(* 1896, † 1982)
Vita
Mengden stammte aus altem westfälischem Gutsbesitzersadel. Er meldete sich 1914 als Kriegsfreiwilliger. Auch bei ihm zeigte sich – wie bei Krümmel, Neuendorf und vielen anderen Sportfunktionären – eine Parallelität zwischen aktivem Soldatentum und rechtsnationaler Gesinnung nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg. Der „Schand“-Vertrag von Versailles, die Rheinlandbesetzung die Wirtschaftskrise führten bei Mengden und vielen der Turn- und Sportfunktionäre zu einer reaktionären, völkischen Haltung (vgl. Bernett, S. 38).
Von 1925 bis 1933 war er Geschäftsführer des „Westdeutschen Spielverbandes“, einem Regionalverband des Deutschen Fußballbundes (DFB) mit nationalistischem, konservativem und anti-demokratischem Hintergrund (Bernett S. 16). Am 1.5.1933 wurde er NSDAP-Mitglied und begrüßte das NS-Regime: Es habe „dem Sport seinen Sinn wiedergegeben, sein echtes Wesen wiederhergestellt und auf die Höchstwerte der Ehre, des Rassenbewusstseins und der Volksgemeinschaft zurückgeführt“ (Schäfer, S. 545).
Am 1.6.1933 wurde Mengden Pressesprecher des DFB und im April 1935 Pressereferent des Reichssportführers von Tschammer und Osten. 1936 stieg Mengden auf zum Generalreferenten des Deutschen Reichsbund für Leibesübungen (DRL), der 1938 umbenannt wurde in „Nationalsozialistischer Reichsbund für Leibesübungen“ (NSRL). Damit war Mengden quasi der „Generalstabschef des Sports“. Gleichzeitig war er Hauptschriftleiter von „NS-Sport“, das Zentralorgan der NS-Führung, das „sportliche Kriegs- und Durchhaltepropaganda“ verbreitete (Schäfer, S. 544f).
Mengden diffamierte schon seit 1928 jüdische Sportler. „Vor den Olympischen Spielen in Berlin 1936 verteidigte Mengden das Regime gegenüber Vorwürfen, deutsche jüdische Sportler zu diskriminieren. Die internationale Boykottbewegung gegen die Olympiateilnahme geißelte er als ‚Greuelpropaganda’ und ‚verrückten jüdischen Presselärm’“ (Ebenda, siehe auch unten).
Seit 1941 war er SA-Obersturmbannführer und führte im März 1945 mit den NS-Sportfunktionären Diem und von Halt ein Volkssturmbataillon auf dem Reichssportfeld in die Vernichtung.
Mengden wurde dann trotz seiner NS-Vergangenheit von 1951 bis 1953 Geschäftsführer der „Deutschen Olympischen Gesellschaft“, von 1954 bis 1963 Hauptgeschäftsführer des „Deutschen Sportbunds“ (DSB) und Präsidialmitglied im Wissenschaftlichen Beirat des DSB. Er saß ab 1961 im „Nationalen Olympischen Komitee der Bundesrepublik“ (Bernett S. 103). Bei der Durchführung der Olympischen Sommerspiele 1972 in München wirkte er als Berater von Willi Daume (siehe auch unten).
Nach der Pensionierung wurde er Hauptschriftleiter des Standardwerkes der Olympischen Winterspiele 1964 in Innsbruck und der Olympischen Sommerspiele 1964 in Tokio. Er blieb die „graue Eminenz“ des Sports in der Bundesrepublik (Bernett S. 12).
Rechte Sportideologie
Der Reichsbund für Leibesübungen führte auf Anordnung des NS-Regimes ab 1934 „Dietwarte“ ein, die das „Deutschtum“ pflegen sollten, nämlich den Sportlern „Rassebewusstsein, Gemeinschaftssinn, völkische Haltung und antijüdische Ressentiments“ vermitteln (Wikipedia). Mengden sorgte für deren Einführung bei seinem damaligen Arbeitgeber DFB und suchte dafür überzeugte Nationalsozialisten, die „mit ganzem Herzen und ganzer Kraft zu diesem nationalsozialistischen Staat“ stehen (Mengden, zitiert nach Bernett S. 29).
