrat Tarzisius Caviezel die treibende Kraft. Und Swiss Olympic-Präsident Jörg Schild trieb zur Eile: „Wir dürfen keine Zeit verlieren“ (Zentralschweiz sagt Nein zu Olympia, in nzz.ch 20.7.2011).
Aus dem IOC-Handbuch der Olympischen Bewerbungen: immer Zeitdruck verbreiten, um Nachdenken und Risikoabwägungen zu verhindern.
Rücktritt?
OB Ude tat es um keinen einzigen der München betreffenden drei Millionen Euro leid: „Das war eine weltweit erfolgreiche Medienkampagne für die Sporthochburg München, für Bayern und für Deutschland… Sie war zu 80 Prozent privat finanziert“ (Die Millionen-Zeche zahlt der Steuerzahler, in Augsburger Allgemeine 7.7.2011).
Die 80 Prozent sind ein reines Märchen – angesichts der Öffentlichen Unternehmen Lotto Bayern, Flughafen München, Deutsche Bahn, Deutsche Post (30%), Stadtwerke München, Messe München, Olympiapark GmbH etc.
Ude sprach bis zum Schluss über den Park der Bundeswehr wie von einem Militärgelände: „… neue Wohnungen wären durch das Olympische Dorf in einer leeren Kaserne entstanden“ (Fritsch, Oliver, „Ich zweifle an der Olympia-Wahl des IOC“, in zeitonline 8.76.2011). Und er will nach wie vor das Olympische Dorf bauen, auch ohne Olympische Spiele: „Der wunderschöne Entwurf würde auch ohne Olympische Winterspiele Sinn machen“ (Nach dem Aus: Das ist Plan B, in merkur-online.de 13.7.2011)
Dabei ist die Architektur äußerst fragwürdig – von der Naturzerstörung ganz abgesehen!
Das olympische Erbe dieses Münchner Oberbürgermeisters sieht so aus:
– ein auf unabsehbare Zeit zerstörter Marienhof
– eine unbezahlbare zweite S-Bahn-Stammstrecke mit sozialem Sprengstoff
– ein auch ohne olympischen Zuschlag nach wie vor bestehender Anspruch auf das Bundeswehrgelände mit ökologischem Zerstörungspotential (mindestens 1275 als „erhaltenswert“ eingestufte Bäume würden gefällt)
– politischer Druck auf Andersdenkende
– zahllose Beleidigungen der Olympia-Kritiker…
– Dazu hat sich die Stadt München in Udes 19 Jahren Amtszeit mit über drei Milliarden Euro verschuldet.
Eigentlich wäre es an der Zeit, dass der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude an Rücktritt denkt.
Grüne Münchner Stadträte haben immer noch nichts verstanden
Schon am 7.7.2011 stellte die Grüne Münchner Stadtratsfraktion den Antrag: „Trotz der Olympiaentscheidung – München schafft Wohnraum im Plusenergiestandard“, in dem stand: „Der Bau einer Wohnsiedlung analog des geplanten olympischen Dorfes im Plusenergiestandard wird weiterverfolgt. Der Oberbürgermeister wird deshalb gebeten, sich bei der Bundesregierung und bei der Bundeswehrverwaltung dafür einzusetzen, dass eine Wohnbebauung am geplanten Standort des Olympischen Dorfes im Plusenergiestandard realisiert werden kann.“
Diese grüne Münchner Stadtratsfraktion hat sich bis heute geweigert, zur Kenntnis zu nehmen, dass, wie inzwischen auf unserer Website zigmal geschrieben, dafür 1275 vom Planungsreferat als als „erhaltenswert“ klassifizierte Bäume gefällt werden müssten – plus hunderte weiterer. Zudem kann von einem „Plusenergiestandard“ bei der genannten Bebauung keine Rede sein, siehe hier.
Zu diesen grünen Stadträten fällt einem nichts mehr ein.
Deutscher Alpenverein weiter olympisch nachhaltig
Der DAV bzw. zumindest sein Hauptgeschäftsführer Urban bedauerten die Entscheidung für Pyeongchang (und damit die entgangenen Millionen Euro für das DAV-Leitprojekt „Bergtour“). Urban drohte an: „Es gilt, eine Brücke zu schlagen zwischen den Erfordernissen der Zeit und der Einzigartigkeit, Ursprünglichkeit und dem Schutzbedürfnis unserer bayerischen Alpen“ (PM: DAV setzt sich weiter für nachhaltige Entwicklung des bayerischen Alpenraumes ein).
Schon interessant, dass bei der derzeitigen Führungsriege des DAV die „Erfordernisse der Zeit“ stets die Oberhand gewinnen.
Immerhin wurde vom IOC in Durban beschlossen, dass Sportklettern auf der „Shortlist“ für die Olympischen Sommerspiele 2020 kommt – bis zur endgültigen Entscheidung im September 2013. Siehe auch unter DAV olympisch.
Katarina Witt leuchtet
Die Grüne Stadtratsfraktion schlug vor, Katarina Witt die Medaille „München leuchtet“ zu verleihen – die zweithöchste Auszeichnung der Stadt nach der Ehrenbürgerwürde. OB Ude nannte die Auszeichnung wegen Witts Einsatz für die Olympiabewerbung „selbstverständlich“ (Patzig, Johannes, Die Stadt ehrt Katarina Witt, in Münchner Merkur 8.7.2011). Dazu drei Anmerkungen:
– Witts Einsatz wurde sicher durch den einen oder anderen Scheck der BMW AG nicht unwesentlich gefördert, da sie auf der Payroll des Konzerns stand.
