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Beckenbauer, Franz

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Franz Anton Beckenbauer (*1945, München), ehemaliger deutscher Fußballspieler, Fußballtrainer und Fußballfunktionär, genannt „der Kaiser“. Er war als Spieler des FC Bayern mehrmals Deutscher Meister, wurde mit der Nationalelf Fußballweltmeister bei der WM 1974 und gewann als Trainer die Fußball-WM 1990. Er war u. a. Präsident des Organisationskomitees der Fußball-Weltmeisterschaft 2006, Präsident des FC Bayern München 1994 – 2009), seit 2009 dessen Ehrenpräsident. Von Januar 2007 bis Juni 2011 saß Beckenbauer im Fifa-Exekutivkomitee. „Nach seiner aktiven Karriere als Fußballer war er als Teamchef und Sportfunktionär, Werbeträger, Geschäftsmann und Kolumnist tätig“ (Wikipedia). Beckenbauer lebt seit 1982 in Österreich, wo er auch steuerlich veranlagt wird. Er ist u. a. seit Sommer 2012 für den russischen Energiegiganten Gazprom als „Sportbotschafter“ aktiv.

Beckenbauer und Fedor Radmann
Radmanns Karriere begann als Touristik-Chef für München 1972. Seit Ende der 1970er Jahre arbeitete er für Horst Dasslers Konzern Adidas als Marketing-Direktor. „Radmann stammt aus der Schule von Horst Dassler, dem Adidas-Herrscher, der einst so geschickt die internationale Sportpolitik lenkte, dass die mächtigsten Anführer von Juan Antonio Samaranch, Ex-IOC-Präsident, über Joao Havelange, Ex-Weltfußballchef, bis zu Primo Nebiolo, Ex-Welt-Leichtathletikchef, ihm ihre Inthronisierung zu verdanken hatten. Ab 1979 arbeitete Radmann für die Abteilung ‚Internationale Beziehungen’ bei Adidas. Ein auf Dauer dienliches Betätigungsfeld: Auch einer wie IOC-Vizepräsident Thomas Bach durchlief ab 1985 diese Kaderschmiede der Sportdiplomatie.“ (Winterfeldt 11.3.21006; Hervorhebung WZ. – Bach ist seit September 2013 IOC-Präsident).
Seinen Adidas-Beratervertrag musste er wegen seiner Tätigkeit bei der Organisation der Fußball-WM 2006 in Deutschland aufgeben – hier war er Kulturbeauftragter und Präsidiumsberater. Er wurde „Intimus“ (Thomas Kistner) von FIFA-Exekutivmitglied Franz Beckenbauer und dieser dessen Trauzeuge (sbgv.orf.at 12.3.2006).
Danach war er für die australische Bewerbung um die
FußballWM 2011 tätig (Kistner 3.7.2010).
Vergleiche auch im Kritischen Olympischen Lexikon: Fedor Radmann

Beckenbauer, der Werbekaiser
„Ja is’ denn heut’ scho’ Weihnachten“, war sein Werbeslogan für den Mobilfunkkonzern e.plus, danach warb er für den Mobilfunkkonzern O2 – neben vielen anderen Produkten. „Tütensuppen, Sportartikel, Autos und Handyverträge – es gibt viele Produkte, für die Franz Beckenbauer bereits Werbung gemacht hat” (Schlömer 5.11.2012). – Fleischklößchensuppe, Mineralöl, Autos, Banken, Handy-Verträge und natürlich Weißbier: Franz Beckenbauer hat schon fast alles beworben. (…) Der Trick: Man glaubt keine Sekunde, Beckenbauer sei der Ansicht, Russland sei der beste Ort, um Sportereignisse auszurichten. Genauso wenig traut man ihm schließlich zu, Handy-Verträge abzuschließen oder ein Girokonto zu führen. Die Glaubwürdigkeit der Werbefigur Beckenbauer liegt darin, eigentlich völlig unglaubwürdig zu sein“ (Spannagel 2.6.2010). – „Beckenbauer warb dann für Heimwerkermärkte, Rasierapparate, Telefone, Bier. Er  warb sogar für Dinge, die es gar nicht gab und die nur durch ihn eine Art Stofflichkeit gewannen: gelben Strom. Er warb für Lancia, Mercedes und Mitsubishi. Es gibt eine Regel in der  Werbung: drei Marken pro Promi. (…) Aber: keine  Regel ohne Ausnahme. Und was ist Franz Beckenbauer, wenn nicht die Ausnahme von allem“ (Gertz 12.6.2014).

„Franzland“
Der Europapolitiker Daniel Cohn-Bendit bezeichnete Deutschland einmal als ‚Franzland‘. Das war  ein Jahr vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft 2006, dem späteren Sommermärchen. Cohn-Bendit hatte eine Initiative namens ‚Allianz gegen Franz‘ gegründet. Es war ein Protest gegen die Kommerzialisierung des Fußballs, die er in der Person des damaligen Multifunktionärs Franz Beckenbauer auf die Spitze getrieben sah. Die ‚Allianz gegen Franz‘ war ein Desaster. Niemand schloss sich an“ (Pfeil, Gerhard, Idole, in Der Spiegel 1/30.12.2016).

Beckenbauer über das Münchner Olympiastadion
Vorgeschichte: Mit dem Auszug des Fußballs wurde das Olympiastadion ruiniert und zum „White Elephant“ – weil seine ursprünglich zugedachte Nutzung entfiel. Der Architekt Prof. Günther Behnisch hatte einem Umbau im Zuge einer stärkeren Kommerzialisierung des Fußballs (VIP-Logen, nähere Sitzplatzaufteilung zum Spielfeld etc.) nicht zugestimmt.
„Am besten ist, wir sprengen das Stadion einfach weg. Es wird sich doch ein Terrorist finden, der für uns die Aufgabe erledigen kann“ (www.sportkomplott.de, Sprüche & Zitate von Franz Beckenbauer; vgl. auch Dürr 17.5.2010; Stützer 12.5.2005)

Beckenbauer zum Bürgerentscheid über den Stadionneubau
„Das Wichtigste ist, die Ja-Sager zu mobilisieren. Das war damals auch mit dem Stadion so: Darum hat man ja diesen Weg mit dem Bürgerentscheid genommen“ (Watzke 8.11.2013).

Beckenbauer über Sepp Blatter
„It is not easy to handle, but I think Blatter and his staff are doing a wonderful job” (sportinglife.com 10.6.2011).