An die jungen Fußballspieler gerichtet schrieb er, dass der „Kampf um das Ansehen des neuen Reiches“ mit seinen Kardinalwerten der Kraft und der Ehre „die jungen Spieler heute vor ihrem Gewissen in den Ehrenstand der politischen Soldaten des Dritten Reiches“ hebt (Mengden 1934, zitiert nach Bernett S. 31).
Mengden forderte die „Sportmannschaft unterm Hakenkreuz“ und stellte 1935 „mit freudiger Genugtuung“ fest, dass „in der Tat der nationalsozialistische SA-Geist … dem deutschen Staat einen nicht abzuleugnenden Aufschwung gegeben hat“ (Ebenda). Er sah wie so viele Sportfunktionäre im NS-Regime eine Art Rettung des Sports: „Der Nationalsozialismus hat dem Sport seinen Sinn wiedergegeben, sein echtes Wesen wiederhergestellt und ihn auf die Höchstwerte der Ehre, des Rassenbewusstseins und der Volksgemeinschaft zurückgeführt“ (Mengden 1935, zitiert nach Bernett S. 30).
Mengdens Vorstellung vom neuen Sportgeist: „Wir gestehen mit freudiger Genugtuung ein, dass in der Tat der nationalsozialistische SA-Geist der Einsatzbereitschaft, der Unterordnung unter ein Gemeinschaftsziel der Männertreue und der Disziplin dem deutschen Sport einen nicht abzuleugnenden Aufschwung gegeben haben“ (Mengden 1935, zitiert nach Bernett S. 32)
Natürlich war Mengden auch bedingungsloser Anhänger des Führertums. „Noch nie ist in der Welt je etwas Großes anders getan worden als durch einen Führer und seine gläubige Gefolgschaft“ (Mengden 1934, zitiert nach Bernett S. 32).
Mengden kann man als bedingungslosen, überzeugten Nationalsozialisten bis zum Schluss bezeichnen.
Olympischer NS-Kämpfer
Mengden sah den Olympischen Gedanken aus der „völkischen“ Perspektive. „Im Gleichschritt marsch!“ betitelte er 1934 einen ersten Beitrag zu Berlin 1936. Die „leibestüchtigen Kolonnen“ sollten auf Befehl des „Führers“ dem „jungen Dritten Reich ein bleibendes Denkmal“ setzen (1935, zitiert nach Bernett, S. 42). In Garmisch-Partenkirchen und Berlin hätten die Sportler die „Pflicht, die Nationalehre gemeinsam zu verteidigen“ (Ebenda). Als Namen für das neue Olympia-Stadion schlug er „Adolf-Hitler-Kampfbahn“ vor und als offiziellen Kampfruf ein „Sieg-Heil“.
Die Kritik des Auslands an der Judenverfolgung und -diskriminierung bezeichnete Mengden als „Hetze“ und bekannte sich zum „Begriff der Rasse“ und „die Kraft von Blut und Rasse“. Er schrieb, „dass es die alleinige Angelegenheit des deutschen Volkes ist, zu bestimmen, in welchem Umfang Fremdrassige in seinem öffentlichen Leben eine Rolle spielen“ (Bernett S. 45). Den Präsidenten der amerikanischen Leichtathletik-Vereinigung (AAU) von 1935, den katholischen Juristen Mahoney, bezeichnete Mengden als „mächtigen jüdischen Finanzmann“ und als lügnerischen „Maulfechter“ (A.a.O., S. 47). Bezeichnenderweise hieß einer seiner Schmähartikel im Reichssportblatt 1935, Nr. 35: „Boykotthetze gegen die Olympischen Spiele“ (A.a.o., S. 47).
Den Antisemiten Avery Brundage, der die Teilnahme Amerikas an den olympischen Spielen in Deutschland 1936 trickreich bei den amerikanischen Sportverbänden durchgeboxt hatte, lobte Mengden dagegen noch 1953 als Ehrenmann, der sich selber treu blieb gegen den Druck einer Massenpsychose“ (A.a.O., S. 52).
Angesichts der Ovationen für Adolf Hitler anlässlich der Olympischen Winterspiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen schrieb Mengden im Reichssportblatt 1938, Nr. 8: „Das Wunder der magischen Liebe des deutschen Volkes zum Führer geht auch dem skeptischsten Ausländer auf. Vor dieser Demonstration der Herzen gehen tausend Lügen in Scherben“ (Zitiert nach Bernett, S. 47).