– Was mögen bisherige Preisträger von „München leuchtet“, die der Stadt wirklich genützt und gedient haben, von der neuen „Kollegin“ halten?
– Warum bekommt Ludwig Hartmann nicht die Medaille „München leuchtet“, der doch mit NOlympia den olympischen Schaden von München abgewendet hat, siehe z.B. unten.
Ludwig Hartmann fragt erneut
Bereits am 7.7.2011 ersuchte MdL Ludwig Hartmann in einem Brief an Staatsminister Marcel Huber in der Staatskanzlei um Einsicht in den Gesellschaftsvertrag und den Wirtschaftsplan der Bewerbungsgesellschaft München 2018, die bisher immer aus Wettbewerbsgründen abgelehnt worden war. „Mit der Entscheidung des IOC über die Vergabe der Spiele ist dieser Wettbewerb nun beendet.“
Am 14.7.2011 fragte Hartmann bei der Staatsregierung an bezüglich „Aktuelle Finanzsituation der Bewerbungsgesellschaft um die Olympischen Winterspiele 2018“: Wie hoch die Sponsorengelder tatsächlich sind, welche Sponsoren gleichzeitig Auftragnehmer der Bewerbungsgesellschaft sind, welche Kreditverbindlichkeiten bestehen, welche Defizite bekannt sind und in welcher Höhe die Ausgaben der Bewerbungsgesellschaft liegen.
Dazu fragte Hartmann nach „Externe Gehaltszahlungen für Mitglieder der Bewerbungsgesellschaft, BeraterInnen, Beratungsgesellschaften, Kuratoriumsmitglieder, Aufsichtsräte und Angestellte der Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH“ (14.7.2011):
1. Wer hat arbeitsrechtliche Verträge mit Sponsoren der Bewerbung. Dazu wollte Hartmann die Höhe der geleisteten Gehaltszahlungen wissen.
„2. Sind diese Gehälter vollumfänglich in das Budget der Bewerbungsgesellschaft eingeflossen? Falls nein, warum nicht?
3. a) Hatte die Bayerische Staatsregierung Kenntnis von den vertraglichen Verpflichtungen von Frau Witt gegenüber der BMW Group und etwaiger anderer ProtagonistInnen der Bewerbungsgesellschaft gegenüber Sponsoren? b) Wie beurteilt die Staatsregierung einen möglichen Interessenskonflikt von Frau Witt und ggf. weiterer ProtagonistInnen der Bewerbung, zwischen ihrem Engagement für eine erfolgreiche Bewerbung Münchens für die Olympischen Winterspiele 2018 und etwaigen konträren Interessen ihrer Arbeitgeber? c) Wie wurde aus Sicht der Bayerischen Staatsregierung sichergestellt, dass bei dem benannten Personenkreis die Ziele der Bewerbungsgesellschaft im Vordergrund standen und nicht die der Sponsoren?“
Dazu stand in der SZ: „Wie bezahlt die Bewerbungsgesellschaft eigentlich gerade ihre Rechnungen, wo aktuell nach Auskunft der bayerischen Staatskanzlei 4,1 Millionen Euro fehlen… Laut Gesellschaftervertrag müssen nun die Stadt München 2,51 Millionen Euro, das Land 753.000 Euro, Garmisch-Partenkirchen 669.000 Euro und der Landkreis Berchtesgadener Land 167.000 Euro zuschießen… Über die Zahlen der Bewerbungsgesellschaft hätte die Öffentlichkeit nichts erfahren, wenn sie das Geld tatsächlich privat aufgebracht hätte. Mit den Zahlungen des Landes und der Kommunen ergab sich aber eine Auskunftspflicht der Behörden. Von sich aus sagten sie nichts, exakte Auskünfte gab es nur auf die insgesamt 19 parlamentarischen Anfragen des Olympia-Gegners und Grünen Ludwig Hartmann“ (Effern, Heiner, Riedel, Katja, Offene Rechnungen – und ein Sponsor für Kati Witt, in sueddeutsche.de 14.7.2011).
Sowohl Witt wie der Berater Michael Payne (der offiziell nur bis 31.10.2010 in Diensten der Bewerbungsgesellschaft stand, aber augenfällig bis zum 6.7.2011 für sie tätig war) wurden extern entlohnt. Für Berater wurden 10,3 Millionen Euro ausgegeben (!!! W.Z.); die Personalkosten der 32 festen Mitarbeiter lagen für 2009 und 2010 bei 3,2 Millionen Euro (Ebenda).
Die „Samsung-Spiele“
Nun befindet sich Pyeongchang in der Hand des IOC – und der südkoreanischen Konzerne. Das Monstrum des Retortenortes „Alpensia“ (Alpen+Asia) ist eine Mischung aus Wohnsilos und Zuckerbäckerstil. Angeblich sollen hier 94 Hektar Wald den Olympischen Winterspielen 2018 zum Opfer fallen (Hungermann, Jens, Ist Olympia kaum mehr als eine große Party? in weltonline 10.7.2011).
