Zum Inhalt springen

NBC

Der Fernsehsender NBC war von 1986 bis 2009 ein Tochterunternehmen des Konzerns General Electric. Im Dezember 2009 wurden 51 NBC-Prozent für 13,75 Milliarden Dollar vom Kabelkonzern Comcast übernommen (spiegelonline 3.12.2009).

NBC überwies seit 1988 viele Milliarden Dollar an das IOC für die > Fernsehrechte der Olympischen Spiele. NBC spendete eine Million Dollar für das 1993 eröffnete > Olympische Museum, ein Lieblingsprojekt von IOC-Präsident > Samaranch. Bis heute überträgt NBC die Olympischen Spiele – dies dürfte für den derzeit schwindenden finanziellen Erfolg sorgen, denn NBC liegt hinter CBS, ABC und Fox nur noch auf Platz 4 der großen Fernsehsender.

1994 wurde der Sport-Vizepräsident von NBC, Alex Gilady, von Samaranch persönlich ins IOC geholt. Folgerichtig erwarb NBC 1995 die Rechte für 2004, 2006 und 2008. Die Verträge laufen derzeit bis London 2012.

NBC bezahlte für Sydney 2000 und Salt Lake City 2002 1,25 Milliarden Dollar und schloss im Juni 2001 mit dem IOC Fernsehverträge für zwei Sommer- und zwei Winterspiele (an damals noch unbekannten Orten) über 2,3 Milliarden Dollar ab. NBC bezahlte dem IOC im gesamten Zeitraum 2000 bis 2012 rund 5,7 Milliarden Dollar, allein für die Spiele Vancouver 2010 und London 2012 2,1 Milliarden US-Dollar. 2014/2016 sollen die Fernsehrechte laut Planungen des IOC trotz Wirtschaftskrise gern noch etwas teurer werden.

Im Herbst 2011 erwarb NBC die Rechte an den Olympischen Spielen 2014 bis 2020 für die Summe von 4,4 Milliarden US-Dollar (SZ 1.12.2011). Und für die Rechte 2021 bis 2032 bezahlte NBC 7,65 Milliarden Dollar an das IOC (spiegelonline 7.5.2014).

Nachtrag Februar 2014
Von den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi berichtete NBC auf fünf Spartenkanälen 1.500 Stunden lang und im Internet 1.000 Stunden. „775 Millionen US-Dollar hatte NBC für die Übertragungsrechte bezahlt und dazu noch einmal 100 Millionen Dollar in die Produktion investiert. Nach eigenen Angaben hatte das Unternehmen bereits kurz vor Ende der Spiele mehr als 800 Millionen Dollar eingenommen“ (Schmieder 25.2.2014)

Nachtrag Mai 2014: Der IOC-Konzern sahnt ab
„Das IOC hat die TV-Rechte in den USA für die Rekordsumme von 7,65 Milliarden Dollar verkauft. Der neue Vertrag mit NBC läuft vom Jahr 2021 bis 2032“ (IOC schließt Rekord-Deal mit NBC ab, in spiegelonline 7.5.2014). 2011 schrieb das IOC die TV-Rechte aus, was einen Bieterwettstreit zwischen Disneys ESPN/ABC und Fox Sport von der News Corp. mit NBC auslöste. Diesmal schrieb der IOC-Konzern die TV-Rechte nicht aus, sondern „verhandelte still und heimlich mit dem Fernsehsender seit November 2013 über eine Verlängerung“ (Armour 7.5.2014). IOC-Präsident Bach dazu putzig: „Dieser Deal dreht sich nicht nur ums Geld. Wir denken langfristig im IOC“ (Ebenda).
Der IOC-Konzern denkt eben langfristig ans Geld.

Nachtrag Juli 2015: Boston 2024 zieht zurück – und die Folgen
Dass Chef-Olympionike Thomas Bach von den USA einen Alternativvorschlag zu Boston geradezu erwartet, liegt auf der Hand, denn das IOC hat die amerikanischen und europäischen Fernsehübertragungsrechte für die insgesamt vier Winter- und Sommerspiele der Jahre 2018 bis 2024 an die US-Sender NBC und Discovery verkauft – für sagenhafte 6,3 Milliarden Dollar. NBC zahlt 4,9 Milliarden, die Discovery-Gruppe, zu der der Spartensender Eurosport gehört, 1,4 Milliarden Dollar. Die Beträge sind vor allem für NBC kaum durch Werbung refinanzierbar, wenn alle vier Spiele außerhalb der USA und womöglich in ganz anderen Zeitzonen stattfinden“ (Hulverscheidt 29.7.2015).