Zur Erinnerung: Mengden war zehn Jahre Hauptgeschäftsführer des DSB und Daumes rechte Hand bei der Vorbereitung der Olympischen Sommerspiele 1972 in München!
Im Jahr 1964 betrieb Mengden Geschichtsklitterung und bezeichnete die Olympischen Spiele 1936 mit den Worten Carl Diems als „Oase der Freiheit in der Zwangsherrschaft“ (Bernett S. 53).
Diese Zwangsherrschaft wurde von dem fanatischen Nationalsozialisten Mengden auf das Eifrigste mit vorbereitet und bis zuletzt unterstützt!
Sport und Krieg
Mengden wurde Hauptschriftleiter der Zeitschrift „NS-Sport“ und machte daraus ein NS-Kampfblatt. 1941 schrieb er im Aufsatz „Kehrtwendung nach außen“ angesichts der Kriegsentwicklung: „… jetzt wurden die Kräfte und Menschen den Aufgaben zugeführt, für die sie der Führer eigentlich entwickelt hatte“ (A.a.O., S. 91).
In Wirklichkeit waren diese „Aufgaben“ Vertreibung und Zerstörung, Stalingrad, Westfront, Konzentrationslager, Gaskammern – und als Ergebnis Millionen Ermordete, Gefallene und Verwundete, zerstörte Städte und ruinierte Länder!
1942 bestätigte Goebbels Reichspropagandaministerium die Bedeutung von Sportveranstaltungen, „die im Besonderen der Unterhaltung der im Rüstungseinsatz stehenden Bevölkerung dient“ (A.a.O., S. 96).
1943 wurde der Sport als „kriegswichtig“ anerkannt und 1944 die körperliche Ertüchtigung zur „Stärkung der Wehr- und Schaffenskraft“ fortgesetzt. Im „Haus des Deutschen Sports“ verblieben Stabsleiter Mengden noch sieben Abteilungen (A.a.O., S. 96)
Das „Haus des Deutschen Sports“ war bis 1945 in Berlin. Das heutige „Haus des Deutschen Sports“ ist der Sitz des DOSB in Frankfurt.
1943 schreibt Mengden in „NS-Sport“ den Aufsatz „Unser Glaube an den Sieg“ und ruft darin auf, „unsern unerschütterlichen Willen zu bekunden, im Glauben an den Führer den Kampf bis zum Siege durchzustehen…“ (A.a.O., S. 97). Noch im Oktober 1944 ruft Mengden den deutschen Sport auf, Goebbels Parole vom „totalen Krieg“ mit „fanatischem Idealismus“ umzusetzen (Ebenda).
Im März 1945 wurde Mengden Adjutant von Ritter von Halt. Sie führten mit Carl Diem auf dem Reichssportfest eine Einheit Volkssturmmänner – junge HJ-Angehörige und alte Männer -, die den Vormarsch der Russen stoppen sollten und größtenteils umkamen (A.a.O., S. 90; vergleiche hierzu auch Diem, Carl).
Bis zum letzten Tag, bis zum Untergang verteidigte Mengden ideologisch und real das NS-Regime und trieb mit seiner Zeitschrift „NS-Sport“ die Sportler an die Front und in den Tod.
Nach dem Krieg
Mengden schrieb nach 1945 zunächst unter dem Pseudonym Till van Ryn. Er blieb auch noch 1954 bei seiner Einstufung von Kritikern und Intellektuellen als „Schwächlinge“: „Es ist bezeichnend, dass gerade die Kulturkritiker, die vom Sport gar nichts halten, durch mangelnde Vitalität gekennzeichnet sind“ (Bernett S. 57).
1948 benötigt Mengden Hilfe im Entnazifizierungsverfahren. Er wendet sich an den ehemaligen Referenten in Tschammers Reichssportamt, Ritter von Lex, der nicht in der NSDAP war; an den DFB-Funktionär Peco Bauwens, der wegen seiner jüdischen Ehefrau unter dem NS-Regime in Schwierigkeiten geriet – und an Carl Diem (A.a.O., S. 100).