Der Reporter der Neuen Züricher Zeitung bezeichnete Pyeongchang 2018 als „Samsung-Spiele“. Der Konzern produziert fast ein Fünftel des südkoreanischen Bruttosozialprodukts, fördert seit 1998 das IOC und internationale Sportverbände. Samsung-Chef Lee Kun Hee wurde wegen Steuerhinterziehung von rund drei Milliarden Euro verurteilt und für die Bewerbung 2018 vom Staatspräsidenten begnadigt.
„Lees Konzern ist aber nicht das einzige südkoreanische Unternehmen, nach dessen Geld es die Sportverbände gelüstet. Mit dem Autohersteller Hyundai als einem der grössten Geldgeber des Weltfussballverbands Fifa und der Fluggesellschaft Korean Air, ihr Vorsitzender amtierte als Chef der Kandidatur Pyeongchangs, bieten sich weitere finanzstarke Partner an. Das habe das IOK im Auge, sagen Kritiker.
Doch es wird vergessen, dass speziell die Münchner Bewerber immer wieder hervorhoben, wie bedeutend die deutschen Sponsoren für die Winterspiele sind. Sie würden die Hälfte aller Geldgeber im Wintersport stellen, betonten sie auch an der Präsentation in Durban. Dass nach der vernichtenden Niederlage plötzlich nur die hehren olympischen Werte den Sport selig machen sollen, ist bloss beschränkt glaubhaft. Den Münchnern wären BMW-Spiele wohl einfach viel lieber gewesen“ (Schmid, Andreas, Der Lockruf der Sponsoren, in nzz online 7.7.2011).
Sportler fordern München 2022
Natürlich forderten umgehend zig Sportler die Bewerbung München 2022. Gerade wurden 33 Millionen in den IOC-Sand gesetzt. Schon soll das Millionenspiel weitergehen.
Interessant ist hier z.B. Felix Neureuther: „Man sollte sich 2022 aber definitiv noch einmal bewerben“ (Die Macht des Geldes, in SZ 7.7.2011).
Nun wäre Felix Neureuther im Jahr 2022 genau 35 Jahre alt und damit nicht mehr im Rennen. Er war und ist Sportsoldat – Beamter des einfachen Zolldienstes und Mitglied des Zoll Ski Team und damit seit Jahren von der Öffentlichen Hand entlohnt. Ungeniert verlangt er kurz nach der peinlichen Niederlage von München 2018 die nächsten Millionen für München 2022.
Auch DOSB-Generaldirektor Vesper vergaß trotz der vernichtenden Niederlage nicht, auf die neuerliche Bewerbung hinzuweisen: „Wir haben viele Komplimente für Konzept und Präsentation bekommen, zahlreiche IOC-Mitglieder haben gesagt: ‚Ihr müsst durchhalten, bewerbt euch noch einmal“ („Ich bin absolut gegen Schnellschüsse“, in SZU 9.7.2011).
Vermutlich haben diese IOC-Mitglieder zurecht Angst, dass sich für die Olympischen Winterspiele 2022 zu wenige Bewerber finden…
Falls Pyeongchang wegen seiner dritten Bewerbung gewählt worden sei, war die Vorsitzende des Sportausschusses des Deutschen Bundestages, Dagmar Freitag (SPD), gleichzeitig Vizepräsidentin des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), der Meinung, dass „sicherlich eine neuerliche Bewerbung von München Sinn machen“ könnte. Allerdings hätte auch eine Bewerbung um Sommerspiele (DLV!) „großen Charme“ (Teuffel, Friedhard, Tretbar, Christian, Berliner Medaillenhoffnungen, in Der Tagesspiegel 12.7.201a). Ihr Präsident Clemens Prokop schlug in die selbe Kerbe: „Wir müssen den Ehrgeiz haben, nach 1972 wieder Sommerspiele in Deutschland auszurichten“ (Ebenda).
Süddeutsche Zeitung setzt Medienpartnerschaft mit DOSB fort
Auch nach dem peinlichen Ausscheiden Münchens in Durban setzt die SZ die Kampagne für München 2018 und 2022 fort, als wenn nichts geschehen wäre. „Nützliche Millionen“ jubelte Peter Fahrenholz am 8.7.2011 zu den ausgegebenen 33 Millionen Euro, die für die Imagepflege vergleichsweise günstig gewesen seien und empfahl: „Insofern sollte sich auch niemand darüber aufregen, wenn am Ende ein paar Millionen Euro in der Kasse der Bewerbungsgesellschaft fehlen. Es ist gut angelegtes Geld.“ Gleichzeitig kritisierte Fahrenholz die „kleinkarierte Mäkelei der Olympia-Gegner“ (Fahrenholz, Peter, Nützliche Millionen, in SZ 8.7.2011)
Selbst bislang kritisch berichtende SZ-Journalisten machen sich nach der Niederlage Gedanken, wie es 2022 in München klappen könnte. Und natürlich machen andere Münchner Zeitungen bei diesem Spiel mit, allen voran die Abendzeitung.
Langsam vertieft sich der Eindruck, als ob in der Stadt München die Macht von der Immobilienwirtschaft und die Presse vom DOSB übernommen wurde.
