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Oktober 2010

Ein Brief von Claudia Roth oder wem auch immer

Am 23.9.2010 hatte die Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Claudia Roth, an den „lieben Dr. Thomas Bach“ einen dreiseitigen Brief mit kritisch erscheinenden Fragen zu Ausstieg von Naturschutzverbänden, Platzbedarf, CO2-Footprint, Baumschutz, Biotopen, Wasserbedarf, Verkehrskonzept, IOC-Verträge, Finanzierungsgrundlage und Akzeptanz in der Bevölkerung gesandt.

Bach antwortete der „lieben Frau Roth“ am 1.10.2010. Zum Ausstieg des DNR wurde das schon erwähnte, vom DOSB und der Bewerbungsgesellschaft verfasste und von DNR-Seite nie bestätigte Protokoll vom 28.6.2010 vorgelegt, welches das gute Einvernehmen beweisen sollte. Der Ausstieg des DNR sei unerklärlich. Als Zeuge wurde Thomas Urban/DAV benannt („Ich bin von dem Umwelt- und Nachhaltigkeitskonzept von München 2018 überzeugt“).

Des weiteren kamen wieder die üblichen unrichtigen Zahlen ins Spiel („Dauerhaft müssen lediglich 0,48 Hektar neue Flächen, also ein halbes Fußballfeld, für die Spiele in Anspruch genommen werden.“)

Mantraartig werden diese mehrfach widerlegten Zahlern immer noch wiederholt.

Zur Akzeptanz in der Bevölkerung bringt Bach die bereits bekannten getricksten Zahlen: „Die gemessene Zustimmungsrate liegt zwischen 65 Prozent und 82 Prozent.“

Wie schon erwähnt bezieht er sich auf eine vom Sportinformationsdienst in Auftrag gegebene Umfrage des promit-Instituts: Von den 1200 Befragten waren nach eigenen Angaben 78,3 Prozent Sportbegeisterte.

Selbstverständlich waren auch alle anderen von Claudia Roth nachgefragten Punkte laut Bach und Vesper in Ordnung. Die weitere „Argumentation“ erspare ich dem Leser.

Der Antwortbrief von Bach an Roth trägt das Diktierzeichen MV, Michael Vesper, der mit „Dein Michael Vesper“ mit unterzeichnete. Wer hat wohl den Brief von Claudia Roth als Frage- und Antwortspiel entworfen, der stark an das Pingpong-Spiel zwischen der Grünen Münchner Stadträtin Sabine Krieger und OB Christian Ude erinnert?

Der Alibi-Brief und die Alibi-Antwort wurden umgehend eingesetzt. Roth sandte den Briefwechsel wenig später an die „lieben Freundinnen und Freunde“ von der Grünen Partei: Dieser sollte ihre Absicht beweisen, die Pläne der Gesellschaft kritisch zu begleiten. Und sie verwies in einem SZ-Interview auf diesen Brief „mit einer langen Liste von Fragen an Thomas Bach“ („Wir sind eine sportnarrische Partei“, in SZ 9.10.2010).

Bach freute sich im Brief vom 1.10. auf die nächste Kuratoriumssitzung mit Roth am 3.12.2010: Roth wird aber am 21.11.2010 nach der Abstimmung auf der Bundesdelegiertenkonferenz in Freiburg ihr Mandat im Kuratorium München 2018 niederlegen.

Meinungen und Leserbriefe

Georg Hoiß, Ortsobmann des Bayerischen Bauernverbandes in Ohlstadt, äußerte in einem Interview: „Ich weiß nicht, was insgesamt auf uns zukommt, aber wahrscheinlich erfahren wir von den Planungen erst, wenn es zu spät ist. Unser Bürgermeister hat die Geschichte mit dem Langlaufzentrum auch erst durch die Presse mitbekommen…  Wir hatten vor ein paar Wochen ein Treffen aller Bauernverbandsobmänner im Landkreis. Die Resonanz war klar ablehnend, was die Spiele betrifft“ („Der Aufwand ist übertrieben“, in SZ 2.10.2010)
Ute von Saint-Paul, München: „Das Dogma des ‚Immer mehr und immer größer’ kann nicht die Zukunft der Erde sein… Olympia ist eine gigantische Geldmaschine – wer am Drücker ist, hat volle Taschen.“ (SZ 2.10.2010).

Walter Bergmann, München: „Olympische Spiele sind rein kommerzielle Großveranstaltungen. Das IOC und dessen Funktionäre profitieren davon durch Knebelverträge mit den die Spiele ausführenden Kommunen und Staaten. Alle Defizite bleiben beim Steuerzahler.“

Eduard Eben, München: „Wenn sich das IOC alle Vorteile sichert, wenn das IOC sogar nach Abschluss der Verträge einseitig Bestimmungen ändern kann, haben wir einen klaren Verstoß gegen die Grundlagen des bürgerlichen Rechts.“

Rosemarie Unsöld, Bad Kohlgrub: „Durch die Winterspiele 2018 würde sich nur Herr Ude zum Abschied ein Denkmal setzen. Olympische Spiele, nein danke.“

Ina Zimdars, Bad Wörishofen: „Für mich als ‚Zugereiste’ kann ich dazu nur feststellen: Bilderbuch-Bayern ade – Naturschutz ade!“ (Alle: SZ 4.10.2010)

Matthias Schwahn, Wolfgang Ohnes, Landschaftsarchitekten, München in einem Offenen Brief: „Warum verspüren WIR so wenig Begeisterung anlässlich Olympia 2018?… Dem Angebot an die Umweltverbände fehlt es einfach an Substanz… Aber statt einiger neuer Plusenergiegebäude wäre es sicher zielführender gewesen, die Bayerische Bauordnung an das Ziel der CO2-Reduktion anzupassen…“ (Offener Brief an die Bewerbungsgesellschaft, 6.10.2010)

Karin Goetz-Dreher, München: „Hände weg von Olympia, bevor es zu spät ist, um die Bürger vom Werdenfelder Land in den Jahren danach vor Olympia-Ruinen zu schützen und die Münchner vor der Verschwendung ihrer Steuergelder.“ (SZ 19.10.2010)

Prof. Maya Reiner: „Um ein Vielfaches zu niedrig genannte Kosten sind ein billiger Schuhlöffel, um Projekte zu lancieren.“ (SZ 19.10.2010)

Münchner Stadtversammlung der Grünen

Am 4.10.2010 stimmte die Grüne Stadtversammlung über einen Antrag von Dieter Janecek, Ludwig Hartmann, Katharina Schulze, Christian Hierneis und Silvio Bohr ab: „Nein zur Olympiabewerbung München 2018!“ Dies geschah auch im Hinblick auf die Abstimmung im Münchner Stadtrat am 6.10.2010.

Der Antrag enthielt u. a. die Kritikpunkte Klimawandel, fehlende Nachhaltigkeit, Finanz-Desaster, Knebelungsverträge, Bebauung Bundeswehrpark, Spitzensport versus Breitensport, grüne Glaubwürdigkeit etc.: „Die grundsätzliche umweltschädliche Ausrichtung Olympischer Winterspiele bleibt jedoch bestehen. Grün lackierte Porsche Cayennes benennen wir schließlich auch nicht als Fahrräder.“

Dieter Janecek kritisierte: „Wir haben manches mitgetragen, aber die Bewerbung ist weder ökologisch, noch transparent, noch vertretbar.“

Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Rathaus, Siegfried Benker stellte sofort fest, dass die Grünen Stadträte am 6.10. nach ihrem Gewissen frei entscheiden dürfen. Die Grüne Stadträtin Sabine Nallinger äußerte: „Ich habe kein neues Argument gehört“ (Bock, Willi, Nolympia oder Olympija: Legen die Grünen die Lunte? in Abendzeitung 5.10.2010).

Wenn man keine Argumente hören will, hört man auch keine.

Die elf Grünen Stadträte stellten einen Gegenantrag für die Unterstützung der Bewerbung.

Interessanterweise fehlte der von München 2018 angestellte Boris Schwartz auf der Liste: Das wäre dann wohl doch zu peinlich gewesen.