Dieser nannte Mengden „einen europäischen Sportführer“ (A.a.O., S. 103) und schrieb am 17.7.1948 eine „Bescheinigung für G. v. Mengden“, welche diesen im Entnazifizierungsverfahren entlasteten sollte (Bernett S. 93). Diem würdigte dessen historische (!) Verdienste, bescheinigte die „sittliche Lauterkeit“ des Patrioten, der als anfänglich überzeugter Nationalsozialist dann „Hohlheit und Lüge“ durchschaut hätte (A.a.O., S. 101). „Im typischen Stil der ‘Persilscheine’, wie sie Carl Diem als Nicht-Parteimitglied zu dieser Zeit häufig abverlangt werden, lässt sich v. Mengden bestätigen, dass sein ‘Weiterwirken dem deutschen Sport zum Vorteil gereichen würde’” (Bernett S. 100f).
Diem schrieb nach 1945 Persilscheine wie am Fließband. Er war nie in die NSDAP eingetreten: Vielleicht war das der Grund – nach dem Ende des NS-Regimes die NS-Sportfunktionäre entlasten zu können.
Diem klassifizierte Mengden schließlich als „anständigen Konservativen“ (Schäfer, S. 545). Näher an der Wahrheit liegt ein späteres Urteil Diems aus dem Jahr 1974: „Tschammers Stabschef war Guido von Mengden, der sich den Nationalsozialisten leidenschaftlich in die Arme geworfen hatte und alles tat, um den NSRL zu einer richtigem Parteigliederung zu machen…“ A.a.O., S. 68).
Im März 1949 wurde Mengden als „Mitläufer“ eingestuft (Wikipedia). Der aufkommende Ost-West-Konflikt ermöglichte es ihm, mit ständigem Verweis auf die kommunistische Gefahr und dem politisch missbrauchten Sport im Ostblock von der eigenen Nazi-Vergangenheit abzulenken. Damit stand nach der NS-Sportkarriere einer weiteren Sportkarriere in der BRD nichts im Weg (A.a.O., S. 50f).
Das ehemalige NSDAP-Mitglied Georg von Opel, seit 1951 Präsident der Deutschen Olympischen Gesellschaft und von 1966 bis 1971 IOC-Mitglied, stellte Mengden trotz oder wegen dessen NS-Vergangenheit von 1951 bis 1953 als Hauptgeschäftsführer der „Deutschen Olympischen Gesellschaft“ ein. Mengdens Nachfolger dort wurde Gert Abelbeck, Hauptbannführer der Hitler-Jugend und im NSRL Leiter des Jugendamtes (http://www.hall-of-fame-sport.de; www.rrk-online.de).
Mengden wurde dann von Willi Daume als Hauptgeschäftsführer des „Deutschen Sportbunds“ (DSB) berufen und blieb dies von 1954 bis 1963 (Rode S. 103). Er war auch Präsidialmitglied des Wissenschaftlichen Beirats. Er saß ab 1961 im „Nationalen Olympischen Komitee der Bundesrepublik“ (Bernett S. 103). Diem kommentierte 1955 den bald beginnenden Wiederaufstieg Mengdens: „Das vergangene Jahr hat Sie an die Stelle gesetzt, für die Sie geboren sind, und Sie haben den DSB zu den Grundlagen geführt, auf denen er aufbauen muss“ (A.a.O., S. 103).
Kein schlechter Neustart als Sportfunktionär für den Vollblut-Nazi Mengden!
Mengden hatte 1937 unter dem Titel „Sport und Staat“ den „Deutschen Reichsbund für Leibesübungen“ bei der Präsentation in Nürnberg vorgestellt – „zusammengefasst und bewusst gehalten durch die Fahne des Dritten Reiches“. – „Das gewaltige Denkmal lebenden Sportvolks wird von den braunen und schwarzen Uniformen des Dritten Reiches rechts und links umschlossen“ Und 1962 stellte Mengden unter dem Titel „Sport und Staat“ den Deutschen Sportbund (DSB) vor (A.a.O., S. 65; S. 68).