Nachtrag August 2016: Rio 2016 – Die Spiele von NBC (I)
„Es ist bei uns tief in der Nacht, wenn in den Staaten die Primetime-Programme über die Flats flimmern. Beginnt in Big Apple zwischen 19.30 und 21.00 Uhr die sogenannte „peak time“ mit den höchsten Einschaltquoten, schickt hierzulande selbst Domian die letzten Nachtschwärmer um 02.00 gen Bettlager. Nicht neu, dass es zu Zeiten von Großveranstaltungen wie Olympia seit Jahrzehnten einer Mammutaufgabe gleicht, die Sportübertragungen gerecht aufzuteilen. Jeder kontinentale Markt möchte einen Teil vom quotenstarken Kuchen abbekommen. Indes bekommt nur die USA wirklich, was sie will. (…) Am 5. August 2016 werden die Olympischen Spiele offiziell im Maracanã-Stadion eröffnet. Das Erste überträgt von 23:40 Uhr bis ca. 5:00 Uhr live. Eine stattliche Uhrzeit, die der fünfstündigen Zeitverschiebung zwischen Rio de Janeiro und Mitteleuropa geschuldet ist. Als die Eröffnungen 2008 in Peking oder 2012 in London um 20 Uhr Ortszeit starteten, liefen die Live-Übertragungen im Ersten zur frühen Nachmittagszeit (Peking) oder in der besten Primetime (London). Hehres Wunschdenken für Olympia 2016, denn entscheidend ist: Zwischen Rio und New York liegt nur eine Stunde Zeitunterschied und die Eröffnungsfeier, sowie auch der gesamte Rest der olympischen Spiele, wird maßgetreu an den US-Markt angepasst. Weil NBC zuletzt mehr als sieben Milliarden US-Dollar für die Spiele bis 2032 auf den Tisch gelegt hat, befinden sich die finanzstärksten Argumente auf US-Seite. Allein die olympischen Spiele in Rio waren den Amis gut 1,3 Milliarden Dollar wert. (…) NBC erwirbt daher seit 1988 ununterbrochen die Rechte für Olympia – ein Ereignis von Welt, bei dem es Rekorde hagelt und die besten Leistungssportler des Planeten im Wettstreit um begehrte Medaillen an ihre Leistungsgrenzen gehen. (…) Leistungsgrenzen sind im Bereich des Spitzensports eine Sache von Millisekunden – da gibt schon mal die Tagesform den Ausschlag oder der Zeitpunkt des Wettkampfstarts. Letzterer wird in diesem Jahr für viele Sportler, insbesondere die Schwimmer und Schwimmerinnen, zum Zwecke einer quotenstärkeren TV-Ausstrahlung verschoben. (…) Um seinem Publikum die beliebtesten Finalentscheidungen in der Primetime vor die Nase setzen zu können, hat NBC Wettbewerbsverschiebungen von teilweise mehr als fünf Stunden erzwungen. Ein grandioser Erfolgscoup für den US-amerikanischen TV-Sender: Über eine Milliarde US-Dollar konnte NBC bereits für Werbebuchungen einstreichen, und dies ist erst der Anfang der Fahnenstange, denn die Werbeslots sind längst nicht ausgebucht. Mehrere Platzierungen zur Primetime seien noch verfügbar, erklärte der Sender erst kürzlich“ (Sowa, Steen, Olympia im TV: In den Klauen der NBC, in tvspielfilm.de, 2.8.2016).