Beckenbauer und Gazprom: mehr als ein Haut Gout
Beckenbauer saß, wie eingangs erwähnt, von Januar 2007 bis Juni 2011 im Exekutivkomitee der Fifa, die die umstrittenen WM-Vergaben 2018 am 2.12.2010 an Russland und 2022 an Katar entschied. „Den Gastgeber der WM 2018 gab die FIFA am 2. Dezember 2010 in Zürich bekannt” (Wikipedia). – „Es ist bekannt, dass Deutschlands Fußball-Ikone Franz Beckenbauer auch für Russland gestimmt hat. Mit einigem zeitlichem Abstand wurde Kaiser Franz vom russischen Gasriesen Gazprom (Sponsor von Schalke und Zenit St. Petersburg) zu seinem „Sportbotschafter“ ernannt“ (Pavlovics 30.9.2013).
Ab Juni 2012 begann Beckenbauers Kooperation mit Gazprom bzw. der „Russian Gas Society” (RGS). „Die RGS ist die Vereinigung aller Gas fördernden Unternehmen in Russland. Wichtigstes Mitglied ist der Gas-Gigant Gazprom. Gazprom-Chef Alexej Miller soll Beckenbauer am Donnerstag offiziell ins neue Amt einführen“ (focus.de 30.5.2012).
Beckenbauer erhielt einen Fünfjahresvertrag als Botschafter, um zunächst Sotschi 2014, aber auch die Eishockey-WM 2016 und die FußballWM 2018 in Russland zu unterstützen (Zekri 1.6.2012). Die RGS hängt eng mit dem Gazprom-Konzern und dadurch mit Präsident Putin zusammen.
Bild schrieb im Mai 2012: “Beckenbauer wird der neue Sport-Zar von Russland” (Nienhuysen 9.7.2012). Beckenbauer: „Ja, ich bin eine Art Botschafter dieser ‘Russian Gas Society’… Ich freu’ mich darauf, wenn ich für die Russen irgendwas tun kann…” (Wagner 8.6.2012).
Im Juni 2014 berichtete Monitor, dass Beckenbauer schon sechs Monate vor der WM-Vergabe 2018 an Russland mit der Russian Gas Society einig war und als Botschafter fungieren würde (siehe unter Juni 2014). Und für den Zeitraum 2015 bis 2018 wird Gazprom TOP-Sponsor der Fifa.

Kritik an Beckenbauers russischem Engagement
Marc Schlömer, WDR: „Nun kommt ein weiteres lukratives Engagement hinzu. Beckenbauer soll künftig im Auftrag der Russischen Gasgesellschaft RGS für sportliche Großereignisse in Russland werben, besonders für die FußballWM 2018. Doch die Verbindung sorgt für Diskussionen (…) Beckenbauer, so die Kritiker, lasse sich mit seinem Werbeengagement für die RGS letztlich nur vor den Karren eines zweifelhaften Regimes spannen” (Schlömer 5.11.2012).
Der Europa-Abgeordnete Werner Schulz (Bündnis 90/Die Grünen) urteilte über Beckenbauers Engagement für Gazprom: „Wer sich zum Botschafter von Gazprom machen lässt, manövriert sich ins politische Abseits und hilft nur dem Regime von Wladimir Putin” (Nienhuysen 9.7.2012).
Lars Spannagel: „Jetzt wirbt der 66-Jährige eben für sportliche Großereignisse in Russland, der Staatskonzern Gazprom wird ihm dafür in den kommenden Jahren ein kaiserliches Gehalt überweisen. Ein zweifelhafter Deal – der Beckenbauer trotzdem kaum schaden wird“ (Spannagel 2.6.2010).
Susanne Amann u.a.: „Der Ehrenpräsident des FC Bayern München gehört zum Netzwerk der Russen-Versteher, er wirbt für Sport-Events in Russland und wird dafür von der Russian Gas Society bezahlt“ (Amman u. a. 28.4.2014).

Was verdient Beckenbauer als Gazpromi?
„Beckenbauers offizielle Funktion ist, für sportliche Großereignisse in Russland zu werben. So ist er eines der prominenten Aushängeschilder der Winterspiele 2014 in Sotschi und der Fußballweltmeisterschaft in fünf Jahren. (…) Dass bei dem einstigen Fußballkaiser purer Idealismus am Werk ist, scheint wenig wahrscheinlich. Auf die Frage, wie viel Beckenbauer mit seinem Werbedeal bei Gazprom verdiene, lächelt dieser nur verschmitzt und verweist auf seinen Manager Marcus Höfl. Auch der schüttelt den Kopf: ‚Die genaue Summe habe ich vergessen’, sagt er“ (Thaler 2.7.2013). Im Juni 2014 wird Beckenbauer Monitor sagen: “Das geht Sie, mit Verlaub, nichts an” (Leufgens u. a. 19.6.2014; siehe unter Juni 2014).

Beckenbauer über die Fußball-WM 2006 in Deutschland
„Was hat die Fußball-Weltmeisterschaft, was hat das Deutschland gebracht! Das ist gigantisch. (…) Was für eine Nachhaltigkeit. Es haben damals 30 Milliarden feststellen können, wie wunderschön unser Land ist“ (Watzke 8.11.2013).
Dazu die Anmerkung von Michael Watzke: „Es bleibt zwar Beckenbauers Geheimnis, von welchen 30 Milliarden er spricht, wo doch die Welt nur sieben Milliarden Einwohner hat“ (Ebenda).
Dass dies kein Versprecher war, zeigt das nächste Zitat.

Beckenbauer über die Bewerbung München 2022 um Olympische Winterspiele
„Bessere Werbung kann ich, bittschön, nicht haben. Es werden bei Winterspielen vielleicht nicht 30 (Milliarden; WZ) sein, aber vielleicht 29 oder bisserl weniger. Aber auf jeden Fall genug, um der Welt zu zeigen, dass Deutschland und München und Bayern der richtige Standort ist“ (Ebenda).

Beckenbauer als Philosoph
„Und ganz oben auf dem Olympiaturm, wo er mit Staatskanzlei-Chefin Christine Haderthauer auftrat, fand Franz Beckenbauer sogar noch einen ganz unerwarteten Werbepartner: den Philosophen Konfuzius. Dem alten Chinesen zufolge brauche der Mensch drei Dinge: Brot zum Essen, Wasser zum Trinken und einen angewinkelten Arm zum Schlafen. ‚Das hat sich geändert’, so der Alltags-Philosoph Beckenbauer: ‚Der Mensch braucht auch die Olympischen Spiele’“ (Eichler 9.11.2013).

Beckenbauer zur Abstimmung über München 2022
„Dass die meisten mit Ja stimmen, davon bin ich überzeugt. In den Landkreisen ist es vielleicht sogar noch einfacher als in München“ (Ebenda).

Beckenbauer zur Abwahl der Bewerbung München 2022 am 10.11.2013
„Ich bin mir nicht sicher, ob man zukünftig immer das Volk befragen sollte. Früher hat es auch ohne Bürgerentscheide Großereignisse gegeben. Die Gegner sind eben immer aktiver. Die gehen alle zur Wahl hin und nehmen noch ihre Großmutter mit“ (merkur-online 12.11.2013).
„Olympia ist für mich ein Geschenk. So eine Chance hat man nur alle 50 Jahre, wenn überhaupt. Die Münchner, die Bayern, haben das in meinen Augen verschlafen, und ich bin mir sicher, dass sie das noch bereuen werden. (…) Es wird gerne gesagt, die Knebelverträge seien nicht akzeptabel, ich bin mir aber sicher, dass 90, nein, 95 Prozent derer, die von Knebelverträgen reden, nicht mal wissen, was das ist“ (Kerber 12.11.2013).
Hallo Herr Beckenbauer: Hier ist der Link zu Host City Contract; Link zumGutachten Prof. Manssen; Link zu Gazprom.

Dr. Dieter Spieß, Grassau, in einem Leserbrief zum Statement Beckenbauers: “Oh doch, wir haben die Chance ganz genau erkannt, vor allem haben wir erkannt, für wen dies eine Chance ist und wem nur die nachfolgenden Lasten bleiben… Und was Herrn Beckenbauer betrifft, der meint, uns alle für dumm erklären zu müssen: Ihm, scheint mir, geht es dabei wie dem Geisterfahrer auf der Autobahn, der meint, alle anderen seien Geisterfahrer. Es ist tragisch mitanzusehen, wie ein ehemals exzellenter Libero nur noch das eigene Tor trifft” (Leserbrief in: SZ 14.11.2013).