Die Grünen Stadträte führten dafür u. a. folgende Punkte an:

„Es werden keine Biotope und Naturschutzgebiete durch die Sportstätten und die Infrastruktur beeinträchtigt.“

Stimmt nicht.

Alle CO2-Maßnahmen werden entweder durch höhere Effizienz vermieden oder durch Klimaschutzprojekte kompensiert.

Die Berechnung der CO2-Bilanz wurde nie veröffentlicht: Deshalb werden wir von Nolympia deren Veröffentlichung fordern. Ein Großteil der Emissionen wird nicht erfasst, wie zum Beispiel temporäre Bauten. Andere Berechnungen ergeben den fünffachen Anteil an CO2-Emissionen.

„München erhält ein neues attraktives Wohnquartier im Plusenergiestandard.“

Die Attraktivität ist nicht gegeben, weil gleichzeitig eine preisgekrönte intakte Bürobebauung komplett zerstört und 2630 Bäume in einem bislang öffentlich genutzten Park gefährdet würden.

„Das Umweltleitprojekt Natur, Kulturerbe und Bildung ersetzt in ähnlicher Qualität das Biosphärenreservat.

Einfach lächerlich: Dieses von Prof. Seiler selbstgestrickte Umweltleitprojekt ist eine Ansammlung von Plattitüden und Belanglosigkeiten.

Nachdem sich bereits der Landesverband, die Landtagsfraktion und die Grüne Jugend gegen Olympia 2018 ausgesprochen hatten, stimmte die Stadtversammlung mit 92 gegen 45 Stimmen mit Nein zu München 2018.

Die einzige Grüne Befürworterin im Landtag, Theresa Schopper (Ehefrau von Boris Schwartz) beschwerte sich über den „sportfeindlichen Duktus“ der Olympia-Gegner (Hübner, Bernhard, Grüne für und gegen Olympia, in taz .de 5.10.2010).

In der SZ titelte Peter Fahrenholz am 6.10.2010: „Grüne Verlogenheit“. Benker kritisierte Janecek mit den Worten: „Ich werfe ihm Politikunfähigkeit vor.“ SPD-Chef Hans-Ulrich Pfaffmann warf MdL Ludwig Hartmann vor, er hätte „in Regierungsverantwortung nichts zu suchen“. Siegfried Benker sagte: „Wir entscheiden nach unserem Gewissen“ (Münchens Grüne rütteln an Olympia-Bewerbung, in sport.de 5.10.2010).

Auf welches Gewissen beruft man sich eigentlich in einem solchen Fall?

Ludwig Hartmann äußerte dazu: „Wenn die Fraktion am Mittwoch geschlossen für Olympia stimmen würde, wäre das dreist“ (Hübner, taz .de 5.10.2010). Genau das geschah: Die Grünen Stadträte kündigten umgehend an, geschlossen am 6.10.2010 für die Bewerbung zu stimmen.

In einem scheinheiligen Schreiben „An die Mitglieder der Münchner Grünen“ versicherten die Grünen Stadträte, dass ihnen „die Entscheidung nicht leicht gefallen“ sei. Es kam der unvermeidliche Verweis auf den Koalitionsvertrag, dazu sei die beschlossene Passivbauweise des Truderinger Gymnasiums uin Gefahr. Und außerdem drohe der „Verlust der gesamten politischen Gestaltungsmöglichkeit im Münchner Stadtrat“.

Das ist Politik, sagt Karl Valentin dazu.

Vergleiche auch:

https://www.nolympia.de/2010/10/another-brick-in-the-olympic-wall/

Vorauseilender Olympischer Gehorsam

„Olympia ist ein Franchise-Unternehmen, vergleichbar mit einer McDonald’s-Filiale: Der Franchise-Geber behält alle Rechte und den Profit,. Der Franchise-Nehmer agiert weitgehend rechtlos und trägt das finanzielle Risiko komplett. Das Risiko bei Olympischen Spielen trägt immer allein der Steuerzahler“ (Weinreich, Jens, Vertraulich: alle Bürgschaften und Garantien, die deutsche Volksvertreter dem IOC für München 2018 geben, Blog 5.10.2010). Weinreich zählte die zu gebenden 47 Garantien und Bürgschaften von Staat, Land Bayern und Landeshauptstadt München in seinem Blog auf, u. a.:

Garantien des Host City Contracts, der Olympischen Charta, Konkurrenzschutz, Markenschutz, Einreisefreiheit, Arbeitsfreiheit, Zoll- und Abgabenfreiheit, Deckung jeglicher Fehlbeträge, Steuerbefreiung für alle olympischen Geschäftemacher (und dies sind nicht wenige!), kostenlose medizinische Versorgung, kostenlose Sicherheitsmaßnahmen, Schutz des TOP-Programms und allgemeiner Sponsorenschutz, Schutz vor Schleichwerbung, Schutz des Luftraums, Erwerb aller Werbeflächen, Finanzierung aller Baumaßnahmen für die Spiele, Zurverfügungstellung aller Wettkampfstätten, Übernahme von Reisekosten, Einräumung von Olympischen Fahrspuren (380 Kilometer im Fall von München 2018), Verkehrsmanagement, Garantien für Funkfrequenzen und Radio- und Fernsehzentrum,

Stadtrat und Nolympia-München

Am 6.10.2010 traf sich Nolympia München ab 8.15 auf dem Marienplatz, um gegen die Abstimmung der Vollversammlung des Stadtrats zugunsten München 2018 zu protestieren. Acht weiße T-Shirts mit den Buchstaben N O L Y M P I A bildeten einen visuellen Hintergrund für die Reporter.

Schließlich stimmten 74 Münchner Stadträte (darunter alle Grünen) für München 2018, sechs von den Parteien Die Linke, ÖDP und Bayernpartei dagegen.

Bertold Brecht: „Nur die allerdümmsten Kälber wählen ihren Metzger selber.“

Allein der Host City Contract umfaßt ca. 60 Seiten und beinhaltet auch die Akzeptanz von rund 30 Handbüchern.

Ob da wirklich jeder Abgeordneter beurteilen kann, wofür er sich ausgesprochen hat, darf stark bezweifelt werden. Klar war, dass viele Stadträte nicht einmal den Park der Bundeswehr kannten, der durch das geplante Olympische Dorf zerstört würde.

Der Geschäftsführer von München 2018, Bernhard Schwank, kündigte eine neue Werbekampagne an – Fernsehspots (teuer!), Zeitungsanzeigen und Auftritte bei Veranstaltungen. Aber Geld von den öffentlichen Sponsoren (Lotto Bayern etc.) schien ja noch vorhanden zu sein. Schwank weiter: „Unser Eventkalender ist randvoll. Wir werden natürlich auch die Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen 2011 nutzen, um uns zu präsentieren“ und verwies auf Merchandising-Artikel wie Fanschals, Polohemden und Olympia-Tassen. Auch in diesem Interview verwies Schwank wieder auf die vom DOSB hingetricksten Zustimmungswerte von 70 bis 80 Prozent. Und er war nach der Abstimmung im Münchner Stadtrat so erleichtert, dass er sich zu der Feststellung verstieg: „Ich sehe grundsätzlich eine positive Stimmung und keinen generellen Widerstand mehr gegen die Winterspiele“ (Olympia-2018-Chef: „Ich sehe keinen Widerstand mehr“, in merkuronline 15.10.2010).

Wenn sich der Herr Geschäftsführer da mal nicht täuscht!

