Webseite-Besucher
Im Februar 2014 besuchten 34.392 Internet-Nutzer unsere Nolympia-Webseite, im Durchschnitt pro Tag 1228. Von Februar 2010 bis einschließlich Februar 2014 hatten wir damit 829.663 Besucher. Wir bedanken uns für das anhaltende Interesse, diesmal sicher auch durch die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi verursacht, die sehr genau dokumentiert wurden:
Sotschi 2014/I/ 2007 – 6/2013: hier
Sotschi 2014/II/ 7-12/2013: hier
Sotschi 2014/III 01/2014: hier
Sotschi 2014/IV 02/2014: hier
Putin-Russland: Lupenreine Diktatur
Doping als “Nahrungsergänzungsmittel”: hier
CIPRA fordert Olympiafreie Alpen
Putin: Krieg und Spiele
Oslo 2022 – Bewerben oder nicht bewerben: hier
Wie die Sport-Demokratur funktioniert: hier
In eigener Sache
Die Webseite und ihre Informationen stehen allen zur Verfügung, um die tatsächlichen Hintergründe im Sport aufzuzeigen und zu beschreiben. Ich bemühe mich meinerseits, korrekt zu zitieren und Quellen anzugeben. Umgekehrt wäre es fair, dass auch die Nolympia-Webseite als Quelle in den Artikeln von Journalisten angegeben wird.
Dr. Wolfgang Zängl
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Die Gliederung im März 2014 sieht so aus:
I: Nachrichten von Olympischen Spielen und dem IOC
II: Aktuelle Sportsplitter von DOSB und den Sportverbänden
III: Allgemeine Nachrichten
IV: Sport-Millionen und -Millionäre
V: Aktuelle Fußball-Sportsplitter von Fifa, Uefa etc.
VI: Doping-News
VII: Die Sportsender ARD/ZDF
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Zitate des Monats
Philip Craven, Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC), zu den Paralympischen Spielen Sotschi 2014 (7. – 16.3.2016) im Angesicht der Krim-Krise: „Die letzten Vorbereitungen vor der Eröffnungsfeier am Freitag laufen, und wir sind zuversichtlich, großartige Spiele hier in Sotschi zu erleben“ (Wintersport-Krise: Paralympics-Komitee will sich nicht einmischen, in zeitonline 4.3.21014).
Kreml-Kritiker Alexej Nawalny: „Ausländische Kritik hin oder her: Die Wettkämpfe waren milliardenteure Propaganda und haben Putin geholfen“ (Russlands Behinderte hoffen auf Wandel, in ard.br.de 16.3.2014).
Der ukrainische IPC-Präsident Waleri Suskowitsch kritisierte am Ende der Paralympics Putin-Russland: „Niemals zuvor in der Geschichte der paralympischen Bewegung hat eine Gastgeber-Nation zur gleichen Zeit eine Aggression oder eine Intervention ausgeübt gegen ein anderes Land, das an den Paralympics teilnimmt“ (Ebenda).
– Wintersport im Klimawandel. „Die Bäume schlagen aus, Pisten lösen sich auf. Der federnde Schnee bei den Paralympics bringt die Monoskifahrer in ernste Gefahr. (…) Fast wirken diese Tage wie eine Mahnung für den Wintersport des Klimawandels“ (Hahn, Thomas, Rodeo auf der Piste, in sueddeutsche.de 12.3.2014). Alana Nichols und Stephani Victor-Kuonen stürzten beim Super-G, Tyler Walker stürzte bei der Abfahrt. „14 von 28 Startern stürzten allein am Montag beim Super-G der Männer, bei den Frauen immerhin drei von acht“ (Ebenda).
SP-Grossrat German Eyer zur abgelehnten neuerlichen Kandidatur vom Schweizer Kanton Wallis um Olympische Winterspiele. „Es besteht die Gefahr, dass wir wieder anfangen zu träumen und dabei alle bitter nötigen Reformen vergessen nach dem Motto: Olympia wird es schon richten. Das hat uns schon einmal geschadet, das darf nicht wieder vorkommen“ (Kein olympisches Feuer im Kanton Wallis, in srf.ch 14.3.2014).
Red-BullBoss Dietrich Mateschitz zu Bestrebungen, die Formel 1 umweltfreundlicher zu gestalten: „Sie ist weder dazu da, neue Rekorde im Benzinverbrauch aufzustellen, noch dass man sich im Flüsterton während eines Rennens unterhalten kann“ (Albrechtsberger, Philipp, „Öffentliche Präsenz? Die Zeit ist mir zu schade“, in kurier.at 23.3.2014).
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I: Nachrichten von Olympischen Spielen und dem IOC
– Paralympics begannen am 7.3.2014. Für die Ukraine zog nur ein Sportler mit Fahne ein – der Rest der Mannschaft verzichtete. Für den Ukrainer gab es Jubel von den Rängen. „Das hat Wladimir Putin sicher nicht gefallen“ (Blaschke, Ronny, „Das hat Wladimir Putin sicher nicht gefallen“, in deutschlandfunk.de 8.3.2014).
– IPC schweigt. IPC-Präsident Philip Craven verteidigte Sotschi im Vorfeld mit den Worten: „Wir müssen in diese Länder reisen und über heikle Themen sprechen“ (Blaschke, Ronny, Plötzlich unpolitisch, in faz.net 7.3.2014). Dann reiste das IPC nach Sotschi – und schwieg genauso wie das IOC. Hugh Williamson, Europa-Direktor von Human Rights Watch: „Das IPC hat sich gesträubt, Druck auf die russischen Behörden auszuüben“ (Ebenda).
– Russland: Keine Probleme mit den Paralympics. Der für die Paralympics zuständige russische Vizeregierungschef Dmitri Kosak zu den Vorbereitungen : „Wir liegen im Plan, es gibt keine Probleme“ (Zwiespältige Gefühle, in SZ 4.3.2014). Der englische Premierminister David Cameron kündigte an, dass kein englischer Minister die Paralympics besuchen werde (Ebenda). Die Bundesregierung kündigte ebenfalls an, dass die komplette politische deutsche Delegation bis auf einen Staatssekretär nicht fahren wird (Verwirrung um Boykott der Bundesregierung, in faz.net 6.3.2014). Das deutsche Paralympics-Team flog am 4.2.2014 nach Sotschi.
– Putin droht: „Es wäre der Gipfel des Zynismus, die Paralympischen Spiele jetzt zu gefährden. (…) Wer das verhindern will, der zeigt nur eines: Dass ihm nichts heilig ist“ (Dornblüth, Gesine, Paralympics vor dem Hintergrund der Krim-Krise, in deutschlandradiokultur.de 7.3.2014). Dessen ungeachtet hat die Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Verena Bentele, angekündigt, dass sie nicht nach Sotschi reisen wird (Ebenda). Staatssekretär Ole Schröder wird entgegen der ursprünglichen Planung ebenfalls nicht fahren (Sotschi wird boykottiert, in faz.net 12.3.2014). Bentele sollte am 8.3.2014 in die IPC-Ahnengalerie aufgenommen werden – gesponsert von einem Kreditkartenunternehmen (Blaschke, Ronny, Plötzlich unpolitisch, in faz.net 7.3.2014).
Vergleiche auch: Putin: Krieg und Spiele; Putin, Wladimir; Putin-Russland: Lupenreine Diktatur
– Putins neue Spiele. Weniger als zwei Wochen nach der Abschlussfeier Sotschi 2014 droht Putin mit dem Anschluss der Krim bzw. dem Einmarsch in die Ukraine. Kurt Kister schrieb dazu in der SZ: „Er weiß, dass Russland der Ukraine militärisch riesenhaft überlegen ist, und er weiß auch, dass Moskau keine militärischen Gegenmaßnahmen von außerhalb befürchten muss. Er handelt so ungeniert, wie er es sich anhand seines ohnehin ruinierten Rufs leisten kann. Putin ist ein Autokrat des 21. Jahrhunderts, der als KGB-Offizier im 20. Jahrhundert politisch sozialisiert worden ist und der sich nun gegenüber der Ukraine der Mittel des imperialistischen 19. Jahrhunderts bedient. (…) Die Putin-Doktrin lautet: Wo genug Russen leben, habe ich, der Präsident aller Russen, das Recht zu handeln. Was ‚genug‘ Russen sind, wird durch Putins Definitionshoheit bestimmt. In diesem Sinne waren die Verhältnisse während der Zeit des Kalten Krieges zwar nicht gut, aber sie waren halbwegs rational. Allerdings war Vernunft nie eine Tugend der Nationalisten“ (Kister, Kurt, Putins Doktrin, in SZ 4.3.2014).