Focus-Artikel lobt dagegen angebliche Hinterwäldler
„Die ewig Gestrigen sind nicht diejenigen, die Umwelt und landwirtschaftliche Nutzflächen langfristig erhalten wollen, statt sie einer vorübergehenden Massenveranstaltung zu opfern. Ewig Gestrige sind vielmehr die, die nicht wahrhaben wollen, dass die Zeiten vorbei sind, als Oberbayern ein Winterskiparadies war. Wegen der Klimaerwärmung und der relativ niedrigen Lage kann die Region nicht mit Schneesicherheit im Winter aufwarten. Schlimmstenfalls hätte es deshalb 2018 so gehen können wie im kanadischen Cypress Mountain 2010. Dort mussten die Veranstalter Rohre mit Trockeneis unter der Piste verlegen, um eine geschlossene Schneedecke zu halten, wofür der Schnee aus 250 Kilometer Entfernung herangekarrt wurde. Das kostete einen zweistelligen Millionenbetrag… Der größte Wahnsinn aber war die Idee, das Gut Schwaiganger – eine unberührte Landschaft, wo seit über 1000 Jahren Pferde gehalten werden – zum „nordischen Zentrum“ zu machen. Hier sollte eine Fläche von mindestens 33 Hektar gerodet werden für die Biathlon- und Langlauf-Parcours samt Stadien, Parkplätzen und allem, was dazu gehört. Diese Anlagen sollten mit immensen Kosten vorübergehend aufgebaut und danach wieder abgerissen werden. Hinzu kommen die nötigen Beschneiungsanlagen, denn am auf 660 Metern ü. NN. gelegenen Schwaiganger sind die Winter vorwiegend grün. Alles zusammen ein ökologischer und ökonomischer Wahnsinn!
… die bärtigen Hinterwäldler haben am Schluss doch noch gesiegt. Die Zukunft wird zeigen, dass sie nicht die ewig Gestrigen waren, sondern dass sie mit dem größten Weitblick Schlimmeres von ihrer Region abwenden konnten“ (Hoerner, Katrin, Später Sieg der Hinterwäldler, in focus.de 7.7.2011).
Webseite-Besucher
Am 8.7.2011 hatten wir 250.619 Besucher auf unserer Website, also über eine Viertelmillion. Vielen Dank für das große, nach wie vor anhaltende Interesse!
33 Millionen Euro für ein IOC-Präsidentenamt?
In der „Aktuellen Chronologie“ auf nolympia.de stand bereits im April 2010: „DOSB-Präsident Thomas Bach will 2013 Nachfolger des IOC-Präsidenten Jacques Rogge werden. Bach ist nicht nur Wirtschaftsanwalt, sondern Vielfach-Sportfunktionär: IOC-Vize, DOSB-Präsident, Leiter der Bewerbung 2018.
Wenn 2011 die Münchner Bewerbung erfolgreich wäre, würde Bach sehr wahrscheinlich nicht IOC-Präsident: Zweimal ein deutscher Erfolg ist unwahrscheinlich. Wenn dagegen Südkoreas Pyeongchang 2018 gewinnt, steigen Bachs Chancen auf die IOC-Präsidentschaft.“
Oder wie Jens Weinreich im April 2010 schrieb: „Denn ein Doppelsieg für Deutschland auf den IOC-Sessionen im Juli 2011 (mit München) und 2013 mit einem IOC-Präsidenten Bach ist ziemlich unwahrscheinlich“ (Weinreich, Jens, Viele Baustellen für Bach, in SZ 30.4.2010).
Aus meinem Kritischen Olympischen Lexikon, Stichwort Bach, Thomas, geschrieben im Sommer 2010:
„Die Wahl des IOC-Präsidenten, bei der Bach als Nachfolger von Jacques Rogge im Rennen ist, erfolgt 2013. IOC-Präsident Rogge sagte im August 2010: “Natürlich erwartet jeder, dass er antreten wird” („Wird antreten“, in SZ 26.8.2011; Bach bleibt defensiv, in SZ 27.8.2010; ). Zwei deutsche Siege sind unwahrscheinlich. Bach hat nur eine Chance auf die IOC-Präsidentschaft, wenn München die Olympischen Spiele 2018 nicht erhält.“
Auch der Präsident des Eishockey-Weltverbandes IIHF, René Fasel, sagte 2010: „Thomas sagt uns ja selber, er ist ein Kandidat für 2013“ (Weinreich 30.4.2010).
Thomas Kistner und Thomas Hahn schrieben im Dezember 2010: „Mancher meint, es könne einer nicht binnen zweier Jahre gleich zwei Maximalforderungen durchbringen. Im Fall Bachs hieße das: Erst 2011 um die Spiele fürs Heimatland bitten, dann 2013 um die IOC-Präsidentschaft für sich selbst“ (Im Kandidatenstadl, in SZ 4.12.2010)
René Fasel beschrieb nach der Wahl von Pyeongchang das wahrscheinliche Verhalten der IOC-Mitglieder bei der Wahl des IOC-Präsidenten 2013 so: “Etliche denken dann: Wir haben dich vor zwei Jahren mit München hängen lassen. Das machen wir jetzt wieder gut” (Olympia-Pleite hilft Bach, in SZ 11.7.2011). Und der frühere IOC-Vizepräsident Richard Pound sagte: “Ich glaube, dass ihm die brutale Niederlage gegen Pyeongchang sogar helfen kann” (Ebenda). In spiegelonline stand: „Ab sofort sind seine Aktien, der nächste Präsident des IOC zu werden, sprunghaft gestiegen“ (Ahrens, Peter, Münchens Scheitern, Deutschlands Chance, in spiegelonline 6.7.2011).