Beckenbauer zu den Arbeitsbedingungen auf den Baustellen der Fifa-WM 2022 in Katar
„Ich habe noch nicht einen einzigen Sklaven in Katar gesehen. Die laufen alle frei herum, weder in Ketten gefesselt und auch mit irgendwelche Büßerkappe am Kopf, also das habe ich noch nicht gesehen. Wo die Meldungen herkommen, ich weiß es nicht“ (Quellen: quer/BR, 22.11.2013, 20.15; ZDF Heute Journal 17.11.2013; Bericht über Katar ab 15 min 35 sec; Beckenbauer-Zitat ab 17 min 56 sec). Beckenbauers Ausführungen fanden übrigens vor dem Plakat OJa-München-2022 statt; er hatte kurz davor für die Bewerbung München 2022 getrommelt.

Beckenbauer zur Diskussion um die Austragung der Fußball-WM 2022 in Katar
Interview in der Welt: „Herr Beckenbauer, schauen Sie sich die Olympischen Winterspiele an?“ -Franz Beckenbauer: „Ja, ich werde sogar fünf Tage vor Ort sein.“ – Die Welt: Guten Gewissens?“ – Beckenbauer: „Ja freilich. Warum nicht?“ Thema Fußball-WM 2022 in Katar: – „Kennen Sie den Emir persönlich?“ – Beckenbauer: „Ja, klar… Die Kataris sind voller Begeisterung für die WM. Das einzige, was sie nicht kontrollieren können, ist das Wetter, und im Juni, Juli ist es nun mal heiß. Aber ihnen ist es letztendlich wurscht, wann die WM stattfindet. Dort spielt Geld keine Rolle, die bekommen beides hin, Sommer oder Winter. Und ich finde, wenn einer mault, dann bleibt er zu Hause, dann findet die WM eben ohne ihn statt“ (Alle Zitate: Wallrodt, Lars, „So gut wie jetzt war der FC Bayern noch nie“, in weltonline 29.1.2014; Hervorhebung WZ).
Dazu ein Kommentar in spiegelonline von Hendrik Buchheister mit dem Titel „Kaiserschmarrn“: „Mit seinen Thesen zu Katar zeigt Beckenbauer seine Scheuklappenmentalität und beschädigt sich selbst, eine Figur, deren Bedeutung weit über den Sport hinausreicht… Beckenbauer ist eine Lichtgestalt. Doch das Licht verglimmt“ (spiegelonline 29.1.2014).
Im Zusammenhang mit der umstrittenen Vergabe der Fußball-WM an Katar tauchte Franz Beckenbauer auf – „samt Geschäftsfreund Fedor Radmann. Der sorgt ja verlässlich für Schlagzeilen, wo immer er aus den stillen Tiefen des Sportlobbytums emporgespült wird. Die Causa Beckenbauer erscheint erklärungsbedürftig. Er spielte ja auch im Kontext der Russland-Kür für die WM 2018 eine spannende Rolle: Kurz nach der Wahl gab er sein Fifa-Mandat auf und wurde Sportbotschafter der russischen Energiewirtschaft. Wen er kurz zuvor wohl gewählt hatte, der Kaiser?“ (Kistner, Thomas 10.6.2014).

SPAM-Karrikatur Beckenbauer mit Blatter: hier

Juni 2014:
Beckenbauer gesperrt.
Der Fifa-Chefermittler Michael Garcia sandte Beckenbauer im Rahmen seiner Untersuchung der WM-Vergaben 2018 an Russland und 2022 an Katar zwei Briefe, die Beckenbauer nicht beantwortete, angeblich, weil er des Englischen nicht ausreichend mächtig war  (Röhn 9.6.2014; spiegelonline 13.6.2014). Deshalb wurde der “Kaiser” am 13.6.2014 von der Fifa für 90 Tage gesperrt “für jegliche nationale und internationale Tätigkeit im Fußball” (SZ 14.6.2014). Erst witzelte Franz Beckenbauer und äußerte gegenüber seinem Geschäftspartner Sky: „Ich habe gedacht, das ist ein Aprilscherz“ (Weinreich 14.6.2014). „Seine Begründung lautete, dass er die Fragen lediglich in ‚Juristen-Englisch‘ erhalten habe; die Fifa dagegen betont, dass die Fragen ‚wiederholt‘ auf Englisch und Deutsch eingegangen seien. Zu dem Widerspruch will sich Beckenbauer nicht äußern“ (14 statt 90 Tage, in SZ 28.6.2014).
Und zu seinem „Amt“ als Ehrenpräsident des FC Bayern: „Wenn ich das für 90 Tage nicht mehr sein kann, dann wird der Ehrenpräsident des FC Bayern das überleben“ (Ebenda). Alan Sullivan, zweiter Vorstand der Fifa-Ethikkommission, sagte zu Jens Weinreich, Beckenbauer wäre in kein Stadion eingelassen worden: „Franz Beckenbauer kann an keinen fußballbezogenen Tätigkeiten teilnehmen. Das umfasst, neben anderen Dingen, auch die Einladung oder private Teilnahme an Fußballspielen jeder art“ (sueddeutsche.de 14.6.2014).
Dann kroch er zu Kreuz: Vermutlich war ihm eingefallen, dass sein hochdotierter Job bei der „Russian Gas Society“ als Sportbotschafter für die Fußball-WM 2018 auch unter die Sperre fallen könnte, ebenso sein lukrativer Job als Experte beim Sportsender Sky TV. Dann wollte er bis 27.6.2014 die Fragen der Fifa-Ermittler beantworten (Aumüller, Johannes, Kistner, Thomas, Auf gut Deutsch, in SZ 16.6.2014). „Und plötzlich ging es ganz flott: Schon am Mittwoch verkündete Beckenbauers Management, dass die Antworten nun an die Ethikkommission der Fifa geschickt worden seien, ‚per Mail und Fax'“ (Aumüller, Johannes, Kistner, Thomas, Antwort da – und viele Fragen offen, in SZ 20.6.2014). Beckenbauers Management geht davon aus, dass nach Beantwortung der 130 Fragen die Sanktion „umgehend“ aufgehoben wird (Ebenda). – Am 27.6.2014 setzte die Fifa die 90-Tage-Sperre gegen Beckenbauer aus (SZ 28.6.2014).
Warum wird Beckenbauer exemplarisch abgestraft? a) Weil er kein Amt mehr in der Fifa hat. b) Weil Pate Blatter Aktivität signalisieren kann. c) Weil die Fifa ihre Macht demonstrieren kann. Etc.
„Neben Beckenbauer stand laut Frankfurter Allgemeine Zeitung auch Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge für kurze Zeit  im Fokus der Garcia-Ermittlungen. Der 58-jährige sei um eine Stellungnahme zu seinem Zollvergehen vom 7. Februar 2013 gebeten worden. Damals war er aus Doha kommend bei der Einreise nach Deutschland mit zwei Luxusuhren erwischt worden und musste eine Geldstrafe in Höhe von 249.900 Euro zahlen. Rummenigge ist seitdem vorbestraft“ (sueddeutsche.de 14.6.2014).
Neues vom Gazpromi Beckenbauer. Monitor berichtete am 19.6.2014 über die Verbindung von Franz Beckenbauer zu Gazprom (Leufgens u. a. 19.6.2014). Der hatte behauptet: “Die Russische Gas Gesellschaft hat mein Management erst Mitte 2011, also einige Monate nach der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 an Russland, erstmals angesprochen” (Ebenda; Gazprom ist deren wichtigstes Mitglied). Diese Verbindung zwischen Gazprom und Beckenbauer bestand aber viel früher. Dies “berichtete bereits sechs Monate vor der WM-Vergabe – damals völlig unbemerkt – eine britische Zeitung: Die sich anbahnende Verbindung von Beckenbauer mit Gazprom. Da heißt es schon – Botschafter. Und: Nach der WM-Vergabe wurde so ein Deal dann ja tatsächlich bekanntgegeben. Auch durch Beckenbauers Zögern, bei der Aufklärung mitzuwirken, bekommt dieser deal nun einen Beigeschmack” (Ebenda). Beckenbauer weigerte sich bis heute, die Höhe des “Botschafter”-Honorars der Russischen Gas-Gesellschaft mitzuteilen. Im ?? äußerte sein Manager Marcus Höfl frech: “Die genaue Summe habe ich vergessen” (Thaler 2.7.2013). Und bei Monitor äußerte Beckenbauer: “Das geht Sie, mit Verlaub, nichts an” (Leufgens u. a. 19.6.2014).
Man darf gespannt sein, wie es mit Franz Beckenbauer und der Fußball-WM 2018 in Russland weitergeht.
Beckenbauers Kontakte mit Katar 2022: „Ende Juni 2011 flog Beckenbauer mit Höfl und vier Managern aus dem Firmenkonglomerat des Hamburger Reeders Erck Rickmers nach Doha. Rickmers hatte 2010 250.000 Dollar an die Franz-Beckenbauer-Stiftung gespendet. Das bestätigt das Beckenbauer-Lager.
Bin Hammam hatte die Reise und die Kontakte organisiert, wie aus den Unterlagen der ‚Sunday Times‘ hervorgeht. Die Unternehmensgruppe „E.R. Capital Holding“ teilt auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE mit, Beckenbauer sei ‚zwischen April 2011 und März 2014‘ als ‚Berater und Botschafter‘ tätig gewesen. (…) Die Rickmers-Gruppe will den Kontakt mit Beckenbauer im August 2010 aufgenommen haben. Damals wurde in Korea auf einer Werft des Hyundai-Konzerns der Massengutfrachter ‚E.R. Bayern‘ getauft. Beckenbauer war dabei, seine Frau Heidi war Taufpatin des Schiffes. Und auch ein Geschäftspartner von Rickmers auf südkoreanischer Seite war zugegen: Chung Mong-Joon, Milliardär, Sohn des Hyundai-Gründers – und wie Beckenbauer Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees“ (Weinreich 8.6.2014).
– DFB deckt Beckenbauer. „
Seltene Einigkeit herrschte bei dem ungleichen Funktionärs-Duo Niersbach und Zwanziger nur im ‚Fall Beckenbauer‘. Niersbach sagte zu dessen angeblicher Verstrickung in den Bestechungsskandal um die Vergabe der WM 2022 nach Katar: ‚Ich weiß, dass Franz ein absoluter Ehrenmann ist. Mir fällt dazu nichts mehr ein. Man weiß ja gar nicht mehr, wer das alles anrührt, dieses Gemisch aus Gerüchten, Spekulationen und Halbwahrheiten, die dann zu angeblichen Fakten werden – das ist nicht mehr normal.‘ Auch Theo Zwanziger nahm Beckenbauer in Schutz. Mit Blick auf die Untersuchung von Michael Garcia, Chefermittler der Fifa-Ethikkommission, dürfe aus der ‚Tatsache, dass Fragen gestellt werden‘, nicht der Schluss gezogen werden, ‚dass der Befragte auch beschuldigt wird‘, sagte Zwanziger ‚Sport1′“ (welt.de 12.6.2014).