Und das IOC steht still und schweiget… Außerdem will man ja die Paralympics (7. – 16.3.2014) in sportlicher Ruhe feiern.
– Ukraine droht mit Boykott der Paralympics. Sotschi liegt gerade einmal 475 Kilometer von der Krim-Region entfernt. „Das Team der Ukraine droht in der Krim-Krise mit einem Boykott der Paralympischen Spiele (7. bis 16. März) und stellt Russland ein Ultimatum. ‚Wir wollen eine friedliche Lösung. Das Gastgeberland soll seine Truppen von der Krim abziehen, bevor die Spiele beginnen‘, sagte Natalia Garach, Sprecherin des ukrainischen Paralympischen Komitees, der Nachrichtenagentur AFP: ‚Ansonsten werden wir die Spiele boykottieren'“ (Ukraine droht mit Paralympics-Boykott, in zeitonline 4.3.2014).
– Bentele fährt nicht. Die Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Verena Bentele, hat angekündigt, dass sie nicht zu den Paralympischen Spielen 2014 nach Sotschi reisen wird. Dieser Verzicht sei ein „klares Zeichen an Russland“, sagte Bentele im ZDF (Bentele verzichtet, in SZ 7.3.2014). Wieder tat sich IPC-Präsident Philip Craven unrühmlich hervor: „Ich hätte mir gewünscht, dass sie sich zunächst daran erinnert hätte, dass sie eine Athletin ist“ (Ebenda).
IPC-Präsident Craven und IOC-Präsident Bach: Putins Voice…
– Ukrainische Delegation demonstriert für Frieden. Das Team der Ukraine zog nach ihrem Einzug durch das Paralympische Dorf und rief: „Frieden für die Ukraine. Frieden für die Ukraine. Frieden für die Ukraine“ (Hahn, Thomas, Aus vollem Hals, in SZ 7.3.2014). Thomas Hahn schrieb in der SZ: „Ihr Friedensmarsch durchs Paralympische Dorf war ein beeindruckender kleiner Beitrag zum Thema Zivilcourage auf den Bühnen des weltsportlichen Leichtsinns“ (Ebenda). Das IPC kündigte an, dies überprüfen zu lassen: „Der Ruf ‚Frieden für die Ukraine‘ sei eine politische Botschaft, die bei den Spielen keinen Platz haben dürfe“ (Blaschke,. Ronny, „Das hat Wladimir Putin sicher nicht gefallen“, in deutschlandfunk.de 8.3.2014).
– Beucher nicht zu Putin. Der russische Präsident lud am 11.3.2014 die 45 Präsidenten der teilnehmenden Paralympischen Komitees zum Mittagessen am 121.3.2014 ein. Der Deutsche Julius Beucher verweigerte dieses Mittagessen: „Als demokratischer Bürger und Verbandspräsident werde ich nicht als Staffage für Fotos auf PR-Terminen dienen“ (Kögel, Annette, Deutsche boykottieren Essen mit Präsident Putin, in tagesspiegel.de 13.3.2013). – „Ich kann nicht auf der einen Seite Herrn Putins Säbelrasseln auf der Krim kritisieren, mich über die ständigen Menschenrechtsverletzungen in Russland aufregen und dann zu Herrn Putin hingehen, mich zum Mittagessen einladen lassen, ihm die Hand schütteln und womöglich noch den Dank entgegen nehmen, dass wir hier nach Russland gekommen sind“ (Kein Essen mit Putin, in SZ 14.3.2014).
– Wiederaufbau nach Fukushima oder Tokio 2022. Am 11.3.2011 geschah die Dreifach-Katastrophe in Japan: Erdbeben, Tsunami, Kernschmelze in Fukushima. Im September 2013 bekam Tokio den Zuschlag für Olympische Sommerspiele 2022. Nun befürchten mehr als 60 Bürgermeister der Fukushima-Region, dass die Anstrengungen für die Olympischen Spiele den Wiederaufbau bei ihnen verzögert. Für Privatleute wird es noch schwerer, eine Baufirma zu finden; die Preise für Baumaterial und Handwerker steigen noch weiter. „Ältere Japaner sagen, sie hatten schon im Vorfeld der Olympischen Sommerspieler 1964 das Gefühl, dass wegen der Spiele alles in Tokio investiert und von den ländlichen Gegenden abgezogen worden sei. (…) Auch auf einer weiteren Großbaustelle in Nordjapan könnten bald die Arbeitskräfte ausgehen: am havarierten AKW in Fukushima. Dort befürchtet man, dass bald niemand mehr zu umgerechnet 80 Euro am Tag radioaktiven Schutt beseitigen will, wenn höhere Löhne in Tokio locken“ (Blaschke, Sonja, Drei Jahre nach Fukushima: Olympia behindert Wiederaufbau, in stuttgarterzeitung.de 11.3.2014).
– Staatsregierung nicht auskunftsfreudig. Die beiden MdL Ludwig Hartmann und Katharina Schulze wollten am 22.1.2014 in einer Anfrage von der bayerischen Staatsregierung wissen, wie es denn um die Liquidation der Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH stehe, deren Ende ja mit der Wahl von Pyeongchang am 6.7.2011 eingeleitet und durch die Bewerbung München 2022 wieder gestoppt wurde. Die Antwort am 17.2.2014 war äußerst dünn: – Die Liquidationsschlussbilanz wird von einer externen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und nicht von den Finanzbehörden geprüft. – Die Liquidationsschlussbilanz wird erst nach Abschluss der Liquidationsbesteuerung erstellt. – Das Budget von 33 Millionen Euro soll eingehalten werden. . Zur Frage nach dem Anteil öffentlicher Gelder lautete die Antwort: „Der nicht durch private Mittel gedeckte Finanzierungsbedarf der Bewerbungsgesellschaft wird erst nach Abschluss der Liquidation feststehen“ (Bayerischer Landtag, 17/769, 14.3.2014).
Deshalb kümmert sich die Staatsregierung erst einmal gar nicht um die Liquidation.
– Berlin – fast – bereit. Der unermüdliche Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit erklärte, Berlin sei bereit für Olympische Sommerspiele, auch schon 2024. (Hierfür müsste allerdings eine Bewerbung schon im November 2015 beim IOC vorliegen.) Der Sport müsse aber die Entscheidung treffen – und die Bevölkerung die Bewerbung tragen (SID, Berlin bereit für Olympia 2024 – nicht aber um jeden Preis, in handelsblatt.com 12.3.2014).
Und der Berliner Großflughafen?
– Fünf Bewerber. Am 14.3.2014 lagen beim IOC in Lausanne fünf Bewerbungen für die Olympischen Winterspiele 2022 vor: Almaty/Kasachstan, Krakau/Polen, Lwiw/Ukraine, Peking – und Oslo.
Weitere IOC-Termine: Auswahl der Kandidatenstädte: 7.-9.7.2014; Einreichen der Kandidaten-Unterlagen und Garantien: 7.1.2015 (bis dahin kann Norwegen noch unproblematisch zurückziehen); Besuch der Evaluierungskommission Februar und März 2015; Unterrichtung der IOC-Mitglieder Mai und Juni 2015. Die Entscheidung fällt am 31.7.2015 in Kuala Lumpur/Malaysia (IOC, Five bid cities submit Application Files to host 2022 Olympic Winter Games, in olympic.org/news 14.3.2014).
Vergleiche unter Aktuelles – „Oslo 2022 – Bewerben oder nicht bewerben“ und zur verhängnisvollen Rolle des norwegischen IOC-Mitglieds Gerhard Heiberg: hier
– Kostenlawinen bei Olympischen Winterspielen. Der niederländische Sporthistoriker Jurryt van de Vooren hat alle 22 Olympischen Winterspiele seit 1924 untersucht. Fazit: “Olympische Winterspiele kosten fünfmal mehr als von den Organisatoren angekündigt – nicht nur in Sotschi, sondern im Durchschnitt aller Spiele. (…) Die prozentual gesehen größten Kostenexzesse gab es 1960 in Squaw Valley (+1350 Prozent) und 1976 in Innsbruck (+1354 Prozent). Der schlimmste Sündenfall der jüngeren Olympiageschichte (vor Sotschi 2014; WZ) ist Nagano 1998. Aus 1,17 Milliarden Euro wurden in Japan am Ende 14,6 Milliarden Euro – schätzungsweise, da laut van de Vooren alle Unterlagen nach den Spielen verbrannt wurden. (…) Selbst 1994 in Lillehammer, gern als Gipfel der olympischen Bescheidenheit verklärt, stiegen die Kosten auf ein Fünffaches. Die prozentuale Steigerung war mit 456 Prozent sogar noch höher als in Sotschi (419 Prozent), auch wenn die Spiele absolut deutlich günstiger waren. (…) Inzwischen befindet sich die olympische Idee in demokratischen Ländern in einer Ausrichterkrise, wie auch der krachend gescheiterte Volksentscheid zu einer Münchner Bewerbung für die Winterspiele 2022 verdeutlicht hat” (Wolf 7.3.2014).