Hajo Bernett fragte sich im Vorwort seines Buches zurecht: „Wie ist es nur möglich – so lautet die weiterführende Fragestellung – dass der Verwaltungschef des nationalsozialistischen Sports ohne Einbuße an persönlicher Identität nach dem Zweiten Weltkrieg wieder dazu berufen wird, den Sport in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft maßgeblich mitzugestalten?“ (Bernett S. 7) Wie war es möglich, dass Mengden „wenige Jahre nach dem katastrophalen Abbruch seiner Laufbahn wieder in hohe Positionen aufrückt, ohne jemals über seine historische Mitverantwortung öffentlich Rechenschaft abgelegt zu haben“ (A.a.O., S. 41)
Mengden benutzte den Beginn des Ost-West-Konflikts umgehend als Ablenkung von der eigenen Rolle und der anderer NS-Sportfunktionäre und beschuldigte die Sowjetunion, „den Ungeist der Repräsentation eines politischen Systems durch sportliche Leistung in den internationalen Sport hineingetragen zu haben“ (A.a.O., S. 35). Er machte den „Kommunismus“ und die Sowjetunion für die Verfälschung des Olympischen Gedankens verantwortlich (A.a.O., S. 48) und bezeichnete die „Sportfunktionäre jenseits der Zonengrenze“ als willfährige „Handlanger der Politik“.
Mengden wusste, von was er redete: Schließlich war er zwölf Jahre lang willfähriger Handlanger des NS-Regimes gewesen.
Die DDR-Funktionäre nannten Mengden wiederum und nicht ohne Hintergrund „Goebbels im Bereich des Sports“ (A.a.O., S. 51). Nichtsdestotrotz machte Mengden ungehindert in der BRD erneut eine Karriere als hoher Sportfunktionär.
„So paradox es anmutet – zwischen 1955 und 1965 gilt v. Mengden als unbestrittene Autorität auf dem Gebiet politischer Begründungen für eine zeitgemäße Leibeserziehung. 1963 erscheint er sogar auf einer Sportkonferenz der CDU/CSU, um mit der missverständlichen Parole der ‚biologischen Aufrüstung’ sportpolitische Effekte zu erzielen“ (A.a.O., S. 59).
Bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München wirkte er als Berater von Willi Daume: „Wie 1936 betätigt er sich als Olympia-Propagandist…“ und wirkte entscheidend bei fünf Jahrgängen von „sport 64“ bis „sport 68“ mit, einer mit Steuergeldern finanzierten Zeitschrift zur Unterstützung der Bewerbung München 1972. Den Gesamtplan der Organisationsarbeit mit dem Titel „Blueprint for Munich“ veröffentlichte Mengden unter seinem Pseudonym „Till van Rhyn“: „So bleibt es der Öffentlichkeit verborgen, dass es der ehemalige Stabschef des nationalsozialistischen Reichssportführers ist, der in München wieder am Reißbrett der Organisation steht…“ (Bernett, S. 51f).
DSB-Präsident Willi Daume hatte ihn bewusst in diese Funktion eingesetzt!
Bei Mengdens Ausscheiden dankte Daume seinem „Ghostwriter“ für die „stille Generalstabsarbeit“ (A.a.O., S. 104). Der Vorschlag von Willi Daume zur Gründung der „Deutschen Sporthilfe“ stammt übrigens von Mengden, der dabei im Übrigen auf eine ähnliche Institution des Dritten Reichs zurückgriff (Rode S. 143f).
Und noch im Jahr 1996 erschien in der DFB-Presse ein Aufsatz von Friedrich Mevert mit dem rühmenden Titel: „Guido von Mengden – Ideengeber des Deutschen Sports“ (DSB-Presse Nr. 46/12.11.1996 nach Wikipedia)
Fazit
Bernett stellt bei Mengden ideologiekritisch drei Momente fest: Sein Denken „verzichtet auf jede rationale Begründung“; es „orientiert sich an Vorstellungsmustern der Vergangenheit“ und es „verfährt antithetisch“ (Bernett, S. 37).
Mengden hat nach Bernett „die ideologische Integration in die nationalsozialistische Bewegung maßgeblich vorangetrieben“ (A.a.O., S. 41). Mengden hat „den Weg des deutschen Sports in Abhängigkeit und Unfreiheit verantwortlich begleitet… Mit Anbruch des ‚tausendjährigen Reiches’ ist v. Mengden einer der ersten, der die ideologische Anpassung und Gleichschaltung des freien Sports fordert, der an Turner und Sportler appelliert, dem Dritten Reich und damit einem ‚dritten Standpunkt’ ihre traditionelle Eigenart zu opfern, sich geschlossen zum Nationalsozialismus zu bekennen. In dem von Hitler berufenen Reichssportkommissar… erblickt er den Gewährsmann des neuen Bundes“ (A.a.O., S. 61).