München 2018 und Garmisch-Partenkirchen

Die Junge Union in Garmisch-Partenkirchen forderte die CSU-Stadträte auf, mit Nein zu stimmen. Als Gründe nannte sie unvorhersehbare Finanzrisiken, mangelnde Transparenz der Planung und die einseitige Ausrichtung auf den Wintersport. „Dies geht langfristig zu Lasten der Jugend“ („Olympia belastet die Jugend“, in SZ 5.10.2010; Bewerbung wird zur Zerreißprobe für Grüne, in br-online 6.10.2010)

Im „Formular für die Anmeldung von Tagesordnungspunkten“ vom 4.10.2010 steht auf S. 10: „Zum zweiten Bewerbungsdokument verlangt das IOC die Abgabe von insgesamt 47 Garantien, davon betreffen Garmisch-Partenkirchen 29 Garantien“, die in Form eines „Multi Party Agreements“ in einem Dokument abgegeben werden. Es folgen sämtliche Garantien mit der Bemerkung, dass zum Beispiel die Landeshauptstadt München aufgrund des deutschen Rechtssystems gar nicht zuständig ist, jedoch das IOC diese Zuständigkeiten unabhängig vom hier herrschenden Rechtssystem einfordert (S. 12).

Und auf S. 15 folgt der wunderbare und immer wiederkehrende falsche Satz: „Aufgrund der bisherigen Erfahrungen ist davon auszugehen, dass Defizite bei der Durchführung der Spiele kaum entstehen.“

Ausgerechnet auch noch Nagano 1998 wird hier erwähnt, das angeblich ein „ausgeglichenes Budget“ aufwies. In Wirklichkeit muss die japanische Stadt noch über die nächsten Jahrzehnte mühsam die Belastung durch die Olympischen Winterspiele von etwa 13 Milliarden US-Dollar abstottern und ist faktisch pleite. Auf den Trick mit den Verschiebungen zwischen dem OCOG-Budget (Durchführungs-Budget) und dem Non-OCOG-Budget (Infrastruktur-Budget, gern auch als „Sowieso-Maßnahmen“ bezeichnet, siehe S. 16) wurde schon Mitte Juli 2010 eingegangen.

Die olympischen Kostenrechner von Deloitte und anderen kamen für Garmisch-Partenkirchen auf eine Endsumme von 7,37 Millionen Euro (S. 16): Und die Gemeindevertreter glaubten daran. Am 6.10.2010 stimmte auch der Garmisch-Partenkirchner Gemeinderat für München 2018 – mit 19 gegen sechs Stimmen (Klares Votum für die Spiele, in sueddeutsche.de 6.10.2010). Es kann davon ausgegangen werden, dass die zustimmenden Gemeinderäte die Garmisch-Partenkirchen betreffenden 29 abgegebenen Garantien NICHT kannten.

Garmisch-Partenkirchen war im Oktober 2010 mit rund 110 Millionen Euro verschuldet; nach München 2018 wird der Ort – trotz der Garantien durch Land Bayern und Landeshauptstadt – seinen elementaren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können, wie es die Junge Union beschrieben hat.

Der Anwalt der 167 Grundeigentümer, Ludwig Seitz, sagte nach dem Beschluss: „Es kann gut sein, dass man nach dem Beschluss feststellt, dass mann die Rechnung ohne den Wirt gemacht hat“ (Effern, Heiner, Kühltürme an der Kandahar, in SZ 6.10.2010).

Gleichzeitig wurde bekannt, dass nun am unteren Speichersee für 700.000 Euro vier Kühltürme errichtet werden, welche das Beschneiwasser herunterkühlen, um eine Beschneiung zu ermöglichen. Dazu käme eine Verlegung der Zugspitzbahn in den Bahnhof und andere absehbare und unabsehbare Investitionen, die den hoch verschuldeten Ort noch tiefer in die Schulden treiben würden.

Die Kreisgruppe Garmisch-Partenkirchen des BN nutzte die Jahresversammlung, um die Folgen der Bewerbung München 2018 im Ort zu schildern. Das Argument, dass der Grüngürtel verschont bliebe, weil angeblich alles vorhanden sei, ließ der 1. Vorsitzende Axel Doering nicht gelten. Das Mediendorf soll auf einem Campingplatz entstehen, den es noch gar nicht gebe. Das Athletendorf am Wannerweg sei so groß dimensioniert, dass es Probleme mit der Sportstättenstraße geben würde. Die Kleine Schanze müsste neu gebaut werden: Da die Schätzung bei 7,5 Millionen Euro liege, wird es wohl das Doppelte (wie bei der Großen Schanze) werden. Dazu kommt der Klimawandel. Doering wies darauf hin, dass beide Speicherseen nicht ausreichen würden und zusätzliches Wasser permanent nachgepumpt und gekühlt werden müsse.

Andreas Keller verwies auf das Verhältnis der Ausbaukosten Straße zu Schiene von etwa fünf zu eins: „Dann wendet sich der Gast mit Grausen“ (Kaiser, Wolfgang, Flammende Appelle gegen Olympia, in Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 13.10.2010).

Durch München 2018 entstünde auch die Situation, dass allein der Landkreis Garmisch-Partenkirchen viele Mittel für Verkehrsinvestitionen binden würde. Allein die Straßenbauten nach Garmisch-Partenkirchen werden mit über 500 Millionen Euro beziffert. Wichtige Verkehrsprojekte wie etwa die Elektrifizierung der Bahnlinie München-Freilassing oder München-Lindau würden in weite Ferne rücken. (Vgl. Effern, Heiner, Volle Konzentration auf Oberbayern, in SZ 13.10.2010)

Vorolympischer Unfrieden

Die Bewerbung 2010 zerriss den sozialen Zusammenhalt in Garmisch-Partenkirchen. Die offiziellen Jubelolympioniken pflasterten den Ort mit Bildern von Felix Neureuther und Rosi Mittermaier zu. Staatskanzlei-Minister Schneider erklärte alle Konflikte um Grund und Boden für geklärt. Aber 167 Grundeigentümer hatten sich zusammengeschlossen und einen Rechtsanwalt engagiert, der ihre Interessen vertreten sollte: Mit diesem wird bis Ende November 2010 niemand reden. Dazu kamen die Morddrohungen und Sachbeschädigungen vom August 2010.

Die SPD-Fraktionsvorsitzende Sigrid Meierhofer stimmte als einzige der vier SPD-Gemeinderäte für München 2018. Die Hälfte der CSU-Fraktion stimmte zu, die andere Hälfte dagegen. Die Junge Union hatte sich wie erwähnt dagegen ausgesprochen. Der Kreistag stimmte mit 13 zu 8 Stimmen gegen einen Unterstützungs-Antrag. Andreas Keller aus Grainau verwies auf die hohe Verschuldung von Garmisch-Partenkirchen, die nach den Spielen 2018 – dieser „zweiwöchigen Party“ – noch höher sein würde.

Der Gemeinderat hatte Garantien über Sportstätten und Parkplätze gegeben – ohne die Zustimmung der Grundeigentümer (Effern, Heiner, Die letzte Hürde, in SZ 8.10.2010). So steht im unterschriebenen Eckdatenpapier die folgende Versicherung: „… als Eigentümerin der für die Schneewettbewerbe vorgesehenen Grundstücke in Garmisch-Partenkirchen garantiert der Markt Garmisch-Partenkirchen … dass das OCOG exklusive Nutzungsrechte über die Wettkampfstätten für die Spiele erhält“ (Eckdatenpapier, Anlage Multi Party Agreement S. 5).

Deshalb hatten die Grundeigentümer im Vorfeld in einem Brief vom 7.10.2010 den Gemeinderat aufgefordert, nicht dem Eckdatenpapier zuzustimmen, da er über Eigentum verfüge, das ihm nicht gehöre. Vergl. https://www.nolympia.de/2010/10/gemeinderat-von-garmisch-partenkirchen-ignoriert-die-grundbesitzer/

Staatsminister Schneider hatte häufig erklärt, dieses Nein zu akzeptieren: Das wird sich demnächst ändern.

Landwirt Johann Maurer berichtete von abgezwickten Elektrozäunen an seiner Viehweide und fragte empört: „Wie können die unser Nein ignorieren und über Grundflächen bestimmen, die ihnen nicht gehören?“ (Die Olympiabewerbung spaltet Garmisch, in Salzburger Nachrichten 18.10.2010).