– DOSB deckt Beckenbauer. Auch DOSB-Präsident Alfons Hörmann eilte Beckenbauer zu Hilfe: Fifa und Blatter hätten das Thema „inszeniert und zur Schau gestellt“ (Hörmann kritisiert Blatter, in SZ 26.6.2014).

Nachtrag 1: Camp Beckenbauer 2014
„Ab Montag (1.9.-3.9.2014; WZ) schlägt Beckenbauer in den Kitzbüheler Alpen seine private Ehrentribüne auf. Handverlesene Entscheider des Sports, Geldgeber und Meinungsführer bittet er zum Netzwerken und Nachdenken. (…) Das Camp Beckenbauer soll zu einer Institution, zu einem ‚Major‘ werden – wie so ziemlich alles, was Markenprofi Marcus Höfl (Beckenbauers Berater; WZ) anpackt. (…) Fifa-Präsident Sepp Blatter tritt mit kleinem Gefolge an, IOC-Präsident Thomas Bach ebenfalls – der mächtigste Olympionike hat als Keynote-Speaker am Montagabend den größten Aufschlag. (…)
Als private Werbefigur war der Kaiser vor Jahren derart präsent, dass Experten schon vor dem Vampireffekt warnten: Das zu bewerbende Produkt droht hinter dem irrlichternden Testimonial zu verschwinden. Wer einen kaiserlichen Werbespot gesehen hat, erinnert danach zwar noch an Beckenbauer, aber nicht mehr die beworbene Schraube, Automarke oder Mobilfunkgesellschaft. Unter Höfls Beratung änderte sich die Strategie: Weniger ist mehr. Beckenbauers Portfolio wurde gestrafft, aufgewertet und mutmaßlich verteuert. Heute tritt er an als Experte für den Bezahlsender Sky, gleichfalls sein Sprachrohr in eigener Sache. (…) Ein Vertrag mit der Russian Gas Society, die Beckenbauer als Sportbotschafter engagierte, wurde von vielen kritisch beäugt. Gerade nach der vorherigen Fifa-Abstimmung zugunsten einer WM-Ausrichtung Russlands, an der Beckenbauer teilnahm, geriet dieser Vertrag ins Zwielicht. Unabhängig oder käuflich? Allein die Zweifel schmeckten Beckenbauer überhaupt nicht“ (Mersch, Thomas, Merx, Stefan, Camp Beckenbauer: Der Kaiser lädt auf den Sport-Olymp, in wsj.de 29.8.2014).

Nachtrag 2: Camp Beckenbauer 2015
Sepp Blatter kam diesmal nicht – er fürchtet derzeit ein Auslieferungsersuchen an die USA.

Nachtrag 3: Beckenbauer vor ordentlichem Fifa-Verfahren
Am 21.10.2015 gab die Fifa bekannt, dass die Fifa-Ethikkommission gegen das ehemalige Mitglied der Fifa-Exekutive Beckenbauer Anklage erheben wird. Hauptgrund ist neben einer Reise mit Fedor Radmann zum Emir von Katar, dass er sich bezüglich der Vergabe der WM 2018 an Russland „nach der Vergabe vom russischen WM-Förderer Gazprom ganz ungeniert als Sportbotschafter des vom Kreml gelenkten Staatsunternehmens engagieren und bezahlen ließ“ (Horeni, Michael, Der Kaiser auf der Anklagebank, in faz.net 21.10.2015).

