Die Rolle des Ringier-Konzerns bei „Graubünden 2022“
Sven Zehnder, Angestellter bei der Sportvermarktungsagentur Infront Ringier, „amtiert gleichzeitig als Generalsekretär des Bewerbungskomitees. Dort bestreitet man, dass Steuergelder zu Ringier fließen… Anders tönt es bei Ringier. Ein Sprecher sagt, der Verein beziehe ‚bei Bedarf weitere Dienstleistungen bei Finanzen, Recht und Administration“ (Hanimann 14.2.2013).
Ueli Maurer und Ringier-CEO Marc Walder trafen sich beim World Economic Forum in Davos zum Arbeitsfrühstück, um „den Untergang von Graubünden 2022 zu verhindern“ (Spieler 3.2.2013) bzw. „Thema: Wie kann ein Fiasko bei den Abstimmungen im Kanton Graubünden abgewendet werden? (Landolt 7.2.2013). Maurer und Walder riefen daraufhin die „Freunde von Graubünden 2022“ ins Leben.
Ringiers „Freunde von Graubünden 2022“
Ueli Maurer und Ringier-CEO Marc Walder trafen sich beim World Economic Forum in Davos zum Arbeitsfrühstück. “Thema: Wie kann ein Fiasko bei den Abstimmungen im Kanton Graubünden abgewendet werden? Maurer und Walder riefen daraufhin die “Freunde von Graubünden 2022″ ins Leben, eine Gruppe von hundert Prominenten. Praktisch: Langlaufstar Dario Cologna, neben Simon Ammann und Blick-Kolumnist Bernhard Russi einer der drei Erstunterzeichner, lässt sich von Infront Ringier managen” (Ebenda).
Die Zeitschrift Blick fällt durch ihre “besonders euphorische Olympia-Berichterstattung” auf: “Die Blick-Leser sollten sich in Lillehammer ein Bild vom Vermächtnis der Winterolympiade 1994 machen. Mangels Interesse musste die Reise abgesagt werden” (Ebenda).
Eine Gruppe von hundert Prominenten aus Sport, Kultur und Wirtschaft soll das Scheitern der Bewerbung Graubünden 2022 verhindern. Motto: Sportler und Prominente und Wirtschaftskapitäne werben für Sportfunktionäre. Unrealistisches Versprechen: „Im Kanton Graubünden kommt es weder zu einer Verschuldung noch zu Steuererhöhungen“ (Ebenda). Die Initianten propagieren die „Vision eines zukunftsgerichteten, nachhaltigen und finanziell vernünftigen Projektes Graubünden 2022“ (Federer 9.2.2013).
Ob die Propagandisten das selbst glauben?
Mit dabei u. a. UBS-Chef Sergio Ermotti, WEF-Gründer Klaus Schwab und Swiss-Life-Präsident Rolf Dörig (bernerzeitung.ch 3.2.2013).
„Praktisch: Langlaufstar Dario Cologna, neben Simon Ammann und Blick-Kolumnist Bernhard Russi einer der drei Erstunterzeichner, lässt sich von Infront Ringier managen“ (Ebenda; der frühere Skirennläufer Russi ist verantwortlich für den Pistenausbau in Sotchi 2014).
Ungeteilte Zustimmung erfolgte in dem Artikel „Promis werben für Olympia im Bündnerland“ in blick.ch 8.2.2013. Die Zeitschrift Blick fällt durch ihre „besonders euphorische Olympia-Berichterstattung“ auf: „Die Blick-Leser sollten sich in Lillehammer ein Bild vom Vermächtnis der Winterolympiade 1994 machen. Mangels Interesse musste die Reise abgesagt werden“ (Landolt 7.2.2013).
Ringier nicht unabhängig.
“Der vergangene 17. Februar war speziell. Es war der einzige Tag in diesem Monat, an dem weder «Blick» noch «Blick am Abend», «Sonntags-Blick» oder «Blick Online» über die Bündner Olympia-Kandidatur geschrieben haben. An allen anderen Tagen haben die Ringier-Zeitungen bisher über 30 Artikel zum Thema publiziert. Dass nationale Zeitungen eine kantonale Abstimmung dermassen eng begleiten, ist beispiellos… Die Ringier-Kampagne gipfelte am vergangenen Dienstag in einem ganzseitigen Kommentar von «Blick»-Sportchef Felix Bingesser mit dem schlichten Titel «OlympJA», der damit gleichzeitig implizit Werbung für ein gleichnamiges Olympia-Pro-Komitee machte. Eine Inserateseite im «Blick» hätte das Komitee 25 300 Franken gekostet” (Nicolussi 23.2.2013).
Autor Nicolussi zeigte auch die wirtschaftlichen Interessen von Ringier auf:
– die Verbindung zur Sportvermarktungsagentur Infront Ringier mit der Aussicht auf Millionenbeträge über das Erstverhandlungsrecht bei der Vermarktung der Olympischen Spiele;
– die Person Sven Zehnder, der wie oben erwähnt gleichzeitig Infront Ringier-Berater und Generalsekretär von “Graubünden 2022″ ist;
– Ringier-CEO Marc Walder, der mit Maurer die “Freunde von Graubünden 2022″ initiierte;
– das Ringier-Heft “Schweizer Illustrierte”, in dem “100 Schweizer für Olympia” präsentiert wurden (Ebenda). Der Alt-Nationalrat Andrea Hämmerle kritisierte: “Die ‘Schweizer Illustrierte’ hat die Prominenz aus Business und Sport zu Olympia 2022 viele Seiten lang zu Wort kommen lassen – ein einziges Loblied, kaum ein kritischer Satz. Das ist unverschämt, für Ringier aber wohl ein lukratives Geschäft” (Handschin 20.2.2013).
Quellen:
Federer und Co. werben für Olympia, in suedostschweiz.ch 9.2.2013
Handschin, Ueli, Hämmerle: “Graubünden ist im Ausnahmezustand”, in Die Südostschweiz 20.2.2013
Hanimann, Carlos, Ueli Maurer fährt ins Durcheinandertal, in www.woz.ch 14.2.2013).
Landolt, Christoph, Propagandawalze über dem Bündnerland, in Weltwoche 7.2.2013
(Nicolussi, Ronny, Einseitiger Blick auf Olympia, in nzz.ch 23.2.2013
Spieler, Martin, 100 Namen für ein Ja, in sonntagszeitung.ch 3.2.2013
Stars sollen Olympiakandidatur zum Durchbruch verhelfen, in bernerzeitung.ch 3.2.2013