– Kein olympisches Feuer im Wallis. Das Parlament des Schweizer Kantons Wallis hat mit 63 zu 49 eine Kandidatur für olympische Winterspiele abgelehnt. SP-Grossrat German Eyer: „Es besteht die Gefahr, dass wir wieder anfangen zu träumen und dabei alle bitter nötigen Reformen vergessen nach dem Motto: Olympia wird es schon richten. Das hat uns schon einmal geschadet, das darf nicht wieder vorkommen“ (Kein olympisches Feuer im Kanton Wallis, in srf.ch 14.3.2014).
– Schmid verlässt das sinkende Schiff. Der Bürgermeister von Garmisch-Partenkirchen, Thomas Schmid, wirft hin. Schmid war von 2002 bis 2008 auf dem Ticket der CSU Bürgermeister. Als er aufgrund seines autoritären Führungsstils von der CSU nicht mehr aufgestellt wurde, gründete er sein Wahlbündnis CSB, das 2008 mit 52,2 Prozent gewählt wurde. Schmid war für den bedingungslosen Ausbau der Wintersport-Aktivitäten zuständig; unter seiner Ägide herrschte die Devise Sozialwohnungen verkaufen, Schneekanonen kaufen. Die verfehlte Investitionspolitik in den Wintersport zeigte sich erst im Februar 2014 beim alpinen FIS-Weltcup-Rennen: Sowohl das Damen- als auch das Herrenrennen musste (wie an vielen anderen Austragungsorten auch) wegen Schneemangels und Wärmeperiode abgesagt werden.
Schmid war ein bedingungsloser Fan von München 2018 und 2022 und erwartete sich von Olympischen Winterspielen die Lösung aller (von ihm mitgeschaffenen) Problemen in Garmisch-Partenkirchen. Nun erhielt er am 16.3.2014 noch 33,2 Prozent. Am 30.3.2014 hätte er in die Stichwahl mit der SPD-Fraktionsvorsitzenden Sigrid Meierhofer (SPD): Eine seltene Allianz von CSU, SPD, Grünen und FDP hatte sich für deren Wahl und gegen Schmid ausgesprochen. Schmid warf am 19.3.2014 hin – er tritt nicht mehr an. Er wird auch die Wahl zum Gemeinde- und Kreisrat nicht annehmen, wie er in einer persönlichen Erklärung bekannt machte: „Ich erkläre bereits heute, dass ich die Wahl zum Gemeinderatsmitglied sowie zum Kreisrat nicht annehmen werde“ (Bürgermeister Schmid schmeißt vor Stichwahl hin, in merkur-online 19.3.2014). CSU-Fraktionsvorsitzende Elisabeth Koch: „Das zeigt sein Demokratieverständnis. Er hat keines, er hat sich als absolutistischer Herrscher gesehen“ (Effern, Heiner, Aus dem Amt geflüchtet, in SZ 21.3.2014).
Am 30.3.2014 wurde Sigrid Meierhofer mit über 65 Prozent der Stimmen gewählt.
– Paralympics-Abschluss. Während Russland am selben Tag – Sonntag, 16.3.2014 – die Krim annektierte, fand die Abschlussfeier in Sotschi statt.
Bei 72 Disziplinen in fünf Sportarten gab es Medaillen mit 547 Athleten. Zum Vergleich: Bei den Olympischen Winterspielen waren es 98 Disziplinen in sieben Sportarten mit 2.861 Athleten (Hahn, Thomas, Gruß an die Oligarchen, in SZ 14.3.2014). Russland hat bei 72 Entscheidungen 80 Medaillen errungen – also 80 von 216 möglichen.
„Russlands Präsident Wladimir Putin beobachtete das Spektakel mit bunten Feuerwerken, Lichtershow und aufwendigen Inszenierungen wie Regierungschef Dmitri Medwedew von Ehrenplätzen auf der Tribüne“ (11. Winter-Paralympics sind offiziell beendet, in spiegelonline 16.3.2014). IPC-Präsident Philip Craven bedankte sich dann noch bei Putin, „dass Sie den Willen für Wandel gezeigt haben“ (Hahn, Thomas, Sir Philip für Putin, in SZ 18.3.2014). Und Putin bedankte sich bei Craven und dem IPC, „dass die Paralympischen Spiele draußen geblieben sind aus der Politik“ (Ebenda).
Und dann gab es einen Protokollverstoß: „Im Bruch mit den Regeln hielt bei der feierlichen Finalshow am Sonntagabend Vize-Ministerpräsident Dmitri Kosak die Rede für Gastgeber Russland – fast zeitgleich mit dem ersten Ergebnis des umstrittenen Krim-Referendums. Eigentlich wäre dafür Organisationschef Dmitri Tschernyschenko zuständig gewesen. Selbst das Internationale Paralympische Komitee (IPC) musste offen eine Abweichung vom eigenen Protokoll einräumen. Auch hier sprang IPC-Präsident Philip Craven hilfreich zur Seite: Diese „ganz besondere Ausnahme“ sei Kosaks großen Verdiensten beim Sotschi-Projekt zuzurechnen (Politisierte Sotschi-Paralympics beendet, in berliner-zeitung.de 16.3.2014). Der deutsche Vertreter Friedhelm Julius Beucher dazu: „Das ist ein erneuter Versuch, die Spiele politisch zu instrumentalisieren. Das ist schon sehr dreist. Die kalte Invasion mit dieser Abstimmung versucht man im Nachhinein zu legitimieren“ (Ebenda).
Aus einem Beitrag von Thomas Hahn in der SZ: „Und dabei hat man noch mal sehen können, wie wunderbar sich der Sport und die Politik verstehen, wenn sie etwas voneinander wollen: der Sport teure Arenen für seine Wettkämpfe und die Politik eine Bühne für ihre Stärke. Die Paralympischen Spiele von Sotschi waren wunderbar. Und gerade weil sie so wunderbar waren, waren sie so erschreckend. Denn sie haben reibungslos funktioniert als PR-Maschine für einen modernen Autokraten, der nicht nur eine fragwürdige Menschenrechts- und Umweltpolitik verantwortet, sondern derzeit auch die Krim-Krise, die ungute Erinnerungen an den Kalten Krieg weckt. (…) Durch die Haltung, die Sir Philip Craven mit Ausdauer vertritt, wird der Sport zum attraktiven Spielzeug für Machtmenschen. Es soll nur um Sport gehen bei den Spielen? Niemals ging es nur um Sport bei den Spielen von Sotschi. Sie waren angelegt als Showveranstaltung für das neue Putin-Russland. Die Paralympics waren für Putin das perfekte Instrument, um sich als Gutmensch zu inszenieren. Die Schwärmereien des britischen IPC-Chefs sind die Geigenmusik zur täglichen Russland-Show der Staatsmedien“ (Ebenda).
Craven sprach dann noch von den „besten Paralympischen Spielen, die jemals stattgefunden“ hätten (spiegelonline 16.3.2014).
Damit erinnert er an den früheren IOC-Präsidenten und Altfaschisten Juan Antonio Samaranch: „best games forever“…
– Kein Deutscher ins „Governing Board“ des IPC. Der Chef de Mission des deutschen Paralympics-Teams, Karl Quade, „hatte sich bemüht, in das 15-köpfige ‚Governing Board‘ des IPC gewählt zu werden – vergeblich“ (Blaschke, Ronny,m Ein paar Jubelarien zu viel, in neues-deutschland.de 18.3.2014). Julius Beucher hatte es erst gar nicht versucht, in das erlauchte Gremium aufgenommen zu werden: „So bleibt der Einfluss des weltweit größten Behindertensportverbandes begrenzt“ (Ebenda).