OB Ude wirkte völlig überrascht, auch über die nur 25 IOC-Stimmen für München 2018 und sagte über die „hervorragende Informationsquelle“, IOC-Vizepräsident Thomas Bach: „Bach hat sich getäuscht“ (Hutter, Dominik, „Das Votum ist durch nichts gerechtfertigt“, in SZ 9.7.2010).
Hat sich Thomas Bach wirklich getäuscht? Oder wurden 33 Millionen Euro für München 2018 ausgegeben – letztlich vielleicht nur, damit Bach IOC-Präsident wird? Siehe auch hier.
Waren – vor allem – bayerische Politiker – wirklich so blauäugig oder einfältig, diese Mechanismen nicht zu erkennen, die schon früh von kritischen Journalisten beschrieben wurden?
Nur die allerdümmsten Kälber…
Zum Thema München 2022 sagte der IOC-Marketing-Chef Gerhard Heiberg: „München ist stark, soll 2022 wiederkommen“ (Kistner, Thomas, „München soll 2022 wiederkommen“, in SZ 8.7.2011).
München soll nämlich die nächsten zig Millionen Euro abliefern. Das IOC würde von der stark herabgesetzten Attraktivität profitieren: In Lausanne geht man schon auf die Suche nach Bewerbern.
„Nur die allerdümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber“, schrieb Bertolt Brecht. Wie nennt man die Kälber, die, obschon knapp den Metzgern entkommen, diese erneut wählen?
Berlin olympisch?
Nach der Durban-Niederlage warf der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD), den Hut in den Ring: „Berlin ist bereit für Olympische Spiele.“ Auch CDU und FDP begrüßten umgehend eine mögliche Bewerbung des mit 62 Milliarden Euro verschuldeten Berlins (Beikler, Sabine, Ide, Robert, Ganz große Koalition für Olympia in Berlin, in Der Tagesspiegel 12.7.2011).
Wowereit kommentierte das Scheitern Münchens so: „Dass Deutschland im internationalen Sport nicht mehr so viel zu sagen hat wie früher noch.“ Er übte auch Kritik an Thomas Bach: „Wenn wir mit einem deutschen IOC-Vizepräsidenten in eine Bewerbung um Winterspiele gehen und ein derart schwaches Ergebnis mit 25 von 95 Stimmen herauskommt, dann muss man doch mal die Frage stellen: Versteht eigentlich noch jemand, wie das IOC denkt?“ („Deutschland hätte nur mit Berlin eine Chance, in Der Tagesspiegel 12.7.2011; vgl. auch Hahn, Thomas, Der neue Wowereit, in SZ 14.7.2011).
Bach reagierte beleidigt: „Ich wüsste nicht, dass er Teil des Münchner Bewerbungskomitees war und sich vertieft Gedanken gemacht hätte“ und äußerte erneut: „Wir sind alle überrascht worden von diesen 25 Stimmen“ (Bach kontert Wowereit, in Der Tagesspiegel 13.7.2011).
Zur Erinnerung: Die Bewerbung Berlin 2000″ gehört zu den peinlichsten Geschichten, die der Stadt seit dem Mauerfall passiert sind. Sie ist zum Sinnbild geworden für Filz, Korruption und Selbstbedienungsmentalität… Mitglieder des IOC wurden in Berlin bewirtet, beherbergt und beschenkt – ihre Ehefrauen gleich noch dazu. Auch sich selbst und befreundeten Agenturen macchten die Berliner Bewerbungschefs die Taschen voll. Damit nicht genug: Die Bewerbungsgesellschaft ließ geheime Dossiers mit den sexuellen Vorlieben der IOC-Mitglieder anlegen“ (Teuffel, F., Kögel, A., Keilani, F., Ist Berlin bereit für die Olympischen Spiele? in Der Tagesspiegel 17.72011).
Bei der Abstimmung im September 1993 in Monte Carlo erhielt Berlin ganze neun von 89 Stimmen. Die Bewerbung kostete umgerechnet 25 Millionen Euro.
DOSB-Präsidium lobt sich überschwenglich
Dazu passt auch der „Beschluss des DOSB-Präsidiums zu Olympiabewerbungen“ vom 13.7.2011. Das DOSB-Präsidium lobte alle Mitwirkenden der Bewerbung München 2018: „dieses, wie es Bundestag und Bundesregierung formuliert haben, ‚nationale Anliegen‚“ (Hervorhebung W.Z.)
Das Präsidium begrüßte außerdem, dass diese Bewerbung „den Stellenwert des Sports in unserer Gesellschaft gesteigert hat“ und betonte, „dass die Bewerbung sinnvoll war und national wie international positive Auswirkungen auf das Bild unseres Landes hatte“.
Wieso eigentlich? Deutschland – und dazu Mpnchen und Garmisch-Partenkirchen sowie der Lanndkreis Berchtesgaden-Land – haben sich mit den mageren 25 Stimmen blamiert. Dafür wurden 33 Millionen Euro oder mehr (mit einem hohen Anteil öffentlicher Darlehen und öffentlicher Unternehmen) für ein Bid Book mit bunten Bildchen und für teure Lobbyisten in den Sand bzw. besser in den Kunstschnee gesetzt.