Bayerisches Olympiagesetz

Zum Dreiklang der olympischen Unterwerfung gehörte neben der Zustimmung in München und Garmisch-Partenkirchen auch der Beschluss der Bayerischen Staatsregierung für ein Olympia-Gesetz, genauer: „Gesetzentwurf der Staatsregierung über Gewährleistungen…“, Drucksache 16/5873 vom 6.10.2010. Die Staatsregierung gab sämtliche vom IOC geforderten Erklärungen ab, gewährte dem Organisationskomitee Bürgschaften in Höhe von 20 Millionen Euro, die Deckung eines möglichen Fehlbetrages bis zu einem Drittel, die Finanzierung der Baumaßnahmen bis 160 Millionen Euro, des Umweltkonzeptes bis 40 Millionen Euro, der Paralympics bis 15 Millionen Euro, für Garantien an die Grundstückseigentümer 10 Millionen Euro.
„Der Erfolg der Olympiabewerbung München 2018 ist von hohem staatlichem Interesse“ (S. 4).
Wieso ist es das eigentlich?

Und wieder tauchte der schöne Satz auf, den das IOC und der DOSB in allen Unterlagen untergebracht hatte: „Defizite sind nach heutigem Stand nicht zu erwarten“ (S. 4).
Das würde sich dann beim Non-OCOG-Budget sehr schnell ändern!

Weiter garantiert die Bayerische Staatsregierung die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit mit „modernsten Sicherheitstechnologien“ (darunter war bereits in Vancouver 2010 die Luftraumüberwachung mit Drohnen zu verstehen!). Und außerdem kostet die Sicherheit und der Polizeieinsatz den olympischen Sportfreunden nichts, nur den Steuerzahlern: „Der Einsatz wird dem Organisationskomitee nicht in Rechnung gestellt“ (S. 6).
Die bayerische Polizei verfügt schließlich über 36.000 Polizisten, die für die Spiele „lageangepasst und flexibel“ eingesetzt werden können; falls noch Polizeikräfte anderer Bundesländer benötigt werden, wird das für den bayerischen Staat „kostenerstattungspflichtig“ (S. 6).

Des weiteren wird eine unbegrenzte Bürgschaft gewährt – selbst im Fall der Bayerischen Landesbank war die staatliche Bürgschaft auf 4,7 Milliarden Euro begrenzt, worauf MdL Ludwig Hartmann verwies! Die merkwürdige Begründung folgt auf S. 6: „Insbesondere ist eine Begrenzuing der Defizitgarantie der Höhe nach nicht möglich, ohne die Erfolgsaussichten der Bewerbung massiv zu beeinträchtigen.“
Ab 2018 würde der bayerische Staat dann Kinderkrippenplätze verteuern und Sozialleistungen kürzen, um die Schulden des olympischen Rausches dann über Jahrzehnte abzuzahlen.

Seehofer tönte: „Bayern steht hinter der Olympiabewerbung von München und Garmisch-Partenkirchen. Olympia 2018 wird Schub im ganzen Land auslösen… Mit unserem Olympiagesetz stecken wir den rechtlichen Rahmen für die Bewerbung und die Austragung der Spiele exakt ab und schaffen vor allem für unsere Bürger größtmögliche Transparenz beim Engagement Bayerns für Olympia 2018.“ Das Olympiagesetz wurde dann überfallartig am 14.10.2010 in erster Lesung im Landtag beraten. (Bericht aus der Kabinettssitzung, Pressemitteilung 6.10.2010)

Eine große Koalition aus CSUSPDFDPFW billigte dann auch den Entwurf: Nur die Grünen waren dagegen (Landtag für Olympia, in SZ 15.10.2010).

Die Staatsregierung machte den großen Geldsack mit dem Geld der Steuerzahler (und damit deren künftige Schulden) auf: 200 Millionen Euro für Winterspiele plus 30 Millionen Euro Bürgschaften plus 20 Millionen Euro für das Organisationskomitee plus zehn Millionen Euro für den Rückbau privater Grundstücke plus 40 Millionen Euro für das Umwelt- und Nachhaltigkeitskonzept plus 160 Millionen Euro für Olympia-Bauten plus der Haftung für ein Drittel potentieller Fehlbeträge. (PM Bayerische Staatsregierung 6.10.2010; Riedel, Katja, Szymanski, Mike, Alle Schecks gedeckt, in SZ 6.10.2010)

Zu den angeblich tollen Auswirkungen auf die Infrastruktur äußerte die Vorsitzende des Salzburger Landtags-Untersuchungsausschusses, Astrid Rössler: „Doch bei derartigen Bauten ergibt sich dann so ein Zeitdruck, dass rechtsstaatliche Genehmigungsverfahren mit Einspruchs- oder Klagemöglichkeiten in Gefahr geraten“ („Hände Weg“, in SZ 2.10.2010).Genauso würde es mit gefährdeten Landschaftsteilen an der Kandahar-Abfahrt und anderen Gebieten in Garmisch-Partenkirchen geschehen: Bis zum letzten Augenblick müsste um den Erhalt von Bäumen und Biotopen, gegen die Umwandlung von Wiesen in Parkplätze und Funktionsflächen gerungen werden. Und der selbe Prozess würde in Schwaiganger ablaufen.

Olympisches Wachstum:

Der Sporthistoriker Thomas Busset hat für das im Oktober 2010 in München tagende Alpenforum die Entwicklung Olympischer Winterspiele in den Alpenstädten vom Beginn 1924 in Chamonix bis Turin 2006 zusammengestellt.

Entwicklung der Olympischen Winterspiele in Zahlen:

Austragungsort       Wettkämpfe     Athleten        Zuschauer          Journalisten

Chamonix 1924              16               258             10.044                  88

Garm.-P. 1936                17               668             54.355                  498

Innsbruck 1964              34               1.091           524.880                1.164

Turin 2006                     86               2.508           930.000                9.408

Vancouver 2010             86               2.629           1,3 Millionen         13.000

(Bayerische Akademie der Wissenschaften, Akademie aktuell 03/2010; Vancouver: Wikipedia)

Die Zahl der Wettkämpfe hat sich in 80 Jahren verfünffacht, die der Athleten verzehnfacht, die der Zuschauer mehr als verhundertfacht. Für Vancouver war die Vorgabe des IOC: 11.000 akkreditierte Medienvertreter, 5.610 Mitarbeiter, 18.380 Sponsoren, 21.000 Zimmer, 3 Millionen Mahlzeiten pro Tag etc. (S. 40)

Die Entwicklung der Winterspiele ging Hand in Hand mit der Größe der Austragungsorte: Tendenziell wird Großstädten der Vorzug gegeben, welche die Infrastruktur für dieses Massenereignis bieten können. Leidtragende sind die kleinen Austragungsorte für die alpinen Wettbewerbe (Busset, Thomas, „And the winner is…“, Alpenforum, Bayerische Akademie der Wissenschaften, Akademie aktuell 03/2010, S. 38ff).

Dessen ungeachtet schrieb der Münchner OB Ude im Vorwort des Alpenforum-Heftes von der “damit verbundenen großartigen Chance, als erste Stadt der Welt nach olympischen Sommerspielen auch Winterspiele ausrichten zu dürfen” (S. 5).

Hoffentlich geht diese „Chance“ ungenutzt vorbei.

Ende Oktober 2010 wurde beim IOC-Treffen in Acapulco bekannt, dass eventuell gleich zehn neue olympische Wettbewerbe bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi dazukämen: Es handelt sich um gemischte Team-Wettbewerbe bei Biathlon und Rodeln, Frauen-Skispringen, Eiskunstlauf-Team, Ski-Halfpipe, Ski-Slopestyle und Snowboard-Slopestyle.

Die IOC-Funktionäre sind im Prinzip dafür, lassen aber Präsident Rogge darüber im Frühjahr 2011 allein darüber entscheiden. (Weinreich, Jens, Frauen-Skispringen, Ski-Halfpipe oder Snowboard-Slopestyle müssen warten, in dradio.de 25.10.2010) Das beträfe dann natürlich auch die Spiele 2018.