Bernett zieht schließlich den Schuss, dass „Guido von Mengden wie kein anderer aus dem Kreis ehemaliger Sportführer die Tradition und die ‚alten Ideale’ – dies sind seine Worte – der deutschen Sportbewegung dem Nationalsozialismus überantwortet hat“ (A.a.O., S. 30). Sein „Wunschbild einer Symbiose von Sport und Krieg wird 1939 Wirklichkeit“ (A.a.O., S. 41).
Und wieder stellt sich die Frage, warum gerade Sportfunktionäre so anfällig für autoritäre Regime und totalitäres Gedankengut sind!
Textproben des hundertprozentigen NS-Sportfunktionärs Guido von Mengden:
Grausame Zeitzeugen einer faschistischen Denkart
(Alle Zitate aus: Hajo Bernett)
„Der leibestüchtige deutsche Mensch der Zukunft wird weder ganz Turner, noch ganz Sportler sein können, dafür aber um so geschlossener ganz Nationalsozialist!“ (A.a.O., S. 109, Dokument 1, S. 109: Der dritte Standpunkt: Das Dritte Reich, in Deutscher Fußball-Sport 1933, H. 2, S. 5)
„Wenn eine deutsche Mannschaft heute unter dem Hakenkreuzbanner beim Deutschlandlied die Hand zum deutschen Gruß erhebt, rauscht Beifall auf. Und immer wieder … wandern unsere Gedanken heimwärts und grüßen in tiefer Dankbarkeit den Mann, der in diesem neuen Deutschland zuletzt auch unserem Tun Sinn und Adel gab, unseren Führer Adolf Hitler“ (Dokument Nr. 2, S. 110: Sportmannschaft unterm Hakenkreuz, Reichssportblatt 1934, Nr. 11, S. 288f)
„Da endlich braust der Sang auf: ‚Die Fahne hoch, die Reihen fest geschlossen’, über dem deutschen Volk flattert das Hakenkreuzbanner; Adolf Hitler schmiedet die deutsche Nation. Nun schließt sich der magische Ring. Aus tausendjähriger Sehnsucht entsteigt das Dritte Reich. Sein Blut und sein Odem haucht sich den Kampfspielen ein“ (Dokument Nr. 3, S. 111: Deutsche Kampfspiele – ein erfüllter Traum, Reichssportblatt 1934, Nr. 1, S. 8)
„Nun kann der Reichssportführer der leibestüchtigen deutschen Jungmannschaft, die vom Führer geschlossen seinem Befehl unterstellt ist, das Kommando erteilen: Im Gleichschritt marsch! Richtung: Der deutsche olympische Festplatz, die ‚Adolf-Hitler-Kampfbahn’ zu Berlin“ (Dokument Nr. 6, S. 115: Im Gleichschritt – marsch! in Deutscher Fußball-Sport 1934, H. 1, S. 4).
„Es geht bei den Olympischen Spielen um mehr als um einige Zentimeter oder Sekunden, in diesen friedlichen erbitterten Kämpfen wird ein Stück deutscher Ehre gewogen… Damit erwächst allen Volksgenossen die Pflicht, die Nationalehre gemeinsam zu verteidigen…Unter den Augen unseres verehrten Führers wird das olympische Geschehen auf dem Reichssportfeld im Erntemond 1936 abrollen“ (Dokument Nr. 8: Olympia eine nationale Aufgabe, in Deutsche Turnzeitung 1935, Nr. 25, S. 2).
„Das gewaltige Denkmal lebenden Sportvolks wird von den braunen und schwarzen Uniformen des Dritten Reiches rechts und links umschlossen. Davor steht, die Glocke des Stahlhelms über dem flammenden Auge und die klirrende Wehr in der Hand, die Wehrmacht. Ein Staat der Ehr’ und der Wehr umgibt seine junge Volkskraft mit den Kolonnen seiner Soldaten. Das war in Wahrheit die Geburtsstunde des deutschen Reichsbundes für Leibesübungen…“ (Dokument Nr. 9, S. 118: Deutscher Reichsbund für Leibesübungen, in Sport und Staat des Reichssportführers, Bd. 2, Berlin 1937, S. 126)
„In der Geschichte des Sports wird einmal ein Griffel einschreiben, dass keine Mühe, kein Schwindel und keine Schwierigkeit, ja nicht einmal ein sibirischer Winter einem tapferen und harten Geschlecht des Leibeserziehungsauftrag des Führers zu entwinden vermochten…“ (Dokument Nr. 11, S. 120: „Und wenn der ganze Schnee verbrennt“, in NS-Sport 1940, Nr. 5, S. 1).