– Paralympische Ex-Militärs. „Immer mehr paralympische Verbände arbeiten mit dem Militär zusammen und bringen so Kriegsversehrte zum Sport. (…) Von den achtzig Teilnehmern der USA sind sechzehn Veteranen aus dem Irak oder Afghanistan dabei, 2010 in Vancouver waren es noch fünf. (…) Fast 17.000 Behindertensportler in den USA haben ihre Verletzungen in Vietnam, im Irak oder Afghanistan davon getragen. Künftig werden bis zu zwanzig Prozent der Paralympier aus Soldatenprogrammen stammen“ (Blaschke, Ronny, „Schlachtfeld“ des Sports? in deutschlandfunk.de 15.3.2014). Ähnliche Tendenzen sind in Großbritannien, Kanada, Israel und Russland zu beobachten. „In Deutschland steht die Kooperation zwischen dem Behindertensportverband und der Bundeswehr am Anfang“ (Ebenda). Der ukrainische Paralympier-Präsident Waleri Suskowitsch meinte dazu: „Die Paralympischen Spiele und Krieg sind unvereinbar. Ich möchte keine Sportler, die ihre Behinderungen im Krieg davon getragen haben. Das sind Verwundungen, die niemand braucht“ (Blaschke, Ronny, „Das hat Wladimir Putin sicher nicht gefallen“, in deutschlandfunk.de 8.3.2014).
Vom Sportsoldaten zum behinderten Sportsoldaten…
– 2022: schwächstes Bewerberfeld seit Jahrzehnten. Aroundtherings schrieb am 14.3.2014: „Das Rennen um die Olympischen Winterspiele 2022 beginnt mit dem schwächsten Bewerberfeld seit Jahrzehnten“ (Hula, Ed, Bisson, Mark, 2022 Power Index – Uncertainty Rules Winter Olympic Race, in aroundtherings.com 14.3.2014). Im Vorfeld schieden Graubünden und München durch Bürgerentscheide aus und Stockholm durch Absagen der Stadtspitze. Es verbleiben Oslo/Norwegen, Lviv/Lemberg, Ukraine, Krakau,Polen, Almaty, Kasachstan und Peking,China. Eine ukrainische Bewerbung ist derzeit mehr als fragwürdig. Oslo wird nicht von der Bevölkerung unterstützt. Kasachstan und China sind totalitäre Regime.
– Gleich und gleich gesellt sich gern. IOC-Präsident Bach hat Wladimir Putin am 17.3.2014, einem Tag nach der russischen Einverleibung der Krim-Halbinsel, zu einem Besuch der IOC-Zentrale und des Olympischen Museums in Lausanne eingeladen (SID, IOC-Präsident Bach lädt Putin nach Lausanne ein, in zeitonline 20.3.2014). Bundestags-Vizepräsidentin Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) kritisierte, dass Bachs „Kumpanei“ mit Putin offenbar keine Grenzen kenne: „Wohlfeil und verlogen offenbart sich hier Bachs stets hochgehaltene Behauptung von der angeblichen Politikferne des Sports“ (Bach lädt Putin ein, in SZ 22.3.2014). Das IOC habe das Ziel, durch Sport zu einer friedlichen und gerechten Welt beizutragen. „Sein Präsident übt stattdessen lieber den Schulterschluss mit Diktatoren“ (Ebenda).
Ob Putin wohl noch ein Visum für die Schweiz bekommt?
IOC-Sprecher Mark Adams wies die Kritik zurück: „Diese Prozedur sei lediglich ‚Protokoll‘ und nach allen olympischen Spielen üblich“ (IOC weist Kritik zurück, in SZ 24.3.2014).
Halbwertszeit des „Olympischen Friedens“ immer kürzer. Kaum waren die Putin-Spiele am Sonntag, den 23.2.2014 zu Ende, legte der russische Präsident Wladimir Putin sogleich los. Die Vorbereitungen zur Übernahme der ukrainischen Krim und zu weiteren Kriegsdrohungen gegen die Ukraine liefen an. Die Demonstranten gegen Putins Kriegspläne wurden festgenommen und im Staatsfernsehen negiert; die staatlich organisierten Manifestationen pro Putin mit tausenden herbei gekarrten Putin-Fans wurden in aller Länge gezeigt. Der russische Oppositionelle Alexej Nawalny wurde mit anderen Oppositionspolitikern am 25.2.2014 zu mehrtägigen Haftstrafen verurteilt, weil sie gegen die Verurteilung von acht Putin-Gegnern protestiert hatten. Nawalny wurde dann am 28.2.2014 zunächst bis Ende April 2014 unter Hausarrest gestellt: „Bis dahin dürfe Nawalny nur mit Familienangehörigen sprechen und weder Telefon noch Internet benutzen“ (Putin-Kritiker unter Hausarrest, in SZ 1.3.2014). Putins Lupenreine Diktatur…
Und das alles ging und geht das IOC natürlich nichts an!
– Sport und Krieg: Basketball-EM in der Ukraine. Die Ukraine sagte die Basketball-EM 2015 wegen der politischen Spannungen mit Russland ab, so der Direktor des Organisationskomitees (Ukraine zieht zurück, in SZ 20.3.2014). Der (umstrittene) Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga (BBL), Jan Pommer, bedauerte nicht etwa die furchtbare Situation der Ukraine, sondern hoffte umgehend auf eine deutsche Ausrichtung: „Das würde uns eine Menge Wind unter den Flügeln geben“ (BBL hofft auf EM, in SZ 21.3.2014). „Sowohl die FIBA Europe als auch der ukrainische Basketball-Präsident Alexander Wolkow wiesen Meldungen zurück, wonach die Ukraine bereits ihren Verzicht auf das Turnier erklärt habe“ (Ebenda). Am 15.5.2014 soll das endgültige Austragungsland festgelegt werden (Mehr Zeit für Ukraine, in SZ 24.3.2014).
– Sport und Krieg: Fecht-Weltcup in Moskau. „Wegen der Krim-Krise boykottieren die ukrainischen Fechter den Säbel-Weltcup am kommenden Wochenende in Moskau. (…) Das ukrainische Team wurde 2008 Olympiasieger. Anders als die Fechter wollen Ukraines Amateurboxer dagegen Ende März in Moskau antreten“ (Ukraines Teilboykott, in SZ 21.3.2014).
– Olympischer Zeitdruck 2016. Das wird spannend: Am 5.8.2016 sollen die Olympischen Sommerspiele in Rio eröffnet werden. „Die Großveranstaltung im brasilianischen Frühling 2016 ist in Verzug, und der Ton der Olympier wird schärfer“ (Käufer, Tobias, Alarm in Rio, in faz.net 23.3.2014). Nicht einmal die Planung steht für die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio – Bürgermeister Eduardo Paes plant um: „Jetzt sollen Teile des Athletendorfes und der Unterkünfte für die Journalisten in einem Armenviertel angesiedelt werden. (…) Der Haken dabei: Davon war in der ursprünglichen Bewerbung nicht die Rede“ (Ebenda). Und mit der Finanzierung klappt es auch noch nicht: „Niemand weiß bisher, wie all der Aufwand bezahlt werden soll. Es fehlen noch konkrete Haushaltsansätze für 28 Projekte. Nur für zwei der vier Olympia-Regionen sind die Bauvorhaben ausgeschrieben“ (Ebenda). – „Wettkampforte sind zudem die Regionen Copacabana, das Maracana-Stadion sowie Deodoro. Für Deodoro und Copacabana sind die Projekte noch nicht ausgeschrieben“ (Furcht vor dem Desaster, in sueddeutsche.de 23.3.2014).
Und mit dem „Grünen Erbe“ schaut es in Rio auch nicht gut aus: „Ein Großteil der Stadt-Abwässer wird ungeklärt ins Meer gelassen und verschmutzt so die wunderschönen Buchten. Olympia mit seinen zahlreichen Wassersport-Aktivitäten wäre eigentlich ein guter Anlass gewesen, mit einem nachhaltigen und umweltbewussten Programm die Situation zu verbessern. (…) Doch auch 30 Monate, bevor sich die ersten Segelboote in der Olympia-Bucht Guanabra durch die Wellen kämpfen, ist die Wasserqualität so wie sie schon immer war: unzumutbar“ (Käufer 23.3.2014).
Da wünscht man dem IOC für Rio 2016 doch die selben Sorgen wie der Fifa für die Fußball-WM 2014: selber schuld!