Zum Schluss kam der Kracher: „Das Präsidium freut sich darüber, dass es von vielen Seiten ermuntert wird, erneut eine deutsche Olympiabewerbung auf den Weg zu bringen.“
Die „vielen Seiten“ sind neben einigen Sportlern vermutlich die Sportfunktionäre selbst sowie mit ihnen verbundene Politiker und interessierte Wirtschaftskreise wie die Immobilienwirtschaft, siehe Immo 2018!
Schließlich hält es das DOSB-Präsidium bei einer erneuten Bewerbung für bedeutsam, „ob alle Kräfte aus Sport und Politik, Wirtschafft und Gesellschaft zusammengeführt und mobilisiert werden könnten, um diese in jeder Hinsicht tatkräftig zu unterstützen.“
Von der Bevölkerung ist hier nicht die Rede.
Oder wie es Thomas Bach formulierte: „Wichtig für eine weitere Bewerbung ist die enorme Geschlossenheit von Politik, Sport und Wirtschaft, wie wir sie jetzt hatten, über alle Parteigrenzen hinweg“ (Olympia – nur wenn die Bürger es wollen, in SZ 15.7.2011).
Jens Weinreich bezeichnete die DOSB-Erklärung als „selbstgefälliges Fünfpunktepapier“, dessen Argumentation „nicht in allen Punkten deckungsgleich mit der Wahrheit ist“ (Weinreich, Jens, Die Unwahrheiten des DOSB, in dradio.de 16.7.2011). Weinreich zufolge sollte das Papier zur Beeinflussung der öffentlichen Debatte über künftige olympische Bewerbungen dienen. Auch die Behauptung, eine dritte Kandidatur Pyeongchangs sei 2007 nicht zu erkennen gewesen, stimme nicht: Die Kandidatur der Südkoreaner war bereits absehbar gewesen. Auch für Weinreich diente die Eilbewerbung für München 2018 „den Privatinteressen des DOSB-Präsidenten“, der eine Sommerbewerbung 2020 verhindern wollte, weil diese wie die IOC-Präsidentschaft auf der IOC-Sitzung 2013 entschieden wird. Der Erste Hamburger Bürgermeister Ole von Beuyst und der Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit „fügten sich dem Diktat des DOSB, der dann mit stalinistischer Geschlossenheit München für 2018 ins Rennen schickte“ (Ebenda).
Bundesministerum für Sport?
Zur gleichen Zeit lehnte Bundeskanzlerin Merkel die Einführung eines Sportministeriums ab. Sie sagte: „Der Sport ist beim Innenminister gut aufgehoben“ (Olympia 2022? Merkels Rat für München, in merkur-online.de 13.7.2011). Sie verwies darauf, dass „viele erfolgreiche Arthleten bei Zoll und Polizei beschäftigt sind“ (ebenda) und lehnte deshalb die Einführung eines Sportministers „nach wie vor“ ab: Es gab also wohl schon mehrere Vorstöße in diese Richtung!
Schau, Schau. Wer möchte wohl ein „Bundesministerium für Sport„? Oder besser: „Bundesministerium für olympischen Sport„? Schön alimentiert vom Steuerzahler mit hunderten von Millionen Euro – natürlich unter strikter Beachtung der Autonomie des Sports?! Siehe auch hier.
Japanisches NOK will Olympische Sommerspiele
Tokio will sich um die Olympischen Sommerspiele 2022 bewerben, quasi als Symbol für die Erholung Japans nach dem Tsunami. Der japanische NOK-Präsident äußerte: „Wir glauben, dass Olympia dem Wiederaufbau des Landes hilft“ (Tokio bewirbt sich, in SZ 16.7.2011). Und das IOC leistete umgehend Schützenhilfe: Die Wahl des südkoreanischen Pyeongchang 2018 sei kein Grund, die Sommerspiele 2020 nicht nach Japan zu vergeben. IOC-Präsident Rogge betonte, dass es keine automatische Rotation der Kontinente gäbe.
Armes Japan! Es ist mehr als unfair, wenn der japanische NOK-Präsident die Milliarden teuren Olympischen Spiele mit der Hoffnung auf eine Hilfe beim Wiederaufbau des geschundenen Landes verbindet. Das genaue Gegenteil ist der Fall: Die finanziellen Mittel werden der Hilfe zum Aufbau entzogen und in sinnlose olympische High-Tech-Gladiatorenspiele, White Elephants und ähnliches gesteckt.
Rogge muss schon viel Sorge haben, Kandidaten für den olympischen Zirkus aufzutreiben!
München 2018 wird abgewickelt
Die Bewerbungsgesellschaft München 2018 wird zum Ende Juli 2011 aufgelöst; ein Jahr nach der Liquidation wird die Gesellschaft aus dem Handelsregister gestrichen. Für die Mehrheit der 34 festangestellten Mitarbeiter ist die Tätigkeit damit beendet. Für zwanzig Praktikanten war schon am 15.7. Schluss. Fünf Mitarbeiter werden bis Ende 2011 die Liquidierung betreiben.