„Der Führer sprach: ‚Der heute beginnende Kampf entscheidet das Schicksal der deutschen Nation für die nächsten tausend Jahre.’ – Ein Wort ungeheuerlich! – wie aus den Wolken zu uns herab gesprochen… Hört ihr das Rauschen eines neuen Jahrtausends? Mit rollenden Rädern und donnernden Motoren, mit hastenden Kolonnen und jagenden Geschwadern zieht es herauf. Deutschlands Soldaten tragen seine Fahnen… Und die Heimat ist wie ein Dom betender Hände, um das Tagwerk der Waffenschmiede gekrampft, eisernen Glaubens und fiebernden Herzens dem willen Ergeben, dieser Front wert zu sein…“ (Dokument Nr. 12, S. 121: Der Schritt in die Entscheidung, in NS-Sport 1940, Nr. 20, S. 1).
„Nein, mein Sohn, glaube mir, es geschieht in dieser Welt nichts unverdient… Unser Führer hat alles, was gut und groß in unseren Herzen war, alles, was an Tapferkeit und Adel in unserem Volke lebte, gesammelt und gleichgerichtet“ (Dokument Nr. 13, S. 121: Bekenntnisse in Flandern, NS-Sport 1940, Nr. 23, S. 1).
„Wenn jemals Menschen das Lächeln der Güte und des Friedens im Wesen Adolf Hitlers erkannt haben, dann waren wir es, Deutschlands Turner und Sportler. Uns hat er herausgeschickt als Boten der Verständigung, als Künder das wahren Geistes des nationalsozialistischen deutschen Volkes…“ (Dokument Nr. 14, S. 122: Die Flügel des Schicksals, in NS-Sport 1940, Nr. 25, S. 1).
„Es ist überwunden, das Wort Stalingrad… Aus dem Opfer derer, die getreu bleiben bis zum Tode, wuchsen ein unerschütterlicher Glaube und eine heilige Bereitschaft… Und was ist nun mit dem Sport? Darauf antworten wir: Er wird jetzt erst recht seine Pflicht tun… Wir haben nie etwas anderes gewollt und getan, als in letzter Zielsetzung der lebendigen Kraft des Volkes zu dienen… Je stärker die körperliche und charakterliche Kraft des Volkes belastet wird, umso mehr muss sie aus den Quellen der Leibesübungen neu gespeist werden“ (Dokument Nr. 15, S. 123: Das Gelöbnis, in NS-Sport 1943, Nr. 7, S. 1).
„Auch auf diesem größten Kampfplatz der Erde entscheidet zuletzt das stärkere Herz. An dieses eherne Herz des deutschen Volkes hat Dr. Goebbels in seiner Sportpalastrede appelliert…: ‚Was dem Sport dient, was seine Kampf- und Arbeitskraft erhält, stählt und vermehrt, das ist gut und kriegswichtig… Das gilt auch für den Sport.’ … Turnen und Sport sind also nicht Selbstzweck. Sie dienen der Heranbildung kerngesunder Leiber und harter Charaktere’, wie der Führer einmal gesagt hat… Und nun wollen wir an die Arbeit gehen, so wie wir noch nie gearbeitet haben…“ (Dokument Nr. 16, S. 124: Vor dem Forum des Volkes, in NS-Sport 1943, Nr. 9, S. 51).
„Im Kriege haben die Leibesübungen das einzige Ziel, der Kampfkraft und der Siegesentschlossenheit der Nation zu dienen. Je härter die Forderungen des Krieges werden, um so unbedingter unser Wille, die letzte Entscheidung im deutschen Sinn zu erzwingen“ (Dokument Nr. 17, S. 125: Unser Glaube an den Sieg, in NS-Sport 1943, Nr. 27, S. 1).