Alles längst bekannt

In der International Herald Tribune stand Mitte Oktober 2010 ein gegenüber UEFA, FIFA und IOC kritischer Artikel:

Egal ob die Spiele gut oder schlecht laufen: Sie sind gegen das Gastgeberland gerichtet. Man sollte auf die internationale Schande vorbereitet sein, wenn man durchfällt. Wer gewinnt, sollte für einige Tage positiver Berichterstattung in den Medien viele Jahre daniederliegende Wettkampfstätten und verlorene Möglichkeiten hinnehmen müssen. Die wirklichen Gewinner der Spiele haben längst das Geld mitgenommen und eilen zum nächsten willigen Austragungsort. Die FIFAs, UEFAs und IOCs der Welt werden immer bereit sein, das nächste Großereignis als „the best games ever“ zu bezeichnen. Das müssen sie auch: Denn ihre Gewinne erhöhen sich von Spiel zu Spiel.

Die Länder werden mit vielen Versprechen geködert wie hohen Tourismuseinkünfte oder größeres „geopolitisches Gewicht“. Was sie wirklich bekommen, ist der Besuch eines gierigen Circus, der mit den Gewinnen abhaut, nachdem er unwiderruflich ganze Stadtzentren und Freiflächen geschädigt hat, der Staaten und Gemeinden hinterlässt, die mit Schulden und Unterhaltskosten zu kämpfen haben.

Die Menschen müssen endlich die Realität erkennen, dass die Gewinne der Olympischen Spiele und der Weltcups auf Kosten unserer Großstädte und unserer Länder gehen. (Chryssogelos, Angelos, The Games game, in International Herald Tribune, 14.10.2010; Übersetzung: W.Z.)

DOSB-Präsident Thomas Bach äußerte dagegen am selben Tag im Interview der Bildzeitung:

„Über 90 Prozent der Sportstätten sind schon vorhanden.“ – „Zustimmungsrate von 70 Prozent.“ – „Den Bedenkenträgern wird ein großer Stellenwert eingeräumt.“ – „Olympia wäre eine Investition in die Zukunft. Für die Jugend, gegen Bewegungsarmut, für die Integration in diesem Land.“ – „Und dann gibt es Infrastruktur-Projekte, die nur beschleunigt werden. Die werden sowieso kommen, auch ohne Olympia.“ – „Wir reden die Probleme herbei, anstatt die großen Chancen zu sehen.“ (Brügelmann, Matthias, Sulzer, Thomas, Unser Traumpaar für Olympia, in Bild.de 14.10.2010)

Das übliche DOSB-Blabla.

Vergleiche auch: www.nolympia.de/2010/bach-bluten/

SPD olympisch

Nicht nur OB Ude hat seine Münchner SPD auf streng olympischen Kurs gebürstet. Auch im Landtag trugen die SPD-Politiker den Pro-Olympia-Kurs der CSU voll und ganz mit. Der SPD-Sportpolitiker Harald Güller sah eine „große Chance“ für ganz Bayern: „Olympische Winterspiele 2018 in Bayern können zu einem sportlichen Wintermärchen werden“ (Klares Votum gegen Nörgler, in sueddeutsche.de 6.10.2010).

Aus dem Wintermärchen würde schon bald nach dem 6.7.2011 ein ausgewachsener Alptraum werden!

Bei der bayerischen Landtagswahl 2013 wollen die SPD-Landtagsabgeordneten Franz Maget, Diana Stachowitz und Isabell Zacharias im Münchner Norden kämpfen: Alle drei treten „ohne Wenn und Aber“ für München 2018 ein (Kronewitter, Thomas, Wahlkampf im Trio, in SZ 12.10.2010).

Die sportpolitische Sprecherin der SPD, Stachowitz, hielt am 14.10.2010 eine Jubelrede auf München 2018 mit dem Titel „Ganz Bayern soll von Olympia 2018 profitieren“. Zitate daraus:

„München 2018 – das wird gelebte Nachhaltigkeit… Nachhaltigkeit bei Sportstätten heißt im Übrigen auch, dass die Eisschnelllaufhalle angemietet, nur für die Spiele errichtet und danach wieder abgebaut wird – eben weil es keine Nachnutzung gibt und es fahrlässig wäre, eine Halle zu errichten, deren nacholympischer Betrieb sich dann nicht rechnet.
Abriss als „gelebte Nachhaltigkeit“??? Mit kaum einem Wort wird derzeit so viel Schindluder getrieben wie mit dem Begriff Nachhaltigkeit.

„Nur ein Prozent der Flächen, die für die Sportstätten erschlossen sind, müssen permanent neu erschlossen werden… Das sind insgesamt 0,48 Hektar und damit weniger als ein Fußballfeld…“
Das sind Zahlen vom DOSB (Bach, Vesper), die grundfalsch sind, schlicht erfunden.

„München braucht die 1300 Wohnungen… Aber soziale Nachhaltigkeit ist für die Grünen kein Thema.“
Aus den 1300 Wohnungen  für Familien und sozial Schwächere würden wie in Vancouver angesichts der verheerenden finanziellen Situation von München im Jahr 2018 ganz schnell Eigentumswohnungen.

„Daher wurden die Budgets für die Olympischen und Paralympischen Spiele akribisch aufgestellt … mit Unterstützung externer Experten aus Wirtschaftsprüfung und Wissenschaft… Aus meiner Sicht wurde das heute Mögliche getan, um seriöse Budgets zu erarbeiten.“
Die Wirtschaftsprüfer von Deloitte sind einschlägig bekannt, ebenso wie der Wissenschaftler Prof. Maennig aus Hamburg. Und die Budgets würden schon nach dem 6.7.2011 sehr schnell nach oben korrigiert.

„Hinzu kommen Maßnahmen wie die Tunnel bei Garmisch-Partenkirchen, die aber – olympiaunabhängig – bereits geplant sind.“
Stimmt nicht – im Bundesverkehrswegeplan unter „Weiterer Bedarf“ ohne Realisierungsdatum.

Usw.

Identische irreführende „Argumente“ und identische falsche Zahlen nennen auch Thomas Bach, Michael Vesper, Claudia Roth, Christian Ude, Siegfried Schneider, Winfried Hermann…

Skeptisches IOC-Mitglied

Der Präsident des Weltskiverbandes FIS, Gian-Franco Kasper, sah Anfang Oktober 2010 die Chancen von München schwinden, da die Auseinandersetzung mit Landwirten und Grundbesitzern im IOC aufmerksam registriert würden. „Das beeinflusst schon. Am Anfang war’s nicht so schlimm, aber diese Sache geht jetzt schon zu weit“ (dradio.de 10.10.2010).

Wenn Kasper wüsste, dass Staatsminister Schneider gar keine Zustimmung der Garmisch-Partenkirchner Grundeigentümer vorweisen könnte und ab 1.1.2011 für rund 300.000 Euro Präsident der „Bayerischen Landeszentrale für neue Medien“ werden will?

Auch der Leiterin der IOC-Evaluierungskommission, Gunilla Lindberg, die Anfang März 2011 zu den Austragungsorten München, Garmisch-Partenkirchen und Schönau kommen wird, waren die Querelen nicht verborgen geblieben. „In Demokratien sind derartige Diskussionen selbstverständlich. In einer freien Gesellschaft werden sie nie hundertprozentige Zustimmung haben“, wiegelte sie ab.

Vielleicht besteht deshalb seit langem eine Affinität des IOC zu autoritären Ländern und Regimes.

Lindberg kündigte an: „Natürlich treffen wir uns mit den Olympiagegnern“ (Zitate: Weinreich, Jens, „Festival of Friendship”, Blog 21.10.2010).

Image-Kampagne München 2018

Die Olympia-Verantwortlichen wollten Mitte Oktober 2010 endlich die Begeisterung in der Bevölkerung erhöhen. „Anzeigen, Werbespots und Online-Banner sollen die Werbetrommel für die Bewerbung Münchens mit Garmisch und Königssee rühren.  Promis aus Sport, Politik und Gesellschaft sollen der Bewerbung ihr Gesicht leihen.“ (München 2018, 15.10.2010)

In den Asterix- und Obelix-Heften war Verleihnix der Fischhändler, der nichts verleiht: auch sein Gesicht nicht.

