Hochsicherheitstrakt Olympische Spiele etc.
Seit 2001 gestalten Olympische Spiele ihr Umfeld als Hochsicherheitstrakt. Seitdem werden zehntausende von Soldaten, Polizisten und privat organisierten Sicherheitskräften herangezogen. Die Kosten stiegen bei Vancouver 2010 auf über 700 Millionen Euro und bei London 2012 auf über 1,3 Milliarden Euro, Tendenz weiter steigend.
Für London 2012 hatte es Nick Buckles‘ Firma G4S nicht geschafft, 10.400 Sicherheitsleute zur Verfügung zu stellen. Die britische Arme sprang – wie schon so oft bei London 2012 – ein.
Buckles’ Firma G4S hat 657.000 Mitarbeiter und macht 7,7 Milliarden Pfund Umsatz (Oldag, Andreas, Im Endspurt gestrauchelt, in SZ 26.7.2012). Das ist der Trend: Spätestens nach den Anschlägen auf die Twin Towers vom 11.9.2001 ist das Sicherheits-Business ein schnell wachsender Industriezweig. Gated Communities, Sicherheitszäune, Wachpersonal – die Reichen fühlen sich bedroht.
Je brutaler de Reichen die soziale Ungleichheit gestalten, umso mehr Grund werden sie für diese Angst haben.
Der Fachbuch-Autor Stephen Graham: “Zu beobachten ist, wie städtische Zonen in Großbritannien und den USA in eine Art Green Zone verwandelt werden, mit Checkpoints und Verteidigungszäunen… Die klassische Rüstungsindustrie erfährt einen Niedergang. Aber nun verschmilzt sie mit IT-Unternehmen, Kommunikationsfirmen, privaten Sicherheitsdienstleistern, universitärer Forschung und Biotechnologie zum großen Komplex des Heimatschutzes (Homeland Security), basierend auf einer äußerst vagen Idee von Sicherheit, die insbesondere von den USA und Israel durchgesetzt wurde, deren Unternehmen die Märkte zum Beispiel für Drohnen beherrschen. Ich befürchte, dass wir am Ende unsere eigenen Städte in Festungen verwandeln, nur um Produkte und Dienste an autoritäre Regime im Rest der Welt verkaufen zu können. Ein sehr problematisches Modell” (Pohlisch, Oliver, “Die Bedrohung wird vorweggenommen”, in taz.de 4.8.2012).
Die olympische Bewegung hat ihren Teil für die Erhöhung der Sicherheits-Kosten bewusst beigetragen. Dabei setzt sie die Kosten, die durch ihre Gladiatorenspiele entstehen, jedesmal zu niedrig an und nötigt dann mit dem Herannahen der Olympischen Spiele das Austragungsland zu immer höheren Ausgaben.
Ein Beispiel: Fußball-WM 2014 in Brasilien mit 170.000 Sicherheitskräften
In der SZ schrieb Thomas Kistner zur WM 2014: “Ein Heer aus 170.000 Militärs und Polizisten stellt die Regierung mit Hilfe französischer Polizeiexperten für den Vorstadt-Nahkampf auf die Beine; konservativen Politikern in Brasilia erscheint die Gelegenheit günstig, gleich auch die Anti-Terror-Gesetzgebung im Land zu verschärfen. (…) Nur noch 52 Prozent der Brasilianer stehen laut Institut Datafolha hinter der WM; gestiegen sei die Zahl der WM-Gegner von anfänglich zehn auf den Höchststand von 38 Prozent” (Kistner, Thomas, Countdown vorm Showpalast, in SZ 5.3.2014).
– Sport-Großereignisse fördern Überwachung. Von den Vorbereitungen der Fußball-WM 2014 in Brasilien berichtete Jonas Reese im Deutschlandfunk. Eigens wurde eine militärische Spezialeinheit gegründet, um mögliche Unruhen einzudämmen. Allein die neue Kommandozentrale in Rio kostete 200 Millionen Euro. Der Gouverneur Sergio Cabral ist stolz: “Auf Cabrals Monitor blinken Streifenwagen, Feuerwehr und Krankenwagen in Miniaturansicht, Einsatzorte leuchten rot auf, Verkehrsstaus, Unfälle – eine Stadt wie im Computerspiel. Dieses Nationale Kontrollzentrum ist das Herzstück des Sicherheitskonzepts von Brasilien für die kommenden Großereignisse, WM und Sommerspiele” (Reese, Jonas, Sicherheitsnetz für Brasilien, in deutschlandfunk.de 2.3.2014).
Rund eine Milliarde Euro soll die Sicherheit bei der WM 2014 kosten. So entsteht rund um Sport-Großereignisse wie Fußball-WM und Olympische Spiele eine spezialisierte Sicherheitsindustrie – auch im Gefolge des Anschlags vom 11.9.2001. “Die Sommerspiele in Barcelona 1992 haben zum Beispiel offiziell 48 Millionen Euro für Sicherheit ausgegeben. London 20 Jahre später rund eine Milliarde. Unter der Marke von eine Milliarde Euro sind seit Athen 2004 überhaupt keine Spiele mehr geblieben” (Ebenda). Bei Sotschi 2014 rechnete man auch mit Kosten für Sicherheit von einer Milliarde Euro – wobei die russische Regierung keine offiziellen Zahlen herausrückte. Hinzu kommt, dass Sport-Großereignisse den Vormarsch von Überwachungstechniken befördern oder erst möglich machen: “Groß-Events schaffen oft günstige Bedingungen, um Sicherheits- und Überwachungstechnologien zu installieren, die ansonsten vielleicht schwerer durchzusetzen wären. Allein in der Metropole Sao Paulo etwa wird sich die Zahl der Überwachungskameras in der Innenstadt im Vorfeld der WM von 50 auf 1500 verdreißigfachen” (Ebenda).
Und wer bezahlt für diese Sicherheitsmaßnahmen: Die Öffentliche Hand – und nicht die Verursacher Fifa, IOC, Internationale Sportverbände…