– Bach und Craven bekommen Putin-Orden. Der russische Präsident Wladimir Putin hat IOC-Präsident Thomas Bach und IPC-Präsident Philip Craven den „Orden der Ehre“ verliehen. Auch der oberste Coca-Cola-Abfüller Frankreichs, IOC-Mitglied Jean-Claude Killy, der Chef der IOC-Koordinierungskomission von Sotschi 2014 war, hat einen Orden von Putin bekommen (dpa, Putin zeichnet IOC-Chef Bach mit Orden der Ehre aus, in augsburger-allgemeine.de 26.3.2014).
Achtung, IOC: Hat Wladimir schon den Olympischen Orden in Gold?
– Thomas Bach: Crisis? What crisis? Irgendwelche internationalen Sporttreffen gibt es täglich. Ende März 2014 traf sich in Kuwait das ANOC, der Zusammenschluss aller nationalen Olympischen Komitees. IOC-Präsident Bach spielte die Risiken der Bewerbung um Olympische Winterspiele 2022 herunter, das ist schließlich Teil seiner Jobbeschreibung. In Lviv, Ukraine droht die Kriegsgefahr mit Russland; fraglich, ob eine neue Regierung sich weiter bewirbt. Und in Oslo, Norwegen sind staatliche Defizit-Garantien etc. fraglich. Bach: „Wir sind immer noch im frühen Stadium des Bewerbungsprozesses… Es ist in diesem frühen Stadium nicht neu, dass wir noch nicht alle Garantien haben“ (Mackay, Duncan, „I’m not too worried“ claims Bach over troubled race for 2022 Winter Olympics, in insidethegames.biz 30.3.2014). In Krakau, Polen wird es am 25.5.2014 ein Referendum geben. Bach: „Bezüglich Krakau ist der Bürgermeister sehr optimistisch“ (Ebenda). Für Bach hat der „Erfolg“ (?) von Sotschi 2014 den Bewerberorten geholfen, die Vorteile Olympischer Winterspiele und Paralympics zu erkennen: „Ich bin sicher, dass sie den großen Erfolg von Sotschi 2014 gesehen haben, wo im Gegensatz zu davor jetzt über das positive Erbe der Olympischen und Paralympischen Spiele diskutiert wird“ (Ebenda).
50 Milliarden US-Dollar für Putins Einweg-Spiele! Aber Gesundbeten gehört auch zur Jobbeschreibung eines IOC-Präsidenten.
Laut Bach „ist die Kandidatur für die Spiele eine große Gelegenheit, eine Region und eine Gesellschaft zum Besseren umzuwandeln“ (Ebenda).
Genau. Die Gegend um Sotschi ist jetzt um so vieles schöner. Und Bachs Freund Putin marschierte bei der olympischen Gelegenheit mal eben in der Krim ein.
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II: Aktuelle Sportsplitter von DOSB und den Sportverbänden
– Causa Hoeneß erreicht 27,2 Millionen Euro. Am 11.3.2014 erkannte die Verteidigung des Präsidenten vom FC Bayern, Uli Hoeneß, eine Steuerschuld ihres Mandanten von 27,2 Millionen Euro an. Aus einem Kommentar von Moritz Küppers im Deutschlandfunk zu Hoeneß und dem FC Bayern: “ Dass deren Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge nach einer Katar-Reise mit unverzollten Rolex-Uhren erwischt wurde und nun vorbestraft ist – geschenkt. Dass die Deutsche Fußballliga, der Initiator des milliardenschweren TV-Vertrages keinen Ethik-Code, keine Compliance-Richtlinien hat, aber dafür detailliert festlegt, wer wann wo und wie berichtet und penibel auf den Schutz der Sponsoren achtet – akzeptiert. Dass im Hintergrund und im Kampf um Spieler – egal ob volljährig oder nicht – Millionen-Summen bewegt werden – egal. Und auch die Tatsache, dass die Vorstandsvorsitzenden der DAX-Konzerne mit penibelsten Compliance-Vorschriften im Fall Hoeneß sich nicht getraut haben, ein klares Wort zu sprechen, wird toleriert“ (Küppers, Moritz, Doppelmoral im Profifußball, in deutschlandfunk.de 15.3.2014).
Zur Erinnerung: Im Jahr 2000 war der damalige Chef von Adidas Robert-Lois Dreyfus, der die Adidas-Anteile von Bernard Tapie gekauft hatte. Tapie, der im französischen Präsidentschaftswahlkampf 2007 Nicolas Sarkozy unterstützte, erhielt 2008 vom französischen Staat die phänomenale Entschädigungszahlung von 403 Millionen Euro, da er angeblich beim Verkauf der Adidas-Anteile durch die frühere Staatsbank Crédit Lyonnais übervorteilt worden war; inzwischen wurden Tapies Villen und Konten im Juli 2013 beschlagnahmt (Millionen – schockgefroren, in SZ 11.7.2013). Von den 403 Millionen Euro waren 45 Millionen Euro „Schmerzensgeld“, 73 Millionen Zinsen. Die ehemalige Finanzministerin von Sarkozy und jetzige Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, wurde deswegen im Mai 2013 vor dem Gerichthof in Paris vernommen: „Im verschwörungsverliebten Frankreich sehen trotzdem viele Sarkozy, den Wahlsieger von 2007, als heimlichen Drahtzieher hinter der üppigen Entschädigung“ (Kläsgen, Michael, Lächeln vor Gericht, in SZ 27.5.2013). Louis-Dreyfus richtete das inzwischen bekannte Konto bei Vontobel ein und stellte Hoeneß 20 Millionen Mark für Spekulationsgeschäfte zur Verfügung: Fünf Millionen Mark auf ein Konto und 15 Millionen Mark über eine Bürgschaft. Angeblich soll der Bayern-Manager nach kurzer Zeit die fünf Millionen und den Kredit zurückgezahlt haben (Ebenda).
Nur: Warum stellte der Adidas-Chef dieses Millionen-Spielgeld Hoeneß zur Verfügung? „Diese Geschäfte zwischen Hoeneß und dem 2009 verstorbenen Louis-Dreyfus fallen genau in die Zeit, in der der FC Bayern München mit Adidas über einen Einstieg des Sportartikelherstellers in die künftige FC Bayern AG verhandelte. Im September 2001 verkündete Hoeneß, dass sich der Konzern aus Herzogenaurach mit zehn Prozent am Klub beteilige und dafür 75 Millionen Euro in Aktien bezahle. Außerdem verlängerte der FC Bayern den Ausrüstervertrag mit Adidas um sieben Jahre, bis 2010. Diese Partnerschaft besteht bis heute fort. (…) Louis-Dreyfus war bis März 2001 Vorstandschef von Adidas. Sein Nachfolger wurde Herbert Hainer, der den Sportartikelkonzern bis heute führt und auch im Aufsichtsrat des FC Bayern sitzt“ (Leyendecker, Hans, Ott, Klaus, Adidas-Chef gab Hoeneß 20 Millionen Mark, in SZ 13.4.2013).
Unser Mitleid mit Uli Hoeneß hält sich in Grenzen. Denn der FC Bayern München hat in den großen Münchner Tageszeitungen am 9.11.2013 jeweils eine ganzseitige Anzeige für München 2022 geschaltet: Einen Tag später, am 10.11.2013, war die Abstimmung. Schade ist nur, dass sich Hoeneß nun als einer der wenigen klaren Kritiker vom Fifa-Paten Blatter selbst aus dem Verkehr gezogen hat.