Die Immobilienbranche feiert mit

Über 20 Münchner Unternehmen der Immobilienwirtschaft schlossen sich zur Initiative „Immo 2018“ zusammen, überwiesen mindestens 220.000 Euro und dürfen sich „Nationaler Ausstatter“ nennen. „Immo 2018“ ist: Aurelis, Bayerische Hausbau, Baywobau, Büschl Unternehmensgruppe, Business Campus München:Garching, Colliers International, Donnersberger Höfe, Drees & Sommer, GBW Gruppe, Hammer AG, Hines, Hochtief, Investa Immobiliengruppe, Münchner Grund, Nymphenburger Immobilien AG, Ochs Schmidhuber Architekten, Steinlein Werbeagentur GmbH, Südhausbau, Terrafinanz, Wöhr und Bauer, Weithinger Projekt Entwicklung GmbH.

„Immo 2018“ ließ großformatige Plakate von 20 bis 570 Quadratmeter in der Stadt aufhängen, um das Thema Olympische Winterspiele in das Stadtbild zu integrieren. Die Münchner Lokalbaukommission handhabt Werbung im öffentlichen Raum normalerweise überaus restriktiv. „Doch ein Machtwort Udes und das Argument, Olympia 2018 sei ein Ereignis von internationaler Bedeutung, überzeugte die LBK“ (Weidner, Ingrid, Werben für Olympia, in SZ 20.10.2010).

Super, LBK!.

Was versprechen sich wohl Immobilienunternehmen, Baufirmen, Architekten, Projektentwickler von München 2018? Neuerschließungen viele Neubauten, steigende Mieten, steigende Preise für Eigentumswohnungen – wie eben in allen olympischen Austragungsorten.

Vergl. auch: https://www.nolympia.de/2010/11/die-olympische-immo-welt-2018/

Sportliche Gleichschaltung

Am 13.10.2010 lud OB Ude und die Kuratoriumsvorsitzende von München 2018, Katarina Witt Vertreter aller 625 Sportvereine zu einem Empfang: rund 300 Vertreter kamen. Sieben von ihnen bekannten bei einer „Probeabstimmung“ (vermutlich eine DOSB-Idee), das sie gegen die Bewerbung seien (Krügel, Christian, Im Verein für die Spiele, in SZ 15.10.2010).

Ein Bravo den mutigen Gegnern!

Vgl. auch: https://www.nolympia.de/2010/10/another-brick-in-the-olympic-wall/

Noch ein Sportgremium feierte die Bewerbung. Die Aktivensprecher der Mitgliedsverbände im DOSB formulierten: „Wir Sportlerinnen und Sportler wollen die Olympischen Winterspiele und Paralmpics in München und Garmisch-Partenkirchen“ (Sportler stärken München den Rücken, in SZ 25.10.2010).

AKW-Betreiber sind für Laufzeitverlängerung der Reaktoren, Autohersteller für die Abwrackprämie und Berufssportler für olympische Spiele. Wen wundert es? Und wer zahlt es? Der Steuerzahler.

Nolympia- München Treffen 18.10.2010

Die Demonstration auf dem Marienplatz vom 6.10.2010 kam gut in den Medien an: Filmberichte und Fotos gingen durch die Presse.

Zwei Postkarten werden gedruckt, die an IOC-Präsident Jacques Rogge und Oberbürgermeister Ude gesendet werden sollen. Dazu werden weitere Druckerzeugnisse erstellt.

Die Karte an Ude thematisiert die gerade bekannt gewordene Verschuldungshöhe Münchens von 3,8 Milliarden Euro – inclusive der Versorgungsbetriebe (Hutter, Dominik, Beruflich im Minus, in SZ 19.10.2010). Dazu käme eigentlich noch Münchens Anteil an den Schulden des Münchner Flughafens von etwa 650 Millionen Euro.

Ude erklärte zu den Schulden Ende Oktober 2010: „Wir müssen uns mehr Haushaltsdisziplin angewöhnen.“

Seit 1993 ist dieser Oberbürgermeister schon im Amt, hätte also Zeit genug gehabt, Haushaltsdisziplin zu üben. Und dann bewirbt er sich noch um Olympische Winterspiele in München 2018! Nagano, Turin und Vancouver lassen grüßen!

Bei einer Überprüfung des Infrastruktur-Budgets, des sogenannten Non-OCOG-Budgets, fanden Nolympia-Mitglieder heraus, dass in Garmisch-Partenkirchen und München über unterschiedliche Zahlen abgestimmt worden war.

Garmisch-Partenkirchen: min. Ausgaben 1.582,7 Mio. €, max. 1.847,5 Mill. €

München:                      min. Ausgaben 1.317,7 Mill. €; max. 1.560,6 Mill. €

Im Endeffekt ist diese bemerkenswerte Differenz den Planern egal, weil bei der Realisierung sowieso andere Zahlen gelten würden: Die Kosten wären etwa um den Faktor vier höher! Deshalb verzichte ich hier auch auf das Referieren der völlig unrealistischen Zahlen im Bid Book.

Anstehende Termine wurden besprochen. Am 29.11.2010 diskutieren Wolfgang Zängl und Stadtrat Nikolaus Gradl im Rahmen einer VHS-Veranstaltung mit dem Journalisten Ulrich Chaussy im Gasteig.

München 2018 in Acapulco

Das IOC veranstaltete seine Vollversammlung mit 205 Nationen und 700 Sportfunktionären in der zweiten Oktoberhälfte 2010 in Acapulco. Hier sollten sich auch die drei Bewerber für 2018 präsentieren. Katarina Witt, Thomas Bach, OB Christian Ude und Geschäftsführer Schwank durften 20 Minuten lang für München 2018 vortragen. Angela Merkel war für 90 Sekunden per Videobotschaft zu sehen: Die Spiele würden eine „unvergessliche, wundervolle Erfahrung sein“. Ein sündteurer Imagefilm von zwei Minuten Länge wurde vorgeführt, und der frenetische Jubel-Olympionike in der SZ-Redaktion, Christian Mayer, lobte: „Am Ende der rasanten Fahrt über das Oktoberfest, in die Allianz-Arena bis hinauf zur Kandahar-Abfahrt in Garmisch hat man ein gutes Gefühl: Alles wird gut. Die Münchner machen das Rennen, die haben sogar den richtigen Schnee“ (Mayer, Christian, Weiß-blaues Wunder, in SZ 12.11.2010).

Kati Witt erzählte Associate Press, dass die Probleme mit den Grundeigentümern nunmehr gelöst seien. (Walsh, Mark, Annecy, Munich, Pyeongchang pitch for 2018 Games, in usatoday.com 21.10.2010) OB Ude erzählte den Reportern, dass er das Thema Grundstücke bei der Tagung offen angesprochen habe; als er erklärte, dass mit Hilfe der Staatsregierung eine Lösung gefunden wurde, sei „das Thema erledigt“ gewesen (Fahrenholz, Peter, Münchens Olympia-Chancen steigen, in SZ 23.10.2010). Ude erklärte der SZ: „München und Garmisch sind gewachsene Wintersportorte“ („Ich bin noch beruhigter als vorher“, in SZ 23.10.2010).

Der neue Slogan „Festival of Friendship“ heißt auf gut deutsch “Festival der Freundschaft“ und erinnert frappant an Veranstaltungen der Freien Deutschen Jugend in der ehemaligen DDR.

War der Slogan die Idee von Kati Witt, der ehemaligen DDR-Ikone?