Nachtrag August 2016: Rio 2016 – Die Spiele von NBC (II)
„NBC hat für die Übertragung der Olympischen Spiele von 2014 bis 2018 insgesamt 4,38 Milliarden Dollar bezahlt – und später für weitere 7,75 Milliarden Dollar bis ins Jahr 2032 verlängert. Das Unternehmen ist Hauptgeldgeber des IOC und deshalb mit dem Selbstbewusstsein ausgestattet, in den USA die Deutungshoheit über Olympia zu haben. Und beim IOC auch ein wenig dabei mitreden zu dürfen, wer wann durchs Stadion läuft oder ins Schwimmbecken hüpft. (…) Gegen Ende der Spiele in Russland dann interviewte Costas den IOC-Präsidenten Thomas Bach. (…) Er musste nicht ausweichen, er durfte routiniert und ohne überraschenden Zwischenhieb parieren. Sie hatten da lange Zeit eine richtig nette Ich-tue-dir-nichts-du-tust-mir-nichts- Vereinbarung: NBC bekam den Präsidenten exklusiv und durfte sogar pikante Fragen stellen. Der kannte diese vermeintlichen Angriffe, konnte sich vorbereiten und durfte souverän und authentisch wirken. (…) Es geht um nichts weniger als um die Relevanz des Fernsehens bei diesen Olympischen Spielen. Und darum, wer die Deutungshoheit über dieses Ereignis bekommt. NBC hat Stars der Social-Media-Szene verpflichtet, die zusammen auf 120 Millionen Abonnenten kommen. Es wird einen eigenen Kanal auf Snapchat geben, dort und auch auf dem hauseigenen Streamingservice wird die Eröffnung dann auch live gezeigt. Insgesamt will NBC auf allen Kanälen 6755 Stunden Olympia-Programm senden, zur Not auch den Sieg eines Sportlers aus Madagaskar, oder den Einmarsch der deutschen Sportler in ihren neuen Kleidern. ‚Die Fernsehzahlen werden kaum sinken, die im Internet deutlich steigen – das werden die profitabelsten Spiele unserer Geschichte‘, sagt NBC-Chef Steve Burke, der mit Werbeeinnahmen von mehr als 1,2 Milliarden Dollar rechnet. NBC sucht nach Relevanz in dieser neuen Welt. Ein paar Elemente aus vergangenen Zeiten dürfen dennoch nicht fehlen – was dem IOC gefallen dürfte. Wenn es Abend wird in Rio, wird im US-Fernsehen Bob Costas, 64, zu sehen sein. Am Ende der Spiele, da wird Thomas Bach, 62, vorbeischauen und ein paar Fragen beantworten. Vielleicht wird Wladimir Putin zugeschaltet und darf die Dopingpolitik seines Landes ausführlich und ohne Zwischenfrage erklären“ (Schmieder, Jürgen, Nach dem E wird umgeschaltet, in SZ 5.8.2016; Hervorhebung WZ).

Nachtrag August 2016: Keine Spiele für NBC?
„Der olympische Glanz zieht die Heerscharen offensichtlich nicht mehr in Massen an wie das Licht die Motten. Und das gilt nicht nur für die rezessionsgeplagten Gastgeber. NBC, für das IOC einer der wichtigsten TV-Sender, meldet für die Eröffnungsfeier beunruhigende Zuschauerzahlen: Im Vergleich zu London vor vier Jahren schalteten 35 Prozent weniger US-Amerikaner ein“ (Hofmann, René, Bedrohliche Schieflage, in SZ 8.8.2016).

Quellen:
Armour, Nancy, NBC Universal pays $ 7,75 billion for Olympic through 2032, in usatoday.com 7.5.2014
Aumüller, Johannes, Hofmann, René, „Wir öffnen Horizonte“, in SZ 25.2.2014
Die Welt hier drinnen, in SZ 6.8.2008
Hulverscheidt, Claus, „Die ideale Olympia-Stadt“, in SZ 29.7.2015
IOC schließt Rekord-Deal mit NBC ab, in spiegelonline 7.5.2014
Kabelriese Comcast schluckt NBC Universal, in spiegelonline 3.12.2009
Keil, Christopher, Geld gegen Gemeinschaft, in SZ 4.12.2008
Kistner, Thomas, Rache für Chikago, in SZ 5.10.2009
Kistner, Thomas/Weinreich, Jens, Der olympische Sumpf, München 2000
Kistner, Thomas, Gernandt, Michael, Hofmann, René, Drei, auf die es ankommt, in SZ 1.12.2011
Schmieder, Jürgen, Live aus der Seele der Athleten, in SZ 25.2.2014
Weinreich, Jens, IOC verdient mit Olympia 4,5 Milliarden Dollar, in SZ 6.8.2008
Wikipedia