„… In Stunden der Gefahr aber gehört dieser von Jahn gewollte ganze Mensch dem Volksheer. Es hat ihm nun mehr zu geben als nur einen geübten Körper… Als der Volksaufstand losbricht, bleibt daher auch nicht ein einziger waffenfähiger Gefolgsmann Jahns daheim… Je härter die Anforderungen der Zeit werden, umso bewusster und uneingeschränkter treten wir in den Dienst des totalen Krieges“ (Dokument Nr. 18, S. 126: Lebendige Vergangenheit, in Nachrichtenblatt des Reichssportführers 1944, Nr. 21, S. 1).
„… Wir sind mit dem Führer nicht nur verbunden, weil wir sein deutsches Glaubensbekenntnis mit ihm teilen, …, auch der Mensch Adolf Hitler hat unser Herz gefangen und unsere Liebe gewonnen. Das Eingreifen Adolf Hitlers in den deutschen Sport … hat vielmehr schlechtweg geschichtliche Ausmaße! … Im fünften Jahre des Krieges trägt dieser Mann nun die ungeheure übermenschliche Last der höchsten Verantwortung für Leben oder Sterben seines Volkes … Das Schicksal verbietet uns alle Worte. Dafür brennt in unserem Herzen der Glaube an ihn umso heißer“ (Dokument Nr. 19, S. 127, Der Führer und die Leibeserziehung, in NS-Sport 23.4.1944, S. 1).
„… Wir beginnen das neue Jahr in dem Bewusstsein, dass der deutsche Sport noch nie in umfassenderem und tieferen Sinn gelebt hat, als in dem vergangenen Jahr… Sowohl in der Einstellung der obersten Führung des deutschen Reiches zum Sport, wie in der Leistung des Sports selbst… Die Männer und Frauen des deutschen Sports aber haben sich dieses höchsten Werturteils ihrer Staatsführung wert gezeigt. Sie haben den Sport als Kraftquell der Nation selbst dort am Fließen gehalten, wo er buchstäblich durch Bomben und Granaten verschüttet zu werden drohte. Kraft und Zuversicht sind in der dunkelsten Phase dieses Krieges auch vom Sport ausgestrahlt, und sie werden es weiter tun…“ (Dokument Nr. 20, S. 128: Ein geschichtliches Urteil, in Nachrichtenblatt des Reichssportführers 1945, Nr. 1, S. 1).
„Jetzt, wo die Erhaltung der Existenz unseres Volkes des riesigen Kampfes letztes Ziel und tiefster Sinn ist, werden die körperliche Ertüchtigung und die lebensbejahende Leibeserziehung zu einer vom Schicksal selbst diktierten Notwendigkeit. Nie ist dem Sport eine größere Zukunftsaufgabe gestellt, die unsäglichen Schäden an Leib und Seele wieder gutzumachen…“ (Dokument Nr. 21, S. 129: Um die Erhaltung unseres Volkes, in Nachrichtenblatt des Reichssportführers, März 1945)
Es darf in Erinnerung gerufen werden, dass Diem in seinem „Persilschein“ Mengdens historische Verdienste würdigte: ihm „sittliche Lauterkeit“ bescheinigte, ihn als „anständigen Konservativen“ klassifizierte – und dass Mengden als anfänglich überzeugter Nationalsozialist schließlich „Hohlheit und Lüge“ durchschaut hätte!!!
Und nach diesen Zitaten bis März 1945 muss man sich vor Augen halten, dass dieser hohe NS-Sportfunktionär und Faschist bis zum bitteren Ende sofort wieder – von anderen Alt-Faschisten – voll in das Sport- und Verbandswesen der Bundesrepublik integriert wurde und unter Pseudonym die Blaupause für die Olympischen Sommerspiele 1972 ablieferte. Das war mit Sicherheit kein Zufall.
Siehe auch NS-Sportfunktionäre
Quellen:
Adolfs Rekruten, in Der Spiegel 41/1971
Benz, Wolfgang, Handbuch des Antisemitismus, Band 2/1,2: Personen, Berlin 2009
Bernett, Hajo, Guido von Mengden, „Generalstabschef“ des deutschen Sports, Berlin 1976
Rode, Jan C., Willi Daume und die Entwicklung des Sports in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1945 und 1970, Göttingen 2010
Schäfer, Ralf, Mengden, Guido von, in Benz, Wolfgang, Handbuch des Antisemitismus, Band 2/1,2: Personen, Berlin 2009
Wikipedia
http://www.hall-of-fame-sport.de
www.rrk-online.de