In Acapulco präsentierten sich auch Annecy und Pyeongchang. Die Südkoreaner versprachen, einen neuen Wintersport-Markt für eine Milliarde Asiaten zu schaffen. Der Leiter der südkoreanischen Bewerbung Cho Yang-ho ist zugleich Chef von Korean Air. Er sagte: „Unser Wille, die Spiele zu bekommen, ist noch stärker geworden.“

Für Annecy sandte Carla Bruni-Sarkozy eine Video-Werbebotschaft. Das französische Motto hieß „Schnee, Eis und Du“ (Walsh, Mark, Annecy, Munich, Pyeongchang pitch for 2018 Games, in usatoday.com 21.10.2010). Peter Fahrenholz nannte in der SZ die Vorstellung von Annecy „eine sehr blasse Präsentation“ und sah Münchens Olympia-Chancen steigen (Fahrenholz, Peter, Münchens Olympia-Chancen steigen, in SZ 23.10.2010; Fahrenholz gilt als München-2018-Befürworter).

Landkreis Garmisch-Partenkirchen:

Schwaiganger
Im Gut Schwaiganger sollen die Biathlon- und Langlaufwettbewerbe durchgeführt werden – mit temporären Bauten. Schwaiganger liegt auf 600 Meter Höhe und ist keineswegs schneesicher: Noch dazu liegt das Gelände in der Sonne. Das Beschneiwasser soll mit einer 1,75 Kilometer langen Leitung aus der Loisach geholt und über weitere 7,6 Kilometer Leitungen entlang der Loipen zu den Schneekanonen verteilt werden. Die Beschneianlagen müssen fest installiert werden – temporär bis zum Abriss und Ausgraben nach den Spielen!

Die Beschneihöhe wird mit 50 Zentimetern vorgegeben. Dafür sollen 42.000 Kubikmeter Wasser der Loisach entnommen werden. 21 Schneeerzeuger müssten 65 Stunden laufen, um die Wettkampfstätten entsprechend zu beschneien. Sehr wahrscheinlich würden auch hier Speicherseen nötig – mit bereits eingeplanten Kühltürmen für das Beschneiwasser.

11,3 Hektar würden für die Schießstände und 22 Hektar für Funktionsflächen benötigt. 0,17 Hektar Wald (1700 Quadratmeter) müssten gerodet werden. Betroffen seien ebenfalls „Besonders geschützte Biotope“ und ein FFH- und Vogelschutzgebiet.

Für die Biathlon-Wettbewerbe sollen 7.000 Sitzplätze und 15.000 Stehplätze eingerichtet werden, für Langlauf 4.000 Sitz- und 16.000 Stehplätze. 27 Millionen sollen in Schwaiganger investiert werden, davon 24 Millionen für temporäre Bauten! Und das für 15 Olympiatage und zwölf Veranstaltungstermine im Februar 2018. (Rodungen geplant, Biotope berührt, in merkuronline.de 6.10.2010; Sperer, Michaela, Kilometerlange Leitungen für Kunstschnee, in Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 16.10.2010; Murnau: Widerstand gegen Olympia-Wettbewerbe in Ohlstadt, in Abendzeitung 25.10.2010) Vergleiche auch:

https://www.nolympia.de/grunde-gegen-olympia-2018/temporar/

Vom großspurig angekündigten Ausbau der Bahnstrecke München-Garmisch-Partenkirchen blieben gerade sechs Kilometer zweispuriger Ausbau zwischen Murnau und Uffing übrig.

Die Parkplätze werden an folgenden Standorten geplant: Eschenlohe 3000, Großweil 1000, Pömetsried 1000, Ohlstadt 800. Dazu kommen diverse „Olympic Lanes“. Im Landkreis sollen „großflächige Gebiete mit Zufahrtsbeschränkungen“ ausgewiesen werden, wo die „Olympische Familie“ dann Freie Fahrt hat. Einwohner der Region sollen „ihre Fahrzeuge seltener benutzen, Fahrgemeinschaften bilden, Spitzenzeiten meiden und sich an die Einschränkungen anpassen“ (Vier Züge pro Stunde und Richtung, in merkuronline 5.10.2010).

Murnau
1800 Journalisten sollen auf dem Gelände der Werdenfelser Kaserne in Murnau unterkommen und mit Shuttle-Bussen zu den Sportstätten gebracht werden. Es handelt sich um temporäre Unterkünfte auf fünf Hektar. (Seiler, Andreas, WG mit 1800 Journalisten, in Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 16.10.2010) Die bayerische Staatskanzlei versprach in einem Brief auf Anfrage des Bürgermeisters einen Fortbestand der Kaserne. Auch wurden Probleme durch das Verkehrsaufkommen geleugnet, obwohl täglich einige tausend Zuschauer erwartet werden und alle zwei Minuten ein Shuttle-Bus abfahren soll. Bestimmte Routen würden für den olympischen Verkehr reserviert. Bürgermeister Rapp hob die Kaufkraft und den Werbeeffekt durch den Tourismus hervor (Seiler, Andreas, Bundeswehr-Standort scheint gesichert, in Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 14.10.2010).
Der Murnauer Ortsverband der Grünen forderte von der Marktgemeinde Murnau eine Bürgerversammlung zu Olympia 2018, um mehr Informationen zu erhalten  und legte in Geschäften Unterschriftenlisten aus. 220 Stimmen wurden benötigt.

Ohlstadt
Der Bürgermeister von Ohlstadt, Anton Fischer (Neue Liste Ohlstadt) wurde kürzlich in die Staatskanzlei eingeladen und befürwortete die Bewerbung. Der SPD-Gemeinde- und Kreisrat Michael Manlik kritisierte Ende Oktober 2010, dass das Eckpunktepapier der Bewerbergesellschaft nicht veröffentlicht wurde und sagte: „Wir sollen wohl erst am 11. Januar 2011 erfahren, was wirklich passiert“ (Murnau: Widerstand gegen Olympia-Wettbewerbe in Ohlstadt, in Abendzeitung 25.10.2010). Die Murnauer SPD sammelte innerhalb von zwei Stunden 200 Stimmen gegen die Bewerbung.

Anfang August 2010 kündigte die Bewerbungsgesellschaft München 2018 eine Informationsveranstaltung in Ohlstadt an: Bis Anfang Oktober geschah nichts. Am 3.9.2010 richtete die Fraktion der UWG einen Fragekatalog an die Gemeinde: ebenfalls ohne Erfolg. (Sperer, Michaela, Sportstätten kosten 27 Millionen Euro, in Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 2.10.2010)

Eschenlohe
Freie-Wähler-Ortschef Gottfried Schretter entgegnete auf die Frage, was auf Eschenlohe zukomme: „Jede Menge, aber nichts Gutes.“ Alle Viertelstunde käme ein Zug, ohne dass es eine Über- oder Unterführung in Eschenlohe gibt. Die Verlegung der neuen Bundesstraße B 2 auf die alte führe dazu, dass die Umlegung der Schneeräumpflicht auf die Gemeinde übergehen würde; dazu käme die Schließung der zwei alten Tunnels an der B 2 wegen Beleuchtungskosten von 100.000 Euro im Jahr. Schretter kam zu dem Urteil: „Wir haben nur Nachteile von den Olympischen Spielen“ (Nau, Franziska, Freie Wähler: Stau vorprogrammiert, in Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 15.10.2010).

Werben für München 2018

In München legte die Bewerbungsgesellschaft unterdessen im Stadtrat das Marketing- und Kommunikationskonzept vor – einen Tag vor der Abstimmung. (Lode, Silke, Merkels 90-Sekunden-Spot, in SZ 22.10.2010; Weinreich, Jens, „Festival of Friendship”, Blog 21.10.2010) Aber trotz dieser üblichen Verstöße von München 2018 gegen Transparenz und Demokratie winkte der Stadtrat beide Konzepte mit großer Mehrheit durch. Zwei Heißluftballons, Plakate, Banner, Zeitungsinserate, Werbespots, Internet-Bekenner, eine „olympische Dekoration“ in München während des Besuchs der Evaluierungskommission, Werbebotschaften im städtischen Fuhrpark sind geplant. (Fahrenholz, Peter, Trommeln für Olympia, in SZ 28.10.2010)

Man kann förmlich die große olympische Begeisterung der Münchner Bevölkerung spüren!