Nachtrag 4: Fifa-Ermittlungen gegen Beckenbbauer vor dem Abschluss
„Der Fall Franz Beckenbauer steht bei der Ethikkommission des Weltverbands Fifa unmittelbar vor dem Abschluss. Die Ermittlungskammer der Kommission hat die Ergebnisse ihrer Untersuchungen zur Rolle Beckenbauers bei der Vergabe der WM-Endrunden 2018 an Russland und 2022 an Katar abgeschlossen und der rechtsprechenden Kammer zur Entscheidung über ein Urteil vorgelegt. (…) 2014 war Beckenbauer wegen mangelnder Zusammenarbeit mit der Kommission vorübergehend suspendiert worden. Er sollte damals, wie alle Mitglieder des Fifa-Exekutivkomitees, die bei der doppelten WM-Vergabe an Russland und Katar im Dezember 2010 beteiligt gewesen waren, der Kommission Fragen beantworten. Bei Beckenbauer ging es unter anderem um Geschäftsreisen nach Katar und seine Rolle als Sportbotschafter des von Gazprom geführten Verbands russischer Gasproduzenten, die er kurz nach der WM-Vergabe angenommen hatte“ (Fifa-Ermittlungen gegen Beckenbauer abgeschlossen, in spiegelonline 21.10.2015).

Nachtrag 5: Lichtgestalt immer düsterer
Der „Kaiser“ erklärte am 26.10.2015 u. a.: „1. Es würden keine Stimmen gekauft, um den Zuschlag für die Fußballweltmeisterschaft 2006 zu bekommen. 2. Um einen Finanzierungszuschuss der FIFA zu erhalten, wurde auf einen Vorschlag seitens der FIFA-Finanzkommission eingegangen, den die Beteiligten aus heutiger Sicht hätten zurückweisen sollen“ (Beckenbauers Erklärung, in SZ 27.10.2015). – Beckenbauer hat den Emir von Katar im Jahr 2009 besucht: Die Fifa-Ethikkomission ermittelt deswegen. „Für Katar habe Beckenbauer nicht gestimmt, ließ er über seinen Golfpartner Alfred Draxler (Chefredakteur von SportBild, siehe oben; WZ) in der Bild mitteilen. Angeblich habe Beckenbauer den Scheich sogar überreden wollen, die Bewerbung fallen zu lassen“ (Fritsch, Oliver, Franz Beckenbauer: Der über dem Gesetz steht, in zeit.de 22.10.2015). Zum Geschäft 6,7 Millionen Euro gegen 170 Millionen Euro aus einem Artikel von Thomas Kistner: „… wird die Absurdität der angeblichen Forderung – gib mir 6,7 Millionen, dann kriegst du 170 Millionen – nur von der Behauptung übertroffen, dass sich Beckenbauer daraufhin, laut Niersbach, mit dem Gedanken getragen habe, selbst die 6,7 Millionen vorzuschießen“ (Kistner, Thomas, „Keine Stimmen gekauft“, in SZ 27.10.2015).

Nachtrag 6: Kein Bild mit Beckenbauer
Nach dem DFB-Skandal um die Vergabe der WM 2006 an Deutschland und der Unterschrift Beckenbauers unter den Vertrag mit Jack Warner wurde es einsam um den „Kaiser“. „Die Lichtgestalt des deutschen Fußballs schrumpfte zur Gestalt ohne Licht. (…) Die Beschuldigten in der Affäre sorgen sich allesamt nur noch um sich selbst, alte Seilschaften gelten jetzt nur noch wenig. Das Team Beckenbauer besteht derzeit eigentlich nur noch aus Franz Beckenbauer und seinen Manager Marcus Höfl“ (Knaack, Benjamin, Rilke, Lukas, Licht weg. Nur noch Gestalt, in spiegelonline 11.11.2015). – „Der deutsche Fußball und Franz Beckenbauer – das war jahrzehntelang eine symbiotische Verbindung. Das eine war ohne den anderen nicht denkbar. Damit dürfte jetzt Schluss sein. Es ist nur ein kurzes Statement, aber es steckt sehr viel mehr dahinter: ‚Ich hätte es mir nie vorstellen können. Ich habe immer daran geglaubt, dass wir die WM 2006 auf saubere Art bekommen haben.‘ Das schreibt der Chef der ‚Sport Bild‘, Alfred Draxler, in seiner neuen Kolumne. Es ist eine Art Abschiedsbrief. Nicht nur von einem Journalisten, der bis zuletzt treu zu seinem ‚langjährigen Freund‘ Franz Beckenbauer gestanden hat. Es ist ein Abschiedsbrief: Der Fußball in Deutschland und Franz Beckenbauer, über 50 Jahre eine schier unauflösliche Verbindung, geben ihre Scheidung bekannt“ (Ahrens, Peter, Kaiserdämmerung, in spiegelonline 10.11.2015).

Nachtrag 7: Beckenbauers Erzählungen
Beckenbauer gab in der SZ ein Interview: zu einigen Details hier seine Antworten (alle Zitate: Hoeltzenbein, Klaus, Krach, Wolfgang, Leyendecker, Hans, Ott, Klaus, „Ich hätte alles gemacht“, in SZ 21.11.2015).
Zur Frage, wer für Deutschland gestimmt hat: „Wir hatten den Block der Europäer. Und wir hatten Unterstützung vom Emir, vom Emir aus Katar.“ – zur Frage der gekauften WM 2006: „Wir haben doch gar kein Geld gehabt. Wir hatten gar nichts, wir waren ja auf die Zuschüsse der Fifa angewiesen.“
Zur Frage des von Beckenbauer unterschriebenen Vertrags mit Jack Warner: „Wissen Sie, was ich damals alles unterschrieben habe? Tausende von Briefen, Tausende von Erklärungen, Tausende Vereinbarungen. Ich habe immer alles einfach unterschrieben, ich habe sogar blanko unterschrieben. (…) Sie werden doch nicht glauben, dass ich nur eine einzige Vereinbarung oder nur ein einziges Dokument gelesen habe. Wenn ich das anders gemacht hätte, tät ich heut’ noch lesen. Sie glauben es nicht, aber das ist so! Wenn ich jemandem vertraue, unterschreibe ich alles. Blanko. Alles unterschreibe ich dem.“
Zu seinem Vertrauten Fedor Radmann: „Fedor war immer dabei.“ Und zur Frage, ob der Warner-Vertrag von Radmann verfasst wurde: „Ich habe nie was aufgesetzt. Ich habe nur unterschrieben.“
Zur Frage der Lieferung von Panzern nach Saudi-Arabien im Zusammenhang mit der WM-Vergabe: „Panzer? War das so? Was habe ich, was haben wir als Bewerbungskomitee mit den ganzen Geschäften, mit Panzern zu tun?“
Zur Person von Mohamed Bin Hammam: „Ein liebenswürdiger Mensch mit einem wirtschaftlichen Background. Mohamed bin Hammam ist Milliardär. Kein Grund, irgendetwas anzuzweifeln.“
Zum Schuldschein von Robert Louis-Dreifus: „Ich weiß bis heute nicht, dass ich einen Schuldschein unterschrieben habe. Aber wenn die behaupten, dass ein Schuldschein da war, dann wird es schon so gewesen sein. Ich weiß es wirklich nicht. (…) Was soll ich dazu sagen, wenn ich nichts mehr dazu weiß. Alles andere ist doch Spekulation.“
Zur Frage, ob Beckenbauer Unangenehmes verdrängt: „Verdrängen . . ., vielleicht. Vielleicht ist das gar nicht so schlecht. Die ganze Berichterstattung über den Fall beispielsweise, die lese ich nicht. Vielleicht hat das was mit Verdrängung zu tun.“