Beim derzeitigen Stand bleiben über sechs Millionen Schulden übrig, welche die öffentlichen Gesellschafter Land, LH München, Gemeinde Garmisch-Partenkirchen und Landkreis Berchtesgaden-Land übernehmen müssen. Das ist aber allemal weit billiger als wenn München 2018 den Zuschlag erhalten hätte: Nicht nur, weil dann jedes Mitglied der Geschäftsführung der Bewerbungsgesellschaft 150.000 Euro Bonuszahlung bekommen hätte (Kruse, Birgit, Sonnabend, Lisa, Einmal Image polieren – 33 Millionen Euro, in SZ 7.7.2011). Im Fall des Erfolges von München 2018 wäre es erst richtig teuer gekommen: Da hätten die Steuerzahler die vielen olympischen Milliarden aufzubringen gehabt, und der Rest von Deutschland hätte für den Münchner Größenwahn mitbezahlt.
Geschäftsführer Bernhard Schwank darf ab 1.10.2011 auf seine frühere Position als Leistungssportchef zum DOSB zurückkehren (Kristlbauer, Matthias, Der schwere Abschied von Olympia, in Münchner Merkur 21.7.2011; Schwank nach Münchens Olympia-Aus wieder zum DOSB, in sueddeutsche.de 22.7.2011).
Ein Gesellschaftszweck entfällt
Der Münchner Stadtrat erhielt am 27.7.2011 folgende Beschlussvorlage unter Sitzungsvorlage Nr. 08-14/V 07333:
Die Bewerbungsgesellschafter von München 2018 sind der DOSB (51 %), der Freistaat Bayern (9 %), die LH München (30 %), die Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen (8 %) und der Landkreis Berchtesgadener Land (2 %).
Der „nicht durch private Mittel gedeckte Finanzierungsbedarf“ wird von der LH München zu 61,22 %, vom Freistaat Bayern zu 18,37 %, von Garmisch-Partenkirchen zu 16,33 Prozent und vom Landkreis Berchtesgadener Land zu 4,08 % finanziert.
„Da der Gesellschaftszweck mit dem Ende der Bewerbung um die olympischen und Paralympischen Winterspiele 2018 entfallen ist“, wird die Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH zum 1.9.2011 liquidiert. Am 31.10.2012 erfolgt die Löschung im Handelsregister.
Unter Punkt 3: „Nutzen/Vorteile für die Landeshauptstadt München aus der Bewerbung“ erfolgte das übliche Blabla der Stadtspitze: München hätte sich als „attraktive, weltoffene Stadt dargestellt“. „Die internationale Medien-Präsenz über die Olympia-Bewerbung kann schätzungsweise mit einem Anzeigenwert in zweistelliger Millionenhöhe bemessen werden.
Wer bewertet da die völlig gescheiterte Bewerbung mit einem Pseudowert von 10 bis 99 Millionen Euro und stellt sie quasi noch als gutes Geschäft dar? Die Milchbubenrechnungen gehen weiter!
„Die Zustimmungswerte zur Bewerbung lagen zuletzt deutschlandweit bei rd. 78 %“.
Völlig unrealistisch. Außerdem blieben die Berliner Agentur, die Angaben zu dieser Befragung und deren Auftraggeber völlig im Hintergrund.
Zur finanziellen Entwicklung wird festgestellt: 26,3 Millionen Sponsorengelder wurden eingenommen (davon etwa die Hälfte von Unternehmen der öffentlichen Hand!) 22,8 Millionen Euro waren Barleistungen, 3,4 Millionen Sachleistungen. Die im Jahr 2009 genehmigten Darlehen der Gesellschafter werden in einen Zuschuss umgewandelt. Im Jahr 2009 genehmigten die Gesellschafter Darlehen in Höhe von 2.721.829 Euro (Bayern 500.000, LH München 1.666.304 Euro, Garmisch-Partenkirchen 444.475 Euro und Landkreis BGL 111.051 Euro). Diese werden in einen Zuschuss umgewandelt. Damit sind 6,7 Millionen offen, die wie folgt getragen werden müssen (S. 3):
DOSB: NULL Prozent
Freistaat Bayern: 1,235.633 Euro
LH München: 4.117.879 Euro
Markt Garmisch-Partenkirchen: 1.089.415 Euro
Landkreis Berchtesgadener Land: 274.436 Euro
Das wars dann fürs erste. Wieweit sich noch künftiger Finanzbedarf zeigen wird, bleibt abzuwarten.
Folgende Fragen bleiben offen:
– Wo bleiben die Kosten der Gemeinden Berchtesgaden und Garmisch-Partenkirchen für Manpower, Werbung, Werbemaßnahmen und Zurverfügungstellung von gemeindeeigenen Einrichtungen, Fahrzeugen etc.?
– Wo bleiben zum Beispiel die Kosten der LH München für Werbeflächen, Plakaten auf Müllfahrzeugen (die heute noch durch die Stadt gefahren werden), die Kosten der ungezählten städtischen Beamten, die mit der Bewerbung befasst waren, die Werbemaßnahmen und ungezählten Veranstaltungen, die Reisekosten des OB und diverser städtischer Delegationen, die mit ihm durch die ganze IOC-Welt tourte etc.?