– Der DOSB-Generaldirektor spricht. Claudio Catuogno und Boris Herrmann interviewten Michael Vesper in der SZ. Auf die Feststellung, dass Wladimir Putin nach Sotschi 2014 nun als großer Gewinner dastehe, antwortete Vesper mit einer Verdrehung von Ursache und Wirkung: „Seit Wochen wird international über die russische Schwulengesetzgebung diskutiert, über die Menschenrechtslage, über Umweltzerstörung. All diese Themen standen jetzt weltweit auf den Titelseiten.“ – Zur Frage der riesigen Umweltzerstörungen durch Sotschi 2014 antwortete Vesper: „In sieben Jahren hat Russland hier etwas ins Gebirge gehauen, was in den Alpen in sieben Jahrzehnten zuvor vielfach geschaffen wurde: ein Wintersportzentrum.“ – Die grünen Mitglieder im Sportausschuss, Monika Lazar und Özcan Mutlu, fuhren nicht nach Sotschi mit der Begründung: „Mit der Begründung: „Die Olympischen Spiele sind, wie auch die Paralympics, in diesem Jahr vor allem eines: die Spiele Putins.“ Dazu Vesper: „Ich bin da anderer Meinung. Und ich finde es eigenartig, wenn die, die gar nicht da waren, so genau wissen, wie es dort war.“ – Der DOSB wollte zwischen 27 und 42 Medaillen gewinnen: Geworden sind es 19. Die Vorsitzende des Sportausschusses, Dagmar Freitag (SPD), nannte dies „die zweite große Fehleinschätzung von Herrn Vesper nach den Sommerspielen von London 2012“. – Vesper: „Belehrungen vom heimischen Sofa nehme ich immer sehr gerne entgegen . . .“ – Zum Dopingfall Evi Sachenbacher-Stehle stellte Vesper fest: „Das ist ein kompliziertes Feld. Es gibt kaum einen Sportler, der ohne eine Ergänzung seiner Ernährung auskommen kann.“ – Zur kommenden Verschärfung des Anti-Dopinggesetzes im Bundestag und den Widerstand dagegen im DOSB sagte Vesper: „Schauen Sie in unseren Beschluss der Mitgliederversammlung vom Dezember. Dort haben wir uns für sinnvolle gesetzliche Verschärfungen ausgesprochen – unter der Bedingung, dass das sportrechtliche System nicht gefährdet wird.“ (Alle Zitate: Catuogno, Claudio, Herrmann, Boris, „Ich lasse mir das nicht in die Tonne treten“, in SZ 8.3.2014; Hervorhebung WZ).
Vesper hat im Vorfeld dieser Mitgliederversammlung alles in Bewegung gesetzt, damit eine Verschärfung des Anti-Doping-Gesetzes durch den DOSB abgelehnt wurde. Hier lohnt ein Rückgriff auf die Chronologie Dezember 2013: Bei der neunten DOSB-Mitgliederversammlung am 7.12.2013 wurde ein Antrag des Deutschen Tischtennis-Bundes angenommen, wonach entlarvte Doper nicht mehr nur von Sportgerichten, sondern auch strafrechtlich verfolgt werden können. “Die Versammlung sprach sich gleichzeitig gegen die “Besitzstrafbarkeit” aus. Bislang wurden gegen Athleten nur dann staatliche Verfahren eingeleitet, falls sie ‘nicht geringe’ Mengen bestimmter Substanzen besaßen” (Hecker, Anno, DOSB fordert strafrechtliche Verfolgung dopender Athleten, in faz.net 7.12.2013). Aus diesem Grund stimmte der Deutsche Leichtathletik-Verband gegen den Antrag, da er ihm nicht weit genug ging.
– Bundes-Sportinnenminister lässt acht Millionen springen. 38 Millionen Euro verlangte der DOSB zusätzlich zu den offiziellen 130 Millionen Euro für den Spitzensport. (Der beim Aufaddieren mit den vom Staat bezahlten Sportsoldaten etc. jetzt schon eine Viertelmilliarde Euro vom Staat kassiert.) Der damalige Bundes-Sportinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) erklärte Ende 2013: „Es kann nicht sein, dass aus höher, schneller, weiter – höher, schneller, weiter, teurer wird – und zwar ständig“ (Kempe, Robert, Mehr Geld für den Spitzensport, in deutschlandfunk.de 16.3.2014).
Thomas de Maizière hatte gerade noch beklagt, dass die deutsche Regierung nicht nach Sotschi fahre: „Diese Entscheidung ist uns schwer gefallen“ (Sotschi wird boykottiert, in faz.net 12.3.2014). Nun spendierte er acht zusätzliche Millionen Euro. DOSB-Präsident Alfons Hörmann: „Damit setzt er ein ermutigendes und partnerschaftliches Signal“ (Besser als nichts oder viel zu wenig, in faz.net 12.3.2014). Die Vizepräsidentin im DOSB, Christa Thiel, hatte im Herbst 2013 den Fehlbetrag von 38 Millionen Euro errechnet und sagte nun zu den acht Millionen: „Dass es nicht immer zu einer hundertprozentigen Sättigung eines solchen Bedarfs kommt, wissen wir nur zu gut“ („Gutes Signal“, in SZ 14.3.2014).
Dass der DOSB finanziell nie satt sein wird, weiß nun jeder.
Allerdings sind die acht Millionen Euro Augenwischerei. Die Projektmittel für die Olympischen Spiele 2016 sollen um drei Millionen Euro erhöht werden. Die Mehrausgaben gehen zu Lasten des Breitensports. „So soll die Förderung der bekannten Schulwettbewerbe ‚Jugend trainiert für Olympia‘ und ‚Jugend trainiert für die Paralympics‘ um die Hälfte gekürzt werden – eine Umverteilung zu Lasten des Breitensports“ (Kempe, Robert, Ein Taschenspielertrick des BMI, in deutschlandfunk.de 23.3.2014). – „Beim Deutschen Olympischen Sportbund hat man die Erhöhung der Sportförderung erwartungsgemäß eifrig beklatscht. Eigentlich sollte der DOSB Vertreter des gesamten Sports sein“ (Ebenda).
Der DOSB ist schon lange nicht mehr Vertreter des gesamten Sports. Er droht zwar immer mit seinen über 27 Millionen Mitgliedern – seine Prioritäten gelten aber den wenigen tausend Spitzensportlern aus.
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III: Allgemeine Nachrichten
– Siemens muss leider draußen bleiben. Siemens sah sich in Brasilien mit zahlreichen Korruptionsvorwürfen konfrontiert: Von 1999 bis 2005 sollen Siemens-Mitarbeiter brasilianische Politiker bestochen haben, um Aufträge bei Post und Telekom zu erhalten. Dazu kamen mutmaßliche Schmiergeldzahlungen für Aufträge bei Bau- und Unterhalt vom Nahverkehr in Brasília und Sao Paulo. Ende März 2014 sicherte Siemens Kooperation bei der Aufklärung zu. „Hintergrund sind Verträge und Ausschreibungen aus den Jahren 1998 bis 2007. Dabei soll es illegale Preisabsprachen bei Kauf, Wartung und Betrieb von Zügen für die U-Bahn der Millionenmetropole Sao Paulo gegeben haben“ (Siemens kooperiert in SZ 29.3.2014).
Und Siemens bildete mit den Konzernen Alstom/Frankreich, Bombardier/Kanada, CAF/Spanien und Mitsui/Japan ein Preisabsprache-Kartell. Es gab ein Schwarzgeldkonto über sechs Millionen Euro in Luxemburg und ein Konto in Genf, über das 20 Millionen Euro an brasilianische Politiker flossen (Burghardt, Peter, Giesen, Christoph, Boom und raus, in SZ 3.3.2014). Siemens war auch Adressat der Demonstrationen im Juni 2013: „Die Proteste gegen Missmanagement, Geldverschwendung und Korruption richteten sich teilweise auch gegen den Konzern“ (Ebenda).
Im August 2013 wurde der Konzern wegen erwiesener Korruption für die Dauer von fünf Jahren von der Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen und staatlichen Verträgen ausgeschlossen. Der Siemens-Umsatz sank im Geschäftsjahr 2012/2013 auf 1,95 Milliarden Euro – trotz der weiter bestehenden öffentlichen Aufträge für die Fußball-WM 2014 und die Olympischen Sommerspiele in Rio 2016.
Gegen den Gerichtsbeschluss vom August 2013 legte Siemens Widerspruch ein: Dieser wurde am 29. Januar 2014 zurückgewiesen. Nun klagt der Konzern erneut gegen den Ausschluss von Geschäften (Siemens klagt gegen Ausschluss von Aufträgen in Brasilien, in spiegelonline 3.3.2014).
Vergleiche auch im Kritischen Olympischen Lexikon: Siemens olympisch
– Weißrussischer Diktator gegen Boykott. Alexander Lukaschenko ist der unbarmherzige Diktator Weißrusslands und ein enger Freund von René Fasel, dem Präsidenten des Internationalen Eishockeyverbandes IIHF. Im Mai 2014 wird im Land des Diktators die Eishockey-WM stattfinden – ohne dass Fasel das geringste dabei findet. Auch die Sportverbände weigerten sich, den Forderungen von Menschenrechtsgruppen nachzukommen und die WM abzusagen.