Nachtrag 8: Neues vom deutschen „WM-Sommermärchen 2006“
– 4.3.2016: Präsentation des Freshfields-Report
Die Kanzlei Freshfileds Bruckhaus Derringer sichtete mit zeitweilig 35 Juristen 128.000 elektronische Dokumente und 740 Aktenordner. Die Freshfields-Juristen können einen Stimmenverkauf vor der Vergabe der WM 2006 nicht beweisen, aber auch nicht ausschließen. Das Ergebnis des 380 starken Freshfields-Berichtes in Kurzform:
– Ab Ende Mai 2002 flossen sechs Millionen Franken in mehreren Tranchen von einem Konto, das auf Robert Schwan oder Franz Beckenbauer lief, auf ein Konto der Kanzlei Gabriel & Müller im Schweizer Ort Sarnen, Kanton Obwalden.
– Beckenbauers früherer Berater Hans Hess hatte eine Kanzlei, in der Rechtsanwalt Othmar Gabriel gearbeitet hat. Gabriel stand auch mit Beckenbauer-Manager Robert Schwan im Handelsregister der Fa. SKK-Rofa, die im Jahr 2010 von Gabriel liquidiert wurde. Beckenbauer hatte 1977 seinen Wohnsitz aus steuerlichen Gründen nach Sarnen verlegt. Hess, seit 1978 für die FDP im Ständerat und seit 1981 Justizdirektor im Kanton Sarnen, wo er sich für eine Tiefsteuerpolitik einsetzte. Er war wiederum über die Fa. Heka GmbH mit den Werbeeinnahmen Beckenbauers der Jahre 1970 bis 1975 befasst: Heka war das Kürzel für Hess und Kaiser. „Als Hess die Firma Heka liquidierte, versuchte er, wie die Richter später feststellten, gut 1,2 Millionen Franken an der Steuer vorbeizuschleusen“ (Dahlkamp u. a., Beckenbauer bediente sich eines alten Schweizer Netzwerks, in spiegelonline 5.3.2016). Beckenbauer musste seine Steuerschulden nachzahlen. Hess wurde wegen der Steueraffäre Beckenbauer in erster Instanz verurteilt und zog bis vor das Schweizer Bundesgericht. Er wurde im Sommer 1989 zu 124.000 Franken Geldbuße verurteilt und trat als Regierungsrat zurück (Haniman, Carlos, Der Briefkastenkönig, in woz.ch 21.1.2010).
– Wenige Tage später wurden die sechs Millionen gestückelt vom Konto Gabriel & Müller auf die Fa. Kemco bei der Doha-Bank in Katar weiterüberwiesen. Inhaber der Fa. Kemco: der frühere Fifa-Spitzenfunktionär Mohamed bin Hammam. Verwendungszweck: „Erwerb von TV- und Marketingrechten Asienspiele 2006“.
– Am 16.8.2002 überwies der frühere Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus zehn Millionen Franken auf ein Konto der Kanzlei Gabriel & Müller. Am 3.9.2002 flossen von dort sechs Millionen Franken auf ein Konto von Franz Beckenbauer. „Damit erhielt Beckenbauer die Summe zurück, die er Bin Hammam zuvor hatte zukommen lassen“ (Dahlkamp, Jürgen u.a., Beckenbauer Schlüsselfigur bei ominöser Millionenzahlung, in spiegelonline 4.3.2016). Am 5.9.2002 flossen die restlichen vier Millionen Franken von Louis-Dreyfus an Kemco/Doha. Verwendungzweck: „Asian Games 2006 Schlusszahlung“ (Ebenda).

Franz Beckenbauer Schlüsselfigur. Aus einem Kommentar von Jürgen Dahlkamp in spiegelonline: „Beckenbauer hatte geglaubt, davonzukommen, als Idol, Ikone, zur Not als Idiot. Als der SPIEGEL die ominöse Zahlung von 6,7 Millionen Euro des früheren Adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus aufdeckte und danach noch eine Menge anrüchiger Dinge rund um die Vergabe der deutschen WM 2006 ans Licht kamen, hatte Beckenbauer zunächst versucht, sich mit seiner angeblichen Naivität herauszureden. (…) Franz Beckenbauer war die Schlüsselfigur bei der Zahlung von 10 Millionen Schweizer Franken an den zwielichtigen Fifa-Funktionär Mohamed Bin Hammam aus Katar. Keiner kann, und schlimmer, keiner will ihm mehr glauben, dass er keine Ahnung hatte, wohin das Geld am Ende ging. Und wofür. Denn er selbst war zunächst mit sechs Millionen Franken in Vorleistung getreten, und er selbst bekam von den zehn Millionen des Franzosen deshalb sechs Millionen zurück. (…) Es war sein dunkles Geheimnis, es sollte sein dunkles Geheimnis bleiben: Was musste er für seinen Sieg tun, die WM nach Deutschland zu holen? Oder was für den Triumph, ihr finanzielles Gelingen mit einem hart umkämpften Fifa-Zuschuss zu sichern – obwohl nicht nur die WM, sondern auch dieser Zuschuss längst sicher waren, als Beckenbauer und dann Louis-Dreyfus das Geldkarussell in Gang setzten? Was also war so wichtig, dass Beckenbauer so eisern schwieg bis heute (…) Der Kaiser ist Geschichte. Das ist tragisch, das ist traurig, bei all seinen Verdiensten. Aber auch verdient. Für all seine Fehler“ (Dahlkamp, Jürgen, Dank ab, Kaiser! in spiegelonline 5.3.2016).

Aus einem Kommentar von Claudio Catuogno in sueddeutsche.de: „Über seine Rolle in der Sommermärchen-Affäre hat Franz Beckenbauer wörtlich gesagt, er sei ein ‚Trottel‘ gewesen. Trottel, das klingt irgendwie niedlich. Das klingt gutmütig und arglos, und genauso wollte Beckenbauer diese Selbstbezichtigung auch verstanden wissen. Da habe er es im Jahr 2002 doch tatsächlich in Erwägung gezogen, zehn Millionen Franken aus seinem Privatvermögen an die Fifa zu überweisen, um im Gegenzug 250 Millionen Franken Finanzzuschuss für die Organisation der Fußball-WM 2006 zu bekommen. (…) Außerdem legt der Bericht offen, wie im DFB sämtliche Kontrollmechanismen versagten, als es 2005 an die diskrete Rückzahlung des Louis-Dreyfus-Darlehens ging, und wie der inzwischen zurückgetretene Präsident Wolfgang Niersbach 2015 einen letzten verzweifelten Versuch unternahm, die Dinge nach alter Fußballer-Tradition still unter Kameraden zu lösen. (…) Franz Beckenbauer hingegen verkriecht sich weiter in seiner Märchenwelt. Ob er nicht reinen Tisch machen könne, fragen sich viele. Die Zeiten waren eben andere damals, das Sommermärchen bleibt unvergessen – und ihm, der Lichtgestalt, würde das Land doch quasi alles verzeihen. Die neuen Erkenntnisse geben einen Anhaltspunkt, warum Beckenbauer das eben nicht kann. Weil sich auf dem Tisch über die Jahre zu viel Unrat angesammelt hat“ (Catuogno, Claudio, DFB-Affäre: Beckenbauers Märchen, in sueddeutsche.de 4.3.2016).