Bewerbung Pyeongchang

Der Internationale Sportjournalistenkongress wird im März 2011 in Südkorea stattfinden. Der Internationale Skiverband FIS wird seinen nächsten Kongress vom 27.5. bis 2.6.2012 in der Nähe von Pyeongchang abhalten. (Pyeongchang fühlt sich im Aufwind, in Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 30.9.2010)

Einen leichten Dämpfer bekam die südkoreanische Bewerbung durch umstrittene Sponsorenverträge. Die Fluglinie „Korean Air“ ist Sponsor der nationalen Bewerbung und schloss mit der Internationalen Eislauf-Union (ISU) einen Zwei-Jahres-Vertrag als Titelsponsor des Shorttracks-Weltcups ab. ISU-Präsident Ottavio Cinquanta wird im IOC in Durban am 6,.7.2011 abstimmen.

Und der Elektronikkonzern Samsung sponsert den Internationalen Ruderverband (FISA). Präsident Denis Oswald wird als IOC-Exekutivmitglied am 6.7.2011 ebenfalls über die Vergabe abstimmen. Der Samsung-Konzern ist maßgeblicher Sponsor von Pyeongchang, sein ehemaliger Chef Kun Hee Lee ist IOC-Mitglied. (Vergleiche auch Kritisches Olympisches Lexikon)

MdL Ludwig Hartmann kommentierte den Vorgang: „Die Sponsoren wollen gezielt sportpolitische Entscheidungen zu ihren Gunsten beeinflussen und sich diese Gunst letzten Endes auch erkaufen“ (Kistner, Thomas, Riedel, Katja, Münchens Olympia-Konkurrent in Bedrängnis, in SZ 28.10.2010; IOC-Ethik-Kommission prüft Pyeongchangs Bewerbung, in zeit.de 27.10.2010)

Es wäre nicht verwunderlich, wenn ähnliche Verträge zur Unterstützung von Internationalen Sportverbänden auch bei den anderen Bewerbern um 2018 bekannt würden.

Hinzu kam, dass sich Ende November 2010 die Kriegsgefahr zwischen Süd- und Nordkorea verschärfte, als Nordkorea eine südkoreanische Insel beschoss.

Billige Sicherheit

Die Sicherheitskosten in Vancouver 2010 waren explodiert und lagen schließlich bei umgerechnet 600 bis 700 Millionen Euro.

Am 28.10.2010 schrieb Anna Lena Mühlhäuser, Manager Communications München 2018, auf Nachfrage zu den im Bid Book angegebenen Sicherheitskosten von 31,7 Millionen Euro: „Es handelt sich bei der Aufstellung um private und öffentliche Sicherheitsdienstleistungen… Bei Bedarf an Polizei außerhalb der Venues werden die Kosten, wie bei allen anderen Veranstaltungen auch von Stadt, Land bzw. Gemeinde getragen. Personalkosten für Polizeikräfte in Bayern z.B. sind nicht extra ausgewiesen, da diese ohnehin gezahlt würden, ob mit oder ohne Olympische und Paralympische Winterspiele.“ (Hervorhebung W.Z.)

Auch eine interessante Art der Kostensenkung.

Vergleiche auch: https://www.nolympia.de/2010/11/sicherheitsfragen/

Planer  werden Nationaler Ausstatter

Das Planungs- und Architekturbüro Albert Speer & Partner AS&P kündigte Ende Oktober an, dass sie einen Teil der Arbeit gratis abzuliefern und für diese Sachleistung „Nationaler Ausstatter“ zu werden. (Euphorische Olympia-Bewerber, in SZ 29.10.2010)

Waren die Planungen zu teuer? Kein Geld mehr da bei München 2018? Oder gibt es eine Spendenbescheinigung?

Vorwärts, Bergkameraden, wir müssen zurück

Anfang Juli 2010 wurde DAV-Präsident Prof. Heinz Röhle zurückgetreten, unter tatkräftiger Hilfe des Hauptgeschäftsführers Thomas Urban und des Verbandsrates. Bei der DAV-Hauptversammlung Ende Oktober 2010 in Osnabrück lancierte Vizepräsident Wucherpfennig den Vorgänger Röhles, Josef Klenner, als neuen DAV-Präsidenten, der dann auch mit 92 Prozent der Stimmen gewählt wurde.

Dem Hauptgeschäftsführer Urban wird es egal sein, wer unter ihm Präsident ist.

Der DAV beschloss auch noch eine Überarbeitung der grundsätzlichen Zielsetzung und Änderungsvorschläge durch eine Projektgruppe.

Damit könnten endgültig die lästigen Paragraphen entschärft oder aus der Satzung gekippt werden, welche die Umwelt besonders schützen.

Röhle schrieb in einem Brief an die Sektionen, dass er im DAV „eine Entwicklung zu einem Sportverein mit vorwiegend kommerzieller Ausrichtung“ befürchte, vorangetrieben vom Hauptgeschäftsführer und anderen Berufsfunktionären (Heinzle, Jörg, Zwist unter Bergfreunden, in Augsburger Allgemeine 28.10.2010). Auch der bisherige Vizepräsident Ulrich Kühnl trat in Osnabrück nicht mehr an, da er dem Umweltschutz im „neuen“ DAV wenig Chancen einräumte und bezeichnete den DAV als „Alpen-ADAC“ (Schmidt, Thomas, Verkauft sich der Alpenverein an Toyota? in tz-online 3.11.2010).

Interimspräsident Wucherpfennig trat gleich noch einmal nach: Den von Röhle beschriebenen Konflikt zwischen Naturschutz und Massentourismus gebe es im DAV gar nicht (Alpenfreunde haben Ärger mit ihrem Ex-Präsidenten, in Neue Osnabrücker Zeitung 28.10.2010).
Am Tagungsbeginn beschrieb ein langer Artikel von Christian Sebald den tatsächlichen Hergang des Putsches (Sebald, Christian, Tiefe Kluft im Deutschen Alpenverein, in SZ 28.10.2010). Das Verbandsratsmitglied Ludwig Trojok schilderte den Putsch so: „Alleine Wortwahl und Lautstärke waren unter aller Würde. Es ging vor allem um die Demütigung des Präsidenten“ (Sebald 28.10.2010). Röhles Kontrahenten ließen ihrem Präsidenten nicht einmal die Frist bis zur Hauptversammlung in Osnabrück zum Rückzug, sondern erzwangen bei der Verbandsratssitzung Anfang Juli den sofortigen Rückzug. Die Putsch-Theorie gegen Röhle sollte nur von dessen Führungsschwäche ablenken, erklärte Wucherpfennig.
Und noch im DAV-Panorama 2/2011 stand im Bericht über die Hauptversammlung: „In der Debatte wurde sehr deutlich, dass … inhaltliche Fragen keine Rolle spielten“ (Verfasser des Berichts: Hauptgeschäftsführer Thomas Urban).
Vergl. https://www.nolympia.de/2010/10/der-dosb-der-dav-und-der-schnee-von-morgen-„munchen-2018“-legitimation-durch-„naturschutz“/

Die Hurra-Begeisterung im DAV für München 2018 kannte nun keine Grenzen mehr. Der DAV-Hauptgeschäftsführer bestätigte der Bewerbung München 2018 „internationale Maßstäbe für die naturverträgliche und nachhaltige Durchführung von Winterspielen“ (Etscheid, Georg, Quo vadis Alpenverein? in taz.de 29.10.2010). Dazu bekannte sich in Osnabrück „der DAV zum Klettern als Wettkampfsport und zum Klettern als olympische Disziplin“ (Bucher, Thomas, Hauptversammlung in Osnabrück: Eine Bilanz, DAV-Pressemitteilung 30.10.2010).

So wurde die Hauptversammlung in Osnabrück doch noch ein voller Erfolg für die Anhänger des Alpen-ADAC und der Deutschen Olympischen Hallenkletterer – und zu Lasten der Natur.

Dazu erklärte der Geschäftsführer der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Fritz Brickwedde, auf der Hauptversammlung den 353 Sektionen die Sanierungshilfe der DBU für die Hütten, in welche die DBU bislang Millionen Euro investiert hatte: Schließlich ging und geht es immer auch um Geld. Und das bekommt der DAV über viele Töpfe – genau wie der DOSB.