– Und warum werden die ebenfalls verlorenen Sponsorengelder von Unternehmen der öffentlichen Hand – Udes Zwangsverpflichteter – nicht berücksichtigt: Flughafen München, Sparkassen Finanzgruppe, Stadtwerke München, Messe München, Olympiapark München ???
Übrigens ist der von den Verantwortlichen der Bewerbung oft genannte „unbezahlbare Werbeeffekt“ für die Region in Millionenhöhe, wie schon erwähnt, ebenfalls völlig unrealistisch.
Der Deutschen Olympische Sportbund trägt selbstverständlich zu diesen Kosten NICHTS bei – trotz seiner 51 Prozent Anteil an der Bewerbungsgesellschaft.
Münchner Stadtrat verschiebt München 2022
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Am 27. Juli 2011 beschäftigte sich der Münchner Stadtrat mit einer möglichen Bewerbung München 2022. Einer der Tagesordnungspunkte lautete: „München lernt aus der gescheiterten Olympia-Bewerbung 2018“ (Olympia-Pleite kostet vier Millionen Euro, in weltonline 25.7.2011).
Wers glaubt…
Fraktionschef Josef Schmid CSU wollte „ein starkes Signal aussenden“ (Stadtrat verschiebt Olympia-Entscheidung, in merkuronline.de 27.7.2011), hatte aber versäumt, beim DOSB bzw. bei Bach nachzufragen, ob dies überhaupt genehm sei. OB Ude wertete die Millionenausgabe nicht als Fehlinvestition, sondern sprach von einem „Imagegewinn“ (Stadtrat schließt erneute Bewerbung nicht aus, in abendzeitung-muenchen.de 27.7.2011). Grüne, ÖDP und Linke stimmten gegen München 2022.
Berchtesgaden rechnet nach
278.400 Euro soll den Landkreis Berchtesgadener Land maximal die Bewerbung München 2018 kosten: 240.000 Euro Darlehen vom November 2009 sind verloren, 38.400 Euro soll ein weiterer verlorener Zuschuss betragen. Landrat Georg Grabner (CSU) hält den Betrag für „Peanuts“ angesichts der unglaublichen Werbung für Berchtesgaden.
Dieses Argument wurde nach der Niederlage gebetsmühlenhaft in Berchtesgaden, Garmisch-Partenkirchen und München wiederholt, ohne dass es wahrer wurde. So Geschäftsführer Jürgen Bühl der in Auflösung befindlichen Bewerbungsgesellschaft München 2018: „Die Stadt München hatte für diese 4,1 Millionen Euro zwei Jahre lang eine weltweite Werbekampagne, die ein Vielfaches wert ist“ (Schmidt, Wally, „Es war ein Schlag in die Magengrube, in www.wochenanzeiger.de 1.8.2011).
Der frühere Rennrodler und Stimmungsmacher für München 2018, Georg Hackl (ebenfalls CSU) sagte zu Grabner: „Sie haben hier Großes für Deutchland, Bayern und die Region geleistet“ und bat um Applaus (Geplatzter Olympiatraum kostet 278.400 Euro, in berchtsesgadener-anzeiger.de 29.7.2011). Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Dr. Bartl Wimmer urteilte dagegen über die Zuverlässigkeit von Grabners Aussagen, sie sei „gleich Null“. Die letzten fünf Olympia-Bewerbungen seien alle nach dem selben Schema abgelaufen: „Das kostet uns gar nichts.“ Wen der Landkreis diesselbe Energie wir für seine Bewerbungen in nachhaltige Entwicklungen gesteckt hätte, „wären wir heute nicht am letzten Platz in Oberbayern“ (Ebenda).
Grabner räumte ein, er würde „heute nicht mehr so unkritisch die Aussagen der Bewerbungsgesellschaft widergeben“.
Dann vielleicht bis zum nächsten – dem sechsten – Mal!
Ludwig Hartmann fragt wieder nach
Laut Sitzungsprotokoll des Münchner Stadtrates vom 27.7.2011 sollte „zur Vorfinanzierung der Gesellschafterleistungen von der Bewerbungsgesellschaft aufgenommene Darlehen des Freistaates Bayern i.H.v. 3 Mio. €“ zugestimmt werden. Deshalb fragte am 28.7.2011 MdL Ludwig Hartmann die Bayerische Staatsregierung:
– wann dieses Darlehen gewährt wurde, in welchen Gremien darüber entschieden wurde, – zu welchen Konditionen das Darlehen verzinst wurde, – ob dieses Darlehen auch in einen Zuschuss umgewandelt werden wird, – zur Deckung welcher Aufgaben es verwendet wird, – ob noch weitere Darlehen gewährt wurden und: „Wann kann mit belastbaren und endgültigen Zahlen bezüglich des Defizits der Bewerbungsgesellschaft und den damit in Verbindung stehenden Ausgleichsleistungen der öffentlichen Hand gerechnet werden?“
Die Fifa feiert wieder
Show-Time in Rio de Janeiro: Die Fifa beging am 30.7.2011 das wichtige Ereignis Auslösung der Qualifikationsgruppen für die Fußballl-WM 2014. 203 Nationen bewerben sich in 824 Länderspielen um die 31 Startplätze (Brasilien als Gastgeber ist gesetzt).
Auf Wunsch der Fifa wurde für 20 Millionen Dollar eine Bühne mit 740 Quadratm