– Beckenbauer weiß von nichts. „‚Ich habe erst vergangenen Mittwoch erfahren, dass das Geld nach Katar gegangen ist‘, sagte der ehemalige Chef des Organisationskomitees der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 der Bild am Sonntag . Die Ermittlungen der Kanzlei Freshfields beim Deutschen Fußball-Bund hatten zuvor ergeben, dass im Juli 2002 sechs Millionen Schweizer Franken von einem Konto von Beckenbauer und seinem noch im gleichen Monat gestorbenen Manager Robert Schwan zunächst in die Schweiz und von dort nach Katar an eine Firma des dubiosen FIFA-Spitzenfunktionärs Mohammed bin Hammam geflossen waren. (…) Beckenbauer betonte erneut, es habe sich um eine Sicherheit gehandelt, um vom Weltverband Fifa einen Finanzzuschuss für die WM zu bekommen. (…) Die Freshfields-Anwälte beurteilten die Aussagen so: ‚Es ist für uns kaum vorstellbar, dass man derartige Geldbewegungen auf eigenen Konten nicht mitbekommt.‘ Beckenbauers Unkenntnis sei ‚befremdlich‘. (…) Die Freshfields-Anwälte kamen deshalb nur zu dem Schluss, dass es für die Vorgänge rund um Beckenbauer , Louis-Dreyfus und bin Hammam keine ‚plausible Erklärung‘ gebe“ (Beckenbauer will von Millionenzahlung nach Katar nichts gewusst haben, in sueddeutsche.de 5.3.2016).

– Beckenbauer nicht mehr bei Sky
„Franz Beckenbauer wird nach SPIEGEL-Informationen nicht mehr als Experte für Sky tätig sein. Das bestätigte der Pay-TV-Sender: ‚Wir bedauern die Entscheidung sehr.‘ Der Vertrag des früheren Weltmeisters wäre bis in die nächste Saison gelaufen. (…) Allerdings dürfte seine zentrale Rolle im Skandal um die Vergabe der WM 2006 ein gewichtigerer Grund gewesen sein, seine öffentliche Präsenz einzuschränken. Beckenbauer soll genervt davon sein, welch große Rolle das Thema gespielt habe. Bereits im Herbst hatte der Sender angekündigt, Beckenbauers Rolle auf den Prüfstand zu stellen. Man beobachte ‚aufmerksam die weitere Entwicklung‘, teilte Sky damals mit. Seit der SPIEGEL im Herbst 2015 erstmals die Bestechungsvorwürfe rund um die WM in Deutschland öffentlich gemacht hatte, war Beckenbauer mehr und mehr in die Kritik geraten. Als damaliger Chef des Bewerbungs- und des Organisationskomitees des Turniers sah er sich zuletzt verstärkt Bestechungsvorwürfen ausgesetzt“ (Hülsen, Isabell, Beckenbauer und Sky beenden Zusammenarbeit, in spiegelonline 16.3.2016).

– Beckenbauer in der  Schweiz angeklagt
„Nach Informationen des SPIEGEL hat die Bundesanwaltschaft der Schweiz ein Ermittlungsverfahren gegen Beckenbauer wegen des Verdachts auf Untreue und Geldwäsche eingeleitet. Neben dem ehemaligen Chef der deutschen WM-Bewerbung werden in dem Verfahren auch weitere Beschuldigte geführt.(…) Nach einem im Auftrag des DFB durch die Anwaltskanzlei Freshfields erstellten Bericht trug sich damals folgendes zu: Zwischen Mai und Juli 2002 wurden in vier Tranchen sechs Millionen Schweizer Franken von einem gemeinsamen Konto Beckenbauers und seines damaligen Managers Robert Schwan an eine Anwaltskanzlei in Sarnen in der Schweiz überwiesen. Das Geld landete bei der KEMCO Scaffholding in Katar, die dem ehemaligen Fifa-Skandalfunktionär Mohammed Bin Hammam zugerechnet wird. (…) Bislang ermittelte nur die Staatsanwaltschaft Frankfurt in dem Komplex – gegen die damals Verantwortlichen beim DFB wegen Steuerhinterziehung. Das Schweizer Verfahren gibt dem ganzen Fall eine neue Dimension. Die ‚ungetreue Geschäftsbesorgung‘ wird im Schweizer Recht mit Geldstrafe oder Gefängnis bis zu drei Jahren geahndet, in besonderen Fällen drohen bis zu fünf Jahre Haft. Die Zuständigkeit der Schweizer Bundesanwaltschaft leitet sich daraus ab, dass die Transaktionen über die Schweiz liefen“ (Schmid, Fidelius, Ermittlungen gegen Beckenbauer wegen Geldwäsche und Untreue, in spiegelonline 1.9.2016).

– Beckenbauers „Ehrenamt“ (1)
Franz Beckenbauer war Chef des Organisationskomitees der Fußball-WM 2006 in Deutschland und hat stets – zusammen mit dem DFB – angegeben, diese Tätigkeit als „Ehrenamt“ auszuüben. Tatsächlich hat er dafür 5,5 Millionen Euro erhalten, die in fünf Raten vom Februar 2005 bis Oktober 2006 vom DFB an Beckenbauer ausgezahlt wurden. Grundlage waren zwei Verträge vom DFB mit Beckenbauer vom Oktober 2004 und Oktober 2006. „Erste Hinweise auf den Deal finden sich in einem Report, den die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG 2008 im Auftrag der Fifa erstellt hat. Gegenstand der Prüfung war der Ausrichtervertrag zwischen Fifa und DFB für die WM 2006 in Deutschland. In den Anlagen des Berichts findet sich auch der vom DFB 2004 mit dem staatlichen Sportwettenanbieter Oddset geschlossene Sponsorenvertrag. Oddset wurde damit einer von sechs nationalen Förderern für die Fußballweltmeisterschaft 2006. Insidern zufolge zahlte damals jeder nationale Förderer mehr als zwölf Millionen Euro in die Kasse des WM-OK. Im Falle Oddset gab es aber, laut KPMG-Bericht, noch einen sogenannten Sideletter zugunsten von Franz Beckenbauer. Dieser sah vor, dass Beckenbauer von den dem WM-OK zugedachten Millionen einen erheblichen Teil abbekommen sollte. (…) Erst als das Finanzamt Frankfurt bei einer Steuerprüfung im DFB auf den Vorgang stieß, zahlte der Verband im Dezember 2010 ‚1.160.500 Euro an Abzugsteuer‘. Im März 2011 habe Beckenbauer, so der DFB, das Geld erstattet“ (Beckenbauer hat  5,5 Millionen Euro Honorar erhalten, in spiegelonline 13.9.2016). Da Beckenbauer tatsächlich für Oddset geworben hat, erhebt sich die Frage, warum er nicht direkt einen Vertrag mit Oddset abgeschlossen hat.
Dazu aus einem Kommentar von Jürgen Dahlkamp in spiegelonline: „Ob er die WM mit sauberen Mitteln nach Deutschland geholt hat, ist seit der ungeklärten 6,7-Millionen-Überweisung an einen der korruptesten Fifa-Funktionäre in Katar mehr als fraglich. Und jetzt kommen noch diese 5,5-Millionen Euro vom staatlichen Wettanbieter Oddset hinzu: Geld, das Beckenbauer sich aus dem Sponsorentopf der Sommermärchen-WM gesichert hat, obwohl er immer beteuert hatte, ehrenamtlich für den Traum von der Heim-WM gearbeitet zu haben. (…) Beckenbauer war ein Schönmaler, ein Schlawiner, ein Scheinheiliger, zumindest jenseits des Rasens. Er hat schon immer die Hand aufgehalten, wo es ging; die Höhe seiner Werbeverträge war legendär, sein Umzug in das Steuerparadies Schweiz in den Siebzigern Nachweis eines ausgeprägten und ausgelebten Erwerbstriebs. Damit war Beckenbauer schon früh so, wie heute das ganze Fußballgeschäft ist: vollgestopft mit Geld, aufgepumpt von Gier“ (Dahlkamp, Jürgen, Hätte er doch aufgehört, in spiegelonline 14.9.2016).