Vergleiche hierzu: Eishockey-WM 2014 beim Diktator
Die Boykott-Diskussionen um die Paralympics 2014 in Sotschi aus Anlass der Krim- und Ukraine-Aggressionen von Wladimir Putin kommentierte Weißrusslands Außenminister Wladimir Makej im Interview am 4.3.2014. Sein Land habe „keine Angst vor einem Boykott“ des Turniers. Makej kritisierte die „in Europa und Amerika herrschende Dämonisierung unserer Republik“ (Meisner, Matthias, Gastgeber Weißrussland hält Boykott für „dumme Idee“, in tagesspiegel.de 4.3.2014). Er wiederholte die alte – besonders von totalitären Herrschern gern gebrauchte – Formel, dass Sport und Politik getrennt sein sollten und behauptete, dass das Ziel der WM nicht das positive image von Lukaschenko sei. „Experten sehen das anders: Eishockey ist in Weißrussland wichtiger als Fußball, und der Präsident zeigt sich immer wieder selbst als Eishockey-Spieler, zuletzt unter anderem bei einem Showspiel in Sotschi gemeinsam mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin“ (Ebenda).
– Motorsport I: Auch Ecclestone will zu einem Diktator. Formel-1-Chef Bernie Ecclestone (83) will 2015, spätestens 2016 in Baku, der Hauptstadt von Aserbaidschan, einen Grand Prix durchführen. Das diktatorische Regime von Ilham Alijew missachtet Menschenrechte und schaltet politische Gegner brutal aus. Ecclestone Anfang März 20124: „Wir gehen nach Aserbaidschan“ (Ecclestone erwägt Rennen in Aserbaidschan, in spiegelonline 5.3.2014).
Auch der Motorsport ist selbstverständlich „unpolitisch“.
Ecclestone tourt mit seinem umweltschädlichen Motorsport-Zirkus schon am 12.10.2014 auf einem neuen Formel-1-Kurs in Sotschi. Kommentar von Christoph Becker in der FAZ: „Bernie Ecclestone darf sich auf den nächsten Kreisverkehr bei einem Autokraten freuen. Mit Wladimir Putin läuft es ja bestens. (…) Die im ‚Organized Crime and Corruption Reporting Project‘ (OCCRP) zusammen geschlossenen investigativen Journalisten aus Mittel- und Osteuropa wählten Alijew 2012 angesichts seiner vielfältigen, vor allem für seine Familienmitglieder förderlichen Geschäfte zu ihrem ‚Mann des Jahres‘. Alijew war der erste, dem der Titel verliehen wurde“ (Becker, Christoph, Brennstoff aus Baku, in faz.net 5.3.2014).
– Motorsport II: Formel-1-Kurse als White Elephants. „Das Rennen in Baku könnte möglicherweise langfristig den Grand Prix in Sotschi ersetzen. In der Olympiastadt gastiert die Formel 1 in dieser Saison erstmals (12. Oktober). In den vergangenen Jahren hat Ecclestone die Globalisierung der Formel 1 weiter vorangetrieben. Seit 2004 wurde auf zehn neuen Kursen gefahren, davon lagen nur zwei in Europa. Vier dieser Grand Prix (Europa, Türkei, Indien und Korea) sind allerdings bereits wieder aus dem Rennkalender gestrichen worden. In Indien soll 2015 wieder gefahren werden, dann sind auch zusätzliche Veranstaltungen in New Jersey, Mexiko und Österreich geplant“ (Ebenda).
Je mehr Formel-1-Kurse es weltweit gibt, umso mehr kann Herr Ecclestone die Bedingungen diktieren. Antrittsgelder von 30, 40 Millionen Euro seitens der Austragungsorte sind inzwischen Usus. Und wer rechnet schon nach, wie viel der globalen Formel-1-Kurse inzwischen White Elephants sind – nicht mehr gefragt, nicht mehr benutzt…
– Motorsport III: Auch 2014 zigmal um die Welt. Grand-Prix-Termine der Formel-1: 16.3. Melbourne/Australien; 30.3. Sepang/Malaysia; 6.4. Bahrein; 20.4. Schanghai/China; 11.5. Barcelona/Spanien; 25.5. Monte Carlo/Monaco; 8.65. Montréal/Kanada; 22.6. Spielberg/Österreich; 6.7. Silverstone/Großbritannien; 20.7. Hockenheimring/Deutschland; 27.7. Budapert/Ungarn; 24.8. Spa-Francorchamps/Belgien; 7.9. Monza/Italien; 21.9. Singapur; 5.10. Suzuka/Japan; 12.10. Sotschi/Russland; 2.11. Austin/USA; 9.11. Sao Paulo/Brasilien; 23.11. Abu Dhabi
Und alles mit mindestens sechs Jumbo-Jets per Luftfracht. Vergleiche auch im Kritischen Olympischen Lexíkon: Motorsport
– Motorsport IV: Der Red Bulle. Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz, geschätztes Privatvermögen 2013 rund 7,5 Milliarden Euro, enger Freund von Bernie Ecclestone, hat zwei Formel-1-Teams: Red Bull und Toro Rosso. Der 69jährige wandte sich im österreichischen Kurier gegen Versuche, die Formel 1 spritsparender zu gestalten: „Die Formel 1 wieder zu dem zu machen, was sie immer war: die Königsdisziplin. Sie ist weder dazu da, neue Rekorde im Benzinverbrauch aufzustellen, noch dass man sich im Flüsterton während eines Rennens unterhalten kann, das Lauteste der Boxenfunk und das höchste der Gefühle ein quietschender Reifen ist. Ich halte es für ebenso absurd, dass wir um Sekunden langsamer fahren als voriges Jahr und dass die Nachwuchsserie GP2 teilweise schon mehr Motorsport und Kampf bietet und fast gleich schnelle Zeiten fährt wie die Formel 1 bei einem Bruchteil an Budget“ (Albrechtsberger, Philipp, „Öffentliche Präsenz? Die Zeit ist mir zu schade“, in kurier.at 23.3.2014).
– Aserbaidschan hoch im Kurs. Nicht nur der Ex-Außenminister Hans-Jürgen Genscher gab sich als Freund der Diktatur, so im Juni 2012: „Vor allem glaube ich an die Freundschaft der Völker Aserbaidschans und Deutschlands. Kein kritischer Bericht kann dieser Freundschaft schaden“ (Brössler, Daniel, Mein Freund, der Diktator, in SZ 10.5.2013).
Hallo Herr Genscher – dazu nur als Beispiel eine Reuters-Meldung: „Gegner des aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew wollen dessen Wiederwahl anfechten. Internationale Wahlbeobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa sagten, die Berichterstattung über die Wahl sei eingeschränkt gewesen. Zudem seien Kandidaten und Wähler eingeschüchtert worden. Alijew hatte die Wahl mit fast 85 Prozent der Stimmen gewonnen. Er herrscht seit zehn Jahren über das öl- und gasreiche Land“ (Wahl in Aserbaidschan unfair, in SZ 11.10.2013).
Auch der EU-Energiekommissar Günther Oettinger trat im Mai 2013 dafür ein, „dass Gas aus Aserbaidschan nicht über den Umweg von ‚Putins Schreibtisch‘, sondern direkt nach Europa gelangen solle“ (Ebenda).
Da tritt man dann auch für Diktator und Sportsfreund Ilham Aliyew ein.
– Putins Oligarchen-Freunde auf der Schwarzen Liste
Nach der Einverleibung der Krim-Halbinsel Mitte März nach den Paralympics in Sotschi 2014 durch Putin beschlossen EU und die USA eine „Schwarze Liste“, auf der sich viele Freunde Putins finden: – (1) Die Bank Rossija, 1990 von Jurij Kowaltschuk in St. Petersburg gegründet. Putin erklärte, er werde bei der ihm angeblich unbekannten Bank ein Konto eröffnen: „Sie gilt als persönliche Bank des Präsidenten und hoher Beamter“ (Hans, Julian, Wenn Panzer Wachstum stoppen, in SZ 24.3.2014). – „Sie ist mehrheitlich im Besitz von Personen, die zum Umfeld des russischen Präsidenten gehören“ (Hans, Julian, Schwarze Liste als Auszeichnung, in SZ 22.3.2014) – und Kowaltschuk hatte mit Putin die berüchtigte Datschen-Kooperative „Osero“ gegründet und gilt als Putins Vermögensverwalter: „Die Rede ist dabei nicht von dem Vermögen, das aus dem Gehalt Putins aus seiner Tätigkeit als Präsident oder Regierungschef angefallen ist, sondern von großen Geldströmen, die aus Staatsaufträgen wie etwa dem überteuerten Olympia-Projekt in Sotschi abgezweigt wurden“ (Ebenda; siehe auch unten). – (2) Dmitrij Kisseljow, „der als schärfster Propagandist der Kreml-Medien unlängst gewarnt hatte, Russland sei in der Lage, die USA in ‚radioaktive Asche‘ zu verwandeln“ (Ebenda). – (3) Wladimir Jakunin, Chef der Russischen Eisenbahn, die Milliarden in die olympische Verkehrs-Infrastruktur gesteckt hat und sich 2014 Geld aus dem Russischen Staatshaushalt leihen musste, mit großem Anwesen im Moskauer Umland: „Auf einem komplexen Schaubild, das eine ganze Großleinwand füllt, hat der Anti-Korruptions-Blogger Alexej Nawalny dargestellt, wie Jakunin Geld aus russischen Staatsaufträgen über ein Gewirr von Off-Shore-Firmen ins Ausland transferieren soll“ (Ebenda; Jakunins Sohn hat in London eine 15-Millionen-Dollar-Villa). – (4) Arkadij Rotenberg, Putins Judopartner aus St. Petersburger Zeiten, Sotschi-Gewinnler, inzwischen Eigentümer von Bau- und Pipeline-Firmen. – (5) Die Bank SMP, im Besitz von Arkadji Rotenberg und Bruder Boris Rotenberg. „Am Sonntag erklärten Visa und Mastercard, wieder mit der SMP-Bank zusammenarbeiten zu wollen. Das Geldhaus habe die beiden davon überzeugen können, weil die Sanktionen gegen die Aktionäre und nicht gegen die Bank verhängt wurden“ (Hans, Julian, Wenn Panzer Wachstum stoppen, in SZ 24.3.2014). –
„Die Multimillionärs-Brüder Rotenberg gelten als enge Bekannte von Staatschef Wladimir Putin. Für die Winterspiele in Sotschi sollen sie Verträge erhalten haben, die ihnen rund sieben Milliarden US-Dollar in die Tasche spielten“ (Dynamo-Chef sanktioniert, in SZ 22.3.2014). – (6) Genadij Timtschenko, Putin-Vertrauter, sechstreicher Russe auf der Forbes-Liste, verkaufte noch blitzschnell am 19.3.2014 seine Aktien am Ölhandelsunternehmen Gunvor (Ebenda), bevor er am 20.3.2014 auf die US-Sanktionsliste gesetzt wurde. Usw.
– Ein Freund, ein guter Freund… Marius Vizer, von Wladimir Putin und Scheich Al Sabahs Gnaden Präsident von Sport Accord, dem Zusammenschluss aller Internationalen Sportverbände, hat die Entscheidung der USA scharf verurteilt, nach der Annexion der Krim den russischen Milliardär und Putin-Freund Arkady Rotenberg (mit von Forbes geschätzten drei Milliarden Euro) auf die Sanktionsliste zu setzen. Am 6.4.2014 findet im türkischen Antalya die SportAccord international Convention statt, zu der Rotenberg trotz der US-Sanktionen erwartet wird. Laut Vizer ist Rotenberg ein begeisterter Sportsmann und integraler Bestandteil in der Judo-Entwicklung. „Die SportAccord Convention unterstützt voll Mr. Rotenberg“ (Mackay, Duncan, Exclusive: US decision to sanction SportAccord Convention Executive Committee member „bizarre“ claims Vizer, in insidethegames.biz 24.4.2014).
Judo-Spezln unter sich: Rotenberg ist ein früherer Judo-Partner von Putin und sitzt im Exekutivkomitee von SportAccord und der Internationalen Judo-Vereinigung (IJF). Vizer ist Präsident der IJF.
– Putins wirklicher Reichtum
“Als 2004 der Präsidentschaftskandidat Iwan Rybkin erklärte, Putin sei in Wahrheit der reichste Mann des Landes, und Kowaltschulk kümmere sich um seine Finanzen, verschwand er auf ungeklärte Weise von der Bildfläche und tauchte erst Tage später wieder auf” (Hans, Julian, Schwarze Liste als Auszeichnung, in SZ 22.3.2014).
– Kein Skiwinter. „Selten war ein Winter in Bayern so mild wie dieser. Statt schneebedeckter Hänge waren vielerorts grüne Wiesen zu sehen. (…) Auch in Oberbayern beklagen Liftbetreiber Ausfälle bis zu 80 Prozent“ (DPA, Skiwinter fiel weitgehend aus, in SZ 24.3.2014).
– Siemens spricht bei Putin vor. Vorstandsvorsitzender Joe Kaeser (richtig: Josef Käser) besuchte am 26.3.2014 erst den Gazprom-Chef Alexej Miller. Miller stand zunächst auch auf der von der EU zusammengestellten schwarzen Liste von 120 Russen: „Sein Name sei jedoch wieder von der Liste verschwunden, um zu deeskalieren“ (Balser, Markus, Das Rohr zum Westen, in SZ 19.3.2014).
Nach Miller besuchte Kaeser dann den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Mit beim Treffen: der Chef der russischen Eisenbahn, Wladimir Jakunin (der real auf der USA-Boykottliste steht), der im Rahmen von Sotschi 2014 mit für die Zerstörung des Flussbettes der Msymta zuständig war. Siemens lieferte „im vorigen Jahr der russischen Staatsbahn Hochgeschwindigkeitszüge für die Strecke St. Petersburg-Moskau-Nischni Nowgorod und hat mit der Staatsbahn zudem vereinbart, bis Ende 2020 insgesamt 675 Frachtlokomotiven zu fertigen und zu liefern“ (Schäfer, Ulrich, Wladimir und Joe, in SZ 27.3.2014). Dazu liefert Siemens Gasturbinen, Medizintechnik, Anlagentechnik etc. nach Russland (Büschemann, Karl-Heinz, Busse, Caspar, Angst ums Geschäft, in SZ 4.4.2014).
Da muss Kaeser-Käser doch einfach zu Putin und Jakunin fahren!
Die Annektierung der Krim bezeichnete Kaeser im ZDF als „kurzfristige Turbulenzen“ (Schäfer, Ulrich, Stets zu Diensten, in SZ 28.3.2014). Der Siemens-Chef lobte Putin für die „herausragenden“ Olympischen Spiele in Sotschi: „Das war für die Welt eine gelungene Zusammenkunft“ (Bauchmüller, Michael, Busse, Caspar, Ein Mann von Welt, in SZ 28.3.2014).
Ob das zum Beispiel die verhafteten Protestierer von der Umweltwacht Nordkaukasus, das ruinierte Flusstal der Msymta, die enteigneten Hausbesitzer, die vertriebenen Bewohner auch so sehen, Herr Kaeser-Käser?
Siemens macht weltweit 76 Milliarden Euro Umsatz, davon kommen gerade noch elf Milliarden Euro aus Deutschland. Bei Sotschi 2014 hat Siemens, wie bei allen Olympischen Spielen, dank enger Verbindung mit IOC-Präsident Thomas Bach, Milliarden umgesetzt: „Siemens macht etwa zwei Milliarden Euro Umsatz in Russland“ (Ebenda).
Der deutsche Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) nannte Kaesers Besuch bei Putin „schräg“. Deutlicher wurde der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Norbert Röttgen (CDU): „Wenn der Siemens-Chef das Vorgehen Putins auf der Krim als ‚kurzfristige Turbulenz‘ bewertet und die Wertegemeinschaft mit Putin beteuert, ist das peinlich und unverantwortlich“ (Gabriel kritisiert Treffen von Siemens-Chef mit Putin, in spiegelonline 30.3.2014). – „Auch bei Volkswagen wird die Reise Kaesers kritisch gesehen. ‚Wir wissen nicht, was den geritten hat‘, sagt ein Manager“ (Büschemann, Karl-Heinz, Busse, Caspar, Angst ums Geschäft, in SZ 4.4.2014).
Vergleiche auch: Siemens olympisch; Thomas Bach
– Clemens Tönnies, gehört zur Hälfte die Firma Tönnies Fleisch mit 4,6 Mrd. Euro Umsatz. Er ist auch Präsident vom FC Schalke 04, dessen Trikot-Sponsor Gazprom ist. Dazu Tönnies: „Für mich ist da Nullkommanull zu beanstanden. Das ist ein starker, zuverlässiger Partner, dem das Wohlergehen von Schalke am Herzen liegt“ (Tönnies steht zu Putin, in SZ 25.3.2014). Und zu Putin äußerte Tönnies: „Wir freuen uns immer, wenn wir uns sehen. (…) Wir haben ein gutes Verhältni