– DFB weiß von nichts
„DFB-Chef Reinhard Grindel hat die versteckte Millionenzahlung an Franz Beckenbauer aus dem Budget der Fußball-WM 2006 scharf kritisiert, will von ihr bis vor kurzem aber nichts gewusst haben. ‚Es war bekannt, dass Franz Beckenbauer im Umfeld der WM 2006 als Werbeträger für Oddset tätig war. Es war uns bis Montagnachmittag nicht bekannt, dass er dafür die beachtliche Summe von 5,5 Millionen aus dem Topf für die Organisation der WM 2006 erhalten hat‘, sagte Grindel am Rande des Uefa-Kongresses am Mittwoch in Athen: ‚Man kann vor diesem Hintergrund sicher nicht davon sprechen, dass seine Tätigkeit im OK ehrenamtlich war.‘ Beckenbauer hatte stets betont, ehrenamtlich als WM-Cheforganisator zu arbeiten“ (Grindel kritisiert Beckenbauer scharf, in spiegelonline 14.9.2016).

– „Faule Ausreden des DFB
Dazu aus einem Kommentar in spiegelonline: „Eigentlich ist der Sachverhalt ganz einfach. Franz Beckenbauer war geldgierig und die DFB-Funktionäre waren feige und willfährig. Wie sonst hätten sie zulassen können, dass von den rund 12 Millionen Euro, die Oddset als einer von sechs Hauptsponsoren für die WM 2006 an den DFB überwiesen hat, fast die Hälfte in die Privatschatulle der vermeintlichen Lichtgestalt des deutschen Fußballs wanderte? Doch dieses Eingeständnis scheut der DFB allem Anschein nach wie der Teufel das sprichwörtliche Weihwasser“ (Dahlkamp, Jürgen, Latsch, Gunther, Schmitt, Jörg, Weinreich, Jens, Die faulen Ausreden des DFB, in spiegelonline 14.9.2016). Der Spiegel hat 15 Fragen an den DFB gestellt – DFB-Mediendirektor Ralf Köttker „schickte ein weitschweifiges Statement, das mehr Fragen aufwirft, als es beantwortet“ (Ebenda). Addset sei im August 2004 als fünfter von sechs Hauptsponsoren geworben worden; da Oddset mit Beckenbauer angeblich einen Werbevertrag hatte, hätte der DFB mit Beckenbauer diese Verträge geschlossen – auf Grundlage eines Beschlusses „im Präsidialausschuss des OK-Aufsichtsrats im Juli 2003“ (Ebenda). Die spiegelonline-Autoren: „Eine erstaunliche Erklärung, denn im Juli 2003 war Oddset noch nicht einmal ansatzweise als nationaler Förderer im Gespräch“ (Ebenda). Zunächst sollte nämlich Müller-Milch Hauptsponsor werden, wogegen sich Coca-Cola sträubte. So wurde Oddset ein später Notnagel (Ebenda).Und der Freshfields-Report, im März 2016 vom DFB präsentiert, hat diesen Teil der DFB-Buchhaltung gar nicht geprüft. „Zugleich erklärte der Verband jedoch, die Kanzlei Freshfields habe im Zuge ihrer durch eine Spiegel-Story im Herbst 2015 ausgelösten verbandsinternen Nachforschungen den Vorgang überprüft und nicht beanstandet. In ‚Grundzügen‘ sei die Sache dem DFB bekannt gewesen. Laut Freshfields-Anwalt Christian Duve, der die Nachforschungen koordinierte, ist die DFB-Spitze während der Untersuchung, also bereits zu Jahresbeginn, darüber informiert worden, dass es Zahlungen an Beckenbauer und Verträge mit Oddset gab. ‚Nähere Informationen zu Verträgen und Konten‘ habe es aber erst am Montag gegeben. Umso erstaunlicher, dass die Zahlung nicht im Schlussreport auftaucht. Duve argumentiert, diese Zahlung sei nicht Teil des Untersuchungsauftrags gewesen. Dem Vernehmen nach soll den Freshfields-Prüfern der Steueraspekt des Beckenbauer-Honorars gar nicht bekannt gewesen sein“ (Aumüller, Johannes, Kistner, Thomas, Des Kaisers Ehrenamt, in SZ 15.9.20126).

Und dazu Lothar Müller in der SZ: „Ein Ehrenamt, das er nicht hatte, bringt den Kaiser zu Fall. Das passt ebenso gut zu der Symbolfigur, die Franz Beckenbauer im Lauf der Jahrzehnte geworden war, wie der zufällige Umstand, dass der Name der Sportwette Oddset, die in der Affäre eine Schlüsselrolle spielt, auf Dänisch ‚Schicksal‘ bedeutet. Das ist ein großes, pathetisches Wort. Bei einer Sportwette ist Geld das Schicksal. (…) Natürlich war Beckenbauer als Trainer der deutschen Nationalmannschaft vom DFB angemessen entlohnt worden. Und es wäre nicht ehrenrührig gewesen, wenn er auch als Chef des Organisationskomitees für die WM 2006 ganz offiziell ein Honorar dafür erhalten hätte, dass er die deutsche Bewerbung repräsentierte, die WM nach Deutschland holte und das ‚Sommermärchen‘ als Luftgeist begleitete, der mit dem Hubschrauber von Stadion zu Stadion schwebte. Man kann nur vermuten, warum Beckenbauer, statt eine solche Honorarvereinbarung zu schließen, die Fiktion aufbaute, er übe seine Tätigkeit als Chef des Organisationskomitees ehrenamtlich aus. (…) Der Zusammenbruch dieser überflüssigen Fiktion setzt nun den Schlusspunkt unter die rückwirkende Demontage des Sommermärchens von 2006 durch die immer neue Wendungen nehmenden Enthüllungen über den DFB und die Fifa“ (Müller, Lothar, Der Luftgeist, in SZ 15.9.2016).

– Beckenbauers „Ehrenamt“ (2)
Johannes Aumüller und Thomas Kistner recherchierten in der SZ den verschlungenen Vertragsverhältnissen hinterher. „Beckenbauers Anwälte erklärten, die Behauptung, dass ihr Mandant das Geld für die WM 2006 oder ein Ehrenamt erhalten habe, sei falsch. Beckenbauer habe diese Einnahmen aus seinen Werbeaktivitäten auch ‚unverzüglich an seinem Wohnsitz in Österreich ordnungsgemäß versteuert‘. Ähnlich äußerten sich damalige OK-Spitzen wie Horst R. Schmidt oder Theo Zwanziger: Die 5,5 Millionen seien kein Honorar fürs Ehrenamt gewesen, die verspätete Steuerzahlung nur ein administrativer Irrtum. Der frühere Innenminister Otto Schily, damals OK-Mitglied, sagte, nach seiner Erinnerung habe das Kontrollgremium keine Beschlüsse über Zahlungen an Beckenbauer gefasst. Und Oddset erklärte, es habe ‚keine vertragliche Beziehungen (…) zu Beckenbauer‘ gegeben und dementsprechend auch ‚keine Honorarzahlung‘. Inhalt des Vertrages als Nationaler Förderer sei das übliche Sponsorenpaket gewesen. Beckenbauers Werbetätigkeit hingegen bringt die Firma mit dem Staatsvertrag von 2002 in Zusammenhang, mit dem der DFB Mittel erhalten sollte. (…) Der DFB teilt auf Nachfrage mit, dass er noch nicht wisse, wie die Überweisung in den Büchern verbucht worden sei. Seine Experten würden dem noch nachgehen. (…) Beckenbauers Millionen-Salär taucht auch in Dokumenten der <span class="explanatory-dictiona